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Kobels Kunstwoche

1933-2017: Der Wiener Sammler Rudi Schmutz ist tot; Foto Stefan Kobel
1933-2017: Der Wiener Sammler Rudi Schmutz ist tot; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 3 2017

Artnet hat die Überreste einer Irgendwas mit Kunst im Internet-Plattform gekauft, meldet der Observer. Nachdem Artlist seine Angestellten bereits letztes Jahr entlassen hatte, habe Artnet jetzt dessen beiden Gründer sowie Software übernommen und stelle laut Artnet-CEO Jacob Papst „aggressiv Spezialisten ein“. Im Grunde sind jetzt nur noch Artnet und Auctionata übrig. Da kommt noch was...

Einige Voraussagen für das Jahr 2017 wagt Georgina Adam im Art Newspaper: Der Kunstmarkt in den USA werde von Trumps Steuererleichterungen für die Reichen profitieren, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und die Golfregion sieht sie auf dem absteigenden Ast. Die Kunstmessen gerieten weiter unter Druck, vor sich her getrieben von den beiden Großen der Branche, Art Basel und Frieze. Christie's und Sotheby's würden würden unterschiedliche Strategien fahren: Während Christie's sich auf die Akquise von Toplosen um jeden Preis bemühen und im Hintergrund Kosten reduzieren würde, setze Sotheby's auf die Erweiterung seiner Servicepalette jenseits des eigentlichen Auktionsgeschäfts. Big Data werde immer wichtiger.

Den Geschmackswandel bei den Sammlern von Kunst des 19. Jahrhunderts spürt Ulrich Clewing in der Süddeutschen Zeitung vom 14. Januar nach: „So kommt es, dass bestimmte Bildgattungen mittlerweile vollkommen neu bewertet werden. Im Atelier akribisch ausgeführte Gemälde, die bei ihrer Entstehung als einzige vollgültige Werke erachtet wurden, sind in der Gunst ins Hintertreffen geraten. Stattdessen schätzen Käufer heute das Skizzenhafte. Beispielsweise die Wolken- und Landschaftsstudien der Romantiker, die einst für die Malerin oder den Maler nur Hilfs- und Arbeitsmaterial waren.“

Selbst in Asien soll es bei der Kunst nicht mehr nur ums Geld, berichtet Christoph Hein von der Artstage Singapore für die FAZ: "Nachdem im vergangenen Jahr schon die Angst vor der wachsenden Kaufscheu der Chinesen umging, ist die Sorge vor einem unberechenbaren, krisengeprägten Markt in diesem Jahr auf der Messe in der Tropenstadt mit Händen zu greifen. Und was tut die Kunst? Sie debattiert ihr eigenes Schicksal, stellt sich in Frage, will sich ihres Wertes vergewissern. Plötzlich scheint es anstößig, eine Messe als Markt zu veranstalten".

Eine genau entgegengesetzte Wahrnehmung hat Philipp Meier in der NZZ: „Nun kann die Messeleitung natürlich bei der Zulassung steuern und eine Auswahl treffen bei den Galerien. Der Macher der Art Stage Singapore macht das aber nur sehr bedingt, wie es scheint: Lorenzo Rudolf lässt vor allem machen, wohl wissend, dass heute nicht mehr die Kuratoren den Ton angeben, sondern die Sammler – und damit der Markt selber. Das hat bis anhin recht gut funktioniert im Fall der internationalen Messe für Gegenwartskunst in Singapur, die dieses Jahr zeitgleich mit der Singapurer Kunstbiennale über die Bühne geht. Die Messe steht wie eine Katze mit den sprichwörtlichen sieben Leben auch an ihrer nunmehr siebten Ausgabe fest auf den Füssen. Dies trotz grosser Konkurrenz der Art Basel, die relativ zeitnah im Frühling jeweils in Hongkong stattfindet.“

In der ZEIT versucht Claudia Steinberg ein Ausblick auf die Kunst in der Ära Trump zu werfen: „Schon vor fast 20 Jahren gab der aufbrausende Banause einen Vorgeschmack auf seine zu erwartende Kulturpolitik, als er ein im Brooklyn Museum ausgestelltes, mit Elefantendung verziertes Madonnenporträt von Chris Ofili als 'entartet' verdammte. Damals versprach er, im Falle seiner Präsidentschaft sämtliche Regierungssubventionen für solche Kunst zu streichen.“

Richard Prince provoziert gern, so auch jetzt wieder, da er Ivanka Trump die Eigentümerschaft an einem seiner Kunstwerke aberkennt, indem er seine Unterschrift zurückzieht. Juristisch sei das in den USA durchaus möglich, erklärt Marcus Woller in DIE WELT. Bigott sei es gleichwohl: „Politisch handeln können Künstler freilich viel direkter: in ihrer Arbeit. Und moralisch gesehen schadet es nicht, wenn sie sich frühzeitig Gedanken machen, an wen sie sie verkaufen.“

Auf die Politik ist Kasper König nicht gut zu sprechen. Im Interview mit Nicola Kuhn im Tagesspiegel erklärt der Leiter der Skulptur-Projekte Münster: „Man muss dem eigenen Betrieb gegenüber kritisch sein. Wenn die Skulptur-Projekte mithilfe öffentlicher Gelder die Bedeutung des öffentlichen Raums markieren, ist schon die Verteilung der Gelder ein Politikum. Das Engagement der Politiker verliert sich am Ende oft doch nur in Rhetorik und Selbstpromotion. Die Skulptur-Projekte besitzen eine größere Unabhängigkeit als andere Institutionen. Wir sind frei vom Erwartungsdruck eines Publikumserfolgs, denn es gibt keinen Eintritt, die Ausstellung spielt sich in der Stadt ab. Ich vermisse eine engagierte, differenzierte Kulturpolitik. Wir brauchen nicht ständig mehr Museen. Die Politiker haben immer Kohle für Neubauten, um sich selbst zu profilieren. Diese Kulturpolitik ist falsch gepolt, überhaupt ist der ganze Stolz auf Etaterhöhungen Augenwischerei, wenn es eigentlich nur um Machtzuwachs geht und nicht um ästhetische Aufklärung.“

Das bei Asiatika in Deutschland bisher führende Stuttgarter Auktionshaus Nagel hat durch das Kulturgutschutzgesetz nicht nur beim Warennachschub Probleme, berichtet Sabine Spindler im Handelsblatt vom 13. Januar: „Die Folgen des Kulturgutschutzgesetzes führten bei Nagel auch zu personellen Veränderungen. Schon kurz nach der Dezember-Auktion erfuhr das Handelsblatt, dass Michael Trautmann sowie Uwe Jourdan, langjähriger Geschäftsführer des Auktionshauses, gekündigt hatten. Auslöser dieser Entscheidung seien die fehlenden Maßnahmen der Gesellschafter gewesen, auf das Kulturgutschutzgesetz und die derzeitige Lage des Kunstmarkts zu reagieren, so Jourdan. Bei Nagel tat sich ein Riss auf in der Personaldecke, der nur schwer zu flicken schien.“

Den französischen Kunstversteigerern scheint es erstaunlich gut zu gehen, berichtet Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt vom 13. Januar: „Der Gesamtumsatz der Pariser Auktionshäuser beträgt 1,2 Milliarden Euro für das Jahr 2016, was eine 5,7-prozentige Steigerung im Verhältnis zum Vorjahr bedeutet. Im Gegensatz zu den weltweiten Umsatzrückgängen von mehr als einem Drittel bei Christie’s und mehr als einem Viertel bei Sotheby’s konnten die beiden Auktionshäuser in Paris ihre Einnahmen steigern. Christie’s hält mit 244,6 Millionen Euro die Spitzenposition, gefolgt von Sotheby’s mit 220 Millionen Euro. Dies entspricht einer prozentualen Steigerung von 4,5 beziehungsweise 4,3 Punkten.“

Was staatliche Museen größtenteils widerwillig und zum Teil nicht einmal trotz Verpflichtung hinbekommen, macht eine Privatsammlung aus freien Stücken: Das Familienunternehmen Dr. Oetker restituiert einer dpa-Meldung zufolge - unter anderem im Kölner Stadt-Anzeiger zu lesen – insgesamt vier Gemälde, bei denen es sich nach eigenen Recherchen um Raubkunst handelt. Dabei gilt das Washingtoner Abkommen von 1998, das Staaten und Institutionen zur Restitution verpflichtet, nicht für Privatsammler und Unternehmen.

Über jüdische Auktionatoren im Nationalsozialismus schreibt Annegret Erhard in der NZZ.

Jetzt muss es die Stadt doch wieder richten: Nach dem misslungenen Experiment einer Public Private Partnership für dem Museum Kunst Palast, das Eon mit seinem Ausstieg beendete, erhöht die Stadt ihren Zuschuss um 1,4 auf 8,5 Millionen Euro jährlich, meldet dpa, unter anderem bei Monopol.

Einen Rundgang durch die Londoner Galerien, die im Rahmen von Condo zum zweiten Mal auswärtige Kollegen eingeladen haben, hat José da Silva für das Art Newspaper absolviert.

Jeffrey Deitch hat eine neue Geschäftsidee. Wie Business of Fashion berichtet, hat der Ex-Galerist und Ex-Museumsdirektor „Art for All“ als Shop-in-Shop-Konzept für limitierten Künstlernippes mit Uniqlo verabredet.

Der diese Woche ergangene Freispruch für Guy Wildenstein sei laut des Vorsitzenden Richters auf die mangelhaften Ermittlungen der französischen Behörden und unzureichende Gesetzgebung zurückzuführen, berichtet Anny Shaw im Art Newspaper.

Die New Yorker Galerie Feuer/Mesler schließt, berichtet Brian Boucher bei Artnet. Den Raum übernehme allerdings die bisherige Partnerin Lauren Marinaro.

Der Wiener Sammler Rudi Schmutz ist tot. Außerhalb Österreichs weniger bekannt, war er aus der Wiener Szene kaum wegzudenken. Nachrufe auf hin gibt es von Dorothee Frank bei Ö1, im Standard von Olga Kronsteiner, von Almuth Spiegler in der Presse und von mir im Artmagazine.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung