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Auctionata Paddle8 ist pleite, vorerst. Nachdem Niklas Hoyer in der Wirtschaftswoche schon im Vorfeld Hinweise auf finanzielle Schwierigkeiten ventiliert hatte, besteht jetzt Gewissheit. Für das Handelsblatt (nur online und nur hinter der Bezahlschranke) habe ich Details recherchiert: "Im Rahmen eines Management Buy Backs soll jetzt Geld von Paddle8 zurück zu Auctionata fließen, heißt es aus Unternehmenskreisen. Beide Unternehmen wollen auf getrennten Wegen nach frischem Kapital suchen. Die alten Paddle8-Aktionäre sollen ihre Auctionata-Anteile behalten. Auf der insgesamt 86 Positionen umfassenden Aktionärsliste stehen so illustre Namen wie der Künstler Damien Hirst, die Galeristen David Zwirner und Jay Jopling oder der griechische Sammlersohn Stavros Niarchos sowie eine Reihe Zweckgesellschaften. Der russische Finanzjongleur Sergey Skaterschikov ist über solche Beteiligungen in den Aufsichtsrat von Auctionata gelangt. Zu den ursprünglichen Anteilseignern der Auctionata AG gehören Holtzbrinck Venture, Earlybird Venture Capital und e.ventures." Eine Meldung ist bei Artmagazine frei zugänglich. Dass sich für Paddle8 bereits ein Investor gefunden hätte, meldet Glenda Voien etwas unbestimmt im Observer.
Der Branchendienst t3n sieht Start Ups generell nicht in der Krise: "Eine Insolvenz hat natürlich immer individuelle Gründe und kann beispielsweise auch in einem fehlenden oder schlecht funktionierendem Geschäftsmodell begründet sein. Doch ist diese Häufung nicht dennoch auffällig, platzt da etwa gerade eine Blase? Waren die Startups überbewertet? Die kurze Antwort lautet: Nein." Noch verblendeter gibt sich Michael Penke in der Gründerszene: "Dabei galt Auctionata lange als vielversprechendes Investment. 2014 wies das Auktionshaus zwar noch einen Jahresfehlbetrag von rund 27 Millionen Euro bei einem Nettoprovisionserlös von sechs Millionen Euro auf. 2015 stieg der Erlös jedoch auf 21 Millionen Euro. Für 2016 war Auctionata sogar als Börsenkandidat im Gespräch." Knapp 21 Millionen Euro war der Jahresfehlbetrag, während sich die Umsatzerlöse auf knapp 15 Millionen Euro beliefen. Eine Branche, der das Einsammeln von Investorengeldern als valides Geschäftsmodell gilt und die sich auf solche Analysten verlässt, hat ein Problem.
Die Brafa in Brüssel beginnt traditionell den Messereigen im Januar. Annegret Erhard beschreibt zu dieser Gelegenheit in der NZZ, wie sich die Sammelgewohnheiten geändert haben: "Natürlich gibt es sie noch, die ästhetisch Gebildeten, die über die nötigen Mittel verfügen. Aber sie kaufen viel lieber hie und da ein kurioses Stück, ein demonstrativ prestigeträchtiges Objekt oder einen Gegenstand, in dem sich idealerweise Historie, Kultur und herausragende Handwerkskunst vereinen. Und das bedeutet eben, dass man sich nicht mehr ausgiebig einer Sparte oder einer Epoche widmet. Gott bewahre, das wäre monomanisch fad, auf jeden Fall zu anstrengend und im Ergebnis schliesslich ganz schön engstirnig." Anny Shaw weist im Art Newspaper darauf hin, dass die Brussels Art Fair in diesem Jahr die Zeitgenossenschaft umarme und mit Julio Le Parc erstmals einen lebenden Künstler mit einer Sonderschau ehrt. Meine Eindrücke sind bei Artmagazine nachzulesen.
Kunstbuchmessen als Hort des Idealismus im Kunstmarkt hat Carolin Würfel für die ZEIT vom 19. Januar ausgemacht: "Die kommerziellen Kunstbücher, entstanden aus dem Druck, Künstler an Galerien zu binden, scheitern kläglich im Vergleich zu den originellen Do-it-yourself-Publikationen. Mit ihren perfekten Layouts und Texten, die abschrecken, statt einzuladen, wirken die Profi-Kataloge wie ein zweiter Bilderrahmen, der verhindert, dass Kunstwerke auch verstanden werden. Vielleicht könnte man sogar so weit gehen: Die nicht kommerziellen Verleger sind nicht nur rebellische Teenager, sondern die demokratische Messlatte des Kunstbetriebs. Ihre Publikationen rufen zu mehr Selbstbestimmung auf, mehr Vielfalt, mehr Experiment und mehr Teilhabe."
Endlich unternimmt jemand etwas, um die Unterrepräsentierung von Frauen auf dem Kunstmarkt in den Fokus zu rücken, und dann ist es auch wieder nicht recht. Otto-Hans Ressler, ehemaliger Leiter des Wiener Auktionshauses Im Kinsky, der sich vor einigen Jahren selbständig gemacht hat, bestreitet einen ganzen Katalog nur mit Kunst von Frauen. Almuth Spiegler fasst die Diskussion in der Presse zusammen: "Und es wird bereits heftig gestritten: Ob gerade Pink die angemessene Farbe für das Cover dieses "Künstlerinnen"-Katalogs ist. Ob die durchgehend niedrigen Ausrufungspreise (ab 500 Euro) tendenziell kleinformatiger Werke die Geringschätzung nicht nur bestätigen, sondern verstärken. Ob eine Ghettoisierung von "Frauenkunst" in eigenen Auktionen ein kontraproduktiver Marketinggag ist." Zudem hat sie sich auf dem Markt und in den Institutionen umgesehen und stellt fest: "Die Zehn-Prozent-Quote zieht sich durch den ganzen Auktionsmarkt, nicht nur das Spitzensegment. In der Zeitgenossen-Auktion des Dorotheums von Juni 2016 etwa waren von 172 Künstlern nur zehn Prozent Frauen." An diesem Montag kann jede/r selbst etwas gegen die Unterbewertung von Künstlerinnen tun: Bieten!
Warum Unternehmer so gerne Kunst sammeln, versucht Christian Boros im Interview mit Kristin Lüders und Dominic Veken für Enorm mit der geistigen Verwandtschaft beider Gruppen zu erklären: "In meinen Augen sind im Silicon Valley alle Künstlertypen - alles Phäno- oder Tätertypen, die wir aus der Kunstproduktion kennen. Sie erfüllen die genannten Kriterien für Künstler: Sie sind hinterfragend, unorthodox, nicht angepasst, subversiv, nichts wiederholend, unkonventionell, disruptiv. Sie denken in Alternativen, neuen Modellen Geschäftsmodellen, Erwerbsmodellen und in ästhetischen Programmen."
Auf vier hat sich die Zahl der Fälschungen hochkarätiger Gemälde Alter Meister erhöht, die in letzter Zeit aufgetaucht sind. Zuletzt hat es Sotheby's erwischt, das nach von ihm selbst beauftragten Recherchen den Kaufpreis von 842.500 Dollar für einen Parmigianino zugeschriebenen Heiligen Hieronymus erstattet hat. Gina Thomas berichtet in der FAZ vom 22. Januar: "Zu den Rätseln, die der Fall aufwirft, zählt die enorme stilistische Bandbreite der vier Werke, die lediglich die Herkunft aus dem Besitz des Italo-Franzosen Giuliano Ruffini verbindet. Gegen ihn ermitteln die französischen Behörden wegen des Verdachts, mehrere moderne Fälschungen als Altmeistergemälde verkauft zu haben, so heißt es in der Klageschrift von Sotheby's in New York." Für die New York Times fasst Nina Siegal den Stand der Dinge zusammen.
Donald Trump plane, mit dem National Endowment for the Arts NEA das einzige bundesweite Förderprogramm (Budget 146 Mio. USD im Jahr 2016) komplett zu streichen, melden Alex Greenberger bei Artnews und Brian Boucher bei Artnet unter Berufung auf The Hill.
Erst letzte Woche hatte die Galerie Feuer/Mesler mit der Nachricht von ihrer Schließung überrascht, landet Joel Mesler seinen nächsten Coup: Statt sich, wie angekündigt, wieder auf das Herstellen von Kunst zu beschränken, will er seine Rental Gallery wiederbeleben, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Zusammen mit Adam Abdalla, ehemaligem PR-Mann, Investor und Strippenzieher, wolle er in den Hamptons auf Long Island einen saisonangepassten Ausstellungsbetrieb verfolgen, mit enger getakteten Shows in den Ferienmonaten und länger laufenden zu anderen Zeiten: "Ein Jahrzehnt steigender Mieten in den Kunstzentren, kombiniert mit einer globalen Bewegung in Richtung eine von Kunstmessen getriebenen Kalenders, hat zu einer Krise klassischen Galerien geführt. Der Wegzug aus der Stadt, insbesondere in eine Urlaubsdestination wie die Hamptons, hat sich als logische Konsequenz für eine mittelständische Galerie wie Rental angeboten." Eine kurze Nachricht hat Artforum.
Der Sammler Antoine de Galbert hat in einer Pressemitteilung angekündigt, sein renommiertes Ausstellungshaus Maison Rouges in Paris Ende 2018 zu schließen. Das berichtet unter anderem Anna Sansom im Art Newspaper.
Die Züricher Galerie Rotwand schließt Ende März endgültig ihre Pforten, meldet DIE WELT.