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Verzweiflungstat oder brillanter Schachzug? Sotheby's streiche das Aufgeld für seine reinen Online-Auktionen, berichtet Anna Brady im Art Newspaper. Im Gegenzug werde der Aufschlag bei traditionellen Auktionen erhöht, unabhängig davon, ob das Gebot live, schriftlich, telefonisch oder online abgegeben werde.
Warum manche Künstler gerne für Konzerne arbeiten, erklärt Christiane Meixner in der ZEIT vom 24. August am Beispiel von Sterling Ruby: "Die Modemarken werten ihr Image auf, die Künstler genießen eine neue, breite Öffentlichkeit - und die zusätzliche Einnahmequelle. Dass die Verwertung ihrer Motive auch demonstrieren könnte, wie verwechselbar sie mit gefälligem Design sind, scheint keinen dieser Künstler zu stören. Bei Ruby kommt aber noch ein Aspekt hinzu: Sein Studio in Los Angeles gleicht mehr einer Fabrik für Kunst-Produktion und Design als einem klassischen Atelier. Ruby ist selbst Unternehmer, er unterscheidet nicht länger zwischen Museum und Modeindustrie."
Die fulminante Aufholjagd der Sparte Skulptur von der Klassischen Moderne bis zu den Zeitgenossen zeichnet Christian Herchenröder im Handelsblatt vom 25. August nach. Sein Fazit nach der Analyse der Marktkarrieren von Rodin, Modigliani, Giacometti, Koons, Hirst et al.: "Kunsthistorische Weihen spielen angesichts dieser Marktpositionen nur eine Nebenrolle. War es früher umgekehrt, so entscheiden heute die Publizität eines Künstlers und die Intensität seiner Vermarktung über seine Museumskarriere und den globalen Ausstellungsbetrieb. Der Markt hat sich verselbstständigt, Sammler und Investoren prägen das Geschehen. Die Museen hinken teuer hinterher."
Ein staatliches Vorkaufsrecht kann sehr wohl funktionieren, nur eben nicht in Deutschland. Marcus Woeller berichtet in DIE WELT vom erolgreichen Ankauf eines millionenteuren Gemäldes: "'Saved for the nation'. So die Mitteilung der National Gallery in London, als sie am Dienstag bekannt gab, ein Gemälde von Bernardo Bellotto für 11,67 Millionen Pfund gekauft zu haben. Gabriele Finaldi, Direktor der britischen Nationalgalerie, und Stephen Deuchar, Chef des gemeinnützigen Spendenfonds Art Fund, haben viele Klinken geputzt, um den Betrag zusammenzubekommen."
Weder neu noch originell ist die x-te Abrechnung mit den Kulturgutschutzgesetz von Thomas E. Schmidt in der ZEIT vom 24. August: "Bisher sieht es nicht danach aus, als ob das Gesetz seine hehren Ziele erreichen werde. Warum nicht? Die Eingriffe in die Freiheit der Kunstsammler und Verkäufer sind immerhin erheblich. Wer nun Kunstwerke besitzt, die vom Gesetz betroffen sind, sucht nach Vermeidungsstrategien. So verlassen de facto Kulturgüter das Land, obwohl sie per Gesetz hier gehalten werden sollen. Branchenkenner sind der Ansicht, dass der Abfluss von Kunst anhalten wird. Darunter leidet der deutsche Kunsthandel."
Auf welche Weise die Top-Kunstsammler der Welt - oder wen Artnews dafür hält - zu ihrem Geld gekommen sind, hat Anna Louie Sussmann für Artsy untersucht. Interssiert hat sie dabei ebenfalls, wie sich das Verhältnis der Branchen in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt hat. Wenig überraschend, führten Finanzen und Immobilien die Liste schon damals an und hätten ihren Vorsprung seitdem noch ausgebaut.
Die Kunstpreise waren während der Nazi-Zeit wohl Schwankungen unterworfen, die der politischen Situation geschuldet waren, doch scheint das vor allem für die frühen Jahre ab 1933 gegolten zu haben. Stefan Koldehoff führt in der FAZ vom 26. August einen Brief Alexej von Jawlenskys an, in dem dieser sich über die niedrigen Preise bei einer Impressionisten-Ausstellung in der Schweiz wundert: "Welche Preise bei der Züricher Ausstellung im Sommer 1933 erzielt wurden, ist nur in wenigen Fällen öffentlich geworden. Jawlenskys Eindruck, die Preise seien 'so billig geworden', scheint aber plausibel: Denn natürlich kündigten Ausstellungen wie diese auch deutlich an, dass es aus Deutschland in der Folgezeit ein großes Angebot qualitativ hochwertiger Kunstwerke geben würde - und dass es sich viele Besitzer womöglich nicht würden leisten können, die Preise nach oben zu schrauben."
Mittlerweile wird man auch in Paris aufmerksam auf die kleine Art-O-Rama in der südfranzösischen Provinz. Aus der Hauptstadt ist die Direktorin der Fiac gleich mit einer fünfköpfigen Delegation angereist. Ich war für das Artmagazine in Marseille.
Der Düsseldorfer Oberbürgermeister ist mit seinem Versuch, die Oberhoheit über das Düsseldorfer Photo Weekend an sich zu reißen, auf Widerstand gestoßen und bemüht jetzt die Stammbäume der Beteiligten für deren Diskreditierung. Andrea Bosetti versucht in der Rheinischen Post, die Posse nachvollziehbar zu machen.
Russland und die Ukraine instrumentalisierten zunehmend Kulturgut und Kunstwerke in ihrem Dauerkonflikt, berichtet Sophia Kishkovsky im Art Newspaper.
Das Puschkin-Museum in Moskau wolle eine Version von Tizians "Venus und Adonis" über Crowdfunding kaufen, melden George Nelson und Vlad Karkov im Art Newspaper. Das Gemälde habe eine Kuratorin des Museums als Orginal identifizert, nachdem der Eigentümer sie wegen einer Restaurierung kontaktiert habe. Zwischen 10 und 20 Millionen Dollar wolle das Museum einwerben.