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Kobels Kunstwoche

Carmine Palladino Palladino, Russian Pocket; frei via creativesforukraine.com
Carmine Palladino Palladino, Russian Pocket; frei via creativesforukraine.com
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 33 2022

Keine halben Sachen macht die Paris+ par Art Basel in Sachen Fiac-Nachfolge, meldet Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt: „Die Paris Plus findet nicht nur im Grand Palais Ephémère vom 20. bis 23. Oktober statt, sondern übernimmt auch sämtliche zusätzlichen Spielorte der Fiac für weitere Verkaufsangebote: Mit großen Skulpturen in dem Tuilerien-Park beim Louvre, auf dem Place Vendôme, wo immer ein Künstler beziehungsweise dessen Galerie im Fokus steht sowie im kleinen Musée Delacroix, das der Louvre mitverwaltet.“

Hartnäckig hält sich in Salzburg während der Festspiele die kleine Messe Art & Antique, die Christiane Meixner in Kunst und Auktionen vorstellt: „So fächert allein das Angebot der beiden Galerie-Dependancen von Kovacek die Bandbreite jener Messe auf, die traditionell als 'Summer Edition' während der Salzburger Festspiele abgehalten wird. Trotz Corona konnte die Art & Antique hier schon im Vorjahr wieder starten. Die Nachfrage war enorm, auch aus den Reihen der Teilnehmer, die sich 2021 auf knapp zwei Dutzend verdoppelten.“

Hauser & Wirth soll den Londoner Groucho Club inklusive seiner Kunstsammlung einer Investmentgesellschaft für knapp 40 Millionen Pfund abgekauft haben, meldet Oliver Barnes in der Financial Times.

Andy Warhols Erben planen den Verkauf seines Frühwerks, hat Shirley McMarlin von der Tribune-Review aus Pennsylvania erfahren.

Das Ringen um die Deutungshoheit über NFTs zwischen Idealisten und Spekulanten schildert Ursula Scheer in der FAZ vom 13. August: „[...] als seien die nicht kopierbaren Token die wahr gewordene messianische Verheißung fürs Digitalzeitalter, als brächten sie ad hoc Heil in Form eines basisdemokratisch-dezentralen Kunsthandels ohne Intermediäre mit digitalen Originalen, deren Prägung virtuelles nichts in Kryptogold verwandelt. Andere verteufelten NFTs regelrecht als von Monsterrechenleistungen abhängige Klimasünde, bei der Kunst, des Kunstseins entkleidet, von mehrheitlich männlichen Nerds zum Spekulationsobjekt degradiert wird und dem von Gier getriebenen Kommerz huldigt. Statt Himmel oder Hölle tat sich eher der Wilde Westen auf: Wie im Goldrausch versuchten Kreative aller Sparten und Bekanntheitsgrade ihr Glück auf dem NFT-Markt, ebenso Galerien, Auktionshäuser, Museen, Sportligen oder Crowdfunding-Initiativen, gefolgt von Sammlern, Spendern, Investoren – und Betrügern.“

Für das Handelsblatt habe ich die verschiedene Kunstmarkt-Reports unter anderem auf die Themen NFT und Fractional Ownership abgeklopft.

Den heute weniger bekannten Zwischenkriegs-Künstler Christian Bérard stellt Alexandra Wach bei Monopol vor: „Es überrascht kaum, dass bei all dem zeitgeistigen Spektakel-Aktionismus seine Kunst etwas auf der Strecke blieb. Nicht wenige seiner Zeitgenossen bedauerten die Entwicklung und sprachen von 'Prostitution'. Dass Bérard fast auf der Bühne starb, während der Installation einer seiner Kulissen, könnte man für seine ultimative letzte Rolle halten. Dass aber Andy Warhol in seinem Todesjahr nach New York zog und als Illustrator für die Mode-Presse zu arbeiten begann, darunter 'Harper's Bazaar' und 'Vogue', grenzt an eine Schicksalsgemeinschaft. Bei beiden spielte die Malerei keine zentrale Rolle, sie arbeiten in Bereichen der Kunst, die als kommerziell galten, liebten das Porträt, Partys und ein schwulenfreundliches Umfeld.“ Das klingt ganz nach einer bevorstehenden Wiederentdeckung durch den Markt. Tatsächlich zeigt ein Blick in die Archive von Christie's, Sotheby's und Drouot (kostenlose Anmeldung) gerade im letzten Jahr ein Anziehen der Preise.

Das Restaurierungshandwerk könne sehr wohl auch Wege in die Zukunft weisen, ist der Direktor des Germanischen Nationalmuseums Daniel Hess im Gespräch mit Fiona Loeffelholz von Colberg für die WELTKUNST überzeugt: „Ich hoffe sehr, dass wir im Museum dazu beitragen können, das Bewusstsein für das Handwerk, seine Tradition und damit auch seinen Wert für die Gesellschaft zu schärfen. In den letzten Jahrzehnten geriet das Handwerk etwas ins Hintertreffen, weil nur die akademischen Berufe im Fokus standen. […] Es gibt ja durchaus schon sehr gute Beispiele für ein verantwortungsbewusstes Bauen und Produzieren mit nachhaltigen, auch regionalen Materialien. Ich glaube, je mehr wir mit globalen Massenfertigungen konfrontiert werden, desto deutlicher wird sich mit der Zeit eine Gegenbewegung formieren. Die wachsende Ressourcenknappheit und das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit werden diesen Prozess befördern.“ Alte Möbel haben zudem den Vorteil, dass sie Patina ansetzen, während zeitgenössische Produktion aus dem Möbelhaus nur oll wird und irgendwann auf den Sperrmüll wandert.

Um Kunstwerke im Wert von über 140 Milionen US-Dollar soll eine Brasilianerin ihre 82-jährige Mutter gebracht haben, erzählt Alex Greenberger bei Artnews. Eine deutsche Kurzfassung der Räuberpistole gibt es von der dpa: „Den Ermittlungen zufolge überzeugten Betrüger das Opfer, die 82-jährige Witwe eines Kunstsammlers und Kunsthändlers, im Januar 2020, für eine spirituelle Behandlung ihrer Tochter exorbitante Summen zahlen zu müssen. Die Tochter habe den Betrug selbst in die Wege geleitet und die Mutter von ihrem Umfeld isoliert. Ein Mitglied der Bande habe sich als Hellseher ausgegeben. Als die Mutter misstrauisch geworden sei und die Zahlungen einstellte, sei sie bedroht worden.“

Die aberwitzige Geschichte eines als Informant der US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden tätigen Antikenhändler erzählen Julia Jacobs und Tom Mashberg in der New York Times: „Sein Diagramm der Funktionsweise internationaler Schmuggelnetzwerke wurde als Lehrmittel verwendet, so ein Bundesbeamter in den Unterlagen, eine Skizze, die dem Ministerium für Heimatschutz bei der Verfolgung von Schmugglern half. Doch nun liegt ein Haftbefehl gegen Herrn Lotfi vor, der wegen kriminellen Besitzes von Diebesgut angeklagt ist und laut Ermittlern selbst jahrzehntelang in den Handel mit gestohlenen Antiquitäten verwickelt war. Der 81-jährige Lotfi soll die Behörden aufgefordert haben, Antiquitäten, die er in einem Lagerhaus in Jersey City, N.J., aufbewahrte, zu inspizieren, was diese im Jahr 2021 auch taten. Laut der eidesstattlichen Erklärung, die dem Haftbefehl vom 3. August beigefügt war, war er so zuversichtlich, dass er die Strafverfolgungsbehörden davon überzeugen konnte, dass die Gegenstände rechtmäßig erworben worden waren, dass er die Agenten hereinbat, in der Hoffnung, dass ihre Mitwirkung ihm den erforderlichen Genehmigungsstempel für den erfolgreichen Verkauf oder die Spende der Gegenstände geben würde.“

Die Wiederbelebung der berühmten Monuments Men schildert Matt Stevens in der New York Times: „Sobald sie vor Ort sind, werden die Offiziere nicht direkt nach vermissten Kunstwerken suchen, sondern stattdessen als wissenschaftliche Verbindungsleute für die militärischen Befehlshaber und die örtlichen Behörden fungieren. Sie können z. B. von einem Luftangriff auf eine bestimmte Stätte abraten oder einen Versuch vorschlagen, Plünderungen in einem Gebiet zu verhindern, in dem Bodenkämpfe begonnen haben. 'Die Fähigkeit, die diese neuen 'Monument Men and Women' mitbringen, ist ein besseres Verständnis des Umfelds, so dass die Befehlshaber ihre Ressourcen in die richtige Richtung lenken können', sagte Oberst Scott DeJesse, ein Offizier der Army Reserve, der zu den Leitern der Bemühungen gehört. […] Die Spezialisten sollen dem Kommando für zivile Angelegenheiten und psychologische Operationen der Armee angehören, das sein Hauptquartier in Fort Bragg, N.C., hat. Als Reservisten werden sie nicht ständig im Einsatz sein, sondern je nach Bedarf den Militäreinheiten zugeteilt. Das könnte bedeuten, dass sie in Kriegsgebieten arbeiten, wo die Teammitglieder unter Beschuss geraten könnten.“


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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung