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Als erste internationale Kunstmesse des Jahres testet die Art SG in Singapur mit ihrer zweiten Ausgabe den Markt. Naima Morelli berichtet im Art Newspaper von - Überraschung! - "swift sales": "Auch wenn die Zahl der Galerien in diesem Jahr um 29% gesunken ist, ist dies beim Rundgang durch die Stände nicht zu spüren. Die Kunstwerke haben jetzt mehr Platz zum Atmen, denn die Galerien verteilen sich nach wie vor auf die beiden dafür vorgesehenen Etagen des Marina Bay Sands Expo & Convention Centre. 'In der obersten Etage das Billige und Bunte. Im Untergeschoss das Etablierte und Teure', fasste ein Besucher zusammen. 'Ich habe das Gefühl, dass es dieses Jahr kleiner, aber gemütlicher ist', sagt der Singapur-Sammler Huai Seng Chong. 'Und ich sehe ziemlich viele Leute aus Übersee.' Die Geopolitik ist tatsächlich auch für die Verkäufe verantwortlich. Mehrere Sammler aus Hongkong, die vor kurzem nach Singapur gezogen sind, russische Auswanderer, die bereit sind, in Kunst zu investieren, und eine wachsende Zahl wohlhabender indischer Staatsbürger, die in Singapur leben, Family Offices gründen und ihre Sammlungen während der Kunstwoche in offenen Häusern präsentieren, laufen in extravaganten Outfits durch die Gänge."
Den großen und diversen Kunstmarkt Asiens nimmt Christian Herchenröder im Handelsblatt unter die Lupe: "Mit hohen Wachstumsraten ist es erst einmal vorbei. Dass China die US-Wirtschaft überholen wird, ist eine veraltete Prognose. Das Land der aufgehenden Sonne ist in eine Deflation gerutscht und hat mit einer ungelösten Krise am Immobilienmarkt, mit hoher Arbeitslosigkeit, schrumpfenden ausländischen Investitionen und geopolitischen Spannungen um Taiwan zu kämpfen. Das wirkt sich auch auf das Kunstklima des Landes und auf die Umsätze der beiden wichtigsten heimischen Auktionshäuser aus." Allerdings weist er auch darauf hin: "China ist nicht alles. Auch der japanische Kunstmarkt, der nach dem Crash von 1990 in einen Dornröschenschlaf gefallen war, beginnt sich wiederzubeleben. Dafür sorgen die 2021 nach dem Berliner Vorbild gegründete und auf die japanische Kunst konzentrierte Art Week in Tokio und zwei neue Messen: seit 2015 die 'Art Fair Tokyo' mit rund 150 Ausstellern und die 'Tokyo Gendai'. Sie hatte im letzten Jahr ihr erfolgreiches Debüt. Die Galerieszene beginnt sich zu internationalisieren."
In ihrem Rückblick auf das spanische Auktionsjahr berichtet Clementine Kügler für die FAZ unter anderem vonzahlreichen Museumsankäufen: "Das Madrider Museum der Romantik ist um eine 'Pietà' von Francisco de Goya reicher. Ende 2022 hatte das Haus Abalarte das ungewöhnlich klassizistische Werk für drei Millionen Euro zurücknehmen müssen. Der Staat erstand es Mitte Dezember 2023 für 1,5 Millionen Euro und macht es damit der Öffentlichkeit zugänglich." Vergleichbar hochkarätige Akquisitionen sind hierzulande leider auagesprochen rar. Außerdem erwähnt sie den Ankauf des Archivs der Galeristin Juana de Aizpuru, die letztes Jahr ihre Galerie ohne Nachfolge geschlossen hat. Ihrer Kollegen Helga de Alvear wurde währenddessen staatliche Anerkennung zuteil, wie Clementine Kügler ebenfalls in der FAZ meldet: "Zur Vernissage am 25. Januar ehrt Portugal die 87 Jahre alte Kunstvermittlerin mit der Medaille für kulturelle Verdienste der Republik. Auszeichnungen der spanischen Regierung, der Stadt Madrid und der autonomen Gemeinschaft Extremadura hat sie längst. Aber es freut sie außerordentlich, dass auch die Portugiesen ihre Arbeit anerkennen und am Donnerstag gleich zwei Kulturminister an ihrer Seite stehen werden: der spanische und der portugiesische."
Ein Preisbild des inzwischen nicht mehr so einfach zu vermittelnden Otto "Zigeuner-Müller" zeichnet Michael Lassmann in der WELTKUNST: "Müllers Zeichnungen werden weitaus seltener gehandelt als die von Kirchner, Schmidt-Rottluff, Heckel oder Pechstein. Nur knapp 340 waren es in den letzten 35 Jahren. Die Offerte dominierten Blätter aus seiner besonders fruchtbaren Zeit in Breslau ab 1919, die entsprechend auch die Spitzengruppe mit Werten im sechsstelligen Bereich bestimmten. Die zwei höchsten Zuschläge landete das New Yorker Team von Sotheby’s, doch auch in Deutschland waren hervorragende Ergebnisse möglich."
Zwei im Jahr 2010 in Israel gestohlene Gemälde von Pablo Picasso und Marc Chagall sind in antwerpen von der Polizei sichergestellt worden, meldet Ursula Scheer in der FAZ: "Die Gemälde gerieten nach Agenturangaben Ende 2022 wieder ins Visier der Ermittlungsbehörden, als diesen zugetragen wurde, dass ein belgischer Staatsbürger mit Wohnsitz in Namur versuche, beide Bilder zu verkaufen." Es wäre interessant zu erfahren, ob der damals ebenfalls gestohlene und immer noch verschwundene Schmuck in irgendeinem Zusammenhang mit dem Fundort der Gemälde steht.
Der Rybolovlev-Sotheby's-Prozess wird von den New Yorker Branchenmedien live verfolgt wie die Trump- oder Epstein-Verfahren, etwa von Daniel Cassady für Artnews oder Marion Maneker von Artmarketmonitor im Video bei Instagram (Account erforderlich) oder in Textform bei Substack. Im Standard versucht Olga Kronsteiner zu erklären, worum es in dem Prozess überhaupt geht. Kein leichtes Unterfangen, da die Unterstellung eines gekränkten Egos womöglich kostenintensiven Ärger mit dem klagefreudigen Oligarchen bedeuten könnte. Das in diesem Zusammenhang zentrale Gemälde "Salvator Mundi" rückt Philipp Meier in der NZZ in den Fokus, und er kommt zu dem Schluss: "So dürfte letztlich die Kulturbehörde von Abu Dhabi die eigentliche Betrogene sein in diesem Fall um ein wahrscheinlich relativ unbedeutendes Werkstattbild, aus dem verschiedene Protagonisten aus der Kunstwelt wohl flugs ein 'echtes' Werk von Leonardo da Vinci gemacht haben." Da kommen einem allerdings die Tränen.
Wie es um Londongrad und dessen Funktion als sicherer Hafen für Oligarchen bestellt ist, beleuchtet Niklaus Nuspliger in der NZZ: "Liegenschaften sind in Grossbritannien das Vehikel der Wahl für Ausländer, die Vermögen aus zweifelhafter Herkunft anlegen wollen. Wohnungen und Villen lassen sich leicht mit Kunst, teuren Möbeln oder anderen Wertgegenständen füllen. 2015 zeigten Investigativjournalisten des TV-Senders Channel 4 im Dokumentarfilm 'From Russia with Cash', wie Londoner Immobilienagenten selbst bei offensichtlich krimineller Herkunft der Kundengelder beide Augen zudrücken. Bisher konnten sich die Oligarchen hinter Offshore-Firmen etwa auf den British Virgin Islands verstecken, die die Immobilien in ihrem Namen erwarben. Neu müssen solche Firmen in Grossbritannien registriert sein, was Transparenz hinsichtlich der Endbegünstigten schafft. Verschärft werden auch die Identitätskontrollen bei der Gründung eines britischen Unternehmens; bisher hatten hierfür ein paar Klicks auf einer Website genügt." Was en passant durch die Lektüre wieder einmal deutlich wird: Nicht Kunst war und ist das bevorzugte Vehikel für Geldwäsche, sondern Immobilien. Daran dürfte sich nicht viel geändert haben.
Vittorio Sgarbi, eine schillernde Figur der italienischen Kulturszene, der schon verschiedenen rechten Regierungen in unterschiedlichen Funktionen diente und aktuell das Amt eines Staatssekretärs bekleidet, hat in mehreren Fällen Ärger mit den Behörden, erklärt Anca Ulea bei Euronews. So soll ein Gemälde, das er von seiner Mutter erhalten haben will, tatsächlich vor zehn Jahren aus einer norditaliensichen Villa gestohlen worden sein. Elisabetta Povoledo erklärt diesen Fall in der New York Times.
Der Kunstmaler Leon Löwentraut habe den Prozess um die vorzeitige Beendigung seines auf zehn Jahre angelegten Vertags mit seiner damaligen Düsseldorfer Galerie gewonnen, meldet Monopol in Übernahme einer dpa-Meldung. In Zeiten schwindender Medienkompetenz ist diese Praxis, nur schlecht als solche erkennbare Agenturmeldungen unter die eigene Inhalte zu mischen, ein zweischneidiges Schwert. Der Kurator und Kritiker Raimund Stecker spricht auf Facebook gar von einer "Allianz" der Zeitschrift mit Löwentraut. Die Kommentare unter dem Post lassen zum Teil sogar den Bezug zum eigentlichen Inhalt der Nachricht gänzlich hinter sich. Nun sind Social Media in der Regel eher kein Hort eines rational bestimmten Diskurses. Doch trägt die aktuelle Praxis vieler Medien, selbst recherchierte, von Agenturen zusammengeschusterte oder gar gesponserte Inhalte in nur schwer durchschaubarer Weise zu einem Produkt zusammenzurühren wohl eher nicht dazu bei, Diskurse zu befördern.
Die Schließung der New Yorker Galerie Alexander and Bonin zum Ende letzten Jahres meldet Daniel Cassady bei Artnews. Der Mitgründer und -inhaber Ted Bonin war im vergangenen Frühjahr verstorben.
Die Schließung der physischen Präsenz der Washburn Gallery nach über fünf Jahrzehnten meldet Angelica Villa ebenfalls bei Artnews.
Die Ermordung des New Yorker Galeristen Brent Sikkema (Sikkema Jenkins & Co.) in seiner Wohnung in Rio de Janeiro melden Adam Schrader und Katya Kazakina bei Artnet. Ebenfalls bei Artnet meldet Schrader die Verhaftung eines tatverdächtigen Kubaners , wobei er auch einen Sorgerechtsstreit mit Sikkemas erwähnt, von dem allerdings unklar bleibt, ob dieser in irgendeiner Form mit dem Mord in Zusammenhang stehen könnte.