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Für die Kunstmessen begann das Jahr 2020 mit einer Forstetzung der Industrialisierung, wie es sich schon lange abzeichnet. Frieze goes Boulevard: Die Messe und das Magazin bekommen laut Gareth Harris Anfang Januar im Art Newspaper mit Simon Fox ab 2. April einen CEO, der zuvor das Medienunternehmen Reach leitete, das unter anderem den Daily Mirror und den Daily Express herausgibt.
Neuer Ärger für die Art Basel, diesmal für den Ableger in Hongkong: Die in einem Brief Ende Januar an die Messeleitung formulierte Forderung von 24 Ausstellern nach einer Halbierung der Standmieten für die Ausgabe in diesem Jahr hätten Marc Spiegler und Adeline Ooi abgelehnt, berichtet Anny Shaw im Art Newspaper. Der geforderte Nachlass sei wirtschaftlich für die Messe nicht darstellbar, und die Anmeldezahlen von VIPs sei gegenüber früheren Ausgaben nicht zurückgegangen.
Das Finanzportal Finews aus der Schweiz weiß Anfang Februar von einem Brief der Art Basel an Aussteller, in dem von einer möglichen Absage die Rede sein soll: "Die Organisatoren der Kunstmesse Art Basel in Hongkong sind selber nicht sicher, ob sie die Veranstaltung trotz dem in China grassierenden Coronavirus durchführen sollen. Am Donnerstag verschickten die Organisatoren der Messe einen Brief an die Kunsthändler, in dem sie erklärten, dass sie "hart daran arbeiten, alle möglichen Optionen zu prüfen" für den Anlass, der am 17. März im Hongkong Convention and Exhibition Centre für VIPs eröffnet werden soll."
Für die Baseler Muttergesellschaft MCH kommt die Misere bekanntlich zur Unzeit. Von einer durch den Aktionär Erhard Lee erzwungenen Außerordentlichen Generalversammlung berichtet Kurt Tschan im Tagesanzeiger: "Gegenwärtig ist die MCH Group mit Investoren in Verhandlungen. Gemäs Lee befindet sich darunter auch ein chinesischer Milliardär, der Interesse an der Kunstmesse Art Basel bekundet. Denkbar wäre es auch, die Sparte Live Marketing Solutions, für 40 Prozent des Gruppenumsatzes zuständig, oder die zuletzt arg kriselnde Baselworld in eigene Gesellschaften auszugliedern oder zu verkaufen. Nur mit frischem Kapital, so Vischer, lasse sich die neue Strategie finanzieren. Lee will in den nächsten drei Monaten abklären, ob er die gestern abgelehnte Sonderprüfung auf gerichtlichem Weg durchsetzen will."
Der Ausfall einer Ausgabe der ABHK könnte weitreichendere Folgen haben, vermutet Marcus Woeller in der WELT vom 9. Februar: „In Asien ist die Art Basel zwar der dickste Player, aber nicht der einzige. Besonders der britische Messemacher Sandy Angus dürfte versuchen, sein umfangreiches Portfolio durch den misslichen Ausfall der Schweizer aufzuwerten. Angus hatte die Hongkonger Vorgängermesse gegründet und dann verkauft. Mittlerweile betreibt er Kunstmessen in Indien, Taiwan und Australien, eine Fotomesse in Shanghai, die kleine (und ebenfalls abgesagte) Art Central in Hongkong, die Art Düsseldorf. Im Oktober lädt er zur ersten Art SG nach Singapur. Dem wohlhabenden Stadtstaat wird am ehesten zugetraut, Hongkong als asiatischem Hotspot das Wasser abzugraben. Seine Argumentation hat durchaus etwas für sich, wie die Lektüre eines Vergleichs der beiden Stadtstaaten von Clara Ferreira Marques bei Bloomberg vor Augen führt.
Wie Kunstmessen und Galerien in Asien mit der Corona-Situation umgehen, erklären Anna Brady und Lisa Movius Ende Februar im Art Newspaper.
Die Arco in Madrid war bereits gekennzeichnet durch Gespräche über das Coronavirus und das Ausbleiben einiger Sammler aus Lateinamerika, die für viele Galeristen einer der wichtigsten Gründe für ihre Reise nach Spanien sind. Javier Pes geht in seinem Bericht für Artnet auch auf dieses Thema ein.
Über das Krankenbett hinaus blickt Marcus Woeller in der WeLT: "Für viele Händler ist die Tefaf (bis zum 15. März) der wichtigste Termin im Jahr. 2019 wurden rund 70.000 Besucher gezählt. Und das Coronavirus ist nicht die ärgste Bedrohung für den Wirtschaftszweig. Die Nachfrage an alter Kunst geht kontinuierlich zurück, das Angebot ist ohnehin limitiert. Für Museumsqualität gibt es zwar noch Käufer, etwa amerikanische Häuser, die auf ihre privaten Spender vertrauen können. Schwer haben es dagegen Werke, die für Institutionen nicht interessant sind, für die (weniger werdenden) kundigen Privatsammler aber mit Preisen im unteren sechsstelligen Bereich doch zu teuer sind."
In einer Pressemitteilung lässt die Muttergesellschaft der Art Basel wissen, dass sie durch das Coronavirus nicht in eine existenzielle Krise geraten sei: "Die auf Grund der Verbreitung des Coronavirus und der vom Bundesrat in der Schweiz verordneten Massnahmen notwendige Verschiebung oder Absage mehrerer Veranstaltungen hat zwar wirtschaftliche Folgen für die MCH Group, die Stabilität des Unternehmens ist aber durch diese Situation nicht gefährdet." Anlass für diese wie ein überspezifisches Dementi wirkende Selbstauskunft könnte ein Bericht im Tagesanzeiger von Isabel Strassheim sein: "Der Jahresabschluss 2019 der Messe ist noch nicht bekannt, im Halbjahr war der operative Gewinn mit 3,1 Millionen Franken auch ohne Messeabsagen schon knapp ausgefallen. Der Reinverlust belief sich auf 1 Million Franken. Die Verbindlichkeiten übertrafen mit 401 Millionen Franken das Eigenkapital um gut 700 Prozent."
Die Verschiebung der Art Cologne in den November und weiterführende Details habe ich Mitte März im Handelsblatt gemeldet. Mit Art Cologne-Direktor Daniel Hug hat Catrin Lorch für die Süddeutsche Zeitung gesprochen. Die Art Brussels verkündet optimistisch eine Verlegung in den Juni, eine Woche nach der Art Basel. Die für Anfang April geplante erste Ausgabe der Paris Photo in New York ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Einen Überblick auch über kleinere Messen in Österreich und Frankreich hat Rose-Maria Gropp für die FAZ zusammengestellt. Von einem verdoppelten Gallery Weekend Anfang Mai und zur Art Week im September berichtet Monopol. Ein tabellarisches Kalender-Update gibt es in der WeLT. Den immer weiter ausartenden Versuch, eine möglichst vollständige Liste aller Schließungen, Verschiebungen und Absagen von Events und Ausstellungen durch Museen, Galerien und Messen zu führen, unternimmt Artnet.
Die Auswirkungen der aktuellen Situation auf die Kunstmessen untersucht Sebastian C. Strenger im Tagesspiegel: "Für andere Veranstalter sieht es düster aus, auch wenn die meisten ihren Termin erst einmal nur verschieben wollen. Doch wohin? Der Kalender der zwischen London, Paris, Basel und Hongkong stattfindenden Messen ist eng. 'Die derzeitige Situation mündet in einer Komplettüberarbeitung des Messekalenders,' meint denn auch Markus Peichl, dessen Galerie Crone in Berlin und Wien ansässig ist. Die aktuelle Situation werde ihre Folgen bald zeigen. 'Es ist kaum anzunehmen, dass uns die gewohnte Vielfalt an Kunstmessen erhalten bleibt. Wenn sich jetzt alles in den Spätherbst verlagert, werden dies viele Akteure nicht überleben. Und es ist wohl auch kaum möglich, dass sämtliche Messen im Herbst noch einen Termin finden. Das ist nur ein strategisches Manöver', so Peichl."
Den Internet-Auftritt der Art Basel Hong Kong habe ich mir für Artmagazine angesehen. Skeptisch sieht die Online-Strategie der Schweizer Ingo Arend in der Süddeutschen Zeitung: "Die Online-Schau soll nicht nur helfen, wenigstens einen Teil der Umsätze zu retten, sie soll auch die Präsenz der ins Wackeln geratenen Art Basel demonstrieren: Was nicht live gezeigt werden kann, soll das Publikum wenigstens im Netz sehen können. [...] Die wichtigere Frage aber ist, ob diese 'aufregende neue Plattform', wie die Messe ihr virtuelles Surrogat nennt, die schleichende Auszehrung der Mutter aller Kunstmessen aufhalten kann, die sich nicht erst seit gestern abzeichnet. Und die hat nicht nur mit dem vermaledeiten Virus zu tun, der Menschenleben genauso dahinrafft wie - via Börsencrash - märchenhafte Sammlervermögen."
Mit Humor versucht Philipp Meier in der NZZ die Ende März verkündete Verschiebung der Art Basel in den September zu vermitteln: "Die Messeleitung geht nun davon aus, dass diese Viren sowieso nicht[s] von Kunst verstehen, und verschiebt ihren Termin für die Ausgabe in Basel auf September. Die weltweit führende Messe für moderne und zeitgenössische Kunst, die in Basel im Juni stattgefunden hätte, wird dort nun vom 17. bis zum 20. September über die Bühne gehen. Wir hoffen, dass bis dahin die kleinen grossen Spielverderber der weltweiten Kunstszene in den ewigen Jagdgründen vor sich hin vegetieren werden."
Mit Rolex, Patek Philippe und Chopard hätten die letzten Anker-Aussteller der Baselworld den Rücken gekehrt, um eine neue Messe in Genf aufzuziehen, meldet Mitte April zuerst Jon Bues bei Hodinkee. Ein Grund für diesen Schritt sei das selbstherrliche Agieren der Art Basel-Mutter MCH Group. Das dürfte das Ende der Baselworld in der bisherigen Form bedeuten.
Die Live Marketing Solutions-Sparte MC2 der MCH Group in den USA habe 150 Mitarbeiter entlassen berichtet Eileen Kinsella bei Artnet. Insgesamt habe der Konzern demnach vorher 800 Menschen beschäftigt.
MCH-Präsident Ueli Vischer hat Peter Knechtli für Online Reports aus der Schweiz ein Interview gegeben, das einem Offenbarungseid gleichkommt. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Konsequenz auch und gerade in Führungspositionen Realitätsverweigerung als Erfolgskonzept begriffen wird - in der Wirtschaft wie in der Politik.
Ein vielbeachtetes Interview zur Zukunft von Online-Kunstmessen hat die Kunsthändlerin Dominique Lévy Ende April CNN Money gegeben: „'Ein interessantes Experiment, das nicht funktioniert'. Die Schweizer Kunsthändlerin Dominique Lévy hat das und noch viel mehr über die Online-Viewing Rooms der Art Basel zu sagen - ihr Ersatz für die abgesagte Messe in Hongkong. Sie war ein wichtiger Test für eine Branche, die davon lebt, Menschen rund um topaktuelle zeitgenössische Kunst zusammenzubringen. Und während sie 250.000 Besucher - fast dreimal so viele wie im vergangenen Jahr - anzog, ließ die ausschließlich digitale Ausgabe der Art Basel Hongkong laut Lévy viel zu wünschen übrig. 'Solange es keine Form gibt, von der ich nichts weiß, glaube ich nicht, dass eine online Art Basel eine Zukunft hat.'”
Dass die Art Basel demnächst ihre größte Filiale im Internet haben könnte, ist nicht zu befürchten, zumindest solange Marc Spiegler dort etwas zu sagen hat. Angesichts der Entwicklungen bei der MCH Group dürfte das auf absehbare Zeit so bleiben. Für die NZZ erklärt der Messedirektor im Interview mit Philipp Meier Anfang Mai, warum er an die klassische Kunstmesse glaubt: "Der Kunstmarkt ist ein Markt, auf dem ein Unikat von einer Person an eine andere Person verkauft wird. Es ist ein Akt des Vertrauens, ein Kunstwerk zu kaufen und zu verkaufen. Was allgemein unterschätzt wird in Anbetracht des gegenwärtigen Online-Wachstums im Kunstmarkt, ist die Tatsache, dass dieses Geschäft nur funktioniert auf der Basis des persönlich aufgebauten Vertrauens zwischen Käufer und Verkäufer. Dieses Vertrauen baut man aber nicht im Internet auf, sondern im direkten Kontakt. [...] Die Geschäfte, die jetzt zwischen Galerien und Sammlern stattfinden, kommen nur zustande, weil diese Galeristen und Sammler zum Beispiel letztes Jahr zusammen ein Abendessen genossen haben und sich noch bestens daran erinnern, in Paris diese grossartige Flasche Wein getrunken zu haben."
Ernüchterung macht sich auch breit, nachdem die Online-Ausgabe der Frieze New York anscheinend nicht erfolgreicher war als die der Art Basel Hong Kong. Artnet hat gleichwohl die übliche Liste mit Verkäufen zusammengetragen, ihr jedoch vorangestellt, der Galerist David 'Zwirner berichtete, dass die Galerie am Eröffnungstag 'vielleicht 11 Anfragen von der Frieze und über 100 auf unserer eigenen Website erhielt, was mich zu der Annahme veranlasst, dass die Schaffung einer angemessenen Online-Umgebung nicht etwas ist, das man über Nacht macht. Das Geschäftsmodell der Online-Kunst ist nicht das Modell der Online-Kunstmesse'."
Ein neues Messemodell mit dem so schlichten wie sprechenden Namen FAIR erprobt die Galerievereinigung NADA Mitte Mai ebenfalls online. Statt Standmiete zahlen die 200 ausstellenden Galerien jeweils 10 Prozent ihrer Einnahmen an die Veranstalter, und jeweils 20 Prozent aller Umsätze sollen - die Solidarität unter Galeristen und Künstlern in ungeahnte Höhen treibend - gleichmäßig unter allen Teilnehmern verteilt werden. Taylor Dafoe stellt das Projekt bei Artnet vor.
Christiane Meixner sieht in der Weltkunst das gesamte Messesystem gefährdert - nicht nur in diesem Jahr: "Sammler wie Galeristen müssen entscheiden, welche der zahlreichen internationalen Messen für sie unverzichtbar sind. Und ob sie wie bisher kreuz und quer durch die Welt fliegen (können), um in Bogotá, Singapur oder Miami präsent zu sein. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen, die Reisebeschränkungen ebenso wie das social distancing, erschüttern diese gut geölte Maschinerie. Bisher verhallte die Kritik am Kunstrummel, an den explodierenden Hotelzimmerpreisen oder am zunehmend auf sichere Positionen geeichten Angebot. Doch nun kommt die große Zäsur, und Strategien wie die David Zwirners oder anderer Big Player lassen ahnen, dass die Topgalerien bereit sind, sich vom internationalen Messebetrieb unabhängig zu machen."
Für die nähere Zukunft ist der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Kunstversteigerer BDK Rupert Keim vom Münchner Auktionshaus Karl & Faber im Gespräch mit Brita Sachs für die FAZ vom 30. Mai verhalten optimistisch: "Auch viele Kollegen haben Sorge, dass der Herbst ziemlich holprig wird. Die faktischen Einschränkungen, Sammler aufsuchen zu können, sind in der Akquisition auf jeden Fall hinderlich. Die gegenwärtige Marktlage ist aber erstaunlich stabil, das Kaufinteresse ist da. Vieles wird davon abhängen, wie viele schlechte Wirtschaftsmeldungen wir in den kommenden Wochen hören werden. Das Schlimmste ist die Unsicherheit über die Entwicklung: Wenn man nicht weiß, wohin die Reise geht, gibt man ungern insbesondere teure Kunst aus der Hand. Wer sich traut, etwas in den Markt zu geben, was Qualität hat und sinnvoll geschätzt ist, wird belohnt werden."
Der Absage der Art Basel Anfang Juni vorausgegangen ist eine Richtungsentscheidung der Eigner der Muttergesellschaft MCH Group. In einem verzweifelt erscheinenden Akt haben die öffentlichen Anteilseigner (Städte und Kantone) erst kurz zuvor bekanntgegeben, ihre kontrollierende Mehrheit abgeben und einem Investor 30 Prozent der Aktien andienen zu wollen, um selbst nur noch eine Sperrminorität zu behalten, wie Kurt Tschan in der Basler Zeitung vom 4. Juni schreibt: "Immer wieder war in der Vergangenheit zu hören, dass Chinesen ein Interesse daran hätten, die Art Basel als Marke noch stärker im asiatischen Raum zu verankern. Darauf lässt auch die im grossrätlichen Ratschlag erwähnte Sperrminorität schliessen, welche die Messestandorte Basel und Zürich sichert."
Die ohnehin angeschlagene Biennale de Paris (früher Biennale des Antiquaires) hat mit Christie's als Ausgleich für die diesjährige Ausgabe im September auf die Durchführung einer Online-Auktion mit Ware der Aussteller verabredet. So ganz auf Augenhöhe sei das Projekt nicht, kritisiert Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt: "Einige Händler bedauern, dass die Namen der Käufer aus Gründen der Berufsethik der Versteigerer geheim bleiben, das Auktionshaus jedoch potenziell seine Kundendatei um neue Bieter erweitern könne. Volker Wurster von der Galerie Neuse kritisiert das Konzept, 'weil die Objekte in den Galerien bleiben und die Interessenten von einer Galerie zur anderen pilgern müssen'. Der Bremer Kunsthändler weist auch darauf hin, dass Christie's-Spezialisten - wie alle - monatelang nicht reisen konnten, 'und es dem Haus nicht ungelegen kommen dürfte, seine Auktionen mit frischem Warenangebot anzureichern'."
Das Format Hausmesse der Berliner König Galerie stellt Kevin Hanschke Anfang Juni in der FAZ vor: "Offensichtlich liegt Johann Königs Initiative im internationalen Trend zur Symbiose des Handels mit dem Auktionsmarkt. Dass bei dieser neuen Form noch Erklärungsbedarf herrscht, ist allzu nachvollziehbar. Sollte die 'Messe' übrigens ein Erfolg werden, so König, plant er eine Fortsetzung der Hybrid-Veranstaltung - während des Gallery Weekends im September." Ich war für Artmagazine dort. Mit dem Galeristen Johann König habe ich, ebenfalls für Artmagazine, über seine Sicht auf den Kunstmarkt nach Corona gesprochen.
Gar einen "Nachruf auf die Art Basel" hat Hans-Joachim Müller für die WeLT vom 17. Juni formuliert: "So verging Art um Art. Und ein Art-Ende ist nicht wirklich vorstellbar. Was aber, wenn dieses Kapitel doch einmal abgeschlossen wäre, Erinnerung nur mehr, eine fernliegende Epoche in der Geschichte der modernen Kunst? Vielleicht würde erst dann vollends sichtbar werden, was diese Epoche eigentlich ausgemacht hat: Eine beispiellose Öffentlichkeitserzwingung, die man dem genuin intimen Medium Kunst nie zugetraut hätte."
Murdoch, ausgerechnet. Zwar ist es nicht Rupert selbst, sondern sein Sohn James, der voraussichtlich über seine Investment-Firma Lupa Systems bei der MCH Group einsteigt, wie Mitte Juli einer Pressemitteilung zu entnehmen ist. Doch wird es immer der Makel des rechten Propagandasenders Fox News sein, der wie Kaugummi am Ruf der Art Basel kleben wird. Die Protestierenden auf dem Messeplatz zur Vernissage der nächsten Ausgabe in Basel ziehen schon jetzt vor dem geistigen Auge vorbei.
Eine Industrialisierung der Art Basel in Richtung Lifestyle befürchtet Gerhard Mack in der NZZ: "Keiner weiss, was James Murdoch plant. Eine solche Neupositionierung der Art Basel würde jedoch einen Trend fortsetzen, der seit geraumer Zeit zu beobachten ist: Der Kunsthandel hat sich zu einer Kunstindustrie fortentwickelt, die die grossen Galerien vorantreiben. So verkaufen Hauser & Wirth, bei aller Liebe zur Kunst, mit ihrem Konglomerat aus Galerien, Landsitz, Restaurants, Hotel, Zeitschrift und Verlag Kunst als Teil eines Lifestyles."
Während sich die MCH Group über die Genehmigung des Murdoch-Einstiegs durch die in der Schweiz Generalversammlung genannte Hauptversammlung freut, warnt Andrea Martel in der NZZ: "Vollzogen werden können die Beschlüsse allerdings vorläufig nicht, denn ein unzufriedener Aktionär hat eine Handelsregistersperre erwirkt."