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Nach über zwei Jahren präsentiert sich die Art Karlsruhe neu sortiert, aber anscheinend kriterienarm wie eh und je, so der Eindruck von Daniela Gregori für Artmagazine: „Es herrscht das vertraute Durcheinander, dafür hat man die Schwerpunkte der einzelnen Hallen geändert, was beim Eröffnungspublikum nicht überall gut angekommen ist, weil es für eine gewisse Orientierungslosigkeit der Stammgäste sorgte. Die Stimmung ist ansonsten heiter, was auf der Seite der Galerien daran liegen mag, dass Fördergelder des Bundes an die Messe direkt an die Galerien als reduzierte Standmiete weiter gegeben wurden. Für die Galerie Friese (Berlin) hat das dem Vernehmen nach auch die Entscheidung, mit Ambra Durante eine sehr jungen Künstlerin ein One-Artist Koje zu widmen, begünstigt. Ihre kleinteilig ausgebreiteten Bildschichten auf allerlei, teils wieder verwendeten, Papieren sind eine gelungene Messepremiere der im Jahr 2000 geborenen Künstlerin. Was man von der Wahl der Galerie für einen der Skulpturenplätze weniger behaupten kann. steh auf europa', mag Aufforderung wie Bekenntnis sein, doch ahnt man, dass Ottmar Hörls güldene Stehaufweibchen' in Zukunft lieber einige Orte zu viel 'amutig, weiblich, selbstbewusst' (lt.Bestellfolder) mit ihrer instabilen Präsenz verschönern werden.“
In der FAZ resümiert Brita Sachs: "Die Art Karlsruhe untermauert abermals ihren Ruf, für ein solides, fast jedes Budget bedienendes Angebot zu stehen. Doch sind weder deutliche Niveauschwankungen zu übersehen noch – bei aller Subjektivität des Begriffs – einige Portionen Edelkitsch."
Die Masterpiece in London behaupte sich gut zwischen Art Basel, Tefaf und Brafa, stellt Vivienne Chow bei Artnet fest: „Die starke Präsenz asiatischer Besucher, vor allem Mandarin und Kantonesisch sprechender Kunstliebhaber, könnte ein Ergebnis der Vorarbeit der Messe in Hongkong sein, so [ Geschäftsführerin Lucie] Kitchener. Nachdem sie vor fast fünf Jahren von der Art Basel-Muttergesellschaft MCH übernommen wurde, versuchte Masterpiece London aktiv, über Hongkong, wo die Art Basel ihre asiatische Ausgabe veranstaltet, nach Asien zu expandieren. Die Londoner Messe ging eine Partnerschaft mit Fine Art Asia ein und war 2019 in Hongkong präsent, als die Proteste ihren Höhepunkt erreichten. Die düsteren wirtschaftlichen Aussichten, die durch den jüngsten Abschwung an den Aktienmärkten und die steigende Inflation verursacht wurden, schienen sich kaum auf die Messe auszuwirken, insbesondere nicht auf die Verkäufe moderner Namen und historischer Werke.“
Die aktuelle documenta mag eine noch so große Marktferne verkörpern, Johann König wäre nicht Johann König, würde er nicht auch diese Gelegenheit zu Marketingzwecken nutzen. Seine neueste Aktion auf seiner Online-Plattform misa.art beschreibt Anna Sansom bei Artnet: „Unter dem Titel '100 Tage, 100 Werke - Documenta-Künstler (wieder)entdeckt' wird an jedem Tag der Kasseler Ausstellung, die noch bis zum 25. September läuft, ein Kunstwerk zum Verkauf angeboten. Die Werke, die von Gemälden und Skulpturen bis hin zu Zeichnungen und Druckgrafiken reichen, werden sowohl von den Künstlern selbst als auch von Sammlern angeboten, um sowohl den Primär- als auch den Sekundärmarkt zu erschließen.“
Auf den Auktionen boomt frische Spekulationsware, und viele wollen etwas von dem Kuchen abhaben, nicht zuletzt die Künstler, die bei diesen Zweitverkäufen leer ausgehen. Gar nicht mal so neue Lösungsvorschläge für ein altes Problem trägt John Gapper für die Financial Times zusammen: "Für die meisten Künstler wäre das ein Luxusproblem - sie haben oft schon Mühe, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, während kleinere Galerien den Zugang nicht rationieren müssen. Aber selbst am oberen Ende der Skala stellt sich zunehmend die Frage, ob eine solche Preiskontrolle der richtige Weg ist, um Künstler zu schützen. Vielleicht sollte der Markt radikal geöffnet werden, wobei die Künstler Anteile an den Werken halten und bei jedem Verkauf profitieren. Anstatt zu versuchen, die Spekulation zu stoppen, sollten sie auf der Welle reiten.“ Dabei versucht der Autor mehrere sich gegenseitig ausschließende Ansprüche unter einen Hut zu bringen: Spekulation soll unterbunden werden, Künstler sollen an Wiederverkäufen beteiligt werden und wie Unternehmer denken, während die meisten von ihnen ohnehin keinen nennenswerten Sekundärmarkt haben, und Kunstwerke sollen wegen ihres künstlerischen und nicht wegen ihres monetären Werts geschätzt werden.
In den USA haben viele Nachlässe und Komitees die Zertifizierung wegen überhandnehmender Klagen abgewiesener Kunstbesitzer eingestellt. Ohne anerkannte Experten kein Echtheitszertifikat, ohne Expertise kein Marktwert. Zwischen New York und Paris ist jetzt ein Streit um einen angeblich falschen Chagall entbrannt, bei dem die Unterschiede französischer und US-amerikanischer Praxis zutage treten. Sotheby's macht dabei in Colin Moynihans ausführlicher Beschreibung des Falls in der New York Times keine gute Figur: „Stephanie Clegg [...] zahlte 1994 bei einer Auktion bei Sotheby's 90.000 Dollar für ein Marc Chagall zugeschriebenes Gemälde, nur neun Jahre nach dem Tod des Künstlers. Vor zwei Jahren, als sie Werke aus ihrer Sammlung verkaufen wollte, schlug Sotheby's vor, dass es ein guter Zeitpunkt wäre, unter anderem ihren Chagall zu versteigern, sagte Frau Clegg. Das Unternehmen teilte ihr jedoch mit, dass sie das Werk zur Begutachtung durch ein Gremium von Chagall-Experten nach Frankreich schicken müsse. Sotheby's bezeichnete die Überprüfung als eine Formalität, sagte Frau Clegg, und sie stimmte zu und entschied, dass sie wenig Grund zur Sorge hatte. Schließlich hatte das Auktionshaus das Werk bei einer Auktion als Chagall-Gemälde verkauft und 2008 keine Zweifel an der Zuschreibung geäußert, als es das Aquarell mit einem Wert von 100.000 Dollar neu bewertete. Doch zu Frau Cleggs Bestürzung erklärte das Expertengremium in Paris ihren Chagall für eine Fälschung, behielt es und will es nun zerstören.“
In Australien ist Ausverkauf, berichtet Tim Stone im Art Newspaper. Die Summen sind zwar vergleichsweise bescheiden, der Verlust für die Gesellschaft jedoch groß, fürchtet er: „Dieses Jahr zeichnet sich ab, dass sich australische Unternehmen in großem Stil von der Kunst trennen werden. Der Construction and Building Unions Superannuation Fund (CBUS) wird seine australische Kunstsammlung im Juli und August im Auktionshaus Deutscher und Hackett in Melbourne veräußern. [...] Es wird erwartet, dass der CBUS für rund 300 Werke 9 Millionen AUD (6,3 Millionen US-Dollar) erhält. Dies ist ein Hinweis auf die Qualität und Tiefe einer Sammlung, die Gemälde von Margaret Preston, Fred Williams, Sidney Nolan und Jeffrey Smart umfasst. Während die Auktion Sammlern den Zugang zu schwer erhältlichen Werken einiger der bekanntesten Künstler des Landes ermöglicht, werden die größten Verlierer zweifellos die australischen Regionalgalerien sein, die von den langfristigen Leihgaben aus den Beständen der Sammlung profitiert haben.“
Die Kunstkarawane New Yorks zieht weiter und fällt jetzt über TriBeCa her, wo sich in den letzten drei Jahren Dutzende Galerien niedergelassen haben, berichtet Barbara Kutscher im Handelsblatt: „Auch Kunstberaterin Lisa Schiff (SFA Advisory), eine langjährige TriBeCa-Bewohnerin, begrüßt das Wachstum ihres Viertels zur Kunstdestination. 'Der einzige Nachteil: Wir haben alle auf zehn Jahre befristete Mietverträge abgeschlossen. Wenn die auslaufen, werden wir es uns wahrscheinlich nicht mehr leisten können, hier zu bleiben.'“
Das Archiv der Kunsthandlung Julius Böhler ist jetzt für die Jahre 1903 bis 1948 online, berichtet Anja Reinhardt im Deutschlandfunk.
Den 35 Millionen Euro-Etat der Bundeskulturstiftung verantwortet zukünftig Katarzyna Wielga-Skolimowska als Nachfolgerin von Hortensia Völckers, meldet dpa. Die 45-jährige Polin leitete zuletzt das Goethe-Institut in Saudi-Arabien und zuvor das Polnische Institut in Berlin.
Fast zeitgleich mit der Pressemitteilung der Art Basel berichtet das Art Newspaper ausführlich von der Ernennung von Vincenzo de Bellis zum neugeschaffenen Director, Fairs and Exhibition Platforms. Exklusivität ist der Vorteil des Hofberichterstatters. Auf Deutsch gibt es eine Meldung von mir im Handelsblatt.