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Kobels Kunstwoche

Emma Emma, Make art Not war; frei via creativesforukraine.com
Emma Emma, Make art Not war; frei via creativesforukraine.com
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 34 2022

Vor allem Gerhard Richter hat den Webshop der Charity Art Cologne zugunsten der Ukraine großzügig bestückt. Monopol ruft die Aktion in Erinnerung.

Mit Postcards for Ukraine stellt Brita Sachs in der FAZ vom 20. August eine weitere Initiative vor, mit der die Kunstszene humanitäre Hilfe für die Ukraine organisiert: „Auf die Idee mit den Künstlerpostkarten brachte [Galerist Johannes] Sperling und seine Schwester Franziska Le Meur ihr Wunsch, etwas für die Leidtragenden des Kriegs in der Ukraine zu tun. 'Im Gedanken an sie fühlt man sich so machtlos. Wir wollen unbedingt helfen', sagt Sperling im Gespräch. Es sei 'erschreckend, wie schnell dieser Krieg schon nach sechs Monaten zur Normalität wurde. Wir möchten etwas unternehmen, das das Denken an die Geschehnisse in der Ukraine langfristig wachhält.' Rund dreihundert Karten wollen die Initiatoren insgesamt anbieten. Zurzeit wird ungefähr jeden zweiten Tag eine online vorgestellt. Von September an soll das sogar täglich geschehen – anzuschauen auf Instagram sowie in einem virtuellen Showroom.“ Die Hürde liegt für Leser allerdings relativ hoch. Denn weder wird die entsprechende Internetadresse genannt noch der Instagram-Account der in der Zeitung falsch geschriebenen Initiative.

Einen Ort zum Leben und Arbeiten für ukrainische Künstler in Berlins bester Lage hat Felix Leitmeyer für Monopol besucht: „Ein Netzwerk aufzubauen, ist eines der wichtigsten Ziele der UCC. Laut der Initiatorin des Projekts, der Immobilienexpertin Maya Miteva, soll das UCC zu einer Art Social Hub und Mini-Kulturzentrum werden: 'Künstlerinnen und Künstlern reicht es nicht, einen Ort zum Leben und Arbeiten zu haben', sagt sie. 'Nur mit einem Netzwerk, das sie sich normalerweise über Jahre aufbauen, können sie von ihren Werken leben.' Mit diesem Wissen habe sie, als zu Ende des Winters die ersten Flüchtlinge in Berlin ankamen, die Idee zu der UCC entwickelt. Mit ihrer Geschäftspartnerin Anaïs Cosneau war sie damals auf das Bordell gestoßen. Miteva wuchs in Bulgarien auf, ihre Eltern lebten in der Ukraine, wodurch auch sie sich dem Land verbunden fühlt. Für das Projekt hatte sie einen 'Open Call' gestartet. 'Hunderte von Menschen meldeten sich. Durch ein Auswahlverfahren mit einer Jury und der Hilfe von Anastasiia, die sehr früh Teil des Projekts war, konnten wir die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner aussuchen.'“

Helfen ist manchmal nicht einfach. Eine von Russen in London organisierte Benefiz-Ausstellung zugunsten der Ukraine wurde jetzt abgesagt, hat Sophia Kishkovsky für das Art Newspaper erfahren: „Die Londoner Saatchi Gallery hat eine Ausstellung ukrainischer Gegenwartskunst abgesagt, nachdem es in den sozialen Medien einen Aufschrei gegeben hatte, weil sie von dem russischen Bankier und Kunstsammler Igor Tsukanov organisiert worden war, der von dem russischen Kulturimpresario Marat Guelman als Berater unterstützt wurde. The Ukrainian Way sollte vom 3. bis 11. September 100 ukrainische Künstler in der Galerie ausstellen, begleitet von einer Auktion von physischen Werken und NFTs. In einer Pressemitteilung, in der das Kiewer M17 Contemporary Art Center (M17 CAC) als Partner genannt wurde, hieß es, dass der gesamte Erlös an 'Wohltätigkeitsorganisationen zur Unterstützung der ukrainischen Kunst und Kultur, einschließlich des Art for Victory Fund und des Ukrainian Emergency Art Fund' gehen würde.“

Ein neues Benefiz-Geschäftsmodell stellt Annika von Taube bei Monopol vor: „Siehe The Stand, ein Ableger von Sotheby’s, der seine Lose direkt aus den Künstlerstudios bezieht und diese im Rahmen kuratierter Konvolute präsentiert. Das Ziel: Künstler selbst bestimmen zu lassen, was sie in eine Auktion einreichen wollen, und diesen den Hauptanteil am Erlös zuzuführen (ganz ähnlich funktioniert übrigens das Berliner Format Direkte Auktion). Ein Prinzip, das natürlich auch ohne Digitalisierung auskäme, das aber digitalisierungsgetriebenen Trends folgt. Onlinehandel strebt eben nach cutting out the middleman, in diesem Fall also Sammler, Galerien oder Händler, und nach direktem Zugang zu Kunden.“ Unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit soll also wohl das eingeübte Zusammenspiel zwischen Produzenten, Vermittlern und Käufern unterlaufen werden. Allerdings ist The Stand kein Sotheby's-Ableger, sondern das Kind von Robin Woodhead, dem ehemaligen CEO des Unternehmens, und anderen Investoren.

Dunkel droht die Depression, die Sebastian C. Strenger für WELTKUNST (kostenlose Anmeldung) über den Kunstmarkt hereinbrechen sieht: „Der Mittelbau der Galerien hingegen muss sich schon jetzt wegen der Kostenspiralen in den Bereichen Transport und Heizung Sorgen machen. Bei den kleinen Galerien wird der bereits vor der Corona-Pandemie einsetzende Trend zur Markträumung zwangsläufig an Fahrt gewinnen. Und die Künstler werden weiterhin das schwächste Glied in der Kette und den Unwägbarkeiten des Handels weitgehend schutzlos ausgesetzt sein. Kurzum, die Einschläge kommen näher.“

Den unternehmerischen Aktivitäten des Münchener Auktionators Robert Ketterer recherchieren Sabine Spindler und Susanne Schreiber in ihrem ausführlichen Portrait im Handelsblatt nach: „Die Namen seiner weiteren Firmen will Ketterer nicht rausrücken. Sie lassen sich aber im Handelsregister nachlesen. Die Experts Art Service GmbH etwa bietet 'Transport, Restaurierung, Rahmung, Bestandsdokumentation, Recherche, Schätzung und Verkauf von Kunstgegenständen'. Eine andere, schmal besetzte Firma durchkämmt die Angebotsseiten von Mitbewerbern, um über den Service hinaus 'die Wertschöpfungskette zu erweitern'. Wird ein unterschätztes relevantes Kunstwerk von Fritz Winter oder Ernst Wilhelm Nay entdeckt, einen 'sleeper', entscheidet der Chef persönlich über Ankauf und Preislimit“. Da werde es dann auch schon mal grenzwertig: „Sogenannte Eigenware im eigenen Auktionshaus einzuliefern, ist nicht verboten, aber streng reguliert, erklärt Christina Berking dem Handelsblatt auf Anfrage. Die Rechtsanwältin des Bundesverbands Deutscher Kunstversteigerer weist auf die Kennzeichnungspflicht ab einer gewissen Grenze hin und darauf, dass der Auktionator, seine Angehörigen und Angestellten nicht auf Versteigerungen im eigenen Haus bieten dürfen. Ein Schlupfloch nutzt der Münchener aber doch. Im Katalog erscheinen in der Liste der Provenienzen weder die Verkaufsquelle noch Ketterers einliefernde Neben-Firma, sondern nur eine Angabe zur Herkunft vor dem Eintritt in den Markt.“

Wie und wann Auktionshäuser eingelieferte Kunstwrke auf ihre Echtheit überprüfen – oder eben auch nicht – hat Hubertus Butin für die FAZ erfragt: „Betrüger liefern ihre Arbeiten jedoch oft kurz vor Annahmeschluss ein. Dann ist womöglich nicht mehr genug Zeit für intensive Untersuchungen und Recherchen. Besonders zeitaufwendig sind Analysen in kunsttechnologischen Laboren. Dort können Fälschungen mit naturwissenschaftlichen Methoden entlarvt werden. Solche Analysen werden aber auch bei wertvollen Werken von Auktionshäusern nur selten in Auftrag gegeben, wie Bassenge, Christie’s, Grisebach, Karl & Faber, Ketterer und Van Ham auf Nachfrage bestätigen. Sie beauftragen Labore nur dann, wenn Zweifel an der Echtheit bestehen oder aufgekommene Fragen weder vom Auktionshaus noch von hinzugezogenen Kunsthistorikern und Restauratoren beantwortet werden können.“

Handzeichnungen sei ein Sammelgebiet im Aufwind, glaubt Stefan Weixler bei WELTKUNST (kostenlose Anmeldung) : „Vielleicht besteht ja ein Zusammenhang zwischen dem zunehmenden Interesse, das der Sektor seit einigen Jahren auf sich zieht, und der spürbaren Durchlässigkeit dieser im besten Sinne identitätsgetriebenen Disziplin, die als humane Uraktivität von maximaler Barrierefreiheit jedem Kleinkind Punkt-Punkt-Komma-Strich-Erfahrungen gestattet, Ethnien, Gesellschaften und Generationen verbindet – bis zurück ins Jungpaläolithikum. Aber wie dem auch sei: Handzeichnungen sind jedenfalls stark im Aufwind. Eine stetig wachsende Zahl spezialisierter Messen wie 'Master Drawings', 'Salon du Dessin' oder 'Paper Positions' und ein Auktionsumsatz von 2,8 Milliarden Dollar 2021 (Artprice) sprechen für sich.“

Frank Stella ist in den USA ein starker Befürworter des Folgerechts, das er mit einer pfiffigen Aktion sowohl für dieses Anliegen, als auch für die Verbreitung seines Werks nutzt. Shanti Escalante-De Mattei berichtet für Artnews über seine Zusammenarbeit mit der Artist Rights Society: „Die 22 entstandenen NFTs sind glatte, graue 3D-Objekte, die einige der jüngsten Stella-Entwürfe enthalten. Das NFT Geometries XXI (2022) ist eindeutig Stellas Fat 12 Point Carbon Fiber Star (2016) nachempfunden, eine sphäroidische Skulptur mit 12 Spitzen. Jedes NFT der Serie wird für 1.000 Dollar auf der Arsnl-Website verkauft. Die NFTs werden in einer Auflage von 100 Stück angeboten und haben einen spannenden Zusatznutzen: eine Anleitung für den 3D-Druck, die nur die Besitzer verwenden dürfen, um ihre eigene Stella-Skulptur herzustellen. Stella sagte, dass der 3D-Druck eine unendliche Reproduzierbarkeit ermöglicht. 'Es ist ein erschwinglicher und flexibler Weg, einen Stella zu besitzen', sagte [ARS-Gründer Theodore] Feder. 'Wenn Sie 100 Dollar ausgeben möchten, um einen kleinen Stella für Ihren Schreibtisch zu drucken, oder 100.000 Dollar, um ihn groß für Ihren Rasen zu drucken, können Sie das tun.'“

Die Einführung des Folgerechts in Neuseeland meldet Shanti Escalante-De Mattei bei Artnews: „Das Artist Resale Royalty Scheme garantiert Künstlern eine pauschale Gebühr von 5 Prozent, wenn ihre Werke auf dem Sekundärmarkt in den 80 anderen Ländern verkauft werden, in denen solche Folgerechte bestehen, darunter Frankreich und das Vereinigte Königreich. Die Regelung soll als Teil des neuen Handelsabkommens Neuseelands mit Europa und dem Vereinigten Königreich eingeführt werden.“

Wie Museen mit dem Klimawandel und steigenden Energiekosten umgehen, untersucht Pauline Herrmann für Monopol: „Lange Zeit galten die Richtlinien des internationalen Museumbunds ICOM: Sie sehen in Museen eine Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent und eine Raumtemperatur von 20 Grad vor. Mittlerweile setzen Museen vermehrt auf sogenanntes saisonales Gleiten. "Die Raumtemperaturen in den Ausstellungsräumen mit Kunstwerken aus der Sammlung steigen in Abhängigkeit der Außentemperatur im Hochsommer auf bis zu circa 25 Grad an; im Winter hingegen betragen die Temperaturen in den von den Besuchern zugänglichen Bereichen circa 20 Grad", sagt Norbert Kölle, Geschäftsführer der Hamburger Kunsthalle. Das jahreszeitliche Gleiten senkt den Energieeinsatz für die Klimatisierung etwas, scheint aber trotzdem noch nicht die Norm in der Branche zu sein, auch weil Leihgeber und Versicherer das nicht zulassen.“

Bürgerliches Engagement auf dem platten Land hat Johannes Wendland beim Besuch der Sammlerin Ingrid Roosen-Trinks für das Handelsblatt erlebt: „Wer die Ausstellung besuchen möchte, bekommt direkt bei der Sammlerin einen Termin – und auch eine Führung. Rund 40 Mal hat Ingrid Roosen-Trinks durch die erste Präsentation im Frühling geführt. Rund die Hälfte der Besucher waren klassisches Kunstpublikum, doch die andere Hälfte waren Menschen aus der Region, die normalerweise wenige oder keine Berührungspunkte mit zeitgenössischer Kunst haben. 'Das ist mir sehr wichtig. Ich möchte, dass man hier einen unverkrampften und niedrigschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur bekommen kann, genauso, wie es früher mein Anspruch beim Klassik Radio war.'“

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung