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Kobels Kunstwoche

Highlights deutschen Designs in Doha; Foto Stefan Kobel
Highlights deutschen Designs in Doha; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 3 2018

David Zwirners Galeriekonzern mit 500 Millionen Dollar Jahresumsatz soll für 50 Millionen Dollar eine von Renzo Piano gebaute Zentrale in Chelsea erhalten, berichtet Robin Pogrebin in der New York Times. Eine Randbemerkung: Die Galerie Zwirner setzt mit einer halben Milliarde Dollar fast genau so viel um, wie - den einschlägigen Marktreports zufolge - alle deutschen Galerien und Kunsthändler zusammen (ohne Auktionshäuser). Das sollte sich der deutsche Gesetzgeber ganz vorne ins Brevier schreiben, wenn er die Branche mal wieder als Melkkuh oder Sündenbock vereinnahmen möchte.

In der Schweiz entwickelt sich gerade ein Raubkunstfall von ganz besonderer Güte. Anscheinend haben dort zwei Verantwortliche eine Raubkunstrecherche nur vorgetäuscht und einer ganzen Sammlung Raubkunst einen Persilschein ausgestellt, die das Basler Museum eindeutig hätte restituieren müssen, berichtet Joël Hoffmann ausführlich in der Basler Zeitung. Und selbst heute zeigten sich die beiden Politiker immer noch faktenresistent.

Ein bei Van Ham in Köln aufgetauchtes Gemälde von Franz von Stuck aus Hitlers Sondersammlung Linz nutzt die Staatsrechtlerin Sophie Schönberger in der Süddeutschen Zeitung für eine Generalabrechnung mit dem Versagen des Gesetzgebers beim Umgang mit Raubkunst: "Der Handel wird also auch dann zur Provenienzrecherche verpflichtet, wenn die Kosten der Recherche den Wert des Bildes übersteigen. Diese Regelung schreibt in erstaunlicher Weise einen doppelten Maßstab fest, der an die Restitution von NS-Raubkunst und die vorgelagerte Provenienzrecherche im privaten Kunsthandel einerseits und in öffentlichen Sammlungen andererseits angelegt wird."

Was die Ankündigung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, afrikanische Kunst zu restituieren, für die übrigen europäischen Staaten mit kolonialem Erbe bedeutet, erörtert die Berliner Kunstgeschichts-Professorin Bénédicte Savoy in der FAZ: "Wir müssen groß und klein denken, auf lange und auf kurze Sicht. Wir müssen natürlich an jene denken, die Kunstwerke erhalten, dürfen aber auch jene nicht vernachlässigen, die sich in Frankreich und anderswo im Stolz auf ihren Kulturbesitz oder in ihrer kulturellen Identität verletzt fühlen. Man wird sich Zeit nehmen müssen, unserer heimischen Öffentlichkeit zu erklären, was man tut und warum man es tut. Schließlich wird man den Museumsbesuchern erzählen müssen, wie diese Sammlungen zustande kamen; auf welche Weise, wann und zu welchem Preis diese Werke zu uns gelangten. Und gewiss wird man einige museographische 'Selbstverständlichkeiten' und 'Tabus' in Frage stellen müssen."

Die Motive des Stuttgarter Auktionshauses Nagel, eine Dependance in Salzburg (Österreich) zu eröffnen, beschreibt Christiane Meixner in der ZEIT: "Rainer Kämmerer, der Pressesprecher von Nagel, winkt ab. Man habe keine andere Wahl gehabt, sagt er mit Blick auf das deutsche Kulturgutschutzgesetz und dessen Nivellierung. Seit Sommer 2016 müssen Kunsthändler in Deutschland nachweisen, wer die Objekte aus Asien wann wohin importiert hat - und das über Jahrhunderte. Nagel könne das nicht, sagt Kämmerer. Und dass aus der Unsicherheit eine kreative Lösung erwachsen sei: die Eröffnung einer Repräsentanz im Ausland. Österreich habe die europaweiten Richtlinien für den Handel mit Kunst weniger streng ausgelegt."

Die stetige Entwicklung von Martin Kippenberger zum Marktliebling zeichnet Nate Freeman für Artnews nach. Dabei wird deutlich, dass die zweistelligen Millionenbeträge, die heute mit seinen Gemälden erzielt werden, auf der soliden Basis eines internationalen Karriereaufbaus über Jahrzehnte durch seine Galeristen fußen.

Der verlautbarten Umsatzakrobatik von Auktionshäusern geht Susanne Schreiber im Handelsblatt nach.

Das Sammler-Ehepaar Phelps de Cisneros vertieft seine Deutungshoheit über die lateinamerikanische Kunstgeschichte mit einer Schenkung von über 200 Kunstwerken an verschiedene Museen weltweit, allen voran das MoMA - das damit über 190 Werke aus dieser einen Quelle verfügt - aber auch die Reina Sofia, wie Maximilíano Durón für Artnews meldet.

In Doha hat Volkswagen zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Martin Roth und Mateo Kries, dem Direktor des Vitra Design Museums, innerhalb eines Jahres eine Überblicksschau zu 70 Jahren deutschen Industriedesigns auf die Beine gestellt. Ich war für das Handelsblatt vom 12. Januar in Katar. Die Ausstellung hat sicher ihre - erwartbaren - Schwächen. Bisher hat es allerdings kein deutsches Museum geschafft, etwas Vergleichbares aufzusetzen. Was macht eigentlich die Bundeskunsthalle so?

Die hohe Wiedererkennbarkeit von Gemälden Modiglianis lade zum Fälschen geradezu ein, urteilt Christian Herchenröder im Handelsblatt vom 12. Januar: "Hinzu kommt, dass kurz nach dem frühen Tod des Künstlers (1920) sein letzter Händler Léopold Zborowski das Werk gnadenlos vermarktet hat. Immer wieder gab es Hinweise, dass dieser Fälschungen in Auftrag gab und unfertige Bilder habe vollenden lassen. Noch wesentlich zahlreicher sind allerdings die Fälschungen, die in den folgenden Jahrzehnten mit dem kontinuierlich steigenden Marktwert Modiglianis in Umlauf kamen. Das gilt in besonderem Maße auch für die Aquarelle und Zeichnungen, um deren Authentizität schon in Prozessen gerungen wurde."

Der Präsident des Metropolitan Museums Daniel Weiss verteidigt im Gespräch mit Hrag Vartinian auf Hyperallergic den Plan, von Auswärtigen ein festgelegtes Eintrittsgeld zu verlangen. Eines seiner Argumente ist, dass jeder Besucher das Museum ohnehin 42 Dollar koste, also auch die vorgesehenen 25 Dollar noch subventioniert wären. Warum dann nicht gleich von allen Besuchern 45 oder 50 Dollar nehmen und das Museum als Profit Center führen?

Um bis in alle Ewigkeit kein Zwangseintrittsgeld von Nicht-New Yorkern zu nehmen, schlagen Menachem Wecker & Margaret Carrigan auf Artnet vor, neun ihrer Meinung nach unwichtige Kunstwerke zu verkaufen und den Erlös anzulegen. Warum nicht einen von 537 Picassos, der ohnehin nicht gezeigt wird, verkaufen, um die freie Zugänglichkeit für Alle zu sichern, argumentieren sie. Das ist in der Tat ein gutes Argument. Besonders in Europa scheut man vor der Schaffung von derartigen Präzedenzfällen zurück, um niemanden auf dumme Ideen zu bringen, wie etwa, Tafelsilber auf den Auktionsblock zu heben, um die Reparatur des Museumsdaches zu finanzieren.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung