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Kobels Kunstwoche

Viennacontemporary 2022 im Kursaal; Foto Stefan Kobel
Viennacontemporary 2022 im Kursaal; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 37 2022

Man muss sich Wien als eine glückliche Stadt vorstellen. Trotz aller Ränke und Nickeligkeiten schafft es die Donaumetropole, zwei Kunstmarktevents von internationalem Format gleichzeitig erfolgreich stattfinden zu lassen: die Kunstmesse Viennacontemporary und den Galerienmarathon Curated by. Victor Sattler beschreibt Synergieefekte bei Monopol: „Auf Magie waren am ersten Messetag noch manche der Galeristen angewiesen, die sich mehr Verkäufe erwartet hätten. Für das Meckern der anderen gab es bei der Wiener Galerie Georg Kargl Fine Arts jedoch kein Verständnis – stattdessen ein strahlendes Lächeln über die prächtige Messe. Zwar war hier bisher nur ein Bild von Katrina Daschner verkauft worden, aber der Besucherstrom der Kuratorinnen und Direktoren sei niemals abgerissen. Und mit David Fesl und David Maljković hat die Galerie direkt eine Einladung zum gleichzeitig eröffneten Galerien-Festival Curated By ausgesprochen, in dessen Rahmen sie Fesl und Maljković zeigt. Insofern verstehe man die Viennacontemporary, die vielleicht die wandlungsfähigste unter den Kunstmessen ist, als eine langfristige Mission.“

Auf den Ukraine-Schwerpunkt der VC weist Nicole Scheyerer in der FAZ hin: „Auf der viennacontemporary selbst sind dafür die Kiewer Galerien Tsekh, Voloshyn und The Naked Room vertreten. Pavlo Makov, der diesjährige Vertreter der Ukraine auf der Biennale von Venedig, musste aus seiner schwer beschossenen Heimatstadt Charkiw fliehen und lebt jetzt in Italien.“

Einen Schwachpunkt der VC benennt Werner Remm bei Artmagazine: „Mit dem Kursalon Wien hat man einen Austragungsort gefunden, der den Flair des Wien der Jahrhundertwende transportiert, als die Hauptstadt des damaligen Vielvölkerstaats der Habsburger ihre Rolle als Drehscheibe und Vermittlungsort zwischen Ost und West begründen konnte und damit auch den Fokus der Kunstmesse auf Zentral und Osteuropa unterstützt. Einziger Nachteil des Gebäudes ist allerdings das Platzangebot. 400 Quadratmeter netto-Ausstellungsfläche stehen in dem als Tanz- und Konzertlokal genutzten Haus zur Verfügung. Das bedeutet das jede Galerie im Schnitt sechs Quadratmeter bzw. rund ebensoviele Laufmeter Wand zum Hängen von Bildern nutzen kann. Die Gänge sind schmal wie man es von anderen Kunst- und Antiquitätenmessen in historischen Gebäuden Wiens kennt. Dennoch ist die diesjährige Ausgabe eine der bisher stimmigsten in der Geschichte der viennacontemporary.“

Die Auftaktveranstaltung der VC war ein Symposium zum Ukrainekrieg, über das Johannes Gaisfuss in der Wiener Zeitung berichtet: „Russland attackiere absichtlich und systematisch 'die nationale Identität und die einzigartige tausendjährige Geschichte des Staates', in besetzten Gebieten würden ukrainische Bibliotheken liquidiert, Museen geplündert und zerstört werden, beklagte der ukrainische Kulturminister Oleksandr Tkatschenko zu Beginn in einer voraufgezeichneten Videobotschaft. Dies bekräftigte auch Francesca Thyssen-Bornemisza, die Gründerin und Vorsitzende von Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21), da es Putin in seinem Krieg nicht nur um die geopolitischen Aspekte gehe.“ Die Rote Liste der ICOM für die Ukraine erklärt Sophia Kishkovsky im Art Newspaper.

Ganz begeistert von der Wiener Satellitenmesse Parallel ist Almuth Spiegler von der Presse aus Wien: „Keine reine Kunstmesse – wenn, dann wäre sie mit 15.000 Besuchern und 600 Künstlerinnen und Künstlern bei Weitem die größte –, sondern ein Festival der jungen Wiener Kunstszene. Nicht der Verkauf steht im Vordergrund, sondern die Vielfalt, das Sich-Zeigen-Wollen. Die Galerien spielen dabei fast eine Nebenrolle, es dominieren Präsentationen der unendlich vielen Wiener Off-Spaces, der Kunstuni-Klassen von Daniel Richter und Co. oder der Kunst-Programme von Bundesländern wie Steiermark, Salzburg, Oberösterreich.“

Ganz anders hat Christoph Habres die Parallel für die Wiener Zeitung wahrgenommen: „Worauf bei der Parallel vergessen wird, ist, mehr Bedeutung auf Qualität zu legen. Es wird zwar gebetsmühlenartig gepredigt, dass die Aussteller vorab streng selektiert werden, aber die Realität sieht anders aus. 'Das ist die große Achillesferse', unterstreicht eine Galeristin. 'Es muss unbedingt stringenter ausgewählt werden!' Die Forderung ist verständlich, denn die Preise für Schwesternzimmer oder Kreißsäle sind empfindlich gestiegen. Die Kosten der großen 'Stände' liegen bereits bei 2.500 bis 2.900 Euro. Sie sind damit höher als Stände bei der Viennacontemporary. Genug der Theorie. Wie erwähnt hat die Parallel ein Qualitätsproblem. Es ist ermüdend, sich in einer Tour de Force durch Uninspiriertes wie Eklektisches arbeiten zu müssen, um wenig Sehens- und Beachtenswertes zu entdecken.“

Ich war für das Handelsblatt und den Tagesspiegel vom 10. September in Wien.

Das Gastprogramm Various Others der Münchener Galerien stellt Brita Sachs in der FAZ vor: „Ihre Absicht, die Außenwahrnehmung Münchens als Kunststandort zu stärken, verfolgen die sechzehn zu Various Others verbundenen Galerien wieder durch Einladungen an Partnern aus aller Welt. Nagel Draxler etwa kooperiert mit Each Modern aus Taipeh und zeigt Künstler, die auf den ersten Blick wenig verbindet. Doch bis auf die Deutsche Julia Haller stammen sie aus Ländern, in denen die Kunstfreiheit bedroht ist.“

Ob die redaktionell ungeprüft übernommene Falschinformation selbst ausgedacht ist oder von irgendwoher übernommen, wird wohl nur Frauke Steffens, die Autorin des Messeberichts über die Armory in New York für die FAZ selbst wissen: "Fast wirkt es, als hätte es die Pandemie nie gegeben – und doch hat sie viel verändert für die Armory Show, eine der wichtigsten Kunstmessen Amerikas. Früher pilgerten die Käufer auf mehrere Piers am Hudson River, davor in ein historisches Waffenlager, von dem die Veranstaltung ihren Namen hat. Seit vergangenem Jahr ist sie im Javits Center, einem eher schnöden Kongresszentrum, untergebracht. Und die durch die Covid-Krise bedingte Verlegung der Messe vom Frühjahr in den Herbst läutete 2021 einen neuen Rhythmus ein, den man wohl beibehalten wird." Tatsächlich waren Umzug und Terminverlegung in den Herbst schon während der Laufzeit der noch im März 2020 durchgeführten Messe bekanntgeben worden und hatten nichts mit Covid zu tun, sondern eher mit der Baufälligkeit der Piers und der terminlichen Nähe der Frieze New York.

Die gewohnten Erfolgsmeldungen der Presseabteilungen der Galerien zur Armory Show hat Eileen Kinsella für Artnet zusammengetragen. Etwas mehr Inhalt bietet Daniel Cassidy im Art Newspaper.

Ähnlich der Frieze Masters in London gibt es in New York jetzt eine Independent 20th Century geben, meldet Osman Can Yerebakan im Art Newspaper. Dabei dürfte es wohl weniger darum gehen „blind spots“ des Kanons zu beleuchten, als vielmehr ums Fischen im Teich der gleichzeitig stattfindenden Armory Show.

Eine Lanze fürs Art Flipping bricht Annika von Taube bei Monopol: „Der kurzfristige Umschlag von Werken, im traditionellen Kunstmarkt abfällig als Art Flipping bezeichnet, ist in der Kryptoszene akzeptierte Praxis. Was zählt ist was man besitzt und nicht, wie lange. Und auch wenn viele Player dieser Szene spekulationsgetrieben agieren, was ist schlecht daran, wenn das neben den Preisen auch die inhaltliche Zirkulation steigert? Es wird doch eh ständig betont, dass der Wert eines Kunstwerks nicht vom Markt bestimmt zu werden habe, sondern von seiner inhaltlichen Güte und Rezeption.“ Der NFT-Markt, auf den sie sich beruft, hat sich allerdings im letzten halben Jahr zum Beweis der Greater fool theory entwickelt. Das möchte man für Künstlerkarrieren dann vielleicht doch nicht.

Den passenden Turbo für Künstlerkarrieren bietet Sotheby's neuerdings mit dem Format Artist's Choice, bei dem Künstler direkt selbst Kunstwerke einliefern können, erklärt Jo Lawson-Tancred bei Artnet.

Sammlern gibt Louisa Buck im Art Newspaper Tips zur CO2-Reduktion: See- statt Luftfracht, weniger Fliegen, und wenn, dann Eco statt Business oder First etc.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung