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Kobels Kunstwoche

Illegale Antiken: kein nennenswerter Handel feststellbar; Foto Stefan Kobel
Illegale Antiken: kein nennenswerter Handel feststellbar; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 32 2019

Viel Lärm um wenig: Eine vom Bund geförderte Studie sei zu dem Ergebnis gekommen, dass der illegale Handel mit Antiquitäten in Deutschland keine nennenswerte Größenordnung habe, fasst Thomas E. Schmidt in der ZEIT zusammen: "Weder quantitativ noch qualitativ ist der Handel mit vorderasiatischen Antiken in Deutschland rechtlich oder kulturpolitisch relevant. Es existiert kein Angebot an hochwertigen Objekten, und die Nachfrage bleibt generell gering. Selbstverständlich ist im Prinzip nicht auszuschließen, dass bedeutende Kunst aus Syrien geschmuggelt wird. Dann allerdings erfolgt das nicht systematisch, sondern im Rahmen krimineller Aktivitäten: Es sind Fälle für Interpol und den Zoll. Der Kunsthandel ist offensichtlich nicht beteiligt."

Über Clan-Kriminalität sollten wir uns nicht beschweren, solange das Gequengel der Hohenzollern noch Gehör findet, findet Bernd Stegemann bei Monopol: "Ein Familien-Clan, der über 1000 Jahre die mitteleuropäische Geschichte mit Kriegen, Vetternwirtschaft und Katastrophen heimgesucht hat, kommt nach den letzten beiden totalen Niederlagen wieder angelaufen und klagt auf die Aushändigung seines kriminell zusammengerafften Reichtums. Sollte es jemals bei den Clans, die sich selbst gerne Adel nennen, so etwas wie Scham, Ehre oder gar Seelenadel gegeben haben, die aktuelle Generation der Hohenzollern ist gänzlich bar davon."

Eine ausführliche Einführung ins Art Lending - die Vergabe von Krediten gegen Kunst als Sicherheit - bietet Laurence Darmiento in der Los Angeles Times. Das weltweite Volumen der Branche betrage demnach rund 20 Milliarden US-Dollar, Tendenz steigend. Das Geschäftsmodell sei für Investoren attraktiv, da diese Darlehen mit neun bis zehn Prozent ungewöhnlich hoch verzinst seien. Insgesamt werde der Anteil der beliehenen Kunst am gesamten Bestand in Privatbesitz auf ungefähr ein Prozent geschätzt.

Was passiert, wenn bei so einem Geschäft der Ernstfall eintritt, ist gerade am Beispiel des Museo José Berardo in Lissabon zu bewundern. Wie Gareth Harris im Art Newspaper berichtet, haben drei Banken fast den gesamten Bestand des Sammler-Museums beschlagnahmen lassen, weil er einen Kredit von rund einer Milliarde Euro nicht zurückzahlen könne, bei dem Kunst als Sicherheit diene.

Im zweiten Teil seiner Reihe zu unterbewerteten Sammelgebieten im Handelsblatt verweist Christian Herchenröder zunächst auf aktuelle Rekordjagden bisher vernachlässigter Segmente weiblicher und farbiger Künstler auf dem Sekundärmarkt. Um anschließend auf die niedrigen Preise in einigen Bereichen hinzuweisen: US-Farbfeldmalerei aus der zweiten Reihe, Willi Baumeister, Graphik des deutschen Expressionismus. Tatsächlich sind hier - gemessen an kunsthistorischer Bedeutung und künstlerischer Qualität - oft geradezu Schnäppchen zu machen. Aber zu glauben, dass es sich dabei auch unter Renditegesichtspunkten um gute Investitionen handelt, wäre schon sehr optimistisch. Bei den vom Autor aufgeführten Künstlern handelt es sich fast ausschließlich um weiße europäische Männer und/oder Künstler aus der zweiten Reihe oder eben um Graphik. Um Kunst aus diesen Bereichen zu sammeln, bedarf es einer gewissen Kennerschaft und Marktresilienz. Beides dürfte auf absehbare Zeit nicht zunehmen, was weniger mit dem Kunstmarkt, sondern mit gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen zusammenhängt.

Kunstwerke von Frauen erzielen bei Wiederverkäufen höhere Renditen als die von Männern, erklärt Michael Klein bei Art Agency, Partners die Ergebnisse einer Untersuchung seines Unternehmens Mei Moses, das Indizes aus den Auktionsergebnissen wiederholt versteigerter Kunstwerke erstellt. Beide Firmen gehören zu Sotheby's. Für Artnet nimmt Sarah Cascone den Beitrag auf.

Die Bedeutung von Preistransparanz, versucht Alexander Forbes auf Artsy anhand von Studien zu belegen. Etwas getrübt wird die Freude an dem begrüßenswerten Unterfangen von dem Umstand, dass der Autor für das Magazin einer Plattform arbeitet, zu deren Geschäftsmodell gerade das Benennen von Preisen gehört.

Womit Galerien neben ihrem Kerngeschäft sonst noch Geld verdienen (Rahmungen, Kunstberatung, Hochzeitsfeiern), erläutert Daniel Grant bei Artnet.

Das Wachstum des Galerie-Imperiums von Larry Gagosian scheint keine Grenzen zu kennen. In New Yorks Galerienviertel Chelsea verleibe sich das Unternehmen jetzt die ehemaligen Räume von Pace und Mary Boone ein, meldet Katya Kazakina bei Bloomberg.

Die "Stacks" genannten Posterstapel von Felix Gonzalez-Torres sind berühmt und haben viele Nachahmer gefunden. Besonders auf Messen stellen sie ein beliebtes Mittel dar, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, ohne dass die Zeitgenossen unbedingt ein derartig stringentes Konzept verfolgen wie der 1996 verstorbene Gonzalez-Torres. Dessen Mitnahme-Poster werden auf Auktionen (durchaus auch bei seriösen Auktionshäusern wie Sotheby's) für bis zu vierstellige Beträge gehandelt. Den auch für andere Fälle rechtlich relevanten Fragen, die sich bei einem Weiterverkauf ergeben, geht Elena Goukassian für Artsy nach. Ihr Fazit: Der Weiterverkauf der Gratis-Artikel selbst sei rechtlich nicht zu beanstanden, die Verwendung von Abbildungen der Stacks zur Berwerbung hingegen schon. Auch der Nachlass sehe das Nachleben einzelner Werkbestandteile gelassen, solange klar sei, dass es sich bei den einzelnen Blättern nicht um originale Kunstwerke handele.

Die Sammlung des ehemaligen Kölner Galeristen Rafael Jablonka geht an die Albertina. Für Wien freut sich Ivona Jelčić im Standard auch über eine besondere Dreingabe: "Jetzt übergibt Jablonka rund 400 Werke seiner Sammlung mit Schwerpunkt auf amerikanische und deutsche Kunst der 1980er Jahre an die Albertina: Es ist der jüngste Coup des für seine Expansionslust bekannten [Albertina-Chef Klaus Albrecht] Schröder - und er könnte auf lange Sicht auch eine räumliche Erweiterung bedeuten. Denn Jablonka hat vor, auch die Böhm Chapel in die an der Albertina verankerte Stiftung einzubringen, wie er dem STANDARD erzählte. Sprich: Aus der Kapelle könnte eine Albertina-Dependance in Deutschland werden."

Pech für Köln. Egal, wie laut der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma Gegenteiliges herausposaunt: Die Domstadt bekommt wohl kein Gerhard Richter-Museum, ist in einer dpa-Meldung, unter anderem bei Monopol nachzulesen: "Am Freitag folgte deshalb nun ein noch klareres Dementi: 'Ich will kein eigenes Museum', sagte Richter der Deutschen Presse-Agentur. Seine Position sei endgültig und hänge nicht etwa davon ab, welches Konzept ihm die Stadt gegebenenfalls noch präsentiere. Er halte ganz allgemein nichts von einem eigenen Museum. Die Gemälde, die er selbst besitzt, will Richter an bestehende Museen verteilen."

Im Gegensatz zu Köln steht die Landeshauptstadt von NRW nicht mit leeren Händen da. Die Witwe des Goldschmieds Friedrich Becker habe dem Düsseldorfer Kunstpalast die auf Zero spezialisierte gemeinsame Kunstsammlung vererbt, berichtet Susanne Schreiber im Handelsblatt: "Hildegard Becker (1928 bis 2018) vermacht dem Museum Gemälde von Lucio Fontana, Heinz Mack und Jan Schoonhoven, dazu graphische Arbeiten und Glasobjekte aus Murano."

Der nach eigener Aussage "privilegierte Dully" Anna Gien hat für Monopol zehn Dinge aufgezeichnet, "die ich über die Kunstwelt gelernt habe": "Die Partys sind gut, vorausgesetzt, man kommt rein", "Mit Galeristen schlafen bringt nichts" oder "Kunstkritik ist eine aufgeschriebene Gratulation" lauten ihre Erkenntnisse. Ein "Handbuch eines Adabeis - 100 Dinge, die ich über die Kunstwelt lernte, während ich dabei war, dazugehören zu wollen" ist angedroht.

Der in Berlin geborene Londoner Galerist Karsten Schubert ist tot, schreibt Gareth Harris im Art Newspaper.

 

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung