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Kobels Kunstwoche

Viennacontemporary 2024; Foto Stefan Kobel
Viennacontemporary 2024; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 38 2024

Dem Wiener Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut. Der Kunstherbst zeigt sich dort von seiner herausfordernden Seite und dürfte am Wochenende wirklich nur noch die Hartgesottenen zu den Messen und Galerien geführt haben. Während Curated by, Viennacontemporary und Particolare wenigstens noch stattfinden konnten, musste die Parallel auf dem Otto Wagner Areal vorzeitig schließen; sie wird am nächsten Wochenende fortgesetzt.

Ein positives Fazit von Viennacontemporary und Particolare zieht Nicole Scheyerer in der FAZ: „Der traditionelle Schwerpunkt auf ost- und südosteuropäische Kunstmärkte ist bei der diesjährigen Viennacontemporary weniger ausgeprägt. [...] Insgesamt dürfte die Viennacontemporary nach turbulenten Jahren wieder in ruhigere Gewässer segeln. An der Particolare scheitert es auf alle Fälle nicht: Dem Vernehmen nach hat die neue Konkurrenz ihre eigenen Sammler von Dubai und anderswo hergeholt, was der Viennacontemporary eher mehr Publikum beschert, als Aufmerksamkeit von ihr abzuziehen.“ Gut aufgestellt sieht Eva Komarek den Kunstmarktstandort Wien in der Presse: „Der Umzug in die Halle D in der Messe Wien bietet endlich ausreichend Platz um dem Anspruch, die führende Wiener Kunstmesse für Zeitgenössische Kunst zu sein, auch gerecht zu werden. Noch im Vorjahr war die VC eher eine Boutiquemesse. Es ist auch gelungen den Galerienverband zu gewinnen, der nun wieder versammelt hinter der Messe steht und die Kooperation mit dem renommierten Galerienfestival Curated-by wird fortgesetzt. Sogar mit der Parallel Vienna, die heuer wieder in den Pavillons des Otto Wagner Areals auf der Baumgartner Höhe stattfindet, kooperiert man, was sich in einem Kombiticket niederschlägt. Wenn alle an einem Strang ziehen, was in der Wiener Kunstszene alles andere als selbstverständlich ist, hat Wien die Chance künftig mehr Beachtung auf dem international dicht gedrängten Messekalender zu bekommen.“ Die neuen Besitzverhältnisse der VC thematisiert Michael Huber im Kurier (Paywall): „Die Viennacontemporary, wie Wiens zentraler Marktevent für Gegenwartskunst heute heißt, hat sich vom Teilhaber Dmitri Aksenov entkoppelt, der US-Hedgefondmanager Marwan Younes hat nach einer Umschichtung eine 50-Prozent-Beteiligung übernommen, wie Geschäftsführer Markus Huber bei der Pressekonferenz am Donnerstag ausführte.“

Die neue Particolare gefällt Christiane Meixner im Tagesspiegel: "Verkauft wird hier, genau wie auf der einen Tag später startenden Messe ViennaContemporary, doch anders – weshalb sich Particolare eine 'Collectible Exhibition' nennt. Ein sorgsam kuratiertes Projekt mit 65 Werken, bei dem mögliche Transaktionen eine untergeordnete Rolle spielen sollen. Das funktioniert natürlich nur bedingt. Schließlich wird jede einer Messe ähnelnde Veranstaltung an ihren Verkaufserfolgen gemessen. Doch die Particolare, die mit Thomas Hug als Berater einen erfahrenen Messegründer an ihrer Seite hat, will sich alternativ positionieren. Die typischen Zutaten – zahllose Stände mit weißen Wänden und eine möglichst hohe, möglichst internationale Zahl teilnehmender Galerien – fehlen im Kursalon Hübner. Stattdessen verteilen sich einzelne, hochkarätige Arbeiten [...]. Es gibt Konzerte, Performances, Talks und ein Ausstellungskonzept mit dem (etwas beliebigen) Thema 'Zeit'.“

Einen Rundgang durch einige der an Curated by teilnehmenden Galerien hat Michael Huber für den Kurier (Paywall) unternommen: „Das Vernetzungstreffen gilt in Fachkreisen mittlerweile als Wiener Alleinstellungsmerkmal und strahlt über den Eventcharakter des Kunstmesse-Herbsts hinaus. […] Bei 'Curated by' geht es jedoch nicht zentral um den Verkauf, sondern stets auch darum, ums Eck zu denken und andere Formen der Präsentation auszuprobieren.“

Ein wohlwollendes Portrait der neuen VC-Direktorin Francesca Gavin zeichnet Chris Erik Thomas bei Artnews.

Ich war für Artmagazine und das Handelsblatt in Wien.

Der Berliner Kunstherbst hat seit einiger Zeit einen Namen, unter dem das heterogene Programm stattfindet, das Christian Herchenröder im Handelsblatt vorstellt: „Die 13. 'Berlin Art Week' wirbt mit über 300 Veranstaltungen. Sie war immer schon ein Sammelbecken von Ausstellungen, Galerie-Vernissagen und Kunstaktionen, jetzt hat sie eine kaum noch überschaubare Dimension gewonnen. Alle hängen sich an, von Artist Talks und Performances über Ausstellungseröffnungen und Gastauftritte internationaler Galerien reicht das Programm, das in einer Galerienacht am 13. September 2024 seinen Höhepunkt finden soll. Die rund fünfzig Kerngalerien, die hier ihr Herbstprogramm bestreiten, sind immer noch die wichtigsten Aushängeschilder dieses verlängerten Kunstwochenendes vom 11. bis 15. September.“

Die Kunstmesse Positions, die er geflissentlich ignoriert, hat Michaela Nolte für den Tagesspiegel besucht: „Auf der Berliner Kunstmesse Positions Art Fair wird die Malerei ansonsten nicht derart dezidiert hinterfragt oder auch augenzwinkernd hintergangen. Zur elften Ausgabe ist vor allem das traditionelle Medium allgegenwärtig. Kunstproduzierende aus 60 Nationen, vertreten durch 111 Galerien aus 24 Ländern wetteifern in den Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof um die Gunst der Sammlerinnen und Sammler.“ Die „8 Highlights der Positions“ hat Elke Buhr für Monopol ausgewählt. Nicht ganz so begeistert von der Positions zeigt sich Julia Stellmann in der FAZ vom 14. September: „Seit einiger Zeit schon umwirbt die Messe angesagte Galerien und versucht diese, mit günstigen Bedingungen als Teilnehmerinnen zu gewinnen. Die aktuelle 11. Ausgabe zeigt allerdings: Trotz des schicken Austragungsortes im Hangar 6 und 7 des Flughafens Berlin-Tempelhof bleibt die Messe wie in den vergangenen Jahren vor allem mittelmäßig und bleibt um Längen hinterden großen deutschen Playern mit der Art Cologne im Rheinland zurück. Davon abgesehen kann die Positions jedoch ähnlich wie die Art Karlsruhe – dank arbeiten vermehrt im unteren Preissegment – mit Verkäufen aufwarten.“

Einen Ausblick auf die Leipziger Grassi-Messe für Design Ende Oktober bietet Susanne Schreiber im Handelsblatt: „Die Grassimesse wurde 1920 ins Leben gerufen und hat dank ihrer Jury-Auswahl ein Alleinstellungsmerkmal, das bis heute wie ein Gütesiegel wirkt. Bis 1941 stellten rund 1500 Kunsthandwerker und Kunsthandwerkerinnen, Gestalter, Kunstschulen, Künstlervereinigungen und Firmen vorwiegend aus Deutschland, Österreich und Skandinavien aus, vom Bauhaus bis zur Wiener Werkstätte.“

Mit Office Baroque scheitert eine weitere prominente Avantgarde-Galerie an den Klippen des Spätkapitalismus. Auf ihrer Webseite schreibt die Galerie: „Im Jahr 2016 schien sich eine Eiszeit in der Kunstwelt auszubreiten, da sich der Markt zunehmend zwischen aufstrebender und Blue-Chip-Kunst polarisierte. Viele Menschen, die in den Bereichen dazwischen tätig waren, wurden vom sogenannten Mid-Level-Squeeze getroffen. Die Umrisse des aktuellen Ökosystems waren schon lange vorher erkennbar, aber zu dieser Zeit schien sich die Lage unumkehrbar zu verschlechtern. Mangelnde Unterstützung und Regulierung auf allen Ebenen der Kunstwelt führten und führen bis heute dazu, dass aufstrebende und etablierte Künstler und Galerien immer stärker gefährdet sind. Langfristige (gemeinsame) Ziele scheinen vom Radar verschwunden zu sein. Von einer Megagalerie unter Vertrag genommen zu werden, ist für Künstler, Galeristen und sogar Galeristen zum neuen heiligen Gral der Karriere geworden. Im Herzen des Systems geht die Aufnahme in fast alle Segmente der Kunstwelt sowohl für Galerien als auch für Künstler weiterhin mit schwerem Machtmissbrauch einher. Eine Patentlösung für viele Galerien besteht nach wie vor darin, zu expandieren, in der Hoffnung, das Wachstum der Galerie mit einem Aufschwung in den Karrieren der vertretenen Künstler zu verbinden, oft bis zum Verlust.“

Dazu passt eine Meldung von Alex Greenberger bei Artnews: „David Lewis, ein New Yorker Kunsthändler, der kürzlich seine Galerie in der Stadt geschlossen hat, ist zu Hauser & Wirth gewechselt, wo er nun als Senior Director tätig sein wird.“

Ein unschöner Erbstreit, über den George Nelson für Artnews berichtet, droht das Werk von Helen Frankenthaler zu beschädigen.

Nur selten dämmen Gesetzgeber oder Gerichte Auswüchse des Urheberrechts ein. Jetzt hat jedoch endlich der Bundesgerichtshof die Fototapete befreit, meldet die Legal Tribune Online: „Dass Fotos und Videos von mit Fototapeten dekorierten Räumen gemacht und diese – ob zu privaten oder zu gewerblichen Zwecken – ins Internet gestellt werden, sei üblich und stehe 'im Einklang mit der Lebenserfahrung'. Diese Vervielfältigung sei im Rahmen der vertragsgemäßen Verwendung für den Urheber auch vorhersehbar gewesen, als er sein Werk ohne Einschränkungen oder Urheberbezeichnung frei zugänglich machte.“

Einen Grundkurs in Geldwäscheerkennung gibt Kai Thomas im Handelsblatt.

Aus der beliebten Reihe „Ist das Kunst, oder kann das weg?“: Die Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe haben ein Graffito von Harald Naegeli an der Außenwand der Kiche St. Cäcilien fast vollständig entfernt, meldet dpa.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung