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Kobels Kunstwoche

Antiquitätenwochen in Bamberg; Foto Ermel via Wikimedia (Ausschnitt)
Antiquitätenwochen in Bamberg; Foto Ermel via Wikimedia (Ausschnitt)
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 31 2024

Keine guten Aussichten für den Kunstmarkt: Bei den Luxus-Konzernen brechen Umsätze und Gewinne ein, meldet Der Aktionär: „Nachdem zuletzt LVMH mit seinen Zahlen enttäuscht hat, sorgt nun auch Konkurrent Kering für lange Gesichter. Wegen der Konsumflaute und Sanierungsbemühungen bei seiner wichtigsten Marke Gucci rechnet der Konzern mit einem weiteren signifikanten Gewinneinbruch. Die Kering-Aktie verliert deutlich und zieht auch LVMH und Hugo Boss mit nach unten.“ Währenddessen eröffnet Sotheby's sein erstes Ladengeschäft in Hongkong, meldet die staatseigene South China Morning Post.

Den Kotau der Kunstwelt vor dem arabischen Petro-Dollar beklagt Ingo Arend in der taz: „Was Hartwig Fischer anbetrifft: Noch ist nicht klar, was in dem von ihm geleiteten Museum gezeigt werden soll. Trotzdem interessiert sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz schon für eine Zusammenarbeit. Noch-SPK-Chef Hermann Parzinger bestätigte Gespräche mit dessen designiertem Chef. Eine Anfrage der taz zur Art der kulturellen Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien und zur moralischen Verantwortung der SPK ließ die Stiftung bislang unbeantwortet.“ Wo ein Trog ist...

Die Bamberger Antiquitätenwochen begeistern Regine Müller vom Handelsblatt nicht zuletzt wegen der Stadt selbst: „Historische Altstädte gibt es auch anderswo, aber in Bamberg wirkt das Stadtbild authentischer, denn hier sind keine internationalen Modeketten und Drogeriemärkte eingezogen. Keine grellen Logos würdigen altes Gemäuer zu pittoresken Werbeträgern herab. Denn die Bamberger Altstadt gehört den Kunsthändlern, sie prägen die Atmosphäre. Und werden umrankt von geschmackvollen kleinen Lädchen und Boutiquen. Der Stadt ist es gelungen, auf diese Weise die historische Altstadt ästhetisch 'sauber' zu halten, auch von einer Überzahl an Schnellimbissen. Nach Ladenschluss strömt man hier in deftige Traditionsgaststätten. Ein cleveres und vorausschauendes Stadtmarketing. Einmal im Jahr feiert der örtliche Kunsthandel sich selbst mit den Kunst- und Antiquitätenwochen, die parallel zu den Wagner-Festspielen im nahe gelegenen Bayreuth stattfinden. Deren Besucher sind Flaneure mit viel Tagesfreizeit.“

Die eigentliche Nachricht setzt Sabine Spindler in ihrer Handelsblatt-Meldung zur Umbenennung der Münchener Galerieninitiative an den Schluss: „Von dem seit Jahren eingeführten September-Termin will sich Open Art Munich allerdings 2025 verabschieden. Laut Quittenbaum hofft man mit einer Juli-Laufzeit auf Synergieeffekte mit den Opernfestspielen und anderen kulturellen Aktivitäten der Stadt.“ Damit dann alle gleichzeitig ihre Sommer-Accrochagen eröffnen?

Hongkong bekommt eine neue Messe, meldet Lisa Movius im Art Newspaper: „Die Messe Photofairs Hong Kong findet in Central statt, in einem 5.600 m² großen Zelt an der Westseite des Hafenviertels, ähnlich wie die zeitgleich stattfindende Messe Art Central (26.-30. März), sagt Scott Gray, Gründer und Geschäftsführer von Creo. Sie erwartet zwischen 50 und 75 Aussteller.“ Die Veranstaltung gehört über Creo ebenso zum Reich von Angus Montgomery wie Taipei Dangdai, Art SG oder Art Düsseldorf.

Den mit sieben Prozent geringsten Umsatzrückgang unter den Großen Drei hatte Philipps zu vermelden, erklärt Ursula Scheer in der FAZ vom 27. Juli: „Entsprechend selbstbewusst präsentiert sich das Haus, das der russischen Mercury-Gruppe gehört und nach Putins Eröffnung des Angriffskriegs auf die Ukraine Zweifel über seine künftige Wettbewerbsfähigkeit auf sich zog. Edward Dolman, leitender Geschäftsführer des Unternehmens, schreibt in einer Pressemitteilung von 'Stärke und Anpassungsfähigkeit'. Mit einer stabilen Verkaufsrate von 87 Prozent, 41 Prozent Erstkäufern und 26 Prozent der Bieter aus der Generation Z sowie der Alterskohorte der Millennials gibt er sich optimistisch.“

Die Auktionssaison in Frankreich resümiert Aurélie Tanaqui für das Handelsblatt: „Neun der zehn höchsten Zuschläge in Frankreich gehen auf das Konto von Christie's. Mit 203 Millionen Euro Umsatz liegt Christie's in Paris auf Platz eins der Einzelgesellschaften. Das ist entschieden besser als im Vorjahreszeitraum, wo 114 Millionen Euro gemeldet wurden. […] Konkurrent Sotheby's versteigerte in der ersten Jahreshälfte sieben bedeutende Sammlungen. Der Umsatz beträgt 133 Millionen Euro, etwas weniger als die 153 Millionen Euro im Vorjahr. Aus Privatverkäufen kommen nochmals 39 Millionen Euro dazu. Der Anteil der Neukunden betrug 20,6 Prozent. Artcurial liegt mit einem Umsatz von 121 Millionen Euro auf Platz drei. Gefolgt von Bonhams. Das englische Auktionshaus verzeichnete 74 Millionen Euro mit 53 Versteigerungen, die sich auf Paris, Brüssel und Monaco verteilten.“

Abgesehen von Klimts „Fräulein Lieser“ war das erste Halbjahr für Österreichs Auktionshäuser wohl überdurchschnittlich unspektakulär, lässt sich aus Nicole Scheyerers Zusammenfassung für die FAZ vom 27. Juli schließen: „Bei der Konkurrenz im Wiener Dorotheum setzte sich ein zehnteiliges Werk von Andy Warhol an die Spitze der Auktionsergebnisse. Die 1980 entstandene Siebdruckserie 'Ten Portraits of Jews of the Twentieth Century' umfasst Porträts von Franz Kafka, Sigmund Freud oder Gertrud Stein. Die elfte Version der 200 Stück starken Auflage wechselte aus einer deutschen Privatsammlung für gut 850.000 Euro in neue Hände (Taxe 400.000 bis 600.000 Euro). In der Sparte Alter Meister übertraf im Dorotheum eine Ölskizze von Francisco de Goya die Vorabschätzung. […] Das nun auf bis zu 400.000 Euro taxierte Exemplar wurde bei 550.000 Euro zugeschlagen.“

Vor dem Hintergrund des Debakels um „Fräulein Lieser“ empfindet Olga Kronsteiner im Standard das Exportverbot für Caspar David Friedrichs' Skizzenbuch als vorblidlich: „Dem geplanten Verkauf lag bekanntlich ein Restitutionsvergleich zwischen dem österreichischen Privateigentümer und zwei Erbengemeinschaften der Familie Lieser zugrunde. Ein Kniff, um eine Ausfuhrgenehmigung zu erwirken, zeterten Klimt-Experten, die sich monatelang über die Provenienzforschung des Auktionshauses echauffierten. Ambitionen, das Gemälde für Österreich zu erhalten, gab es dagegen keine.“

Ein halbstündiges Making of der Heidi Horten-Auktion bei Nagel in Stuttgart bietet der SWR in der Mediathek an.

Die britische Campaign for the Arts hat in ihrer Studie State of the Arts herausgefunden, dass Großbritannien unter den großen Europas bei den staatlichen Ausgaben für Kultur das Schlusslicht bildet, berichtet Angelica Villa bei Artnews. Die spendenfinanzierte Organisation stellt fest, dass die Gesamtausgaben seit 2010 um sechs Prozent gesunken sei. Allerdings fasst die Studie für die meisten Aussagen Budgets für Kultur und Rundfunk, was zu einigen Unschärfen führt. Bei den reinen Cultural Services schneidet das Königreich sogar noch schlechter ab und landet bei 141 Dollar pro Kopf und Jahr nur noch vor Portugal und Griechenland. Deutschland liegt demnach mit 260 Dollar im unteren Mittelfeld. Angeführt wird die Liste mit Island und Luxemburg mit knapp 800 Dollar.

Überflüssigerweise tragen die Frankfurter Die Galerie und die Art Cologne ihren Zwist über die Ablehnung eines ostdeutschen Künstlers öffentlich aus, weiß Christiane Fricke im Handelsblatt zu berichten: „In ihrer Erwiderung pochte die Messeleitung denn auch auf das Konzept der 'Collaborations'. Dieses Konzept sehe entweder vor, dass zwei Galerien eine gemeinsame Ausstellung präsentieren oder eine Galerie Künstlerinnen und Künstler präsentiert, 'die ihrerseits in einem engen und nachvollziehbaren kuratorischen Zusammenhang zu sehen sind'. Außerdem versucht Messechef Daniel Hug, die Messe noch einmal deutlich zu straffen und auf circa 170 Teilnehmer zu reduzieren, wie er auf Nachfrage verlauten ließ. Das erklärt die 'strikten Maßstäbe' bei den Auswahlentscheidungen, mit denen die Messe Peter Femfert gegenüber argumentierte. Wer nun das Werk Giacomo Manzùs dem von Stelzmann gegenüberstellt, wird feststellen: Sie haben in der Tat nicht wirklich etwas miteinander zu tun. Femfert räumt, darauf angesprochen, ein, es gebe kaum einen Zusammenhang“. Die zweifellos immer noch existierende Diskriminierung in der DDR tätiger Künstler öffentlich zu instrumentalisieren, um die eigene verfehlte Bewerbung gegenüber einer nicht immer glücklich agierenden Messe doch noch durchzudrücken, erweist der Sache einen Bärendienst.

Der Münchener Galerie Thomas droht die Insolvenz, melde ich fürs Handelsblatt. Der Bayerische Rundfunk hat eine bis in einzelne Formulierungen erstaunlich ähnliche Nachricht.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung