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Expandieren, Schließen oder Überleben in der Selbstausbeutungsnische sind in der aktuellen Umbruchsituation die drei gängigsten Strategien von Galerien. Die Berliner Galeristin Esther Schipper hat sich mit der Übernahme der Johnen Galerie und dem Umzug in größere Räume für Ersteres entschieden. Christiane Meixner hat mit ihr für die ZEIT vom 10. August über den Markt und ihre Strategie gesprochen: "Gerade junge Galeristen hingegen würden sich durch die Globalisierung unter Druck sehen, möglichst schnell auf möglichst viele internationale Messen zu gehen, meint Schipper, das sei bedenklich. Denn: 'Das Erforschen und Entdecken von junger Kunst wird oft gar nicht von den großen Sammlern geleistet.' Messen seien eine Art 'Vitrine' für die Galerie - keine Alternative. Profunder über die Galerie und den Künstler zu sprechen sei fast 'undenkbar' auf einer Messe. In der Galerie dagegen gehe das immer."
Die Aura des Galerieraumes als Hintergrund für branchenfremde Events zu nutzen, um das Überleben des Betriebs zu sichern - diese schöne Perspektive eröffnet Michael Kohler im Kölner Stadt-Anzeiger am Beispiel der Kölner Galerie Martina Kaiser - Cologne Contemporary Art: "Auch Kaiser ist mit ihrer Galerie vor einigen Jahren aus dem inneren Ring gezogen - allerdings um im Belgischen Viertel die ehemaligen Räume des legendären Kölner Galeristen Paul Maenz zu übernehmen. Hier nutzt sie zwar nicht die gesamten 600 Quadratmeter, die einst reichlich Platz für Anselm Kiefers bleierne Flugzeugflotte boten. Aber immer noch genug, um der Kunst eine außergewöhnliche Bühne zu bereiten. [...] Und sie lockt gelegentlich Untermieter an, die geladenen Gästen einen besonderen Rahmen für eine Lesung, ein klassisches Konzert oder eine Modenschau bieten wollen."
Sinkender Gewinn bei steigendem Umsatz - Sotheby's läuft wieder einmal in die Kostenfalle. Susanne Schreiber analysiert die Halbjahreszahlen der großen Auktionshäuser im Handelsblatt.
Auf die Unzuverlässigkeit von Umsatzzahlen aus dem Kunstmarkt weist Olga Kronsteiner im Handelsblatt vom 10. August hin: "So verführerisch die von Kunstmarktökonomen übersichtlich in Tabellen und Diagrammen verpackten Zahlen auch wirken, sie dürfen nicht mit Tatsachen verwechselt werden. Denn der Markt ist weit weniger transparent, als solche Studien glauben machen. Sieht man von den angelsächsischen Giganten der Auktionsbranche ab, die ihre Umsatzzahlen zu vermarkten wissen, gibt sich der Rest des Handels überaus zugeknöpft." Für die österreichischen Auktionshäuser hat sie durch akribische Einzelvergleiche jedoch einen Trend von Alten Meistern zu Zeitgenossen ausgemacht: "Wie erwähnt, diese Angaben bleiben mangels Transparenz unüberprüfbar. Gesichert sind im Falle des Dorotheums einzig die zu den beiden Auktionswochen im ersten Halbjahr auf Anfrage erteilten Auskünfte zu den Tagesumsätzen der Sparten: Diese summierten sich auf 35,5 Millionen Euro (eigene Berechnung), allfällige Nachverkäufe kurz nach der Auktion nicht eingerechnet. Der höchste Anteil entfiel dabei mit 11,2 Millionen Euro auf die Sparte zeitgenössischer Kunst (2016: 11,6 Millionen) gefolgt von Alten Meistern mit 10,8 Millionen Euro (2016: 10,6 Millionen). Weit abgeschlagen rangieren die Kategorien 19. Jahrhundert (4,9 Millionen) und Klassische Moderne (3,2 Millionen). Noch vor zehn Jahren war die Umverteilung eine völlig andere."
Wie in den guten alten Zeiten des gefühlten Kunstmarkts behauptet hingegen die FAZ vom 12. August "Ein sehr ordentliches erstes Halbjahr für die Auktionshäuser in Wien", indem sie Nicole Scheyerer die Toplose aufzählen lässt, ohne auch nur für eines der Unternehmen Umsatzzahlen zu nennen.
Unfreiwillig passend dazu macht sich Rose-Maria Gropp in einer Mini-Glosse in der FAZ vo, 12. August über das Video "How the Fine Art Market Is a Scam" von Adam Conover für CollegeHumor lustig, das - ungewöhnlich für Youtube-Clips - seine Behauptungen mit eingeblendeten Nachweisen belegt. Brian Boucher schlägt in dieselbe Kerbe wie seine deutsche Kollegin, indem er für Artnet einen angeblichen Faktencheck unternimmt, der mit Scheinargumenten versucht, die Vorwürfe zu entkräften. So ist es etwa nicht nur kein Geheimnis, sondern oft offen kommunizierte Politik, dass Galerien bestimmte Kunstwerke nicht an den erstbesten Interessen verkaufen, sondern sie strategisch bei bestimmten Sammlern oder Museen "platzieren". Statt sich ernsthaft mit den behaupteten Praktiken auseinanderzusetzen und diese auf ihre Legitimität zu überprüfen, versucht er, den Beitrag zu diskreditieren. Bei der eigenen Klientel mag dieses Vorgehen Punkte bringen, doch stellt sich die Frage, worin die bei einem Journalisten besteht und ob das der eigenen Glaubwürdigkeit auf lange Sicht zuträglich ist.
15 Fragen zum Zustand der Gegenwartskunst stellt und beantwortet Nina Schedlmayer im österreichischen Profil vom 14. August, etwa diese: "Was hat der Preis eines Luxusapartments an der New Yorker Fifth Avenue mit dem Kunstmarkt zu tun? Tobias Meyer, einst Starauktionator bei Sotheby's und für zahlreiche Rekordergebnisse verantwortlich, informiert sich regelmäßig über die aktuellen New Yorker Immobilienpreise. Dies erzählte er bei einem Vortrag in der Wiener Albertina. Denn der höchste Preis, der für ein Kunstwerk zu erzielen sei, entspreche ziemlich genau jenem für eine Luxuswohnung an der Fifth Avenue. Absurd hohe Auktionspreise können naturgemäß nur von Superreichen bezahlt werden, denen solche Summen nicht weh tun. Da ist es nur folgerichtig, dass die großen Auktionshäuser Christie's und Sotheby's auch Immobilienagenturen betreiben - Schwerpunkt: Luxusdomizile."
Dasha Zhukova und Roman Abramovich haben sich getrennt, wie unter anderem Sophia Kishkovsky im Art Newspaper meldet. Eine deutsche Meldung dazu bei Monopol. Die Garage in Moskau wollten beide jedoch gemeinsam weiterführen, wird berichtet.
Die oft humorvollen Entwürfe des Designers Ettore Sottsass hätten durch die Auktion des Nachlasses von David Bowie ein neues Preishoch erfahren, schreibt Marcus Woeller in DIE WELT vom 13. August in einem begleitenden Text zu einer Rezension der Ausstellung im Vitra Design Museum zum 100. Geburtstag des Italieners von Hans-Joachim Müller: "Im November 2016 versteigerte Sotheby's in London Bowies mehr als hundert Objekte umfassende Sammlung mit großem Erfolg - die hohen Zuschläge waren natürlich auch der Provenienz geschuldet. Unter den Hammer kamen zum Beispiel der Raumteiler 'Carlton' (umgerechnet 61.000 Euro), die Schreibmaschine 'Valentine' (52.000 Euro), das Sideboard 'Casablanca' (80.000 Euro), aber auch einige Glasobjekte (um 6000 Euro)."