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Der Kunstmarkt sortiert sich neu, und das Top-Segment hat sich überraschend auf die neuen Verhältnisse eingestellt, wie der zweite Teil des Saisonrückblicks zeigt.
Die Vorhersagen des Sotheby's-CEO Charles Stewart und seiner Mitarbeiter für das Jahr 2021, die Marion Meneker Mitte Januar im Art Market Monitor zusammenfasst, dürften kaum jemanden überraschen: „Local will be the new global“, Online wird stärker, Asien wächst, etc.
Den Artsy Gallery Insights Report 2021 (hier als PDF-Download) hat Aimee Dawson für das Art Newspaper gelesen: „Soziale Medien haben die Messen abgelöst und sind zum drittbesten Verkaufskanal der Galerien aufgestiegen, von Platz sechs im Jahr 2019.[...] Der wichtigste Weg, Kunst zu verkaufen, ist jedoch nach wie vor der Kontakt zu bestehenden Kunden, der im Jahr 2020 28 % der gesamten jährlichen Galerieverkäufe ausmacht.“
Lange nichts mehr von der Art Basel gehört! Bei der MCH Group beginnt das Stühlerücken, wie einer Pressemitteilung des Unternehmens zu entnehmen ist. Die Vorsitzenden von Vorstand und Verwaltungsrat gehen, an die Spitze des Verwaltungsrats soll ein Murdoch-Getreuer gewählt werden.
Kein Zufall sei es, dass Sotheby's im letzten Jahr deutlich die Spitzenposition eingenommen habe, sondern Konsequenz einer zukunftsweisenden Strategie, glaubt Marcus Woeller in der WeLT: „Der Erfolg des Auktionshauses, das sich seit dem Verkauf an Drahi mehr denn je als moderne Luxusmarke darstellt, lässt sich darauf zurückführen, dass es seinen Tech-Entwicklern gelungen ist, eines der ältesten Gewerbe der Welt als zeitgemäßes Spektakel zu inszenieren. Die digitale Vermarktung erscheint nicht wie eine Notlösung, sondern wie eine Strategie. Dazu gehören nicht zuletzt der Relaunch der Website und die aufwendig gestalteten Digitalversionen der Kataloge. In gedruckter Form sind sie längst Auslaufmodelle.“ So verhelfe das Unternehmen auch der Sparte Alte Kunst zu neuer Dynamik: „Gerade für den Altmeistermarkt, der mangels hochqualitativen Nachschubs als schwächelndes Segment der Branche gilt, wirken Werke wie der Botticelli wie eine Adrenalinspritze. Mit ihrer zeitlosen Anmut sind sie auch für jene Käufer interessant, die das nötige Geld haben, aber nicht die Expertise, um Giorgione von Tizian unterscheiden zu können oder auch nur zu wollen.“
Wie sich Kunst, Kunstmarkt und Instagram zueinander verhalten, erklärt Amira Ben Saoud im Standard: „Kunst wird – vor allem von Millennials – vermehrt online gekauft. Neun von zehn jungen Sammlern verwenden Instagram für 'art-related purposes', 35 Prozent der 'millennial art buyers' geben laut Hiscox Online Art Trade Report 2020 an, Kunst bereits über Instagram gekauft zu haben. 'Wir würden schätzen, dass Instagram-Accounts von etablierten Galerien Verkäufe zwischen 1000 und 3000 Euro verbuchen können. Via Websites geht das bis zu 10.000 Euro. Wenn man etwas haben will, kann es online oft schneller gehen, als man denkt', erklären die Betreiber hinter der I am from Austria Gallery.“
Wenn Ende Mai der Messezirkus mit der Art Basel Hong Kong als Testballon so langsam wieder Fahrt aufnimmt, könnte der Kunstmarkt ein anderer sein, wenn Johann Königs Interview mit Thomas Tuma im Handelsblatt Ende Januar ein Indikator ist: „Galerien, die nicht in den Metropolregionen zu Hause sind, haben auf Messen wenigstens die Chance, dass die Nachfrage quasi im Vorbeigehen ihr Angebot kauft. Für uns war Corona da eher ein Segen. Man kam ja gar nicht mehr richtig zum Art Consulting, sondern war das halbe Jahr unterwegs von einer Messe zur nächsten und schleppte immer neue Kunst in die Welt. Wirtschaftlich war das zwar erfolgreich. Aber nicht nur unter Aspekten von Umweltschutz, Nachhaltigkeit oder Zeitmanagement waren sie auch ein Desaster. Jetzt haben wir sehr viel mehr Zeit für das Beraten von Sammlungen.“
Dem Vermittlungsmodell Kunstmesse attestiert Ingo Arend in der Süddeutschen Zeitung Systemrelevanz trotz einiger Schwächen: „Ersetzen kann die erzwungene Digitalisierung das analoge Messegeschäft nicht, darin sind sich fast alle einig. Nicht nur wegen der fehlenden Aura realer Objekte im Raum. Sondern auch, so Kristian Jarmuschek, 'weil es im Internet keinen Suchbegriff „junge, verheißungsvolle Kunst“ gibt'. Dem Berliner schweben digitale Plattformen für Entdeckungen vor, die eigentlich nur analog zu machen sind. 'Das Desaster ist ja auch', sekundiert der Avantgarde-Promoter [Christian] Nagel, dass es im Zuge der Krise 'fast unmöglich wird, Konzept- und postkonzeptuelle Kunst zu vermarkten.' Nagel prophezeit auch eine 'schwächere Gesellschaft' als Folge der Pandemie. Wer in der Pandemie Bildungseinbußen erleidet, dürfte sich später weniger leicht dazu entschließen, Kunstsammler zu werden. Ein alternatives Modell der Distribution von Kunst schält sich aus diesen vielen verschiedenen Experimenten indes noch nicht heraus.“
Lifestyle heißt das Zauberwort, mit dem Christie's und Sotheby's schon seit geraumer Zeit an einer Erweiterung ihrer Kundenbasis werkeln. Mit Villa Grisebach unter Diandra Donecker hat jetzt auch ein deutsches Auktionshaus die Zeichen der Zeit erkannt, wie Kevin Hanschke in der FAZ vom 27. Februar herausarbeitet: 'Bei Grisebach soll der Kunstkauf künftig in einem erweiterten Kontext stattfinden: 'Kunstsammler interessieren sich auch für Kunsthandwerk, Schmuck und Mode. Es geht darum, ein Lebensgefühl zu verkaufen.' Der Kunsthandel in Deutschland solle die Nähe zur Luxusgüterindustrie suchen und dabei seine Stärke, das kunsthistorische Wissen, betonen. Diese Expertise, verbunden mit der Treue der Kunden, habe Grisebach bisher erfolgreich durch die Pandemie geführt.“
Das Ende der traditions- und einst glorrreichen Biennale des Antiquaires in Paris meldet Bettina Wohlfarth Mitte März in der FAZ. Eine Nachfolgeveranstaltung sei jedoch geplant: „Allerdings kündigte der Verband der französischen Antiquitätenhändler an, zum Partner einer neuen Veranstaltung zu werden, die Ende November 2021 im provisorischen Grand Palais auf dem Champ de Mars hinter dem Eiffelturm stattfinden soll.“
Die Schließung der 1980 eröffneten New Yorker Foto-Galerie Metro Pictures melden Sarah Douglas bei Artnews und Zachary Small in der New York Times. Die Galerie, die unter anderem Cindy Sherman, Louise Lawler und Robert Longo vertritt, werde noch bis Ende des Jahres Ausstellungen veranstalten. Das schier unendlich scheinende Wachstum der Mega-Galerien scheine bei dem Entschluss zur Geschäftsaufgabe eine Rolle gespielt zu haben, vermutet Sarah Douglas bei Artnews. Wie der prompte Wechsel von Cindy Sherman zu Hauser & Wirth bestätigt.
Mit dem alljährlichen Marktreport von Art Basel und Basel (PDF) ist wieder etwas Normalität in die Kunstmarktberichterstattung gekommen. Der von Clare McAndrew verfasste Bericht beschreibt und analysiert den Kunstmarkt des abgelaufenen Jahres.
Vom größten Umsatzrückgang seit 2009 schreibt Eileen Kinsella bei Artnet: „Die weltweiten Verkäufe von Kunst und Antiquitäten erreichten 2020 einen geschätzten Wert von 50,1 Milliarden US-Dollar, was einem Rückgang von 22 Prozent gegenüber 2019 entspricht, während die Online-Verkäufe ein Rekordhoch von 12,4 Milliarden US-Dollar erreichten, was einer Verdoppelung des Wertes gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese Verkäufe machten einen Rekordanteil von 25 Prozent des Marktwerts aus.“
Über Länder-, Sparten- und Vertriebskanäle hinweg strecke sich die neue Normalität der Auktionshäuser, bemerkt Anne Reimers in der FAZ vom 20. März: „Die Abendauktion 'Modern Renaissance: A Cross-Category Sale' am 25. März ist die erste Saal-Auktion, die von Sotheby’s in diesem Jahr in London live abgehalten wird. Sie erfolgt gleich im Anschluss an die Versteigerung mit Impressionismus und Moderne bei Sotheby’s in Paris. In London hat das Haus Moderne und Zeitgenossen mit Werken der Renaissance in einer umfangreichen Auktion vereint.“ Konsequenterweise werde Christie's ab den New Yorker Mai-Auktionen die Kategorien Impressionist and Modern sowie Post-War and Contemporary durch 20th und 21st Century Art ersetzen, meldet Anna Brady im Art Newspaper.
Wie die Art Basel nach Corona-Pandemie und Eigentümerwechsel aus der Krise finden will, fragt Zachary Small Ende März nach Lektüre des Geschäftsbericht der MCH Group bei Artnews: „Schon lange vor Covid-19 verspürte eine wachsende Zahl von Kunsthändlern eine gewisse Messemüdigkeit. In den letzten fünf Jahren ungefähr wurden die mittlere und jüngere Galerien durch die hohen Kosten der Veranstaltungen unter Druck gesetzt. Bei der Art Basel Miami 2019, der letzten der drei jährlichen Basel-Messen vor Covid, kostete der günstigste Stand im Bereich Galerien 31.000 Dollar, und bei der Hongkong-Ausgabe 2019 waren es 34.000 Dollar. Wenn sich die Messe nicht verändert, werden viele Galerien ihre Teilnahme einstellen und ihr Geld bei der Konkurrenz ausgeben oder das Geschäftsmodell ganz aufgeben und die Mittel in ihre eigenen Ladengeschäfte umleiten.“ Die Kritik an Messepolitik und -leitung erreicht ein bisher unbekanntes Niveau und legt an mehreren Stellen den Finger in die Wunde.
Die – zumindest nominell - Londoner Auktionsergebnisse von Christie's fasst Stephanie Dieckvoss für das Handelsblatt zusammen: „Die Digitalisierung des Geschäfts, in dem der Austragungsort der Auktion immer weniger wichtig ist, bedient allerdings erfolgreich einen globalen Käufermarkt. Davon konnte zum Auftakt der Frühjahrsauktionen in London Christie’s profitieren. Das Haus bot über mehrere Auktionen hinweg Kunst des 20. Jahrhunderts an und erzielte dabei an einem Tag mit gleich drei Auktionen an zwei Orten ein Gesamtergebnis von 199 Millionen Pfund bei 93 Prozent verkaufter Lose.“
Die Art Dubai ist Anfang April nach Viennacontemporary und Art Paris letzten September die erste größere Kunstmesse, die ihre Besucher in der physischen Welt empfangen hat. Der auswärtige Zuspruch schien überraschend hoch, wie Sabine B. Vogel für die WeLT beobachtet: „Die wenigen europäischen Galerien sind mit ihren großen Ständen im Hauptzelt untergebracht, wo es dementsprechend geschäftig zugeht. Halle C dagegen erschreckt mit Ständen voller bunter, plakativer und dekorativer Kunst. Die gibt es auf der Art Dubai immer, aber derartig zusammengepackt, irritiert es doch sehr. Das bewährte Versprechen dieser Messe, hier außergewöhnliche Werke aus dem Nahen Osten zu finden, ist diesmal eine besondere Herausforderung, da die meisten Galerien auf Sicherheit setzen und figürliche, oft im Stil der Moderne gehaltene, recht konservative Malerei anbieten. Offenbar rechnen die Galerien kaum mit europäischen Käufern, die deutlich experimentellere Kunst bevorzugen. Da haben sich die Galeristen eigentlich verschätzt: Es sind erstaunlich viele angereist und nehmen damit die Quarantäne bei der Rückkehr in ihre Länder in Kauf.“
Die Entwicklung des Auktionsmarkts im vergangenen Corona-Jahr und was die nähere Zukunft für den Kunstmarkt insgesamt möglicherweise bereithält, ist Thema des Artnet Intelligence Report Spring 2021 (PDF).
Im Zuge der Corona-Pandemie haben immer mehr der großen Galerien Pop Up-Spaces in den bei reichen US-Amerikanern beliebten Urlaubsregionen eröffnet. Sarah Douglas von Artnews glaubt, dass dieser Trend auch weiterhin bestehen werde. Sie argumentiert unter anderem mit Daten aus dem Immobilienmarkt, wonach die Verkäufe hochpreisiger Wohnhäuser eher zu- als abnähmen.
Und ganz en passant melde die Tefaf die komplette Einstellung ihrer Herbstausgabe in New York, meldet Daniel Cassady im Art Newspaper.
Endlich gibt es offizielle Zahlen zum deutschen Kunstmarkt! Bereits seit Februar ist der „Spartenbericht Bildende Kunst – 2021“ des Statistischen Bundesamts online. Für den Tagesspiegel vom 17. April hat Christiane Meixner darin gelesen: „Das letzte Kapitel des Spartenberichts über 'Auswirkungen von Covid-19 auf die Kultur- und Kreativwirtschaft“ deutet schon an, dass es 2020 zu massiven Verwerfungen gekommen ist.“ Über den Tag hinaus ist der Bericht jedoch von immenser Bedeutung. Denn trotz lückenhafter Datenlage, die Bericht selbst eingesteht, scheint der deutsche Kunstmarkt deutlich größer zu sein als bisher angenommen: Im „'Einzelhandel mit Kunstgegenständen, Bildern, Briefmarken und Münzen und Geschenken' sowie 'Einzelhandel mit Antiquitäten und antiken Teppichen' gab es 2015 rund 17 100 Steuerpflichtige, davon 80 % in erstgenanntem Wirtschaftszweig. Diese Steuerpflichtigen generierten Umsätze in Höhe von 4,2 Milliarden Euro, wobei 92 % durch den Einzelhandel mit Kunstgegenständen, Bildern usw. erwirtschaftet wurden.“ Damit betrüge der Anteil Deutschlands am Weltmarkt nicht magere zwei oder drei Prozent, wie etwa Clare McAndrew in ihrem Art Market Report für Art Basel und UBS hartnäckig behauptet, sondern aktuell etwa acht Prozent!
Hongkong brummt. „Die Abendauktion mit zeitgenössischer Kunst wurde zu einem 'White Glove Sale', einer Auktion, bei der 100 Prozent der Lose verkauft wurden. Für eine Mischauktion, die nicht eine einzelne Sammlung anbietet, ist das ein äußerst ungewöhnliches Ereignis“, schreibt Stephanie Dieckvoss Ende April im Handelsblatt. „Hier zeigt sich wieder einmal, dass asiatische Sammler nicht nur genau wissen, was im zeitgenössischen Bereich international im Trend liegt, sondern auch fast alles bezahlen, wenn es um kunstgeschichtlich und historisch bedeutende Manifestationen ihrer eigenen Kultur geht. Das ist auch ein finanzielles Engagement für die Vergangenheit, das man sich manchmal auch hier in Europa wünschte.“
Endlich wieder Kunstmesse! Die Frieze New York hat als erste der großen Kunstmessen nach Beginn der Pandemie vor über einem Jahr wieder stattgefunden. Für den US-Ableger war es zugleich eine Art Premiere. Nach dem ungeliebten Zelt am noch ungeliebteren Standort Randalls Island hat die neue Location The Shed in Manhattan Starthilfe gegeben, wie Daniel Cassidy im Art Newspaper beobachtet: "Die allgemeine Energie war positiv, gleichzeitig fühlte sich das Tempo der Messe ruhig an, was zu einem großen Teil auf den zeitlich begrenzten Einlass zurückzuführen ist, der dazu beitrug, den traditionellen Ansturm von Sammlern, Bewunderern und sich unbeteiligt Gebenden zu verhindern. Es ist, als ob die Frieze, nun ein wenig reifer geworden, ihre Bruchbude in den Außenbezirken aufgegeben hat und nach Manhattan gezogen ist. 'Es ist eine zivilisiertere Art, einzukaufen. Es gibt immer noch die Energie, aber nicht mehr den verrückten Ansturm wie früher', sagt Gardarin. Jacob Robichaux von der New Yorker Galerie Gordon Robichaux beschreibt die Atmosphäre ähnlich, wenn auch weniger geschönt. 'Es ist humaner für die Menschen, die hier arbeiten, für die Aussteller und das Personal. Man hat nicht das Gefühl, von allen Seiten bedrängt zu werden, und man hat die Gewissheit, dass auch morgen noch Sammler kommen werden', so Robichaux. 'Es ist eine gute Rückkehr zurück zum Networking mit den Leuten, von denen wir so lange getrennt waren.'"
Über 100 Millionen Dollar für einen Picasso und insgesamt knapp 1,3 Milliarden Umsatz könne sich sehen lassen als Ergebnisse der Auktionswoche Anfang Mai in New York. Die Ergebnisse bei Sotheby's fasst Daniel Cassidy im Art Newspaper zusammen, die Analyse der Christie's-Auktionen von Judd Tully im selben Medium ist allerdings auch kritisch: „Sage und schreibe 25 Lose der Auktion waren entweder durch Garantien Dritter oder des Hauses abgesichert, so dass die Hälfte der Ergebnisse zumindest für die Einlieferer von vornherein ein Erfolg war. In diesem neuen Format (die Kategorie '20. Jahrhundert' ersetzt die alte Auktion für impressionistische und moderne Kunst) reichten die Werke vom späten 19. Jahrhundert, das normalerweise als 'impressionistisch' bezeichnet wird, bis ins Jahr 1987 - mit anderen Worten, eine bunte Mischung von Kunstrichtungen.“
Sotheby's und Rose-Maria Gropp von der FAZ haben jeweils einen Coup gelandet: Exklusiv meldet die Autorin Ende Mai die Rückkehr des ersten großen internationalen Auktionshauses nach Deutschland: „Klar ist indessen, was diese Umwandlung Deutschlands vom bloßen Beschaffungsort hin zum 'selling centre' bedeutet: Der neue global agierende Mitbewerber möchte den reichen deutschen Markt abschöpfen, nicht nur was den Zufluss angeht, sondern auch was die steigende Aktivität deutscher Käufer in internationalen Auktionen betrifft – und ebenso die Präsenz einer internationalen Klientel im zuletzt ausschließlich von deutschen Auktionshäusern bespielten Feld.“ Nach dem Brexit war es auch nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Auktionsgiganten wieder auf dem europäischen Festland etablieren.
Sind Galeriewochenenden die neuen Kunstmessen? Für Georgina Adam und das Art Newspaper ein vorstellbares Szenario: „So wie es aussieht, haben fast alle Galerien geschworen, die Anzahl der Messen, an denen sie teilnehmen, zu reduzieren. Es wird also wahrscheinlich sowieso weniger Messen geben - eine kleine Anzahl von großen und dann mehr regionale Nischenveranstaltungen. Viele Sammler und Galeristen werden zumindest für einige Jahre nicht in die Messetretmühle zurückkehren, aus Angst vor Reisen und manchmal auch aus Sorge um die Umwelt. Galerie-Wochenenden scheinen also zu wachsen und zu florieren. Sie werden die Messen vielleicht nicht vollständig ersetzen, aber sie bieten Galeristen, Sammlern und Künstlern gleichermaßen eine gute Lösung für unsere unruhigen Zeiten.“
Die Spark Art Fair in Wien hat mit ihrer ersten Ausgabe Ende Juni einen Achtungserfolg errungen, urteilt Christiane Meixner im Tagesspiegel: „Im Ergebnis ist es ein überaus gelungener Auftritt, den [Direktor] van den Heuvel eine 'Antwort auf die sich verändernden Bedingungen' nennt. Dazu zählt die Rückbesinnung auf regionale Stärken ebenso wie die Überzeugung, dass sich auch mit frisch produzierten Arbeiten eine neugierige Sammlerschaft locken lässt – jenseits der auf den internationalen Märkten gehandelten blue chips. Die Spark jedenfalls ist so überzeugt von ihrer Zukunft, dass sie schon einmal die konkreten Termine für die nächsten drei Jahre herausgegeben hat.“
Den höchsten je in Deutschland erzielten Auktionszuschlag kann mit 9,5 Millionen Euro netto Nagel in Stuttgart für sich verbuchen. Die FAZ meldet: „Mit Blick auf anfallende Abgaben, beispielsweise Steuern, betrage der Preis für das Objekt insgesamt etwa 14,1 Millionen Euro, sagte ein Sprecher des Auktionshauses am Mittwoch. […] Wie die Stuttgarter am Mittwoch weiter mitteilten, handelt es sich bei dem Objekt um eine auf das Jahr 1473 datierte Bronzefigur der Gottheit Vajrabhairava, das aus einer Schweizer Privatsammlung stammt.“ Käufer ist laut Sabine Spindler im Handelsblatt ein Sammler aus Hongkong.
Diese Neuausrichtung habe habe den Versteigerern einen großen Erfolg beschert, analysiert Kabir Jhala im Art Newspaper: „Obwohl die Auktionen als 'Abendverkäufe' angepriesen wurden, war auch dies eine falsche Bezeichnung, da sie am europäischen Nachmittag stattfanden. Wie der Geschäftsführer von Christie's, Guillaume Cerutti, später in einer Pressekonferenz nach der Auktion bestätigte, geschah dies, um die Teilnahme asiatischer Käufer zu ermöglichen, die in rasantem Tempo westliche Werke aufschnappen. Cerutti beschrieb, dass in dieser Verkaufssaison ein 'historisches Ausmaß' an asiatischen Bietern zu verzeichnen war, das den üblichen Anteil von 30 bis 35 Prozent weit übertraf, obwohl er noch keine konkreten Zahlen nennen wollte. Insgesamt erzielte die Auktion 153,6 Mio. Pfund (mit Gebühren), wobei 90 Prozent der Lose verkauft wurden. Der Londoner Teil erzielte 119,2 Mio. Pfund (mit Gebühren) und lag damit genau innerhalb der Schätzung von 93 bis 136 Mio. Pfund (alle Schätzungen sind ohne Gebühren berechnet), was Christie's die 'beste Sommersaison seit 2017' bescherte.“
Vergleichbares hat Barbara Kutscher in New York für das Handelsblatt beobachtet: „'Es ist ein außergewöhnlicher Moment. So etwas habe ich in meiner langen Karriere noch nicht erlebt', kommentierte [Ed] Dolman den Abend. Sämtliche 48 aufgerufene Lose – zwei weitere waren zurückgezogen worden – wurden vermittelt und hämmerten die alle Erwartungen übertreffenden 118 Millionen Dollar ein. Der Abend war eine Fortsetzung von Phillips’ ebenso erfolgreicher Hongkonger Auktionsserie Anfang Juni, die das beste Ergebnis für Phillips Asia holte. Dieses Wachstum verdankt sich auch der im Dezember 2020 begonnenen Partnerschaft mit Beijing Poly Auction, Chinas größtem staatseigenen Auktionshaus. Sie verschafft Phillips Zugang zu kontinentalchinesischen Käufern.“
Hinter die Kulissen der Arco blickt Bernhard Schulz im Tagesspiegel vom 10. Juli: „Beim Hintergrundgespräch gibt Messechefin Maribel Lopez Einblick ins harte Business: 30 Prozent Rabatt seien diesmal auf den normalen Quadratmeterpreis von 310 Euro gewährt worden. Allerdings sind die Kojen durchweg groß: 'Ich wollte, dass die Galerien gut aussehen', erklärt Lopez, die das Geschäft als Stellvertreterin des früheren Leiters Carlos Urruz von Grund auf beherrscht. Dass die ARCO neben dem immer stärker aufkommenden virtuellen Messegeschehen bestehen wird, daran lässt Lopez keinen Zweifel. Ihren Rang als besucherstärkste Kunstmesse muss die Madrider Veranstaltung erst wieder neu erringen. Aber mit ihrer diesmaligen Qualität beweist sie, dass weniger eben auch deutlich mehr sein kann.“
Das obere Ende des Auktionsmarkt feiere ein fulminantes Comeback, schreibt Joe Dziemianowicz bei Barrons: „Der weltweite Umsatz des Trios der großen Player erreichte in der ersten Hälfte dieses Jahres 5,9 Mrd. US-Dollar, ein Plus von 230 Prozent gegenüber 1,79 Mrd. US-Dollar im gleichen Zeitraum des Jahres 2020 und ein kleines, aber ermutigendes Plus von 3,5 Prozent gegenüber 5,7 Mrd. US-Dollar vor der Pandemie 2019.“
Mit Noah Horowitz geht bei der Art Basel nach sechs Jahren der Amerika-Direktor von Bord, meldet Maximilíano Durón bei Artnews.