Optionale Cookies erlauben?

Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutz­erklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.

Kobels Kunstwoche

Pikachu im van Gogh-Stil mit KI
Pikachu im van Gogh-Stil mit KI
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 40 2023

Die ukrainische Internet-Datenbank War & Art sei in ihrer jetzigen Form nicht zielführend, kristisiert Olga Kronsteiner im Standard: „Über die Website kann jeder Kunstwerke melden. Ob und in welcher Form solche Meldungen auf Plausibilität überprüft werden, geht aus den dort veröffentlichten Informationen nicht hervor. Die Grundlage für die bisher erfassten Gemälde, Skulpturen und Antiquitäten dürften wohl ältere Medienberichte sein, dener man sich bediente.“

Südostasien hole auf und werde auch als Marktplatz wichtiger, liest Brabara Kutscher für das Handelsblatt aus den New Yorker Asia-Auktionen: „Unvermindert stark zeigt sich dagegen der Markt für südostasiatische Moderne und Zeitgenossen, die in dieser Saison nur von Christie’s angeboten wurden. Hier wurden von 84 angebotenen Gemälden nur drei nicht akzeptiert und eingehämmerte 11 Millionen Dollar inklusive Aufgeld schossen weit über höchstens erwartete 6,8 Millionen Dollar hinaus. […] 'Der Markt für indische Kunst steht an der Schwelle eines neuen Wachstumszyklus’', beobachtet Anuradha Ghosh-Mazumdar, die zuletzt Sotheby’s New Yorker Abteilung Indian & Southeast Asian Art leitete und heute als Kunstberaterin tätig ist. Die immer seltener werdenden Blue-Chips der modernen Meister durchbrechen nun die Sechs-Millionen-Dollar-Marke, dabei stellen fast ausschließlich Inder die neuen Käufer. Und bedenkt man die im Sommer bei indischen Auktionshäusern in New Delhi und Mumbai erzielten Rekorde, scheint es durchaus möglich, dass künftig die Preistrends in dieser Kategorie nicht mehr ausschließlich in London oder New York gesetzt werden.“

Wie New Yorks Galerien zu der marktbeherrschenden und -definierenden Macht geworden sind, wie sie sich heute darstellt, erkundet T, das Stil-Magazin der New York Times in mehreren langen Texten. Die Lektüre ist eher etwas für das Wochenende als für einen Montagmorgen.

Sogenannte Scalper hätten das Van Gogh Museum in Amsterdam heimgesucht und innerhalb eines Tages den Museumsshop vor Ort und im Internet leergekauft, berichtet Sarah Cascone bei Artnet. Anlass sei eine Ausstellung, in der die Pokémon Company International Pikachu und andere Comic-Gestalten im Stile Vincent van Goghs zeigt. Die auf schnellen Gewinn spekulierenden Käufer hätten die ersten Merchandise-Artikel sogar schon zu Mondpreisen bei Ebay angeboten. Den Eigentümern von Pikachu & Co. dürften von dem Run kaum überrascht worden sein, schließlich lebt der Kult vom Hype. Das Museum war hingegen vielleicht etwas blauäugig. Wer sich mit dem Teufel zu Tisch setzt, sollte halt einen langen Löffel mitbringen. Möglicherweise wollte die Institution aber auch nur mal wieder in den Schlagzeilen stehen.

Seit 1973 wird im Berliner Haus Bethanien Kunst gezeigt und produziert. Mittlerweile scheint das ehemalige Krankenhaus aus dem 19. Jahrhunderts als einsamer Fels in der Kreuzberger Investorenbrandung. Mit dem Leiter des Kunstraums Stephane Bauer spricht Tilman Baumgärtel für die taz über Geschichte und Gegenwart des Standorts: „Das ist in der Tat auch meine Befürchtung, dass wir immer mehr zur letzten Bastion werden, in der künstlerische Präsentationen in Kreuzberg überhaupt noch möglich sind. Es ist bitter, dabei zuzusehen, wie die Kunstszene in Kreuzberg untergeht. Man merkt, dass die Künstlerinnen und Künstler jetzt viel weitere Wege haben, wenn sie von da, wo sie wohnen, zu uns kommen, und dass viele ihre Ateliers verloren haben. Dass die NGBK und das Museum der Dinge ausziehen, ist ein riesiger Verlust, auch was Besucherströme angeht. Aber noch brutaler ist der Verlust von hunderten von Ateliers. Die berühmte Kreuzberger Mischung, wo in den Hinterhöfen große WGs oder Künstlerateliers oder Performance-Räume entstehen konnten, wurde ab etwa 2010 von der sogenannten Kreativwirtschaft abgelöst und wird jetzt von Start-ups und Risikokapital brutalst rausgeschmissen.“

Die Region Salzkammergut nutzt das Jahr 2024 als Kulturhauptstadt Europas auch zur Aufarbeitung weniger rühmlicher Aspekte der Geschichte, berichtet Caroline Schluge im Standard: „Groß angelegte Schauen, Vorführungen und partizipative Projekte sollen auch andernorts zu einer intensiven historischen Aufarbeitung verhelfen. Im Ausseer Kammerhofmuseum beschäftigt man sich etwa mit der Geschichte Wolfgang Gurlitts, dessen Kunstsammlung maßgeblich in der NS-Zeit begründet liegt, und in Lauffen werden zeitgenössische Arbeiten zum Sujet geraubter Kunst zu sehen sein.“

Maurizio Cattelan darf weiterhin Bananen an Wände kleben. Die Idee, Obst mittels Klebeband irgendwo zu befestigen und die Kunstbehauptung aufzustellen, sei nach einem Gerichtsurteil in den USA nicht schutzfähig, erklärt die Berliner Anwältin Ines Duhanic in der FAZ vom 30. September: „Das Urteil vom 9. Juni, bei dem es um eine Klage des kalifornischen Künstlers Joe Morford gegen den italienischen Konzeptkünstler Maurizio Cattelan ging, hat grundsätzliche Bedeutung, obwohl es kein international harmonisiertes Urheberrecht gibt. Ein Blick über den Atlantik ins deutsche Urheberrecht zeigt große Gemeinsamkeiten zwischen zwei ansonsten unterschiedlichen Rechtstraditionen: Jeder Künstler, der sich Kunstformen bedient, die sich eher auf die Idee als auf die handwerkliche Umsetzung konzentrieren, die vielmehr Gesten der Reduktion und eine Kunstbetriebs- und Institutionskritik zelebrieren, stößt auf eine Lücke im Urheberrecht. Auch in der Bundesrepublik wäre Morford wahrscheinlich mit seiner Klage gescheitert. Zum Hintergrund des Rechtsstreits: Während Morford sein Kunstwerk 'Banana & Orange', das aus zwei grünen Paneelen mit einer darauf mit silbernem Klebeband befestigten Orange und einer Banane aus Plastik bestand, bereits 2001 geschaffen hatte, ging Cattelan 2019 ganz ähnlich zu Werke – und erreichte eine weitaus größere Medienprä-senz“.

Schöner wird die Geschichte um Isa Genzkens „Weltempfänger“ mit jeder Fortsetzung nicht gerade. Jetzt habe sich auch ihr Erwachsenenvertreter - vulgo „Vormund“ - eingeschaltet und strenge eine Rückabwicklung an, hat Olga Kronsteiner für den Standard recherchiert: „Zur Herkunft der Skulptur hatte Jörg F. in der Sendung erzählt, dass Genzken ein paar Tage bei ihm verbracht haben soll, als es ihr nicht gut ging. Als Dankeschön habe er dann dieses Objekt bekommen. Wann das gewesen sein soll, blieb unklar. [...] An der Wirksamkeit dieser Schenkung bestehen deshalb erhebliche rechtliche Bedenken, wie Genzkens Erwachsenenvertreter auf Anfrage bestätigt. Bis zur Ausstrahlung der Sendung sei diese Schenkung nicht bekannt gewesen, ebenso wenig, dass Jörg F. als Pfleger für die Künstlerin tätig gewesen sei und wie er mit ihr in Kontakt kam. Derzeit sei man um eine Klärung des Sachverhalts bemüht, und es wurde jetzt ein Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung der Interessen von Isa Genzken beauftragt.“ Ob man die unselige Geschichte, die eigentlich nur Verlierer kennt, so lange weiter befeuern muss, bis wirklich der Letzte um die Situation der Künstlerin weiß, müssen alle Beteiligten mit sich selbst ausmachen. Mittlerweile hat es die Geschichte bis in die USA zu Alex Greenberger von Artnews geschafft.

Nach sieben Jahren ist Andrew Goldstein nicht mehr Chefredakteur von Artnet News, meldet Artforum: "Obwohl seine Pläne für die Zeit danach nebulös bleiben, gab er an, dass er hofft, etwas zu schreiben und neue Projekte zu erkunden."

Einen bewegenden Nachruf auf die Wiener Galeristin Gabriele Senn hat Nicole Scheyerer für die FAZ verfasst: „Ihre Galerie war Senns Zuhause. Dort führte sie mit Künstlerinnen und Künstlern schier endlose Gespräche und blühte beim Hängen von Ausstellungen auf. Kein Wunder, startete die 1960 geborene Innsbruckerin ihre Laufbahn doch selbst als Künstlerin. In den Achtzigerjahren studierte sie an der Wiener Universität für angewandte Kunst in der Meisterklasse für Malerei. […] Zur Jahrtausendwende eröffnete Senn schließlich ihre Solo-Galerie in der Nähe des Wiener Naschmarkts. Mit ihrem Programm und Engagement trug sie maßgeblich dazu bei, dass die Schleifmühlgasse zum Kunst-Hotspot wurde. Nur gemeinsam kann man etwas erreichen, lautete ihre Überzeugung.“


Newsletter

Die neuesten Ausgaben von Zilkens Newsblog und Kobels Kunstwoche direkt per E-Mail erhalten.
Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung