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Kobels Kunstwoche

Banksys Edition Agile für die Ukraine https://banksy.legacyofwarfoundation.com/
Banksys Edition Agile für die Ukraine https://banksy.legacyofwarfoundation.com/
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 3 2023

Manchen Menschen scheint nichts zu schäbig: Russische Hacker haben laut Ursula Scheer in der FAZ die Webseite der wohltätigen Organisation Legacy of War attackiert, die mit dem Verkauf von Banksy-Graphiken Krankenwagen für die Ukraine finanzieren will.

Sammler seien kaum mehr risikofreudig, beklagt Allan Schwartzmann bei Artnet: „Das Risiko und die Subjektivität, die die besten Kunstsammlungen auszeichnen, sind in letzter Zeit einer kollektiven Gleichförmigkeit gewichen: makellose und folglich zunehmend vorhersehbare Zusammenstellungen von Künstlern der A-Liste, die durch die besten Werke der besten Qualität vertreten sind - und je größer, desto besser. Auf dem heutigen Kunstmarkt scheint es keine finanzielle Obergrenze für solche 'Meisterwerke' zu geben - von denen es immer weniger gibt -, während gleichzeitig fast alles andere tausend Tode zu sterben scheint. Das Sammeln von Kunst ist gefügig geworden, geprägt von nachvollziehbaren Preisdaten, die den Status quo durchsetzen und ein idealisiertes Bild von sich selbst durch den algorithmischen Spiegel zurückwerfen, der sich auf Informationen darüber stützt, was andere bereits gekauft haben.“

Junge Kunstkäufer aus Asien würden für die internationalen Versteigerer immer wichtiger, urteilt Ursula Scheer in der FAZ: „Auf diesem Kontinent sehen die Auktionshäuser Wachstumspotential, obwohl die Umsatzzahlen in der Weltgegend zuletzt eher schwächelten und Amerika der größte Markt bleibt. Doch bei Sotheby’s geben asiatische Sammler nach Angaben des Unternehmens im Schnitt inzwischen mehr pro Person aus als Sammler aus anderen Erdteilen, und stabile 1,1 Milliarden Dollar seines Umsatzes erzielte das Haus trotz aller politischen und pandemischen Wirren in Hongkong. Grund genug für Sotheby’s, dort in näherer Zukunft eine neue Niederlassung zu eröffnen, während Tokio und Seoul als Kunstmetropolen immer weiter aufholen. Insgesamt wächst der Anteil der jüngeren Käufer unter 40 Jahren bei Sotheby’s; eine Tendenz, die auch Christie’s beobachtet: Millennials gewinnen an Gewicht innerhalb der Käuferschaft – und verändern mit ihrem Geschmack die Angebotsseite.“

Die deutschen Auktionshäuser sieht Ursula Scheer in der FAZ im Aufwind: „Sie trugen das Ihre bei zum Jahresumsatz von 103 Millionen Euro bei Ketterer – dem besten der Firmengeschichte. Als einziger lebender Zeitgenosse unter den Top Ten war Gerhard Richter daran beteiligt. Auch Grisebach, wo Beckmanns „Grauer Strand“ und ein „Russisches Ballett“ von Max Pechstein weit über die Millionengrenze sprangen, verbucht mit 73 Millionen einen neuen Rekordumsatz. Auf ein Plus gegenüber dem Vorjahr kam ebenso Lempertz in Köln mit einem Umsatz von 51,5 Millionen Euro – und bringt mit einem Denkmalentwurf Alberto Giacomettis ein wenig internationales Flair auf die Bestenliste. Abgesehen von dem Schweizer, finden sich dieses Mal dort ausschließlich deutsche Künstler.“

Reinhold Würth outet sich en passant als Käufer des Rekord-Beckmanns im Interview mit Martin-W. Buchenau und Kirsten Ludowig für das Handelsblatt: "Ich habe vor Kurzem Max Beckmanns „Selbstbildnis gelb-rosa“ für 20 Millionen Euro ersteigert. Früher oder später wird es in unseren Ausstellungen auftauchen, da kann es sich jeder kostenlos anschauen." Dass das Gemälde nach Angaben des Auktionshauses in die Schweiz gegangen sei, muss dabei kein Widerspruch sein, da ein Teil des Würth-Imperiums in der Schweiz angesiedelt ist.

Das abgelaufene Geschäftsjahr der französischen Kunstversteigerer fasst Bettina Wohlfahrt für die FAZ zusammen.

Die Premiere der Art SG in Singapur beurteilt Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt positiv: „Der Besuch der Art SG zeigt, dass es ein Fehlschluss ist, den weiten asiatischen Raum auf ein 'Hongkong gegen Seoul, Singapur oder Tokyo' zu reduzieren. Dafür sind die Kunst- und Sammlerszenen zu verschieden. Aber man versteht, dass viele nun auf Singapur setzen. Hier ist genug Geld, Sammlerinnen und Sammler kommen aus dem ganzen südostasiatischen Raum. Die Expertise in internationaler Kunst und das institutionelle Umfeld sind vielleicht noch nicht so weit entwickelt wie in Korea oder China, aber das Potenzial ist gegeben.“

Auf die bisher weniger glücklichen Versuche, Singapur als Kunstmarktplatz zu etablieren, weist Christioph Hein in der FAZ hin: „Mehrfach war der verordnete Aufbau eines Kunstmarkts eher kläglich verlaufen: Das Galerienviertel Gillman Barracks hob nie ab, eine freie Szene kann es aufgrund der Zensur nicht geben, die hohen Preise für Ateliers machen das Experimentieren schwer. Der Tiefpunkt war erreicht, als der Impresario Lorenzo Rudolf neun Tage vor Eröffnung der Singapore Art Stage 2019 hinschmiss und grollend die Stadt verließ. Nun aber die Wiedergeburt: Während die 7. Singapore Biennale noch umgetauft wurde auf den Nonsense-Namen „Natasha“, um ein Gesicht zu bekommen, glänzt die neue ART SG aus eigener Kraft: groß, bunt, überwältigend.“

Die Art Basel-Mutter MCH Group gibt in einer Pressemitteilung die Einstellung der gerade erst vollständig übernommenen Masterpiece London bekannt. Über die Gründe spekuliert Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt: „Oder hat die MCH weiter Finanzprobleme? Diese Frage stellt sich nach Recherchen von 'The Art Newspaper', da die Schweizer die Masterpiece 2017 erst anteilig und im August 2022 zu 100 Prozent gekauft hatte. Damit setzt die Messegesellschaft zumindest kurzfristig Investitionen in den Sand. Das verwundert, waren zumindest die finanziellen und steuerlichen Auswirkungen des Brexits schon länger absehbar. Die Absage zeigt aber auch, dass die Absicht der Masterpiece, durch die Übergabe an die MCH für eine stabile Zukunft zu sorgen, fehlgeschlagen ist. Statt versprochener Kapitaleinlage nun das Aus.“

Die Übereinkunft der Staatsanwaltschaft mit den Angeklagten im Prozess um den Einbruch ins Grüne Gewölbe erinnert Susanne Schreiber vom Handelsblatt an einen anderen spektakulären Fall: „Der in Aussicht gestellte Deal in Dresden weckt Erinnerungen an jene Abmachung vor dem Landgericht Köln, die Wolfgang Beltracchi 2011 nur sechs Jahre Haft im offenen Vollzug brachte. Das Gericht übersah es, dem Fälscher im Gegenzug eine Liste seiner sämtlichen Fälschungen abzuverlangen. Unidentifiziert belasten diese Fälschungen bis heute den Kunstmarkt. Auf Dresden übertragen heißt das: vollständige Rückgabe der Beute und vollständige Aufklärung über Tathergang, Manipulation und Verbleib des restlichen barocken Diamantschmucks.“

Großbritannien werde um eine Rückgabe der Elgin Marbles an Griechenland kaum noch herumkommen, erklärt Jürgen Gottschlich ausführlich in der taz: „Eine wie auch immer geartete Rückgabe der „Elgin Marbles“ wird wohl auch die Debatte um die „schönste Berlinerin“, die ägyptische Königin Nofretete, wieder beflügeln. Auch hier hat Kairo mit dem Bau eines neuen, hochmodernen Museums direkt an den Pyramiden von Gizeh vorgelegt. Ägypten will die Büste der Nofretete schon lange zurückerhalten. Berlin wird sich genauso wenig wie London auf Dauer einfach stur stellen können.“

Nach einem halben Jahrhundert kehrt die Galerie Michael Werner Köln den Rücken, meldet Andi Goral bei report-K: "Michael Werner konzentriert sich auf seine Galeriereäume in Berlin in der Hardenbergstraße 9a und will dort seine Arbeit fortsetzen. Im Oktober 2021 zeigte er dort im Provisorium Arbeiten von Markus Lüpertz. Jetzt schließt Werner das Provisorium mit der Ausstellung 'Footprints of a collector: Reiner Speck – Mallarmé, Broodthaers et les autres'. Ab Februar geht es dann im Erdgeschoß weiter, wo seit Monaten umgebaut wird. Hier will sich Werner der Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts auseinandersetzen und die kunsthistorische Entwicklung der letzten Jahrzehnte darstellen und kommentieren."

Der Düsseldorfer Galerist Hans Mayer ist im Alter von 82 Jahren gestorben. „Mit ihm verliert die Szene eine der Gründerfiguren des rheinischen Kunsthandels und der Art Cologne, einen Galeristen, der – im Sprachgebrauch einer früheren Generation – 'progressiv' dachte und dem der ständige Aufbruch als Haltung wichtiger war als programmatische Gewissheit“, schreibt Georg Imdahl in der FAZ.


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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung