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Wie die populärwissenschaftlichen Beschreibungen von Weltreichen kurz vor dem Zusammenbruch liest sich Marcus Woellers Bericht aus der ans Bizarre grenzenden Welt der Galeriekonzerne in DIE WELT: "Die Megagalerien werden damit noch dominanter. Sie beherrschen den Markt, und zunehmend die Wahrnehmung der Kunst - reklamieren sogar religiöse Erfahrung. Für Marc Glimcher geht es nicht (nur) um die stille, meditative Auseinandersetzung mit Kunst, wie er im Gespräch mit WELT erzählt: 'Einiges was die Religion uns seit Jahrtausenden und sicher noch für lange Zeit bereitstellt, das hat auch die Kunst zu bieten. Kunst vermag es, die Menschen zusammen und ihre Erfahrungen in Einklang zu bringen. Dieses Erlebnis von Transzendenz, mit fremden Leuten etwas gemeinsam zu fühlen, eine nicht-materielle Verbindung aufzubauen, das meine ich mit Kirche', so der Pace-CEO, 'oder Synagoge oder Moschee'. Kunst als Religion, das ist kein neuer Gedanke. Aber offensichtlich verstehen sich insbesondere die Megagaleristen mittlerweile als Hohepriester jenes Kunstglaubens, der ihnen auch zu materiellem Erfolg verholfen hat."
Dazu passt eine Meldung von Christy Kuesel bei Artsy zu Anish Kapoors "ArcelorMittal Orbit", ein Lieblingsprojekt des damaligen Londoner Bürgermeisters Boris Johnson. Der Künstler habe damals die begehbare Skulptur mit dem Turm zu Babel verglichen und mit den Worten zitiert: "Es ist eine Art mittelalterlicher Geist darin, zum Himmel hinauf zu reichen, das Unmögliche zu bauen. Eine Prozession, wenn man so will." Jetzt hat die Skulptur einen Schuldenberg von 13 Millionen Pfund angehäuft, weil nicht genügend Menschen den Eintritt von 12,50 Pfund (17,50 inklusive Benutzung von Carsten Höllers Rutsche) bezahlen wollen.
Den Galeristen Larry Gagosian portraitiert Claudia Steinberg in der ZEIT vom 22. August nicht nur in leuchtenden Farben: "Gagosian darf sich nicht nur als Pionier unverfrorener Geschäftspraktiken, sondern auch als Vorreiter der Nicht-Verkaufs-Ausstellung betrachten. Seine Klientel geht kein Risiko ein, und die exorbitanten Preise verleihen zusätzlich die Gewissheit, zu den reichsten 0,01 Prozent dieser Welt zu gehören. 'Gagosian wird es ewig geben', sagte der kinderlose Galerist einmal nur halb im Scherz."
Wie es dazu kommen konnte, dass die Luxus-Industrie die Kunstszene übernnommen hat, erörtert Pablo Larios in Frieze mit den französischen Soziologen Luc Boltanski und Arnaud Esquerre.
Die Funktion von Museen als Wertsteigerungsmaschinen für private Leihgeber erörtert Olga Kronsteiner im Handelsblatt. Ein besonderes Augenmerk legt sie dabei auf Dauerleihgaben am Beispiel der Wiener Albertina: "Bei Leihgebern erfreut sich dieses "Rundum-sorglos-Paket" zunehmender Beliebtheit. Das erspart zeitgleich eine Menge an Kosten. Deren Bandbreite reicht von der konservatorisch richtigen Lagerung und Restaurierung über Versicherungsprämien bis zur wissenschaftlichen Bearbeitung und laufenden Vermarktung. [...] In Summe wird die Wertschöpfung, von der nach Ende der Laufzeit solcher Vereinbarungen nur der Leihgeber profitiert, im Falle staatlicher Museen vom Steuerzahler finanziert. Ein Aspekt, der im Falle der Albertina in Österreich für anhaltende Diskussionen sorgt."
Eigenwillige Datierungen bei Werken verstorbener und selbst lebender Künstler stellen nicht nur Museumsleute vor Probleme, sie sind oft auch entscheidend für den Preis eines Kunstwerks, etwa bei posthumen Güssen. Daniel Grant beschreibt das Phänomen der enigmatischen Werkdatierung für Artnet.
Die Code Art Fair in Copenhagen scheint sich in ihren Internationalisierungsbemühungen überdehnt zu haben und tritt jetzt in ähnlicher Besetzung, allerdings mit nur noch gut 30 statt knapp 80 Ausstellern an anderem Ort unter dem Namen Enter Art Fair www.enterartfair.com am letzten Augustwochenende an, parallel zur regional aufgestellten Chart Art Fair. Sabine B. Vogel sieht den Neustart in ihrem Blog sehr kritisch.
Die jüngste Tochter der Positions-Messen, die Paper Positions Frankfurt, versuche ich für das Handelsblatt im historischen und überregionalen Kontext zu verorten.
Die Frühjahrssaison deutscher Auktionshäuser resümiert Dorothea Baumer in der Süddeutschen Zeitung: "So verschieden die Häuser in Berlin, Köln und München auch agieren, das Geschehen kennzeichnete überall eine starke Zurückhaltung. Die Bieter verhielten sich denkbar wählerisch, waren auf gewisse Namen oder Topstücke fokussiert, verschmähten Mittleres und sorgten so für jede Menge Rückgänge. Der Markt scheint sich, einem internationalen Trend folgend, zunehmend zu verengen. Villa Grisebach konnte mit seinem Moderne-Angebot ausgewählter Werke erneut nicht überzeugen. Bei Lempertz und Van Ham spielten Sammlungen, die komplett veräußert wurden, eine entscheidende Rolle. Ketterer sah sich mit seinem neuen Format 'Evening Sale' gut gerüstet, verbuchte zwei Höchstzuschläge und erzielte das beste Saisonergebnis. Zero-Kunst zeigte erstmals empfindliche Schwächen. Malerei von Ernst Wilhelm Nay reüssierte durchweg."
In Österreich scheinen die Geschäfte etwas besser gelaufen zu sein, ist von Nicole Scheyerer in der FAZ vom 24. August zu erfahren: "Bei den Frühjahrsauktionen in Wien erwies sich Hoffnung immer wieder als berechtigt. [...] Insgesamt dominieren Meister des 20. Jahrhunderts das gesamte Ranking. Während im Dorotheum die beiden Zeitgenossen-Auktionen für Höhenflüge sorgten, wurden bei der Konkurrenz im Kinsky in der Sparte Klassische Moderne die stärksten Ergebnisse erzielt."
Christie's habe sich von seiner Asien-Chefin Rebecca Wei nach nur acht Monaten getrennt, nachdem die Frühjahrssaison in Hongkong um 18 Prozent schwächer war als im Vorjahr, meldet Barbara Pollack bei Artnews.
Bemerkenswerte arbeitsrechtliche Fälle im Zusammenhang mit Abwerbungen in der US-amerikanischen Kunstbranche haben die Anwältinnen Brooke Schneider, Kimberly Almazan and Diana Wierbicki für Artsy zusammengestellt.
Mit den Uferhallen droht ein weiteres Berliner Atelier-Areal verloren zu gehen. Nach dem üblichen Komplettversagen der Berliner Lokalpolitik wehren sich jetzt die Künstler unter anderem mit einer Ausstellung gegen die Investoren um einen der Samwer-Brüder (Zalando, Rocket Internet), wie Nicola Kuhn im Tagesspiegel berichtet. Welche Funktion hat der Berliner Atelierbeauftragte nochmal?
Sommerzeit, Kreuzfahrtsaison, Bauernfängerzeit! Nach zahlreichen Skandalen und Gerichtsurteilen sollte man meinen, das Geschäft mit Kunstauktionen auf Kreuzfahrtschiffen wäre erledigt. Das ist zumindest offensichtlich in den USA nicht der Fall, wie Sarah Cascone in ihrem Erfahrungsbericht für Artnet unterhaltsam schildert.
Art Boys scheinen so angesagt zu sein, dass sich ein Fernsehformat nach Art des Bachelor-Trash TV anzubieten scheint, hat Caroline Goldstein für Artnet herausgefunden.