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Kobels Kunstwoche

Frieze Backstage; Foto Stefan Kobel
Frieze Backstage; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 41 2018

Ist „Reifung“ - wie Frieze-Gründer Matthew Slotover es ausdrückt - vielleicht eine etwas zu freundliche Beschreibung für die Entwicklung der beiden Frieze-Messen in London? Stephanie Dieckvoss ist im Handelsblatt vom 5. Oktober der Ansicht, „der Wechsel der Gewichtung macht es immer schwerer, zwischen Frieze und Frieze Masters zu unterscheiden. Auf der Masters gibt es viele Positionen, die es auch auf der Frieze geben könnte [...] Die Frieze ist nicht mehr jung und hip und bedient eine immer exklusivere Klientel. Das wirkt sich auch auf die Sponsoren aus. Die Deutsche Bank als Hauptsponsor wirbt in diesem Jahr mit ihrer Wohltätigkeitsversteigerung von mehr als 800 Künstlerinnenpostkarten aus Anlass der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Frauen-Wahlrechts. Für je 200 Euro kann man sich eine 'anonyme' Postkarte kaufen, doch so mancher Bankkunde wird sich wissend einen kleinen Schatz schnappen. Die Hälfte der Arbeiten wird ab dem 5. Oktober online versteigert, die andere steht vorher exklusiv den Deutsche-Bank-Kunden in der Frieze-Lounge zur Verfügung.“

Währenddessen spürt Anne Reimers für die FAZ vom 6. Oktober wacker den Inhalten auf der Messe nach: „Die Malerei hat auf den ersten Blick hohe Präsenz auf der Messe, doch unter den jüngeren Positionen fehlt es ihr immer wieder an Überzeugungskraft. Dagegen funktionieren Skulpturen und kleine Installationen mit ihrem inhaltlichen und visuellen Anspruch. Ob auf dem Boden oder an der Wand montiert, ob poppig oder filigran - sie sind nicht umstandslos zu fassen, erfordern Studium und Verstehen. Vieles ist, von Hand, aus natürlichen oder billigen Materialien gefertigt, aus Seegras, Vulkanstaub, Draht oder Zweigen. Damit setzt sich die Frieze ein wenig vom Geglitzer konkurrierender Messen wie der Art Basel in Miami Beach ab. Und sie schafft einen Gegenpool zur digitalen Kunst und zu den immer wieder auftauchenden Neonröhren, wie sie - humorvoll - David Shrigley für seine Solo-Präsentation bei Stephen Friedman aus London einsetzt.“

Eine Trendumkehr hat Anny Shaw für das Art Newspaper bei den Mega-Galerien auf der Frieze ausgemacht: Sie exportierten jetzt chinesische Kunst in die westliche Welt.

Für Artmagazine habe ich mich auf den Frieze-Messen und den Satelliten umgesehen.

Die Aussichten des des Marktplatzes London erkundet Marcus Woeller in DIE WELT: „Der Kunsthandel auf der Insel profitiert bislang vom geringen Einfuhrumsatzsteuersatz von fünf Prozent, dem niedrigsten in der EU (in Spanien liegt der Satz beispielsweise bei 21 Prozent). Kunstkäufer aus anderen EU-Staaten, die Objekte außerhalb der Europäischen Union erwerben und sie dann in die EU einführen wollen, können somit Kosten sparen, wenn sie Käufe über einen Agenten in London abwickeln. Viele Kunsthändler im Vereinigten Königreich bieten diese Dienstleistung gegen eine Gebühr an. Gelassener als die niedergelassenen Kunsthändler sehen dem Brexit die britischen Auktionshäuser entgegen. Sie vertrauen darauf, dass die drohenden Nachteile auch danach noch von den Standortvorteilen überwogen werden.“

Ist es wirklich eine brillant vorgetragene Attacke gegen die Spekulation mit Kunst, ein effektvoller Marketing-Gag für die vermeintliche eigene Anti-Haltung, oder nur ein weiterer Treibsatz für die Kunstmarkt-Rakete? Ein Bild von Banksy hat sich bei der Londoner Zeitgenossen-Auktion von Sotheby's mit dem Zuschlag selbst teilweise geschreddert. Über den Vorfall und dessen Bedeutung kursieren verschiedene Ansichten. Zuerst berichtete Anny Shaw im Art Newspaper. Im Guardian gibt es ein Video von der Selbstzerstörung. Monopol schreibt dazu: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass Sotheby's eingeweiht war. Üblicherweise untersucht ein Auktionshaus den Zustand eingelieferter Werke genauestens. Auffällig ist auch, dass das Bild als letztes Los des Abends aufgerufen wurde. Eine Banksy-Sprecherin sagte allerdings am Samstagnachmittag, dass Sotheby's vorab nicht Bescheid gewusst habe.“ Stefan Trinks ist in der FAZ denn auch skeptisch. Nate Freeman behauptet bei Artsy, es handele sich um einen Inside-Job. Das „Balloon Girl“ ist von 2006. Die unauffällig in einem Bilderrahmen Platz findende Batterie, die nach 12 Jahren noch ausreichend Strom liefert, um den ebenfalls dort untergebrachten Aktenvernichter anzutreiben, hätte ich gerne! Die Nasa wahrscheinlich auch.

Jenny Saville ist mit einem Auktionsergebnis von 9,5 Millionen Pfund inklusive Aufgeld jetzt übrigens die teuerste lebende Künstlerin. Nachzulesen unter anderem bei Nate Freemans Bericht von der Londoner Auktionswoche bei Artsy, während der zwar bei Christie's einige Toplose ausfielen, der Rest jedoch ausgesprochen gut performte.

Damien Hirst habe sich im Rahmen einer Umstrukturierung seines Ateliers und dessen Umzug in einen 40 Millionen Pfund teuren Neubau von 50 Mitarbeitern getrennt, berichtet Anny Shaw im Art Newspaper. Er wolle sich wieder mehr auf sein Kerngeschäft konzentrieren, die Kunstproduktion.

Die „25 Rising Power Players who will run the Art Market“ hat Nate Freeman für Artsy identifiziert. Die Zahl derjenigen, die nicht in New stationiert sind und/oder bei einem der Auktions- oder Galeriekonzerne arbeiten: Null.

Das Mantra vom Middle Market Squeeze betet Claudia Steinberg in der ZEIT nach: „Noch nie haben die Megagalerien von New York mit einem derart opulenten Angebot geglänzt. Selbst etablierte Kollegen können da nicht länger mithalten: In den vergangenen drei Jahren kapitulierten bereits etliche unter dem ökonomischen Druck.“ Es folgen einige aktuelle Beispiele und Zahlen.

Einen umfassenden Überblick über die Standkosten auf Kunstmessen hat ein ganzes Team des Art Newspapers recherchiert und graphisch ansprechend aufbereitet.

Der erste Artnet Intelligence Report steht zum Download bereit. In schön buntem Layout wird versucht zu erklären, wer die „Zombie-Apokalypse“ überlebt hat. Tatsächlich handelt es sich um einen klassischen Marktreport, der sich aus den Daten der Artnet-Preisdatenbank speist. Dadurch entstehen mitunter so befremdliche Behauptungen wie die, der durchschnittliche Auktionspreis eines Kunstwerks in Europa betrüge 42.903 Euro. Aus so einer Datenbank kann halt auch nur das herausholen, was man vorher hineingetan hat.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung