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Kobels Kunstwoche

Neuer Player im Internet-Kunstmarkt: Drouot
Neuer Player im Internet-Kunstmarkt: Drouot
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 3 2022

Messeabsagen und -verschiebungen dürften uns zumindest den Winter und die ersten Frühjahrsmonate über noch begleiten. Aktuell hat die Art Rotterdam ihren Umzug vom Februar in den Mai bekanntgegeben. Die Stadt ist im Frühjahr auch deutlich attraktiver als im Februar.

Die NFTs „Everydays“ von Beeple und „merge“ von Pak sind keine Kunst. Sagt Wikipedia. Die ehrenamtlichen Redakteure der Liste mit den teuersten Kunstwerken lebender Künstler haben sich gegen die Aufnahme entschieden und damit in der Krypto-Gemeinde für Entrüstung gesorgt, wie Brian Quarmby im Cointelegraph berichtet. Ob ein Edit-War bei Wikipedia wirklich die geeignete Plattform ist, um das Verhältnis zwischen Kunst und NFTs zu klären sei dahingestellt. Immerhin könnte dieser Streit dazu beitragen, die Diskussion überhaupt in sinnvolle Bahnen zu lenken. UPDATE: Jetzt ist Beeple doch in den Top Ten vertreten. Wikipedia ist halt ein dynamisches Medium.

Traditionelle Galerien hätten in ihrer Rolle als Vermittler und Filter auch in diesem Markt eine Chance, glaubt Reena Devi im Art Newspaper: „Diese Lücke sieht von Jehan Chu, einem Kunstsammler und Gründer von Kenetic, einer in Hongkong ansässigen Blockchain-Investment- und Handelsfirma im Frühstadium. Er glaubt, dass sich die NFT-Community im Falle eines Abschwungs und einer Baisse auf dem Kryptomarkt als zu schwach erweisen würde, um die Szene zu unterstützen. […] Trotz ihrer Unabhängigkeit warten einige Künstler und Sammler in diesem neuen Sektor darauf, dass Vermittler aus dem traditionellen Kunstmarkt einschreiten. 'Vom Standpunkt des Direktverkaufs aus gesehen, sehen wir keine Unterstützung durch Vermittler, die einen Mehrwert schaffen, eine Kuratierung vornehmen oder Kritik üben, wie es Galerien oder Institutionen tun', sagt Chu. Er sagt voraus, dass es für NFTs immer schwieriger werden wird, in einem Vakuum zu existieren, da 'Sammler Kuratoren und Institutionen aufsuchen werden, um zu verstehen, warum ein Beeple-Werk 69,3 Millionen Dollar wert ist'“.

Digitalisierung first und die Auktionshäuser als Gewinner dieses Trends sind Thema eines Aufsatzes von Christie's-Präsident Dirk Boll in der NZZ vom 16. Januar: „2021 wurden auf Kunstauktionen erstmals mehr als die Hälfte aller angenommenen Lose 'online only' verkauft, eine Folge der Digitalisierung des pandemischen Vorjahres. Diese hat auch die Vermittlung von Kunst massiv verbessert, von der virtuellen Darstellung der Werke bis hin zu vertieften Inhaltsangeboten auf Websites. Die Entwicklung der Distribution zeigt zwei Gewinner: Instagram, das sich mit einem doppelt so hohen Transaktionsanteil aller Besuche von konkurrierenden Social-Media-Kanälen absetzen konnte, und die Auktionsindustrie, deren Strukturen für eine Digitalisierung prädestiniert waren.“

Über die Entwicklungen auf dem Kunstmarkt im vergangenen Jahr und mögliche Perspektiven für die nahe Zukunft habe ich auf Instagram (Video) mit der Kölner Galeristin Priska Pasquer gesprochen.

Das britische Auktionshaus Bonhams baut durch den Kauf des schwedischen Marktführers Bukowski seine seine Position in Europa aus, meldet Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt: „Strategisch mindestens ebenso bedeutsam ist die Ausrichtung auf Europa. Auch hier macht der Kauf intern Sinn, hat das Haus doch kürzlich eine Dependance in Paris eröffnet. Sprach man vor der Pandemie allgemein immer nur vom globalen Markt mit Hinblick auf Asien, ist interessant, wie sich Bonhams nach Europa ausrichtet und damit die Bedeutung der hiesigen Sammlernationen wahrnimmt.“

In Frankreich habe Sotheby's den Konkurrenten Christie's wieder überholt (423 Mio. Euro zu 421) fasst Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt die dortige Jahresbilanz zusammen, die sich auf landesweit auf spektakuläre 2,2 Milliarden Euro summiert. Mitverantwortlich dafür sei eine Wiedergeburt: „Übrigens schnellte der Umsatz der neu strukturierten Groupe Drouot spektakulär in die Höhe. Nach katastrophalen 205 Millionen Euro im Jahr 2020 gibt die Groupe Drouot für das Vorjahr 523 Millionen Euro bekannt. Diese Zahl beinhaltet Versteigerungen in den 15 Sälen des 'Hôtel Drouot', wo 62 Auktionshäuser agieren. Neuerdings auch Auktionatoren, die keine Aktien in der Drouot-Gruppe besitzen. Auf die digitale Zukunft ausgerichtet ist seit November 2021 die globale Internet-Plattform 'Drouot.com', die von 788 Auktionshäusern aus 30 Ländern benützt [sic!] wird. Die Ergebnisse dieser Live- oder Online-Versteigerungen sind im Jahresumsatz der Groupe Drouot eingerechnet.“ Dass auf Drouots deutscher Version der Internetpräsenz aktuell unter anderem ausgerechnet die Asiatika-Auktion des Wiener Auktionshauses Zacke gefeatured wird, ist angesichts der Geschichte der Unternehmerfamilie fast schon etwas nostalgisch.

Das Geschäftsjahr 2021 der Asiatika-Versteigerer im deutschsprachigen Raum resümiert Sabine Spindler im Handelsblatt: „Die Asiatika-Auktionen im deutschsprachigen Raum bestätigten alle den Trend. Das preisliche Niveau der europäischen China-Auktionen spielt sich meist im fünfstelligen und seltener als früher im sechsstelligen Bereich ab. Der grassierende Materialmangel an Topstücken in Europa bleibt der Dreh- und Angelpunkt dieses Marktsegmentes.“

Den Blick auf den Markt für Kunst der holländischen Altmeister von damals bis heute lenkt eine Dokumentation auf Arte (abrufbar bis 15. April), die Ursula Scheer für die FAZ gesehen hat: „Nicht weniger hat die knapp einstündige Dokumentation 'Rembrandts Zeitalter' von Frauke Schlieckau vor und sperrt die Tür einen Spaltbreit – nicht mehr – auf für einen Blick auf die Ära, als die nördlichen Niederlande von der Herrschaft der Spanier befreit zur See- und Handelsmacht aufstiegen, mit Religionsfreiheit lockten und einen vom Bürgertum getragenen Boom erlebten. Millionen Kunstwerke entstanden in dem kleinen Land, und – darauf hebt der Film mit dem Untertitel 'Kunst, Markt und Geschäft' ab – Bilder wurden abseits klerikaler und feudaler Zusammenhänge Handelsware. Auktionshäuser öffneten, Kunsthändler etablierten sich, Patrizier sammelten, Hunderte Kunstschaffende befriedigten die große Nachfrage.“

Den Millionenerlös (3,36 Mio. US-Dollar) für eine mittelprächtige Spiderman-Zeichnung eines nicht übermäßig talentierten Comiczeichners versucht Andreas Platthaus in der FAZ zu erklären.

Aufstieg und Fall des Art Pension Trust – kurz APT – beschreibt Catherine Wagley bei Artnet.

Die Gerüchte, Patrick Drahi könnte Sotheby's zumindest teilweise wieder zurück an die Börse bringen, scheinen sich zu konkretisieren, berichtet Chris Hughes in der Washington Post.

Die Frieze Über-Direktorin Victoria Siddall habe das Unternehmen nach 18 Jahren mit unbekanntem Ziel verlassen, meldet Anna Brady im Art Newspaper. Ihre Rolle werde nicht neu besetzt, sondern alle Messen (London, Masters, USA mit New York und Los Angeles sowie ab September Seoul) eigenständig geführt.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung