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Über eine große Verkaufsausstellung zugunsten der Ukrainehilfe im Rahmen der Berlin Art Week berichtet Werner Remm bei Artmagazine: "'Ukrainian Voices of Art' ist eine Benefiz-Verkaufs-Ausstellung aktueller ukrainischer Kunst auf der Berlin Art Week von und für Be an Angel e.V. Sie kommt den KünstlerInnen und dem Verein zugute, der seit Anfang März mehr als 12.000 Menschen aus ukrainischen Kriegsgebieten rein durch Spenden evakuieren konnte."
Unter anderem die Kunstmesse Positions hat Elena Witzeck während der Berlin Artweek für die FAZ besucht: „Berlin ist wieder internationaler Kunstmarktstandort! Neustart Kultur, der Rettungsfonds, hat auch die Messe unterstützt, der Wunsch der Kulturstaatsministerin dazu: Nachwuchsförderung, Nachhaltigkeit, Diversität. Eine Galerie aus der Ukraine ist dabei und fünf Länder, die an die Ukraine angrenzen, sind vertreten. Den Schwerpunkt Osteuropa hat der Wirtschaftssenat gefördert, auch wenn nicht allzu viel Ukrainisches zu sehen ist. Gesammelt wird wie auch beim Gallery Weekend für den Verein „Be an Angel“, der Geflüchtete unterstützt. Vieles, was hier zu sehen ist, ist bunt, verträglich und bezahlbar. Hier und da wird es politisch".
Das typische Berliner Schicksal droht den Uferhallen, deren Bewohner sich wohl ein letztes Mal dort präsentieren können, wie Christian Herchenröder im Rahmen seiner Berichterstattung zur Berlin Art Week für das Handelsblatt beklagt : "Eine für den Kunststandort Berlin wichtige Ausstellung findet in den Uferhallen in Wedding statt, ein Areal, in dem viele der 80 Ateliers von 150 Künstlern bedroht sind, weil hier ab 2023 teure Wohnungen und Büroflächen entstehen sollen: eingebaut, überbaut und gekrönt von einem Hochhaus. Das Ganze sieht nach schleichender Verdrängung aus. Mit der Ausstellung 'On Equal Terms' in der zentralen Halle thematisieren Künstler und Künstlerinnen ihre prekäre Lage. Eines der Hauptobjekte dieser Schau ist eine Geldmaschine von Stefan Alber, in der auf Förderbändern Münzen als Symbol für konstante Geldgier transportiert werden."
Den ersten großen Auftritt des aus Berlin stammenden nomadischen Projekts The Fairest feiert Tobias Langley-Hunt im Tagesspiegel: "Das spannendste Konzept ist wahrscheinlich aber ein KunstmessenFormat, das sich 'The Fairest' nennt und den Namen zum Programm macht: Unter dem Titel 'Open Your Eyes Again' wurden rund 60 Künstler:innen von den Organisatorinnen und Kuratorinnen Eleonora Sutter und Georgina Pope ausgewählt und ausgestellt. Die meisten der jungen Künstler:innen werden nicht durch Galerien repräsentiert, sind also unabhängig hier vertreten - was auch bedeutet, dass sie im Fall eines Verkaufs 60 Prozent des Betrags für sich behalten können. […] Das 'Fair' in The Fairest, bezieht sich jedoch nicht nur auf die Gewinnverteilung, sondern auch auf ein Wertesystem, welches Pope und Sutter antreibt. Sie wollen jungen Künstler:innen eine Plattform bieten, sie unterstützen und fördern, unabhängig von etablierten Institutionen und einem hierarchisch strukturierten Kunstmarkt.“ Ob zehn Prozent bei der Gewinnverteilung wirklich den entscheidenden Unterschied zwischen fairem Community-Gedanken und implizit unfairem klassischem Galeriemodell ausmachen, sei dahingestellt. Letztlich scheint es um eine möglichst schlanke Geschäftsbeziehung zu gehen, die sich kostenintensive Katalogproduktion, Sammlerbetreuung und Zusammenarbeit mit Museen spart.
Die einzige deutschsprachige aktuelle Berichterstattung von der Contemporary Istanbul scheint von mir zu stammen, nachzulesen bei Artmagazine.
Welche Galerien an den meisten Kunstmessen im September und Oktober teilnehmen, hat Josie Thaddaeus-Johne für Artsy untersucht. Auf sechs Veranstaltungen bringen es die Spitzenreiter Perrotin und David Zwirner - allein in diesen beiden Monaten! Das verdeutlicht die Kluft zwischen Galeriekonzernen und dem Heer der mittelständischen Galerien, die zunehmend dazu übergehen, sich auf zwei oder drei Messen im ganzen Jahr zu beschränken.
Warum der Kunstmarkt gar nicht so verrückt sei, wie die meisten Menschen glauben, erklärt Kolja Reichert sehr einleuchtend im Vorabdruck eines Kapitels seines neuen Buchs in der FAS vom 18. September: „Warum also provozieren uns zehn Millionen mehr oder weniger für ein Kunstwerk mehr als der Zuwachs der großen Vermögen selbst? Weil wir offenbar die Botschaft nicht verstehen wollen. Seit Jahrzehnten bildet der Kunstmarkt einen markerschütternden Hilfeschrei: den Hilfeschrei des Kapitalismus. Aber statt hinzuhören, beschimpfen wir den Boten. Es sind mittelbar auch unsere Vermögen, die auf den Auktionen verhandelt werden, der Wert unserer Existenzen, unser Einfluss, unsere Macht, also vor allem unsere Machtlosigkeit. Aber wir begnügen uns mit Plätzen im Publikum, buhen und verlangen, dass man aufhöre, uns den Spiegel vorzuhalten. Wir spielen uns als Wächter echter Werte auf: einer Kunst, die wir nicht verstehen, und der naiven Vorstellung eines fairen Marktes oder einer marktfreien Welt, die nie existiert hat. Und sind nicht mal in der Lage, auf unser eigenes Geld aufzupassen. So gesehen ist der Kunstmarkt völlig rational. Es ist die Welt, die aus den Fugen ist. Das aber kann die Kunst nicht lösen. Darum müssen sich Menschen kümmern.“
Den Online-Kunstverein Super Super Markt als neues Vermittlungsmodell stellt Claire Koron Elat im Interview mit Julius Jacobi, einem der Gründer, bei Monopol vor: „Super Super Markt funktioniert wie eine Community, an der jeder teilhaben kann, egal ob man schon seit Jahren sammelt oder noch ganz neu ist. Man zahlt einen Mitgliedsbeitrag von 50 Euro pro Jahr und erhält dafür eine 'Supergabe', also eine Edition, so wie das auch häufig bei Kunstvereinen üblich ist. Deswegen nennen wir uns auch 'Online-Kunstverein'. Für 2021/22 war die 'Supergabe' eine Edition von Tobias Spichtig. Die nächste Edition wird von Michail Pirgelis sein. So fangen die Mitglieder allein durch ihre Mitgliedschaft mit dem Sammeln an. Die Arbeiten, die wir auf der Website zeigen, sind sowohl Editionen als auch Unikate und exklusiv für Mitglieder verfügbar. Hier ist das Preissegment ganz divers.[...] Wir nehmen einen Prozentsatz, der für die Künstlerinnen und Künstler deutlich besser ist als bei einer klassischen Galerie. Manche haben auch noch gar keine Galerie und sind ganz am Anfang ihrer Karriere. Darüber finanzieren wir uns, da die Mitgliedsbeiträge vollkommen in die Produktion und Bezahlung der 'Supergabe' gehen.“
Die Zusammenarbeit der Auktionshäuser Karl & Faber in München und Van Ham gefällt Christiane Fricke vom Handelsblatt: "Die unter dem Label 'Auction Alliance' laufende Marketing-Initiative erscheint sinnvoll und sicher auch überfällig angesichts zunehmender Konzentrationsprozesse unter starkem internationalen Wettbewerbsdruck. Erinnert sei an den von Bonhams' Übernahmen gespeisten Konzentrationsprozess in Europa und an die immer schärfer gewordene Konkurrenz um Einlieferer, insbesondere durch den deutschen Marktführer Ketterer Kunst und Sotheby’sFiliale in Köln."
Das liebe Geld spiele durchaus eine Rolle bei der Frage, wie politisch Kunst sein könne, solle oder müsse, konstatiert Till Fellrath, Co-Direktor des Hamburger Bahnhofs, in einem Gastbeitrag im Tagesspiegel anlässlich der documenta-Diskussion fest: "Politisierung in der Kunst hat aber auch noch einen anderen Aspekt. Kulturelle Budgets werden zunehmend hinterfragt, nicht nur vor dem Hintergrund der Energiekrise. Auch die Frage, ob der Bund die Documenta weiterhin finanzieren soll, politisiert die Institution. Man benutzt die Vorfälle als Druckmittel, um eine Kultureinrichtung in eine bestimmte Richtung zu lenken. Beim Hamburger Bahnhof steht aktuell die Zukunft der Rieckhallen auf dem Spiel (die Hallen gehören der Immobilienfirma CA Immo, die mit Abriss droht, Anm. d. Red.). Demnächst wird die Frage eines möglichen Gebäudetausches in den zuständigen Ausschüssen behandelt. Die Frage ist: Bekennt sich die Politik zur Kunst, gibt sie die benötigten Ressourcen frei? Falls nicht halbiert sich die Ausstellungsfläche des Hamburger Bahnhofs, und somit auch der Raum für einen freien künstlerischen und gesellschaftlichen Diskurs."