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Abu Dhabi kauft sich bei Sotheby's ein, gibt die Investmentfirma ADQ in einer Pressemitteilung bekannt: „Im Rahmen der Vereinbarung wird ADQ neu ausgegebene Aktien von Sotheby's erwerben, um den Verschuldungsgrad zu senken und die Wachstums- und Innovationspläne zu unterstützen. Patrick Drahi, der Sotheby's im Jahr 2019 übernommen hat, wird neben ADQ zusätzliches Kapital investieren und weiterhin Sotheby's Mehrheitseigentümer bleiben. Der Gesamtbetrag der Investition beläuft sich auf etwa 1 Milliarde.“ Für Kabir Jhala vom Art Newspaper hatte sich der Einstieg eines Investors angekündigt: „Die Nachricht über die Investition von ADQ kommt für Branchenexperten wahrscheinlich nicht überraschend. Seit 2021 kursieren Berichte über einen privaten Verkauf oder ein öffentliches Angebot von Sotheby's-Aktien durch Drahi. Letztes Jahr berichtete die Financial Times , dass ein anderer Staatsfonds aus den Golfstaaten, die Qatar Investment Authority, zu den Kandidaten gehört, die informelle Gespräche über den Erwerb einer Minderheitsbeteiligung an dem Auktionshaus führen. Der Druck, den die hohen Zinssätze auf Drahis stark fremdfinanziertes Geschäftsimperium ausüben, das in der Ära des billigen Geldes auf umfangreichen Krediten und verworrenen Finanzierungsmechanismen aufgebaut wurde, ist gut dokumentiert.“ Drahi hatte 2019 3,7 Milliarden US-Dollar für das Unternehmen bezahlt. Der explizite Hinweis, dass bei einer relativ geringen Gesamtinvestitionssumme von jetzt einer Milliarde, die zudem wohl von beiden Parteien aufgebracht wird, Drahi Mehrheitseigentümer bleibe, könnte im Umkehrschluss darauf hindeuten, dass die Unternehmensbewertung jetzt deutlich geringer ausfällt als 2019. ADQ, dessen Name nur scheinbar ein Akronym ist, heißt mit vollem Namen Abu Dhabi Developmental Holding Company PJSC und gehört dem Staat. Laut Wikipedia beläuft sich das investierte Vermögen auf 159 Milliarden Dollar. Damit gehöre ADQ zu den zehn größten Staatsfonds der Welt. Ist es eigentlich ein überheblicher westlicher Ansatz darauf hinzuweisen, dass die vielköpfige Führungsriege von ADQ ausschließlich männlich besetzt ist? Stephanie Dieckvoss vermutet im Handelsblatt: „Teil der Wachstumspläne ist sicher der arabische Raum, wo eine 'robustere Präsenz' angestrebt wird. Insgesamt sieht man seit einiger Zeit Umstrukturierungen bei Sotheby’s, das immer mehr auf Luxus und Lifestyle als auf Wachstumsträger setzt. Und der Druck, weiterhin für wachsende Umsatzzahlen zu sorgen – in einer Zeit, wo der Kunstmarkt insgesamt stagniert, wird stark sein. Das wird weitere Neuigkeiten generieren.“
Was KI in Auktionshäusern leisten kann und was (noch) nicht, erkundet Frank Kurzhals für das Handelsblatt: „Im Berliner Auktionshaus Bassenge beispielsweise ist David Bassenge davon überzeugt, dass KI 'nur zur Unterstützung bei Übersetzungen und Textkorrekturen' sinnvoll verwendet werden kann. 'Für die Generierung von fundierten Katalogtexten ist KI', so Bassenge, 'noch nicht geeignet.' Damit befindet er sich im Einklang mit den anderen großen Auktionshäusern. Das sehen aber nicht alle so. Jüngere Mitarbeitende experimentieren bei Bassenge gern mit KI. Nur um dann unter den Augen der Fachabteilungsleitung die von der KI mitgenerierten Fehler durch umfangreicheres Redigieren wieder herauszufiltern. Um mehr Sicherheit in den Anwendungsmöglichkeiten neuer Technologien zu gewinnen und das verstreute Wissen besser zu bündeln, gibt es bei Christie’s einen Thinktank. Als 'Art+Tech Summit' stellt er jährlich seine Ergebnisse in einer zweitätigen Konferenz vor.“
Ein Handbuch über den Kunstmarkt von Christie's-Mitarbeiter Dirk Boll stellt Christian Herchenröder im Handelsblatt vor: „Den meisten Platz widmet der Autor, der von einem lebendigen Insiderwissen profitieren kann, dem Aspekt 'Kunst als Ware'. Hier werden alle klassischen Sammelgebiete und neue Trends wie der durch Auktionen angeregte Sekundärmarkt für digitale NFTs in den Blick genommen. Luxusobjekte und Weine, Comics und Oldtimer, selbst von bedeutenden Architekten entworfene Immobilien sind hier in ihrer Marktrelevanz erfasst. Ausführlich werden Raubkunst-Probleme behandelt. Erhellend sind die zahlreich eingestreuten Illustrationen von Auktionsobjekten, die nicht nur mit Millionenpreisen aufwarten.“
Ein großes Rad drehten Kunsthändler schon im 19. Jahrhundert, wie ein Buch über Julius Böhler belegt, das Sabine Spindler für das Handelsblatt gelesen hat: „Er war aber auch ein strategischer Unternehmer und internationaler Netzwerker. Seine Geschäftsbücher, die im bayerischen Wirtschaftsarchiv verwahrt werden, hat der dortige Leiter Richard Winkler nun in der Publikation 'Vom Hausierer zum Multimillionär' ausgewertet. Es ist bewusst keine Biografie geworden, sondern ein Report über die florierenden Geschäfte eines der bedeutendsten deutschen Kunsthändler um 1900. Seine Transaktionen, ihre Einkaufs- und Verkaufspreise, verdeutlichen, dass schon damals im Topbereich mit atemberaubenden Preisen und Renditen operiert wurde.“
Ist es ein Text über das Sammeln, Aufbewahren, Festhalten, über einen Künstler, eine Ausstellung, ein Buch? Wie auch immer, Oliver Koerner von Gustorfs Artikel über Edmund de Waal für Monopol weist weit über seinen Gegenstand hinaus und lässt uns die Dinge, mit denen wir uns umgeben, vielleicht mit anderen Augen betrachten.
Eine Ausstellung, die geflüchteten Frauen aus der Ukraine ein Gesicht und eine Geschichte gibt, hat Kristina Thomas für den Tagesspiegel (Paywall) besucht: „In der Ukraine waren sie Ärztinnen, Kamerafrauen, Supply Chain Managerinnen, Psychotherapeutinnen, Künstlerinnen, Stylistinnen oder Wissenschaftlerinnen. Dann zwang sie der russische Überfall auf ihr Land im Februar 2022 in die Flucht. In Berlin angekommen, waren sie auf einmal nur noch eines: Geflüchtete. […] Statt ihren Erfahrungsreichtum und ihr Wissen einzubringen, würden die Geflüchteten durch die Debatte über das Bürgergeld und den 'Jobturbo' unter Druck gesetzt, Arbeit anzunehmen, die unter ihrer Qualifikation ist. 'Statt zu schauen, ob diese Menschen als Putzfrauen arbeiten können', sagt Oleksandra Bienert, 'würde es viel mehr helfen zu überlegen, wie es uns als Gesellschaft gelingt, diese Menschen entsprechend ihrer Qualifikationen zu integrieren.'“
Wie tief das Sommerloch sein muss, demonstriert eine Geschichte über ein angebliches Wunderkind im Alter von zwei Jahren, die gerade wieder herumgereicht wird. Denn niemand aus der „Kunstwelt feiert Mini-Picasso“ als „Jahrhunderttalent“, das findet vor allem in Boulevardmedien und in der Vorstellung von Sarah Diedenhoven von Ippen Media statt, die sich unter anderem in der Frankfurter Rundschau und dem Merkur verbreiten darf. Dem Standard zufolge kosten die Leinwände bis 270.000 Dollar und auf der Warteliste stehen 10.000 Namen. Das alles soll sich aus einer Reuters-Meldung ergeben, die man gerne mal lesen würde. Den schon länger umhergeisternden Geschichten um das malende Kleinkind ist zu entnehmen, dass laut der Mutter angeblich irgendjemand diese Summe für das Erstlingswerk geboten haben soll. Ansonsten kosteten die Werke bis 15.000 Euro. Fahrt aufgenommen hat die Story schon im Frühjahr, nachdem die New York Post und BILD irgendwie darauf aufmerksam geworden waren, dass eine „Galerie“ die farbenfrohen Bilder auf der Art Muc zeigte. Damals lagen die Preise noch bei maximal 7.000 Dollar/6.500 Euro. Tatsächlich hat der Instagram-Account mittlerweile 50.000 Follower. Ursula Scheer nimmt den Zirkus sogar irgendwie ernst und meint in der FAZ: „Wenn Laurent Schwarz Eltern dazu ermutigt, ihren Nachwuchs malen und mit bloßen Händen in Farben herumpatschen zu lassen, wäre das sein größter Erfolg. Es sollte nur niemand darauf anlegen, daraus ein Geschäftsmodell zu machen.“
Die Ankündigung einer Serie über den Betrüger Inigo Philbrick lässt Riah Pryor im Art Newspaper darüber nachdeneken, wie es sich verhindern ließe, dass Kunstkriminelle aus ihren Vergehen Kapital schlagen: „In einer Welt, in der ein Ex-Präsident in den USA nach einer strafrechtlichen Verurteilung zur Wiederwahl antreten kann und Kunstbetrug zu einer erfolgreichen Netflix-Serie führen kann, wo sind die Grenzen zwischen Verbrechen und Entschädigung - und wer überwacht sie?“
Über den Stand des Insolvenzverfahrens der Münchener Galerie Thomas und Optionen für Gläubiger berichte ich im Handelsblatt.
Über die Verleihung des Art Cologne Preises an das Ehepaar Boros freut sich Michael Kohler im Kölner Stadt-Anzeiger. Und demnächst zieht die Messe dann vielleicht nach Wuppertal oder Leverkusen um.
Die Frankfurter Galeristin Bärbel Grässlin würdigt Rose-Maria Gropp zum 70. Geburtstag in der FAZ vom 10. August: „Seither tut sie das, was inzwischen rar geworden ist, nämlich Künstler 'aufzubauen' und dann intensiv auf ihren Wegen zu begleiten. Sie tut das mit sicherem Gespür, Beharrlichkeit und mit händlerischem Geschick. Längst ist ihre Galerie von den wichtigen Kunstmessen in Köln und Madrid, in Basel, Miami Beach, Hongkong und Paris nicht mehr wegzudenken. Wenn immer man sie trifft, ist es ihre offene Meinungsstärke, was das globale Kunstmarktgeschehen angeht, die sie auszeichnet. Doch bei allem Realismus ungebrochen bleibt das Engagement für ihre Künstler.“
An den am Freitag verstorbenen Kasper König erinnert Timo Feldhaus in der Berliner Zeitung: „König entwickelte sich national, aber auch international zum Emblem und Synonym des Ausstellungsmachers. Er erfand den Beruf des Kurators praktisch, tat dies weniger als smarter Strippenzieher denn als begeisterter Macher. Ein großer Intellektueller, aber auch ein lebendes Beispiel dafür, dass Kunst nicht schwierig sein muss, sondern Spaß machen kann. Und trotzdem hochkarätig sein. Ein Begeisterter und Begeisterer der Kunst.“ Silke Hohmann schreibt bei Monopol: „Als Kurator war er Komplize der Künstler und unbeirrbarer Ermöglicher ihrer Ideen, die er über alles stellte. Hinderliche Instanzen, die sich gegen dieses Möglichmachen wehrten, überzeugte er einfach dadurch, dass es immer viel interessanter und inspirierender war, auf der Seite von Kasper König zu sein als auf der anderen. Dafür sorgte er in all den rund 60 Jahren seines Wirkens gewissenhaft, und es muss ihn ungeheure Energie gekostet haben. Aber das hätte er sich niemals anmerken lassen.“