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Kobels Kunstwoche

nicht schutzwürdig: Mug Shot Donald Trump
nicht schutzwürdig: Mug Shot Donald Trump
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 35 2023

Die Story der Kunstmesse CHART in Kopenhagen sei die des Erfolgs, urteilt Annegret Erhard in der WeLT: „Mut und Selbstbewusstsein zahlten sich aus. Es interessierten sich nicht nur die Sammler der nordischen Länder, auch die internationale Aufmerksamkeit wuchs – zusammen mit der allgemeinen Begeisterung für Kopenhagen als Kultur- wie Wirtschaftszentrum Skandinaviens.“ Als niederschwellige Veranstaltung für Einsteiger beschreibt Ursula Scheer die Messe in der FAZ: „Die CHART sucht ihr Glück in der Nische, die sie unverwechselbar besetzt: Statt geographisch zu expandieren – Kooperationen wie mit dem Khartoum Contemporary Art Center ausgenommen –, vertieft sie die Beziehungen zu ihrem stark regional geprägten Publikum. Seit einiger Zeit bereichert eine Kunstbuchabteilung die Veranstaltung, im vorigen Jahr kamen Skulpturenprojekte im Vergnügungspark Tivoli hinzu, und dieses Mal, in der Premierenausgabe der Messeleiterin Julie Quottrup Silbermann, locken erstmals Angebote dezidiert für beginnende Sammler mit schmalem Budget.“

Die Geschichte der Wiener Kunstmessen aus ihrer Sicht erzählt Sabine B. Vogel in der WELTKUNST: „Es folgte das Schicksalsjahr 2021 im Wiener Messetrubel. Dabei begann es zunächst vielversprechend. Im Februar fand eine neue Boutique-Messe im Intercontinental Hotel statt, dessen Betrieb wegen der Pandemie auf Sparflamme lief. 13 meist junge Galerien nutzten den „Ballraum“ für Solopräsentationen, die Messe war ein Erfolg. Aber manche Wiener Galerie fühlte sich ausgeschlossen, es begann ein Intrigenspiel gegen das mutige, junge Projekt. Es blieb bei einer Ausgabe. Zeitgleich liefen die Vorbereitungen für eine weitere neue Messe: Spark Art Fair Vienna. Gegründet vom VC-Ex-Geschäftsführer Renger van den Heuvel und seinem Geschäftspartner Herwig Ursin, Pächter der Marxhalle, und Ex-Vermieter der VC, fand die erste Ausgabe im Mai statt. Der Vertrag mit der VC dagegen wurde beendet. Als inadäquates Ausweichquartier der erst boykottierten, nun zudem ausquartierten und auf 60 Galerien geschrumpften Messe diente ihr die Baustelle der Alten Post, die gerade in Luxusapartments verwandelt wurde, und 2022 für nur noch 25 Galerien der Kursalon im Stadtpark.“

Nach einem längeren Dornröschenschlaf sei ihre Heimatstadt Mailand sogar für auswärtige Galerien wieder interessant, hat Silvia Anna Barrilà für die WeLT beobachtet: „Relativ neu ist das Phänomen, dass Mailand auch Galerien aus dem Ausland anzieht. Jüngst hat die M+B Gallery aus Los Angeles die Casa MB im Corso-Magenta-Viertel eröffnet. Der Londoner Galerist Carl Kostyál expandierte in eine von dem Architekten Caccia Dominioni entworfene Wohnung in der Innenstadt. In den vergangenen zwei Jahren waren bereits Peres Projects aus Berlin gekommen (zentral gelegen im neoklassizistischen Palazzo Belgioioso), Gregor Staiger aus Zürich und Ciaccia Levi aus Paris (in einem Haus mit bezauberndem Garten in der Via Rossini) und in direkter Nachbarschaft Conceptual Fine Arts, die regelmäßig Gastgalerien einlädt (zuletzt Sophie Tappeiner aus Wien).“

Viel zu wenig auf dem Schirm hat der Kunstmarkt wahrscheinlich gerade das Segment, das zwar immer naserümpfend beäugt, wenn es sich in die Peripherie des Kunstmarkts drängt, aber nie richtig ernstgenommen wird: Luxusgüter. Für das Handelsblatt beschreibt Christian Herchenröder die Entwicklung: „In seinen weltweiten Luxusauktionen erlösten Christie’s 2022 imposante 779 Millionen Dollar. Zu Vergleich: Im selben Jahr spielten die Auktionen von Kunst der sogenannten 'emerging artists' in allen drei großen Häusern nicht mehr als 350 Millionen Dollar ein. Asiaten bilden die wichtigste Käuferschicht. Im ersten Halbjahr 2023 dominierten laut 'Asianews' asiatische Käufer zu 38 Prozent die globalen Luxusgüter-Auktionen, während amerikanische Bieter nur zu 28 Prozent aktiv waren. Die starke Präsenz der Luxusgüter in den weltweiten Auktionen geht einher mit einer schleichenden Marktveränderung, die vom thematischen zum vielgestaltigen Sammeln führt.“

Deutschlands einziges börsennotiertes Kunsthandelsunternehmen hat ein schwieriges Jahr hinter sich, habe ich für das Handelsblatt vom 25. August auf der Hauptversammlung der Weng Fine Art AG erfahren: „Der Umsatz brach im abgelaufenen Geschäfts- und Kalenderjahr im Vergleich zu 2021 von 6,4 Millionen auf 4,3 Millionen Euro ein, der Gewinn gar von 2,4 Millionen auf knapp 200.000 Euro. Das angestammte B2B-Geschäft - vor allem der An- und Verkauf über Auktionen - sei perspektivisch rückläufig, erklärte Weng auf Nachfrage. […] Anders als in anderen Märkten lasse sich im Abschwung ein schwindender Absatz nicht durch Preissenkungen eindämmen. Die Folge: Der Umsatz gehe zurück, aber die Margen blieben gleich. Gerade bei den margenstarken Editionen hatte das Unternehmen jedoch mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Der Aktienkurs der Muttergesellschaft Weng Fine Art fiel vom Allzeithoch Anfang 2022 bei über 35 Euro auf knapp 13 Euro Ende des Jahres und bis auf aktuell rund neun Euro. “

Am wertvollsten könnte Wengs Beteiligung an Artnet sein, vermutet Gereon Kruse von boersengeflüster.de: „Super interessant findet boersengefluester.de aber noch eine andere Botschaft, die Rüdiger K. Weng auf der HV unmissverständlich klargemacht hat: Demnach finden etwa amerikanische Investoren die Beteiligung an Artnet regelmäßig am interessantesten an der WFA-Aktie. Eine Wahrnehmung, die hierzulande eher noch nicht so verbreitet ist – auch weil Rüdiger K. Weng selbst seinen Beitrag dazu geleistet hat. Immerhin gab es in der Vergangenheit schon ganz andere Töne von ihm bezüglich Compliance und wirtschaftliche Führung bei Artnet. Jedenfalls soll jeder Aktionär wissen, dass Artnet der 'ganz große Deal für WFA' werden kann.“

Christie's hat sich im Umgang mit einem Datenleck nicht mit Ruhm bekleckert. In ihrem Blog beschreiben André Zilch und Martin Tschirsich von der auf IT-Sicherheit spezialisierten Firma Zentrust ihre vergeblichen Versuche, das Auktionshaus davon abzubringen, Geodaten von ihm angebotenen Kunstwerken nicht mehr öffentlich online stehen zu lassen. Erst nachdem Washington Post-Reporter Max Hoppenstedt bei Christie's nachhakte, wurde die Lücke geschlossen. Auf Deutsch erzählt Jana Ballweber die Geschichte in der Frankfurter Rundschau.

Weitreichende Folgen nicht nur für den Kunstmarkt dürfte ein US-Urteil zum Urheberrecht an KI-generierten Bildern haben, wenn es auch letztinstanzlich Bestand haben sollte. Tessa Salomon berichtet bei Artnews: „Ein Bundesrichter in Washington, D.C., entschied am Freitag, dass Kunstwerke, die von künstlicher Intelligenz erzeugt werden, nicht urheberrechtlich geschützt werden können, weil es ihnen an 'menschlicher Beteiligung' mangelt, und bestätigte damit eine Entscheidung der US-Urheberrechtsbehörde vom März. Das Urteil ist das erste in den USA, das die Grenzen des rechtlichen Schutzes für von künstlicher Intelligenz erzeugte Kunst festlegt, deren ungeheure Popularität eine nebulöse rechtliche Grenze eröffnet hat, die - im Guten wie im Schlechten - von der Bewertung von Ästhetik und Originalität bestimmt wird. Richterin Beryl A. Howell vom US-Bezirksgericht für den District of Columbia stimmte der Entscheidung des US-Urheberrechtsamtes zu, einem Kunstwerk, das der Informatiker Stephen Thaler mit der von ihm entwickelten 'Creativity Machine' geschaffen hat, den Urheberrechtsschutz zu verweigern.Howell schrieb in ihrem Antrag, dass 'Gerichte es einheitlich abgelehnt haben, das Urheberrecht für Werke anzuerkennen, die ohne jegliche menschliche Beteiligung entstanden sind.'“

Drei Monate Gefängnis und 50.000 US-Dollar Schaden scheinen auf den ersten Blick keine große Sache zu sein, doch der Fall und das Urteil, die Jody Godoy bei Reuters beschreibt, haben es in sich: „Ein US-Richter verurteilte am Dienstag einen ehemaligen Produktmanager von OpenSea, dem weltweit größten Marktplatz für nicht-fungible Token (NFTs), zu drei Monaten Gefängnis, weil er NFTs gekauft hatte, von denen er wusste, dass sie bald auf der Homepage der Website zu sehen sein würden. Nathaniel Chastain, 33, wurde im Mai vor einem Bundesgericht in Manhattan wegen Betrugs und Geldwäsche verurteilt, was die Staatsanwaltschaft als ersten Fall von Insiderhandel mit digitalen Vermögenswerten bezeichnete. Der US-Bezirksrichter Jesse Furman nannte das Urteil eine "schwierige" Entscheidung. Der Richter sagte, er habe Zweifel daran, ob der Fall, bei dem es um illegale Geschäfte im Wert von etwa 50.000 US-Dollar ging, auch dann zur Anklage gebracht worden wäre, wenn das Verhalten nicht in der 'etwas sexy' neuen Arena der Kryptowährungen stattgefunden hätte.“ Doch selbst wenn dem Richter die Tragweite des Falles nicht bewusst zu sein scheint, ist es das erste Mal, dass auf dem Gebiet der NFTs jemand wegen Insiderhandels belangt wird. Dieses Verbrechen war bisher nur aus dem Finanzmarkt bekannt. Daraus ergibt sich entweder, dass es sich bei NFTs um Finanzprodukte handelt, oder dass die Kriterien für Insiderhandel auch für den Kunstmarkt relevant sein könnten, zu dessen erweitertem Umfeld NFTs gehören. Oder beides.

Der Skandal um die Kuntberaterin Lisa Schiff zieht immer größere Kreise, berichtet Alex Greenberger bei Artnews: „Laut der Winston Art Group, der Beratungsfirma, die von [dem Insolvenzverwalter Douglas J.] Pick mit der Inventarisierung von Schiffs Unternehmen beauftragt wurde, gibt es 108 Kunstwerke, deren Verbleib noch unbekannt ist, von Künstlern wie Damien Hirst, Richard Prince, Virgil Abloh, Jana Euler, Alex Israel, Joel Mesler, Ugo Rondinone, Julie Mehretu und Lisa Edelstein, einer Schauspielerin, die früher Kunst produziert hat und mit Schiff befreundet ist.“ Auch die Zahl der Geschädigten sei mittlerweile deutlich größer als bisher bekannt.

Der über Jahre andauernde Diebstahl unzähliger Objekte aus dem Britisjh Museum in London und der Umgang mit dem Affäre haben seinen Direktor Hartwig Fischer nach Wochen zum Rücktritt veranlasst. Eine gute Zusammenfassung des Skandals bietet Bettina Schulz in der ZEIT.

Der französische Auktionator Pierre Cornette de Saint Cyr ist tot, teilt das Auktionshaus Bonhams mit, das sein Pariser Unternehmen im letzten Jahr übernommen hatte.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung