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Über die Entwicklung der Paris Photo hat Julia Stellmann mit ihrer Direktorin Florence Bourgeois anlässlich der Anfang Oktober stattfindenden Messe für die FAZ vom 24. August gesprochen: „Wir sind in Bewegung geblieben, haben Installationen sowie großen Formaten eine Plattform geboten und Aufmerksamkeit auf aufstrebende Künstler gelenkt. Außerdem versuchen wir, smarte Partnerschaften einzugehen. Der vor fünf Jahren etablierte Maison Ruinart Prize kommt nicht nur dem Preisträger zugute, sondern auch dem Partner und der Messe. Vor sechs Jahren haben wir zudem begonnen, Fotografinnen sukzessive mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, und konnten ihren Anteil von 20 auf 36 Prozent steigern. Ausgewählte Galerien mit weiblichen Positionen fördern wir mit jeweils 5000 Euro. Wir sind also sehr bemüht, unser Programm langfristig weiterzuentwickeln.“
Die Standpreise von Kunstmessen habe ich für den neuen Branchen-Newsletter WELTKUNST Insider (noch ohne Paywall) recherchiert.
Innovative Geschäftsideen testeten die großen Auktionshäuser in Hongkong aus, berichtet Ernst Herb in der FAZ: „Der Expansionskurs der Versteigerer wäre ohne das steigende Angebot und die fallende Nachfrage auf dem noch vor Kurzem teuersten Immobilienmarkt der Welt kaum denkbar. Landmark und Henderson Land, die neuen Vermieter von Sotheby’s und Christie’s, spüren die drastisch angestiegene Zahl von Leerbeständen gerade im obersten Preissegment von Gewerbeimmobilien. Branchenkenner gehen davon aus, dass den Auktionshäusern als Vorzeigemietern erhebliche Preisnachlässe gewährt worden seien. Nicht nur das stärkt den wichtigsten Standort des Kunsthandels in Asien. Dabei würden andere Großstädte in der Region – wie Schanghai, Seoul oder Singapur – Hongkong gerne vom Podest drängen. Doch das halbautonome chinesische Territorium dürfte bis auf Weiteres vor allem deshalb die Nummer eins bleiben, weil es über einen großen Freihafen verfügt, in dem wie nirgendwo sonst in Asien Kunstwerke zollfrei und unbürokratisch ein- und ausgeführt werden können.“
Vielleicht ist die Liebelei des Kunstmarkts mit der Luxusbranche doch keine so gute Idee. Leonie Wessel schreibt für Monopol über einen Skandal, der nicht nur eine Luxusmarke betrifft: „Mailändische Staatsanwälte hatten in den vergangenen Monaten den Einsatz von Drittanbietern in der Lieferkette Diors untersucht. Im Frühjahr deckten sie Betriebe in der Nähe von Mailand auf, in denen Arbeiter, oft illegale Einwanderer, für einen Hungerlohn und unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiteten, auch nachts und an Feiertagen in 15-Stunden-Schichten. Sie schliefen und aßen an ihrem Arbeitsplatz, um noch schneller noch mehr Produkte fertigen zu können.“
Das Auslaufen des Urheberrechts für Werke von Emil Nolde stellt für die Nolde-Stiftung ein Problem dar, das Susanne Schreiber im Handelsblatt schildert: „Im Jahr 2026 wird Emil Nolde 70 Jahre tot sein. Dann erlischt der Urheberrechtsschutz, der geistiges Eigentum schützt und an dem die Künstlererbin bislang verdient. Noldes Gemälde, Grafik und Zeichnungen gelten ab 2026 als gemeinfrei. Das dürfte Auswirkungen haben auf die Nolde-Stiftung und den Handel. Wir fragen nach bei Christian Ring. Der Direktor möchte keine Zahlen nennen. Ring räumt aber ein, dass die Gebühren bislang zehn Prozent des Stiftungsetats ausmachen. Sie fallen immer an, wenn eine Galerie, ein Auktionshaus, ein Autor, ein Buch- oder Postkarten-, Plakat- oder Merchandisingverleger ein Motiv abdrucken möchte.“ Sebüll kann sich halt nicht so einfach Gesetze kaufen wie Hollywood.
Den Markt für Malerei des 19. Jahrhunderts teste Lempertz mit der Versteigerung einer entsprechenden Sammlung in Berlin, erklärt Christian Herchenröder im Handelsblatt: „Die deutsche Kunst aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führt seit Beginn des 21. Jahrhunderts ein Schattendasein auf dem Kunstmarkt. Abgesehen von großen Namen wie Adolph Menzel, Wilhelm Leibl, Anselm Feuerbach, Hans von Marées und Max Liebermann haben die meisten Repräsentanten der Berliner, Düsseldorfer, Münchener und schwäbischen Schule eine starke Preiskorrektur nach unten erfahren. Nur herausragende Einzelwerke sind gefragt und ein höchst anspruchsvoller und vermögender Käufer, der über Regionalschulen hinausblickt, wird das Prinzip, 'in die Spitze zu sammeln', pflegen. […] Nicht nur was diese Preiserwartung betrifft, darf man gespannt sein, ob die Haupt- und Nebenwerke dieser Sammlung eine den Markt stimulierende Wirkung haben werden. Der Sammler hat bis zuletzt stets Höchstpreise geboten; aber der aktuelle Markt ist nicht in Rekordlaune.“
Den Spreekanal zwischen Museumsinsel und Humboldtforum wieder beschwimmbar zu machen, ist das Ziel von Flussbad e.V., zu dessen Unterstützung 50 Künstler Werke gespendet haben, die am 12. September unter dem Motto 50 Für Bad Berlin versteigert werden. Marcus Woeller stellt das Projekt und die Auktion in der WeLT vor.
Wer sich von dem Buzzword AI nicht abschrecken lässt, kann von Daniel Cassadys Artikel für Artnews auch lernen, dass Neutralität Vertrauen schafft: „'Auf dem Weg dorthin wurde ich Gutachterin und war schockiert darüber, wie diese Branche funktioniert, sagte [Caroline] Taylor gegenüber ARTnews. 'Nach ein paar Jahren wurde mir klar, dass es keine neutralen Gutachter gibt. Jede Schätzungsfirma ist auch ein Händler'. Im Jahr 2021 gründete Taylor Appraisal Bureau als Gegenmittel und versprach neutrale, technologiegestützte Schätzungen. Das Unternehmen verfügt über eine eigene Softwareplattform mit integrierter KI, die als 'Co-Pilot' fungiert und die Bestandsverwaltung durch kontinuierliche, dynamische Bewertungen verbessert. Die Neutralität von Appraisal Bureau hat laut Taylor die Beziehungen zu den Galerien gestärkt, die eher bereit sind, Daten mit einem Unternehmen zu teilen, das nicht am Verkauf beteiligt ist. Diese Beziehungen bedeuten, dass das Unternehmen Zugang zu privaten Verkaufsdaten hat, was laut Taylor dazu beiträgt, dass es genauere Bewertungen als seine Konkurrenten vornehmen kann.“
Die Ausstellung Money Talks im Oxforder Ashmolean Museum hat Stephanie Dieckvoss für das Handelsblatt besucht: „Die Ausstellung beginnt allerdings mit einer interessanten Gegenüberstellung. Ein 'Dollar Sign' von Andy Warhol von 1981 flankiert eine Seite des Eingangs, die andere eine Skulptur des indischen Künstlers Tallur N.L. mit dem Titel „Unicode“ von 2011. In der Skulptur ersetzt der Künstler die Figur der Göttin Shiva im Innern eines Kranzes durch einen Ball aus Beton und Münzen. Die Göttin versinnbildlicht traditionell Zerstörung und Wiedergeburt. Der Eingriff des Künstlers stellt die Frage: Was ist der Gott unserer Zeit? Ist es weiterhin Geld, der amerikanische Dollar, wie Warhol gerne ausführte? Oder ein toter, verkrusteter Kosmos? Wohin führt die Reise?“ Laura Cumming vom Guardian findet: „Es gibt so viel zu lernen - dass das Dollarzeichen auf einer spanischen Kolonialmünze basiert; dass ein Goldfisch in China das Symbol für Reichtum ist, in Sumatra die Reisscheune -, dass die Kunst gelegentlich vom schieren Wissen überschattet wird. Aber diese Show ist durchweg lebendig und aufschlussreich.“
Der Price Tower in Bartlesville, Oklahoma, das einzige je gebaute Hochhaus Frank Lloyd Wrights, stehe zum Verkauf, meldet Elena Goukassian im Art Newspaper. Die aktuellen Eigentümer hätten das Gebäude vor gut einem Jahr für lediglich 10 Dollar gekauft und seitdem bereits Teile der eigens für den unter Denkmalschutz stehenden Bau entworfenen Einrichtung verscherbelt, nachdem unter anderen Blockchain-Geschäftsideen baden gegangen seien.
Über das Schicksal ukrainischer Museumsmitarbeiter und Künstler, die von Russland eingesperrt und gefoltert wurden, informiert ein Bericht von Sophia Kishkovsky für das Art Newspaper. Hallo Sarah Wagenknecht!
Die Washington Post sei nur die letzte Zeitung in einer Reihe, die die lokale Kunstberichterstattung einspare, erklären Cara Ober und Michael Anthony Farley in dem Online-Journal Bmore Art aus Baltimore: „Kultur sprudelt von unten nach oben, sie sickert nicht nach unten. Die Annahme, dass ein nationales Publikum und nationale Schlagzeilen ein gesundes Geschäftsmodell sind, das nur auf dem Internetverkehr basiert, ist falsch und unverantwortlich. Wenn niemand weiß, was in seiner Region passiert, und es keine Publikation gibt, die das Publikum informiert und anspricht, warum sollten die Einheimischen dann eine Zeitung abonnieren? Warum sollten sie eine lokale Zeitung unterstützen, wenn sie die nationalen Schlagzeilen woanders kostenlos bekommen können?“ Die Argumentation gilt allerdings nicht nur für Lokales. Alle reichweitenschwachen Ressorts, die von Führungsetagen in Verlagen oft als reiner Kostenfaktor gesehen werden, den man einsparen kann, sind genau die Gründe, aus denen Menschen überhaupt bereit sind, Geld für Zeitungen auszugeben.