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Die amerikanische Kunstszene scheint besonders in diesem Jahr die Vorzüge von Sommermessen zu entdecken. Daniel Cassady begeistert sich bei Artnews für Aspen in Colorado: „Es war also keine Überraschung, dass ich weniger als eine Stunde nach einem erwartungsgemäß turbulenten Flug mit einem Modellflugzeug aus Denver am nächsten Morgen mit einer Gruppe von Kunsthändlern zu einem kalten Sprung in den nahe gelegenen Roaring Fork River eingeladen wurde. Diese Art von Einladung ist typisch für Aspen, das wie eine Parallelwelt zu der Kunstwoche im Dezember in Miami wirkt. Der Reichtum ist derselbe, aber du tauschst das feuchte Strandwetter gegen Bergluft und durchgemachte Nächte, Gästelisten und exklusive Clubs gegen Wanderungen und Yoga. Jeder ist zu allem eingeladen, mit dem Vorbehalt, dass du es zuerst dorthin schaffen musst.“
Den Kunstindex des Manager-Magazins hat sich Monopol angesehen: „Mit einem Umsatz von 586 Millionen US-Dollar liegen Werke von Pablo Picasso in dem Ranking ganz vorn. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Jean Michel Basquiat (238 Millionen) und als einziger deutscher Künstler in den Top 50 der Maler Gerhard Richter (214 Millionen Dollar). Insgesamt wird die Liste von US-Künstlern dominiert, unter den ersten 20 der wertvollsten Künstler finden sich unter anderem Andy Warhol, Ed Ruscha, Joan Mitchell, Mark Rothko und Cy Twombly.“
Den selbstgewählten Abstieg der Artnet AG vom Prime Standard in den General Standard der Deutschen Börse melde ich für das Handelsblatt.
Von gleich drei Führungskräften trennt sich die Pace Gallery, meldet George Nelson bei Artnews: „Gary Waterston hat die Galerie verlassen, nur sechs Monate nachdem er für die neu geschaffene Position des Executive Vice President of Global Sales and Operations eingestellt worden war. Sarah Levine, Senior Director, Curatorial and Artist Management bei Pace, und Mark Beasley, Curatorial Director, haben das Unternehmen ebenfalls verlassen.“
Die Entlassung von zehn Personen des Online-Teams bei David Zwirner meldet Angelica Villa bei Artnews: „Die jüngsten Entlassungen, die sich auf drei Prozent der Belegschaft der Galerie belaufen, erfolgten einige Monate, nachdem Zwirner das Personal bei Platform, einem von Zwirner finanzierten digitalen Marktplatz, der mit kleineren Galerien zusammenarbeitet, umstrukturiert hatte. Platform, das 2021 gegründet wurde, entließ im letzten Herbst zwei Leiter für Inhalte und einen weiteren Vollzeitmitarbeiter aus seinem zehnköpfigen Team“.
38 Aufsichtskräfte, zumeist Künstler und Studenten, hat die Lisson White Cube Gallery und durch professionelles Sicherheitspersonal ersetzt, berichtet Anny Shaw im Art Newspaper: „In ihrer Gruppenerklärung sagen die Beschäftigten, dass der Verlust ihrer Arbeitsplätze, die für viele ihre Haupteinkommensquelle waren, die 'echte Kluft zwischen denjenigen, die an der Spitze der Kunstwelt stehen, und den Menschen, die in unbeständigen Positionen am unteren Ende der Kette arbeiten', deutlich macht. Sie fügen hinzu: 'Es zeigt auch eine sehr besorgniserregende Perspektive auf die öffentliche Rolle der großen Kunstgalerien. Diejenigen, die versuchen, ihren Lebensunterhalt in der Kunst zu verdienen, haben sich lange Zeit auf Funktionen wie die des Aufsehers verlassen, um ihrer eigenen Praxis oder ihrem Studium nachgehen zu können. Indem man Rollen wie diese abschafft, wird das Ausmaß, in dem die Kunstwelt nur von den bereits Reichen betreten werden kann, noch größer.'“
Bonhams hat mit Chabi Nouri einen neuen CEO, meldet Karen K. Ho bei Artnews: „Bevor sie zu Bonhams kam, war Nouri sieben Jahre lang CEO des Uhren- und Schmuckunternehmens Piaget und Private-Equity-Partnerin bei der Mirabaud-Gruppe, einer Schweizer Privatbank. Außerdem war sie zehn Jahre lang bei Cartier in verschiedenen Positionen tätig, unter anderem als Leiterin der Bereiche Schmuck, Uhren und Einzelhandel.“
Das junge Berliner Auktionshaus am Grunewald stellt Christian Herchenröder im Handelsblatt vor: „Es ist ein sympathisches, unprätentiöses Unternehmen, in dem zwei geschäftsführende Gesellschafter den Ton angeben. Sebastian Greber, vormals Händler von Designmöbeln, hielt im November 2021 seine erste Auktion im Wohnzimmer ab und erzielte auf Anhieb Marktpreise. Seit Anfang 2023 ist Lena Winter seine Geschäftspartnerin. Die Kunsthistorikerin hat neun Jahre im Berliner Auktionshaus Grisebach gearbeitet, dort auch versteigert, ging dann zu Ketterer nach München und baute anschließend mit der Berliner Galerie von Johann König die Kunsthandelsplattform misa.art auf. Bis 700 Lose vor allem in der Preiskategorie 500 bis 15.000 Euro werden pro Versteigerung ausgeboten.“
In den USA ist eines von zwei digitalen Blondie-Portraits von Andy Warhol aus dem Jahr 1985 aufgetaucht, meldet Ian Mohr bei Page Six: „Eine Quelle erklärte gegenüber Page Six über das andere Harry-Porträt: "Das zweite Bild, das gerade erst wieder aufgetaucht ist, nachdem es fast vier Jahrzehnte lang nicht in der Öffentlichkeit zu sehen war, wurde von Warhol an den Commodore-Digitaltechniker Jeff Bruette verschenkt, der dem Künstler beigebracht hatte, wie man den damals hochmodernen Computer benutzt, um das Porträt zu erstellen. Bruette plant nun, das Werk von [Debbie] Harry sowie die Original-Amiga-Diskette mit 10 digitalen Bilddateien, die vom Künstler signiert ist, zu verkaufen. [...] Quellen berichten, dass führende Galerien und Auktionshäuser - darunter Carlton Fine Arts und Guernsey's - Angebote für eine Ausstellung und den Verkauf der Sammlung gemacht haben.“ Das könnte in der aktuellen Flaute der ultimative Markttest für digitale Kunst werden.
Die Ausstellung von Boomer-Liebling Dieter Nuhr im Kunstforum Wien nimmt Olga Kronsteiner im Standard zum Anlass, die so einträgliche wie fragwürdige Praxis der Fremdvermietung von Ausstellungsräumen zu beleuchten: „Es ist eine Nische, die sich im Windschatten des regulären Museumsbetriebs entwickelte, der sich Personalen zuweilen ebenso von kommerziellen Galerien, etwa internationalen Größen wie Ropac oder Pace, kofinanzieren lässt. Und es ist ein Konzept, das effektiv zur Vermarktung von Kunstschaffenden beiträgt: um eine Anerkennung in professionellem Umfeld zu suggerieren, die ihnen in der akademischen Fachwelt verwehrt bliebe.“
Was fast unweigerlich droht, wenn die öffentliche Hand sich bei der Befüllung ihrer Museen auf Leihgaben verlässt, erfährt gerade die die Gemeinde Penzberg, weiß Ursula Scheer in der FAZ: „Schön wäre es deshalb für das kleine Museum im oberbayrischen Penzberg, wenn die von ihm beherbergte größte Heinrich-Campendonk-Sammlung weltweit vor allem Schenkungen oder selbst erworbenen Besitz vereinte. Tatsächlich halten Leihgeber mit erheblichem Einsatz den Betrieb am Laufen: Gäste also, die mit ihren Gaben wieder abreisen können. So droht nun die Trennung von Werken des expressionistischen Künstlers, die sein Enkel dem Museum leihweise zur Verfügung stellt. Offenbar möchte der Nachfahre einen Teil des Erbes zu Geld machen.“
Der Bund in Gestalt der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Bima zeigt mit dem Abriss des ehemaligen sowjetischen Generalhotels in Schönefeld zugunsten einer Abstellfläche für Regierungsflieger, was er von seinen eigenen Regeln hält und bekommt dafür zu Recht die Goldene Abrissbirne verliehen, meldet Reinhard Bünger im Tagesspiegel (Paywall) : „Ursprünglich war anstelle des Generalshotels ein Regierungsterminal für den Empfang von Staatsgästen geplant. Diese Pläne wurden indes aus finanziellen Gründen wieder kassiert. 'Die geänderten Planungen führten nicht zu einem Umdenken und der Integration des Denkmals in das Gesamtkonzept, obwohl dies möglich gewesen wäre', kritisierte die Vereinigung der Kunsthistoriker.“ Wo sind eigentlich die Klimakleber, wenn man sie braucht?
Die Geschichte von Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Museumsbestände in der Ukraine vor Zerstörung und Plünderung zu retten, erzählt Charlotte Higgins im Guardian: „"Seit den ersten Kriegstagen hat [Leonid] Maruschtschak mit der Hilfe einer bunten Gruppe unerschrockener Freunde etwas ganz Außergewöhnliches erreicht. Er hat die Evakuierung von Dutzenden von Museen an der ukrainischen Frontlinie organisiert - er hat jedes einzelne Objekt verpackt, aufgezeichnet, protokolliert und gezählt und sie an geheime, sichere Orte außerhalb des Kampfgebiets gebracht. Unter den Zehntausenden von Gegenständen, die er gerettet hat, befinden sich einzelne Zeichnungen und Briefe aus Künstlerarchiven, Sammlungen alter Ikonen und antiker Möbel, wertvolle Textilien und sogar 180 gespenstische, überlebensgroße mittelalterliche Skulpturen, die von den Turk-Nomaden in der Steppe geschnitzt wurden, sogenannte Babas.“
Die Aufgabe der Beratenden Kommission zur Restitution von Raubkunst zugunsten erleichterter Klagemöglichkeiten sieht Christiane Im Handelsblatt kritisch: „Im Kern geht es darum, es den Nachfahren früherer Eigentümer leichter zu machen, ihre Ansprüche auf die Herausgabe von NS-Raubgut vorzutragen und durchzusetzen. Dazu gehört, dass sich Besitzer von Raubkunst künftig nur noch dann auf Verjährung berufen können, wenn sie nachweislich in gutem Glauben erworben haben. Außerdem werden dem Kunsthandel Pflichten aufgebürdet, die weit über die bestehenden Sorgfaltspflichten hinausreichen. […] Mit Sicherheit könne man davon ausgehen, dass kein Kunstliebhaber oder gar Kunstsammler dann noch sein Eigentum auf dem deutschen Markt verkaufen werde. Durch diesen uferlosen Auskunftsanspruch werde er gleichsam ohne Not als Privateigentümer an den Pranger gestellt.“