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Kobels Kunstwoche

Schöner als das Original: Chat-GPT
Schöner als das Original: Chat-GPT
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 34 2024

Ob und wie sich das Platzen der aktuellen Spekulationsblase von vorhergehenden unterscheidet, untersuchen Zachary Small und Julia Halperin in der New York Times: „Der Kunstmarkt hat in den letzten Jahren einen Abschwung erlebt, aber der Einbruch war für junge Künstler besonders akut. Zu Beginn setzte ein Spekulationsboom ein, der von einem falschen Glauben an schnelle Renditen angetrieben wurde. 2021 gaben Sammler 712 Millionen Dollar bei Auktionen für Werke von Künstlern aus, die nach 1974 geboren wurden - ein gewaltiger Sprung gegenüber den 259 Millionen Dollar, die Käufer nur ein Jahr zuvor ausgegeben hatten. Doch von 2021 bis 2023 fielen die Preise für diese Künstler - 'ultra-contemporary' ist der Fachbegriff für sie - laut der Artnet Price Database um fast ein Drittel.“ Und wie immer scheint man selten oder nie aus den Fehlern Anderer zu lernen, sondern bestenfalls aus den eigenen. Aber immerhin: „[Amani] Lewis und andere Künstler sagen, dass die Erfahrung, den Spießrutenlauf durch den Markt zu meistern, sie stärker gemacht hat. [Isshaq] Ismail zum Beispiel verkauft seine Werke jetzt ausschließlich über Galerien.“

Einen Rundgang durch die Salzburger Galerien hat Brita Sachs für die FAZ unternommen: „Wenn sich Salzburg im Festspielmodus wiegt, legt sich neben Musik und Theater auch die Kunst ins Zeug. Für die Galerien ist es die beste Zeit, dem Jahresprogramm das i-Tüpfelchen aufzusetzen“. Die kleine Messe Art & Antique in der Residenz hat sich Werner Remm für Artmagazine angesehen.

Mit Thomas Hug, dem ehemaligen Direktor der Art Genève habe ich für das Handelsblatt über sein neues Messenetzwerk-Projekt Maze gesprochen.

Zwei Berichte über den selben Gerichtsprozess, zwei gegensätzliche Überschriften: Während Isa Farfan bei Hyperallergic resümiert, „Richter sagt, dass Künstler KI-Firmen für die Nutzung ihrer Werke verklagen können“, fasst Tessa Solomon für Artnews zusammen, „Richter sagt, dass große KI-Unternehmen nicht unlauter von der Arbeit von Künstlern profitiert haben“. Tatsächlich scheinen beide Recht zu haben, da der zuständige Richter geurteilt habe, dass die Betreiber der Bild-KIs die Künstler zwar nicht übervorteilt hätte hätten, dass aber sehr wohl deren Urheberrechte verletzt worden seien.

Wer hätte das gedacht: Transparenz und leistbare Preise können den Kunstmarkt auch für junge Leute attraktiv machen. Den Schluss legt ein Artikel von George Nelson über digitale und physische Vermittler von Graphiken für das Art Newspaper nahe: „Der Sektor der Drucke und Multiples positioniert sich als Gegenmittel gegen die Undurchsichtigkeit und Exklusivität anderer Bereiche des Kunstmarktes, wie z. B. des Handels mit alten Meistern. Es ist kein Geheimnis, dass das mittlere und untere Ende dieses Marktsegments versteinert ist - zum Teil aufgrund der Unfähigkeit des Segments, neue, jüngere Käufer anzuziehen. Wie Scott Reyburn im Januar im Art Newspaper schrieb, sind alte Meister 'einfach nicht cool'.“

Wie Zu- und Abschreibungen den Markt von Alten Meistern beeinflussen, beschreibt Christian Herchenröder im Handelsblatt anlässlich einer Frans Hals-Ausstellung in Berlin: „Dieses An- und Abschwellen eines Gesamtwerks ist den periodischen Veränderungen des Rembrandt-Korpus vergleichbar. Jede neue Generation von Experten fühlt sich bemüßigt, Umwertungen vorzunehmen. Auch auf den Altmeistermarkt wirken sich solche Probleme aus. Es kommen immer wieder Gemälde unter den Hammer, deren Authentizität nicht unisono geklärt ist. Ein Beispiel ist das Doppelbildnis zweier Fischerjungen, das im Juli 2017 bei Christie’s für 1,1 Millionen Pfund versteigert wurde. Es erschien 1935 zum ersten Mal auf dem Markt und wurde von Seymour Slive als ein 'Gemälde des 19. Jahrhunderts im Stil von Frans Hals' bezeichnet. […] Unumstrittene Werke aber werden ungleich höher bewertet. Das gilt etwa für die zwei Porträts eines Ehepaars, die im Dezember 2018 bei Christie’s für zehn Millionen Pfund zugeschlagen wurden, und für das Dreiviertel-Porträt des Tieleman Roosterman, das schon im Juli 2008 im selben Auktionshaus 8,2 Millionen Pfund erzielte. Dieses routinierte Bildnis war durch Rothschild-Provenienz geadelt.“

Ein Stück Kunstmarktgeschichte haben Franziska Kiermeier und Maike Brüggen aus dem Archiv gehoben, deren Buch über das Frankfurter Auktionshaus Bangel Christiane Fricke im Handelsblatt vorstellt: „Es spricht für den Netzwerker Bangel, dass sein eigens beworbener 'Gemäldesaal' auch von anderen deutschen, sogar ausländischen Institutionen und Kunsthandelsunternehmen gebucht wurde. Außerdem hatte der Geschäftsmann eine gute Nase für das, was die Kunstwelt bewegte. So lud er nicht nur den in Berlin zuvor heftig angefeindeten Edvard Munch ein, bei ihm auszustellen. Das Auktionshaus Bangel reagierte auch auf die im Jahr 1900 anziehende Konjunktur ostasiatischer Objekte. Allein 95 von derzeit 155 in Frankfurt nachgewiesenen Auktionen veranstaltete das Unternehmen zu diesem neuen Sammelgebiet, fand die Frankfurter Provenienzforscherin Laura Vollmers heraus. Parallel gelang es dem Haus Bangel, sich als Umschlagplatz für Ethnografika aus belgischen und deutschen Kolonialgebieten zu etablieren.“

Den Wiener Museen ist mit dem freien Eintritt für Ticket-Inhaber zu den ausgefallenen Taylor Swift-Konzerten ein echter Coup gelungen, berichtet Karen K. Ho bei Artnews: „Die Albertina nutzte die Gunst der Stunde und erließ den regulären Eintrittspreis von 19,90 € (15,90 € für Besucher unter 26 Jahren) für mehr als 20.000 Swifties zwischen Donnerstag, 8. August, und Sonntag, 11. August. 'An einem normalen und regulären Wochenende hätten wir, ich würde sagen, 2.000 pro Tag', sagte Sprecherin Nina Eisterer gegenüber ARTnews und merkte an, dass diese Art von Besucherzahlen normalerweise für Blockbuster-Ausstellungen wie die zu Claude Monet im Jahr 2018 gelten.“ Der ungeheure Publikumserfolg gehe ausschließlich auf Social Media zurück, heißt es weiter in dem Artikel. Vielleicht sind diese neuen Medien ja doch für irgendetwas anderes gut als die Dokumentation des Arbeitsalltags einer Aktentasche.

Das Hickhack um das Berliner Milliardengrab Pergamon-Museum fasst Bernhard Schulz für Monopol zusammen: „Denn Prozesse gibt es mittlerweile einige. Jeder klagt gegen jeden, beteiligte Planer und Baufirmen gegen das federführende Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) und umgekehrt. Immer geht es um Geld, meist vergleichsweise kleine Summen für irgendwelche Detailarbeiten. Geld, das die einen fordern und die anderen nicht zahlen wollen, Geld, das aufgrund zusätzlicher Planungsleistungen wegen mangelhafter Abstimmung fällig wurde, deren Berechtigung umgekehrt bestritten wird.“

Ein Düsseldorfer Gericht hat Leon Löwentraut 26.000 Euro Schadenersatz zugebilligt, meldet dpa: „Er habe die Kunstwerke ohne Löwentrauts Einwilligung kopiert und verkauft sowie auf seinem Instagram-Kanal veröffentlicht. Dabei stimme der Gesamteindruck der Bearbeitungen mit den Originalen überein - eine eigene schöpferische Leistung des Beklagten sei nicht zu erkennen.“ Von derart epigonalen Bildern Kopien von noch niedrigerer Schöpfungshöhe anzufertigen, stellt in gewisser Weise allerdings auch schon eine Leistung dar.

Den Tod der Wiener Sammlerin Elisabeth Leopold meldet der Kurier: „Die Grande Dame des heimischen Kunstbetriebs starb am Dienstagabend, teilten die Familie und das Leopold Museum am Mittwoch mit. An der Seite ihres 2010 verstorbenen Ehemanns Rudolf hatte sie eine der bedeutendsten Sammlungen der Wiener Moderne aufgebaut, die seit 2001 im Leopold Museum bestaunt werden kann - zumindest in Teilen.“ Olga Kronsteiner schreibt im Standard: „Sie begleitete ihn auf seinen Kunstreisen und unterstützte ihn in seiner Sammeltätigkeit. Eine Mammutaufgabe, denn so idyllisch, wie das im Rückblick klingen mag, war es angesichts der oft finanziell prekären Situation nicht immer. Wie Sohn Diethard Leopold in seiner Biografie über den Vater beschrieb: Rudolf war der beherzte Schuldenmacher für immer neue Ankäufe, Elisabeth, die bis zu ihrem 69. Lebensjahr als Augenärztin praktizierte, der stabile Faktor im familiären Gefüge – das Zusammenleben sei für seine Mutter 'Himmel und Hölle' gewesen.“

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung