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Anlässlich des 30. Geburtstagstags der Armory in New York stellt Martha Schwendener in der New York Times die Sinnfrage: „Was bieten Kunstmessen im Moment? Haben sie ihre Zeit überschritten? Können sie ihre Relevanz behaupten? Die aktuelle Ausgabe der Armory hat etwa 235 Aussteller aus 30 Ländern, betont aber ihre New Yorker Wurzeln. Neben der globalen Anziehungskraft versucht sie auch, neue Kunstsammler aus Städten wie Philadelphia, Baltimore und Washington zu gewinnen, und sie hat einige bekannte lokale Kuratoren für die Organisation verschiedener Sektionen angeheuert.“ Die Armory gehört jetzt zum selben Konzern wie die Frieze-Messen, was zu einer interkontinentalen Kollision führe, bemerkt Barbara Kutscher im Handelsblatt: „Die unbeabsichtigte Überschneidung mit der gleichzeitig stattfindenden dritten Ausgabe der 'Frieze Seoul' soll bleiben. 'Wir finden, dass es nur minimale Überschneidungen mit den Galerien der Frieze Seoul und dem jeweiligen Publikum gibt', sagte ein Sprecher. Frieze Seoul hat die großen internationalen Händler angelockt, die nicht selten die 'Frieze New York' im Mai bevorzugen. Nur eine Handvoll leistet sich jetzt beide Messen, etwa die ambitionierte Galerie Mariane Ibrahim. Die 'Armory Show' zog abermals kleinere Messen in ihren Orbit: Zum dritten Mal kümmert sich im Club Casa Cipriani die Boutique-Messe 'Independent 20th Century' mit 32 Ausstellern um unterbewertete historische Positionen. Auch 'Volta New York', 'Spring/Break Art Show', 'Art On Paper' und zum ersten Mal die Brüsseler Designmesse 'Collectible New York' werben um Sammler.“ Die Independent hat Will Heinrich für die New York Times besucht: „In diesem Jahr ist es die dritte Ausgabe und es gibt 32 Aussteller, von denen sich einige die Stände teilen und von denen fast die Hälfte zum ersten Mal im 20. Der Fokus auf das 20. Jahrhundert garantiert, dass du viele bekannte Namen finden wirst. Pablo Picasso ist hier [...]. Ein starker Anteil brasilianischer Künstlerinnen und Künstler sowie einige Künstlerinnen, die nie richtig gewürdigt wurden, sorgen dafür, dass es auch einige Überraschungen gibt.“
Auf den Wandel der Sammlerschaft auch in Korea weist Gina Thomas in der FAZ in ihrem Bericht über die Messen Frieze und Kiaf hin: „Die auffallend junge Demographie des VIP-Publikums am Eröffnungstag der Messe aber bekräftigt, dass ein Generationenwechsel stattfindet. Das neue Zielpublikum bilden die ohne japanische Besetzung, Krieg und Diktatur aufgewachsenen Kinder und Enkel vermögender Unternehmer und im Technologiesektor oder Finanzwesen selbst zu Wohlstand gekommenen Vertreter der Generationen Z und Y. Ihre Bereitschaft zu großen Ausgaben für Kunst müssen sie allerdings noch unter Beweis stellen.“ Seine eigenen Erlebnisse schildert Michael Huber vom Wiener Kurier (Paywall): „'Sind Sie Kuratorin an diesem Museum?', fragt der unbedarfte KURIER-Redakteur. 'Nein', sagt sie. 'Ich bin die Eigentümerin.' Frau Tsutsumi wird sich als Erbin eines japanischen Kaufhaus-Unternehmers herausstellen, die ihre Sammlung 'ergänzen' will, wie ihr 'Art Advisor' Mirai Sayama, der bald die Konversation übernimmt, betont. Hongkong sei für Sammler in Asien zwar etabliert und immer noch ein zentraler Ort, aber 'Seoul ist heute einer der wichtigsten Kunstmarktplätze der Welt', erklärt er. Es ist keine leere Behauptung, dass die südkoreanische Hauptstadt ihre Magnetwirkung in diesen Tagen noch ein paar Stufen hochschaltet.“ Die Verkäufe verliefen aber wohl eher schleppend, so die Beobachtung von Andrew Russeth von Artnet: „Das hörte man oft: Arbeiten wurden bewegt, aber nicht so schnell, wie man es sich wünschen würde, als die Zinsen noch niedrig waren, die Sammler auf ihrem Geld saßen und die Inflation die Weltwirtschaft noch nicht verwüstete. (In der Republik Korea ist die Inflation allerdings gerade auf ein 41-Monats-Tief gefallen, das ist eine gute Nachricht).“
In Frankfurts Galerienszene tut sich etwas, beobachtet Christoph Schütte für die FAZ: „2022 löste sich die Interessengemeinschaft der Galerien (IG) nach fast 40 Jahren kurz entschlossen auf. Die Ursachen dafür war weniger Konflikte zwischen den Platzhirschen und den neuen Wilden oder Differenzen in Bezug auf die Abgrenzung von nicht organisierten Kollegen oder den einst in Frankfurt so zahlreichen freien Räumen. Vor allem wollte, nachdem Anita Beckers, Heike Strelow und Jacky Strenz nicht mehr kandidierten, niemand aus den etablierten Galeristen mehr den sprichwörtlichen Hut aufhaben – also die IG gleichsam ohne ein Budget vertreten und den Saisonstart organisatorisch begleiten. Wenn am kommenden Wochenende nun mehr als 50 Galerien und Off-Spaces zum 30. Saisonstart bitten, dann, scheint es, hat sich einiges getan. Das inzwischen von einer Agentur begleitete Ereignis heißt flott 'The Frankfurt Art Experience', es gibt 'Walks' genannte Rundgänge auf Deutsch und Englisch und weiteres Programm.“
Vom Münchener Galeriemarathon berichtet Sabine Spindler im Handelsblatt vorab: „Jahn und Jahn sowie Lohaus Sominsky sind Teil der Initiative Various Others (VO). Die entwickelt seit 2018 im Münchener Kunstmarathon kooperative Konzepte mit Galerien anderer Städte und sorgt so für frischen Wind. 'Wir verstehen uns aber nicht als Konkurrenz zur Open Art Munich, der anderen Initiative Münchener Galerien und langjährigen Organisatorin des Galerienwochenendes', sagte VO-Direktor Christian Ganzenberg. Zu welchem Kreis eine Galerie gehört, ist für den Kunstflaneur zweitrangig. Nur sollte man beide Programme beachten.“
Mit den Macherinnen des wiederauferstandenen Galeriewochenendes in Brüssel habe ich für Artmagazine gesprochen.
And the winner is: Jean-Michel Basquiat. Das geht aus dem Artnet Intelligence Report (PDF) hervor: „Selbst in diesen unsicheren Zeiten für Kunstverkäufe gibt es einige Dinge, die laut dem Kunstberater Ralph DeLuca immer noch gelten. Der Basquiat-Markt scheint eine unaufhaltsame Kraft zu sein“, sagt er. 'Er ist definitiv ein unverzichtbarer Künstler in der 'Ich bin ein superreicher Sammler'-Starter Kit'. Sieben der Top-10-Ergebnisse betrafen Werke des Künstlers, die sich auf 137,9 Millionen Dollar summieren - 81 Prozent des Gesamtwerts der Liste.“
Den Geschäftsbericht von Artnet (PDF) habe ich für das Handelsblatt gelesen.
„Move fast and break things“ ist immer noch das Credo der Internet Economy. Letzteres bedeutet in der Realität dann allerdings nicht das Abschneiden alter Zöpfe, wie die Apologeten der Start Up-Szene gerne suggerieren, sondern tatsächlich Zerstören, im Fall von Bild-, Text- und Musikgeneratoren die Vernichtung der Existenzgrundlage von Künstlern, da deren Werke unentgeltlich zum Training der Künstlichen Intelligenz genutzt werden, um mit deren Ausstoß anschließend den Markt zu fluten. Die Forderung einer von der Initiative Urheberrecht finanzierten Gutachtens der Juristen Tim Dornis und Sebastian Stober lautet daher: „Soll das EU-Axiom eines Binnenmarktes mit fairen Wettbewerbsbedingungen und einem hohen Schutzniveau für alle Marktteilnehmer nicht auf dem Altar einer überhitzten Datenökonomie geopfert werden, führt an einem angemessenen Schutz für Werke im Sinne des Urheberrechts bei Nutzung zum Training generativer KI-Modelle kein Weg vorbei. Ein Einschreiten des Gesetzgebers ist daher dringend erforderlich. Wie der genaue Blick auf den Status quo erhellt, befinden wir uns bereits inmitten eines globalen race to the bottom. Im Moment erfolgt das Training von KI-Systemen im wahrsten Sinne 'schrankenlos'. Mehr noch: Ein großer Teil des Trainings zur Erschaffung hochleistungsfähiger KI-Modelle ist bereits erfolgt – ungefragt und ohne Kompensation. Ob die 'better ask forgiveness than permission'-Mentalität der überwiegend US-amerikanischen BigTechs mit der europäischen Vorstellung von distributiver Gerechtigkeit vereinbar ist, muss bezweifelt werden.“
Die Geschichte des 2015 geschlossenen Hamburger Auktionshauses Hauswedell & Nolte erzählt eine Ausstellung im Kölner Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels ZADIK, über die Frank Kurzhals im Handelsblatt vorab berichtet: „Hauswedell & Nolte zählte zu den wichtigsten deutschen Auktionshäusern des 20. Jahrhunderts. An ihm kann beispielhaft analysiert werden, wie sich der Auktionshandel in Deutschland zu etablieren begann und wie sich die lokal verankerten Auktionshäuser unentbehrlich machten. Kernkompetenz waren der Expressionismus, vor allem auf Papier, aber auch auf Leinwand, und die Klassische Moderne.“
Den weitgehend darniederliegenden Markt von Joseph Beuys könnte Sotheby's etwas in Schwung bringen, hofft Susanne Schreiber im Handelsblatt: „Mitte Oktober will Sotheby’s in Paris rund 30 Werke von Joseph Beuys aus der persönlichen Sammlung von Jörg Schellmann versteigern. Der Kunstvermittler hat stets eng mit Beuys zusammengearbeitet. Er hat auch das Werkverzeichnis von dessen Multiples verlegt, heute in der 8. Auflage.Der Beuys-Markt ist nahezu ausgetrocknet, da der Künstler zu Lebzeiten darauf achtete, seine großen Installationen an Museen zu verkaufen. Um so mehr Beachtung werden die zum Aufruf kommenden Vitrinen, Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen sowie einige Multiples erfahren. Sotheby’s legt deren Schätzwerte zwischen 10.000 und 200.000 Euro fest. Das Werk mit der höchsten Taxe von 250.000 bis 300.000 Euro ist die 'Badewanne für eine Heldin, die Beuys bereits 1950 und 1961 konzipiert hatte.“
Als wahre Fundgube empfindet Susanne Schreiber im Handelsblatt das aktuelle Angebot von Koller in Zürich: „Vom 18. bis 20. September 2024 kommen in Zürich Werke aus sechs Katalogen zum Aufruf: Gemälde, Zeichnungen oder Grafik von Alten Meistern, dazu Bilder aus dem abwechslungsreichen 19. Jahrhundert, Teppiche und Kunstgewerbe sowie Bücher und Autografen. Das Scrollen durch die Onlinekataloge lohnt sich. Für fast jeden Geschmack und viele verschieden große Budgets findet sich Interessantes nicht nur für Kunstsammler, auch für Menschen, die sich gerade einrichten.“
Gao Zhen, einer der Gao Brothers, die in den Nuller Jahren zu den ersten chinesischen Künstlern gehören, die auch im Ausland zu Marktstars aufstiegen, ist laut Nectar Gan von CNN bei einem Heimatbesuch in Peking verhaftet worden. Anlass seien Skulpturen aus dem Jahr 2009, die gegen ein Gesetz gegen die Verächtlichmachung von Helden und Märtyrern verstoßen. Das Gesetz wurde allerdings erst 2021 erlassen. Nur falls noch irgendjemand Hoffnungen bezüglich der dortigen Kunstszene haben sollte. Da geht es jetzt bestenfalls um Geld.
Währenddessen üben staatliche französische Institutionen den Kotau, beklagen Wissenschaftler in einem Offenen Brief an Le Monde (englisch, knapp die Hälfte hinter der Paywall): „Es ist in der Tat überraschend, dass der Name 'Tibet' aus dem Katalog der tibetischen Objekte des Musée du Quai Branly zugunsten des chinesischen Namens 'Autonome Region Xizang' gestrichen wurde. Diese Änderung ist einfach die Anwendung eines Gesetzes, das seit 2023 in der Volksrepublik China in Kraft ist, und zeigt deutlich den Wunsch, dass Tibet, das seit 1950 besetzt und kolonisiert ist, von den Landkarten und aus dem Bewusstsein der Menschen getilgt werden soll, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit. Im Musée Guimet wurde das Toponym Tibet in den ihm gewidmeten Räumen durch 'Himalaya-Welt' ersetzt.“ Das ist ziemlich klein für die Grande Nation.
Über die systematischen Zerstörungen ukrainischen Kulturguts durch Russland informiert Polskie Radio (englisch): „Nach Angaben des ukrainischen Ministeriums für Kultur und Informationspolitik wurden bis August 2024 1.096 Kulturstätten und 2.024 kulturelle Einrichtungen zerstört. Es gibt auch Fälle, in denen bereits beschädigte Einrichtungen erneut getroffen werden.“ Hallo, Frau Zarenknecht!
Gleich 300 Werke aus seiner Sammlung hat der Viersener Immobilienunternehmer Florian Peters-Messer dem Museum Kunstpalast in Düsseldorf geschenkt, schreibt Regine Müller im Handelsblatt: „In einer Zeit, in der zeitgenössische Kunst auf dem Kunstmarkt Spitzenpreise erzielt, begreifen viele Sammler Kunst als Wertanlage und Spekulationsobjekt. Für Peters-Messer war das nie ein Thema: 'Ich bin Unternehmer. Wenn ich Geld verdienen möchte, dann in diesem Bereich. Jeder soll sammeln, was und warum er möchte. Aus Liebhaberei, aus Spekulationsgründen oder aus konzeptuellen Gründen, wie ich es getan habe.'“
Neue Folgen des Deutschlandfunk-Podcasts Tatort Kunst von Stefan Koldehoff und Rahel Klein stehen zum Download bereit.
Nach über einem Jahr der Sedisvakanz hat die Tefaf mit Dominique Savelkoul eine neue Managing Director, meldet Kabir Jhala im Art Newspaper: „Sie ist der fünfte Direktor der Tefaf in vier Jahren und kommt nach einer Zeit der Kontroverse bei der Messemarke.“