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Den Kunstsammler als bedauernswertes Geschöpf, getrieben von pathologischen Zwängen und niederen Instinkten, beschreibt Christian Saehrend in der NZZ: "Der Sammler sucht also in seiner Kollektion einen Ersatz für Leben und Liebe, sie dient ihm als Persönlichkeitsprothese. Weder können die erworbenen Kunstwerke einen Mangel an Esprit, Lebenserfahrung und Lebensintensität kompensieren, noch bringen sie das gewünschte Sozialprestige, die ersehnte Liebe der Mitmenschen in befriedigendem Masse ein. Der Kaufakt selbst führt auch nicht zur Erlösung, sondern erfordert permanente Wiederholung." Das ist soweit ganz lustig. Wenn in der nächsten Ausgabe eine Gegenposition folgt.
Konrad Fischers gern genutzte Redewendung "Okey Dokey" verknüpft Georg Imdahl in der FAZ vom 9. September zu einer Hommage an den legendären Galeristen und einem Lob für die gemeinsamen rheinischen Galerieeröffnungen dc open mit ihrem jungen Abkömmling Okey Dokey: "Die Galeristen wollen das Gastgeber-Modell in den kommenden Jahren in anderen Besetzungen fortsetzen. Immerhin neunzehn auswärtige Galerien beteiligen sich diesmal und bekunden damit Interesse an der Klientel im Rheinland. Auch dieser Geist der Vernetzung lässt sich zum Wirken der Galerie Konrad Fischer zurückverfolgen."
Gar auf Weltstadtniveau hebe diese Initiative das ganze Wochenende, findet Christiane Fricke im Handelsblatt vom 8. September: "Durch die Unterstützung der Kunstversicherung Uniqa kommen auch die Initiativen zum Zuge, die in Köln Alternativen zur herkömmlichen Galerie entwickeln. Cool und lässig klingt deren Slogan, "Okey Dokey", unter dem neun Teilnehmer Kollegen aus Mexiko und den USA eingeladen haben. So bekommen die Sammler, die eigens anreisen, ein konzentriertes internationales Programm geboten, fast wie auf einer Messe. Unter diesen Umständen arbeitet die dc open längst auf Augenhöhe mit dem Berliner Gallery Weekend. Mit spürbaren Folgen für den Standort, wie die Neuzugänge der letzten Jahre zeigen."
Für Artmagazine war ich in Düsseldorf und Köln.
Die gemeinsamen Galerieeröffnungen in München heißen Open Art. Evelyn Vogel berichtet für die Süddeutsche Zeitung vom 9. September im Vorfeld von Wanderbewegungen innerhalb der Stadt, von Neugründungen und einer neuen Initiative jüngerer Galerien, die auf internationale Vernetzung setzen, mit dem launigen Namen "SMS - Shit Must Stop". Annegret Erhard lobt in DIE WELT die kollegiale Atmosphäre in der Stadt: "Seit fast dreißig Jahren gibt es das Wochenende Open Art der Initiative Münchner Galerien zeitgenössischer Kunst mit derzeit 46 Mitgliedern. Ein Fixpunkt zum Auftakt des Kunstherbsts, dem sich auch nicht organisierte Galerien anschließen sowie eine Reihe von Non-Profit-Art-Spaces und Museen. Sichtbares Zeichen friedlichen Zusammenwirkens zum Wohle der Kunstsinnigen der Stadt ist das Eröffnungszeremoniell im Espace Louis Vuitton." (Die Vorbesprechung der dc open von Alexandra Wach findet sich unter demselben Link.)
Routiniert referiert Felicitas Rhan das Programm der Frankfurter Galerien in der FAZ.
Die Schließung der Berliner Galerie Micky Schubert meldet Monopol. So langsam könnte sich der Eindruck aufdrängen, dass die Zulassung zur Art Basel für kleinere Galerien vergleichbar ist mit dem Titel eines Schützenkönigs oder Karnevalsprinzen: gut fürs Image, aber mitunter ruinös.
Einsichtig bei eigenwilligem Blick auf die Vergangenheit zeigt sich Maike Cruse, Leiterin der ehemaligen abc und jetzigen Art Berlin im Interview mit Ingeborg Ruthe für die Berliner Zeitung: "Die abc war immer etwas Besonderes, als parallele Verkaufsschau zur einstigen Messe Art Forum. Das wurde 2011 eingestellt und die abc blieb übrig, komplett selbst organisiert von den Galeristen. Wir waren auf einmal Kunstmesse, paradoxerweise ohne die nötige finanzielle und infrastrukturelle Basis. Auf der abc lagen indes hohe Erwartungen aufseiten der teilnehmenden Galerien wie der Künstler. Die wollten wir erfüllen, ziemlich utopisch mit unserer schmalen Struktur."
Ohne Not bricht Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel einen Streit vom Zaun, der das durchaus funktionierende Photo Weekend Düsseldorf zu sprengen droht, indem er die bisherigen Organisatoren erst auszubooten versucht und dann mit Schlamm bewirft, nachdem diese das nicht so einfach hinnehmen wollen. Vom einmaligen Kulturdezernenten und jetzigen NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Hinrich Grosse-Brockhoff auf die Ungebührlichkeit seines Verhaltens hingewiesen, fordere er von diesem eine Entschuldigung, schreibt Uwe-Jens Ruhnau in der Rheinischen Post. Und das alles für einen Zuschuss von 70.000 oder 140.000 Euro. Dass darüber diskutiert wird, wie eine derartige Veranstaltung rechtlich und organisatorisch aufzustellen sei, mag durchaus angebracht sein. Die Art und Weise, wie diese Auseinandersetzung geführt wird, ist allerdings unwürdig.
Es könnte so schön sein: Bernd Schultz, bis vor kurzem Herz und Hirn des Auktionshauses Villa Grisebach, versteigert seine in 50 Jahren zusammengetragene Zeichnungssammlung, um mit dem Erlös ein Museum des Exils zu gründen. Einen Ort dafür gebe es mit der jetzigen Heimat des Käthe Kollwitz-Museums auch schon und genau das sei der Haken, schreibt Swantje Karich in DIE WELT: "Bernd Schultz ist Vermieter des Hauses, in dem der kleine Privatverein seit 30 Jahren das Erbe von Kollwitz hütet und Höhen und viele Tiefen durchlebt. Er hat den Trägerverein aufgefordert, sich bis zum Jahresende eine neue Bleibe zu suchen, parallel jedoch ein Ersatzquartier angeboten - in der Neuköllner Karl-Marx-Straße, gleich neben dem beliebten Heimathafen. Der Verein lehnte ab."
Die Schattenwelt des Kunstmarkts beleuchtet Peter Dittmar in der ZEIT vom 7. September: "Angesichts dieser grauen Zonen und geheimen Ecken des Kunstmarktes unterschied John Zarobell, Associate Professor an der University of San Francisco, vier Stufen der undurchsichtigen Kunstmarktökonomie. Er lehnt sich dabei an das Buch The Underground Economies von Edgar Feige an. 'Informal', üblich und nicht zu beanstanden seien die direkten Verkäufe eines Künstlers. Bei der unrecorded economy, also den Käufen unter der Hand, nähere man sich allerdings bereits der Grauzone. Die wird betreten bei der unreported economy, dem bewussten Vermeiden von irgendwelchen Aufzeichnungen und Dokumenten, um die diversen Steuern zu sparen. Der illegal economy schließlich ist alles zuzurechnen, was - wie Diebstahl, Raub, Hehlerei, illegaler Einfuhr, Raubgrabungen und dergleichen- bewusst Gesetze missachtet."
Von Praxis und Theorie der Papierresaturieung erzählt Bettina Wolfarth in ihrem Portrait der Restauratorin Corinna Oschmann in der FAZ vom 9. September: "Die Aura eines Kunstwerks kann durch Schäden, nachlässige Behandlung oder Alterung gestört sein - und so an Ausdruckskraft einbüßen. Ihre Aufgabe sieht die Restauratorin darin, diese Schäden wenn schon nicht ganz zu entfernen, dann wenigstens zu sichern und zu mildern, um so die ursprüngliche Aussage der Arbeit wieder in den Vordergrund treten zu lassen."
Einen interessanten Blick über den Tellerrand ermöglicht Natascha Jaschinski in den Ruhr-Nachrichten. Der Markt für deutsche Nachkriegsware sei praktisch tot. Das durcjschnittliche Alter der Sammler liege bei 65 Jahren. Anders sehe es mit Asien aus. Wer sich vor Jahrzehnten auf dieses Gebiet konzertriert habe, könne heute noch mit Gewinnen rechnen, weil die wachsende Mittelschicht heute das zurückkaufe, was in der Vergangenheit exportiert wurde. Es geht um Briefmarken.
Monet-Memorabilia aus dem Besitz eines Verwandten versteigert Christie's Ende November in Hongkong, nachzulesen bei Eileen Kinsella auf Artnet.
Einen Nachruf auf den französischen Sammler Pierre Bergé hat Kito Nedo für die Süddeutsche Zeitung verfasst.