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Den Trend vieler großer Galerien, mit ihren Messeständen Einrichtungsvorschläge zu unterbreiten oder Geschichten zu erzählen, ist für Marcus Woeller in seinem Bericht von den Frieze-Messen für DIE WELT nicht ein Zeichen dafür, dass den Käufern zunehmend der Hintergrund für die Kontextualisierung ihrer Investitionen fehlt, sondern für die Spielräume, die ein prosperierender Markt eröffnet: „Um London muss man sich allerdings keine Sorgen machen. Das Vertrauen der Kunsthändler in den britischen Markt wirkt sich nicht nur positiv auf die Verkäufe aus, sondern auch auf den Auftritt der Messe. Immer mehr Galerien zeigen Einzelschauen oder erzählen an ihren Ständen aufwendige Geschichten.“ Die seit einiger Zeit bereits an den Vernissage-Nachmittagen von den Presseabteilungen der Großgalerien ventilierten Jubelmeldungen mit Millionenverkäufen bestätigen ihn in seiner Wahrnehmung.
Das Urteil von Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt vom 6. Oktober ist weniger milde: „Der Graben zwischen dem Angebot der Galerien, die riskieren, auch unbequeme Positionen vorzustellen, weil sie Fragen stellen, auf die es keine einfachen Antworten gibt, und dem Massenangebot hochpreisiger Dekorationsware erscheint in diesem Jahr besonders groß. Zum Teil sieht es auf der Doppelmesse aus wie auf den Vorbesichtigungen der Auktionen, die Ende der Woche in London noch anstehen.“
Mehr Wagemut von den etablierten Galerien wünscht sich Anne Reimers in der FAZ, die sie anscheinend in der Pflicht sieht: „Beide Messen, Frieze wie Frieze Masters, zeigen – wie versprochen – viele der 'bedeutendsten Künstler der Welt'. Dem Anspruch freilich, mit der neuesten Kunst den Stand der Dinge zu illustrieren und zu untersuchen, werden die jüngeren kleineren Galerien eher gerecht als die etablierten Schwergewichte. Diese sollten sich aber der Aufgabe nicht entziehen und mehr Risiken eingehen – anstatt Sicherheit bei den abgesegneten etablierten Künstlern zu suchen. Zudem sollte die Frieze ein stärker mit der Frieze Masters kontrastierendes Programm bieten, genauer das Heute betrachten, mit seinen Herausforderungen an unser Wissen und an unsere Fähigkeit, das, was wir sehen, zu glauben. Denn sonst muss die Frage künftig lauten: Ist die Frieze noch zeitgenössisch genug?“
Wie sich politische Kunst auf der Frieze verkaufen lässt, versucht Julia Halperin für Artnet herauszufinden.
Einen analytischen Zugang zu den Präsentationen wählt Catrin Lorch für die Süddeutsche Zeitung: „Das alles sind spektakuläre Projekte, bei denen es längst nicht mehr um die Vermittlung von Kunst geht, ja nicht einmal ums Verkaufen, sondern vor allem um das Branding der Galerie. Während sich früher die Bedeutung einer Galerie aus der Künstlerliste ablesen ließ, gibt es jetzt schon Namen, die öffentlich einfach nur noch als "Gagosian-Künstler" verhandelt werden. Das erinnert an andere Märkte - an den Bedeutungswettstreit der Mode-Industrie, die Mischkalkulationen der Labels.“
Etwas ungerichtet fragt Melanie Gerlis im Art Newspaper, warum Londoner Galerien an einer Messe in ihrer Heimatstadt teilnehmen.
Für Artmagazine.cc war ich auf der Frieze London, der Frieze Masters und den Satelliten.
Von der Abendauktion bei Christie's, die 84 Millionen Pfund ohne Aufgeld einspielte, obwohl sich das Toplos, ein Gemälde von Francis Bacon mit einem Schätzpreis von 60 Millionen Pfund nicht absetzen ließ, berichtet Anna Louie Sussman für Artsy. Von Sotheby's vermeldet sie einen so gerade eben noch zufriedenstellenden Ergebnis der Abendauktion, während der Italian Sale ein Flop gewesen sei.
Währenddessen habe bei Sotheby's in Hongkong eine Teeschale der Song-Dynastie den Rekordpreis von umgerechnet knapp 38 Millionen US-Dollar gebracht, berichtet Reuters.
Für den auf 650 Millionen US-Dollar veranschlagten Neubau des LACMA in Los Angeles habe David Geffen mit 150 Millionen die größte private Spende für einen Museumsbau in den USA zugesagt, meldet Jessica Gelt in der Los Angeles Times.
Eine Lanze für das Kunstsammeln aus Leidenschaft bricht der Galerist Philippe Rey in der NZZ: „Als Sammler mit weniger als tausend Werken weht mir allerdings ein rauer Wind ums Gemüt. Auktionshäuser und Kunstmessen suggerieren, dass nur der ein richtiger Sammler ist, der auch einmal eine Million für einen Steinhaufen hinblättert. Museumsdirektoren kuschen vor der Macht der Spitzenpreise. Das Internet übertrumpft Erlesenheit durch Ubiquität, Apps wie Artsy, Artnet, Artprice sind die wahren Entscheidungshelfer, Fachhochschulen pflegen keinen Diskurs mehr, sondern pumpen belanglose Künstler aus ihren Hallen, und Jurys wissen nicht mehr, was sie tun. Kunstkritiker sind ausgestorben, berichtet wird nur noch über Events, über Promis beim Kunstkauf und über ausufernde Partys. Was dabei vollkommen vergessen geht: Von den vielen Sammlern, die ich kenne, sind die meisten wie ich – leidenschaftlich unterwegs.“
Was die größte Frage sei, der sich Künstler aktuell gegenübergestellt sehen, hat der Guardian zehn Persönlichkeiten der Kunstwelt gefragt. Bei ausnahmslos allen hat die Antwort mit Geld zu tun, entweder im Zusammenhang mit der eigenen Situation, dem Kunstmarkt oder der Gesellschaft.
Die sich nicht als Mega-Galerie sehende Lisson Gallery portraitiert Nate Freeman anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens für Artnews.
Die documenta- Geschäftsführerin Anette Kulenkampff wehrt sich im Interview mit Kolja Reichert für die FAZ gegen die Verschwendungsvorwürfe. Alle Ausgaben seien transparent und nachvollziehbar.