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Kobels Kunstwoche

Frieze Week in London; Foto Stefan Kobel
Frieze Week in London; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 41 2019

Die Hinwendung zur Malerei als sicherem Hafen hat Gareth Harris auf den Frieze-Messen letzte Woche für das Art Newspaper ausgemacht.

Skeptisch sieht Catrin Lorch in der Süddeutschen Zeitung die Zukunft der Kunst wie der Frieze-Messen in Großbritannien: "Die Frieze, die als junges, der zeitgenössischen Kunst verpflichtetes internationales Unternehmen vor zwei Jahrzehnten begann und den aufstrebenden Finanzplatz London mit Avantgarde versorgte, wird jetzt mit dem Standort erwachsen werden, werthaltiger, konservativer und erzbritisch. Die Zukunft, das zeichnet sich ab, gehört hier nicht der experimentierfreudigen, internationalen und politisch wachen Kunst, sondern dem jetzt schon höher aufragenden, zweiten Zelt der Frieze Masters. Dort sind die Preise höher, die Kunst älter, die Mischung elegant-eklektisch [...] Es ist nicht die kulturhistorisch ausgreifende, offene Auswahl, die dem Publikum einst versprochen wurde, sondern ein raffinierter Mix, wie er auch in den Vitrinen teurer Hotels zu finden ist. Die Gegenwart, die Politik, die Welt bleibt draußen."

Gesellschaftlichen Themen wie dem Umwelt-Gedanken spürt Gina Thomas für die FAZ auf der Frieze nach: "Das Thema Umwelt beschäftigt auch die Frieze Art Fair im Schatten des Brexits. Es bedurfte nicht des antikapitalistischen Protests der Klimaaktivisten "Extinction Rebellion" am Messeeingang, um die Organisatoren auf den Konflikt hinzuweisen zwischen Umweltbewusstsein und dem unökologischen Fußabdruck, den eine internationale Veranstaltung dieses Ausmaßes allein durch die von überall her mit dem Flugzeug anreisenden Teilnehmer und Besucher erzeugt."

Nicht begeistert von der Fríeze Masters ist Stephanie Dieckvoss in der NZZ: "Die meisten Galerien setzen auf Namen von kanonisierten Künstlern, allen voran Trinity Fine Art, die für 30 Millionen Dollar den letzten Sandro Botticelli in Privatbesitz, das Porträt eines jungen Mannes, anbietet. Die Arbeit zieht täglich Massen von Besuchern an. Weniger bekannt ist hingegen die Tatsache, dass die aus Spanien stammende Arbeit nur temporär exportiert wurde und als Kunstobjekt von nationalem Interesse mit einem Exportverbot versehen werden kann. Nicht gerade eine verlockende Aussicht für einen möglichen neuen Besitzer. Der Frieze Masters fehlt das Konzept. Die Idee des eklektischen Sammelns funktioniert nur, wenn Galerien Ungewöhnliches bringen und Risiken wagen. In einer Zeit der finanziellen Ungewissheit ist solche Risikobereitschaft aber nicht vorhanden, und das sieht man der Messe leider an."

Für Artmagazine war ich auf der Frieze und den Satellitenmessen.

Die angeblich immer mehr um sich greifende Kunstmessen-JOMO (Joy of Missing out) erklären Tim Schneider und Julia Halperin bei Artnet.

Die sechs wichtigsten Kunstzentren Afrikas stellt Rebecca Ann Proctor bei Artnet vor: Accra, Addis Abeba, Kapstadt, Dakar, Lagos und Marrakesch.

Der Online Art Collector Report von Artsy kann hier (PDF-Download) heruntergeladen werden. Die Datenbasis bildet eine Befragung der eigenen Kunden. Die vielen bunten Grafiken scheinen zwar interessante Einblicke zu vermitteln, doch die Antwortquote von gerade mal einem halben Prozent macht den Bericht ungefähr so aussagekräftig wie die Teile des jährlichen Tefaf-Reports, die auf Händlerbefragungen beruhen.

Ob Kunst wirklich ein so gutes Investment ist, wie Viele glauben, untersucht Scott Reyburn im Art Newspaper. Als Beispiel führt er einige Werke von vermeintlichen Blue Chip-Künstlern an, die ihren Besitzern keinen Gewinn gebracht haben. Bei Jeff Koons ließe sich sogar eine fast durchschnittliche Halbierung der Auktionspreise seit dem Jahr 2000 feststellen. Sein - augenzwinkernder - Rat an renditeorientierte Sammler: In später erfolgreiche Künstler zu Beginn ihrer Karriere investieren.

Mit Sicherheit gut investiert hatte sein Geld der Einlieferer von Banksys Affen-Parlament, das in einer ansonsten wenig glanzvollen Londoner Auktionswoche ein Glanzlicht setzte. Marcus Woeller erklärt in der WELT, warum das Gemälde genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort versteigert wurde und daher 9,9 Millionen Pfund gebracht hat.

Um Produktpiraterie und und den Missbrauch seines eigenen Künstlernamens zu vermeiden, habe Banksy jetzt einen Pop Up-Store eröffnen müssen berichetet Anny Shaw im Art Newspaper. Das zweiwöchige Gastspiel im Londoner Stadtteil Croydon sei rechtlich notwendig, wenn er weiterhin über die Marke Banksy bestimmen wolle.

Die wenig bemerkenswerten Ergebnisse der Londoner Auktionswoche bei Christie's fasst Benjamin Sutton für Artsy zusammen. Während Annie Armstrong das selbe für Artnews unternimmt, resümiert ihr Kollege Judd Tully den Verlauf bei Sotheby's.

Einen nostalgischen Blick auf Londons geschlossene Galerien wirft Anna Brady für das Art Newspaper.

Die Unicredit trenne sich von ihrer Kunstsammlung, meldet Olga Kronsteiner im Handelsblatt. Der Sammlungsbestand belaufe sich auf rund 60.000 Werke, die nach und nach zu Geld gemacht werden sollten, darunter auch 20 Werke aus der Hypo-Kulturstiftung, die bereits jetzt in London versteigert worden seien.

Vom Verlauf des zweiten Teils der SØR Rusche-Auktion bei Van Ham in Köln berichtet Christiane Fricke im Handelsblatt.

Über die anstehende Versteigerung des Nachlasses von Rudolf Neumeister im Münchener Auktionshaus seiner Tochter informiert Sabine Spindler im Handelsblatt.

Einen Ratgeber für die Erben einer Kunstsammlung hat Christy Kuesel bei Artsy zusammengestellt.

Manchmal soll es ja helfen, sich seinem Untersuchungsgegenstand völlig unvorbelastet zu nähern. Dieses Experiment unternimmt Rainer Hanks für die FAZ bei seiner Suche nach dem Wesen des Kunstmarkts: "Inzwischen sollte meine These plausibel geworden sein, dass der Kunstmarkt die Urform der Marktwirtschaft darstellt, einen 'unregulierten Dschungel' (Martin Kemp) eben. Käufer und Verkäufer auf einem Marktplatz sind niemandem Rechenschaft darüber schuldig, warum sie handeln. Sie müssen dies auch niemandem 'ad hoc' annoncieren. Zölle und Steuern sind Übergriffe des Staates auf die Werte der Eigentümer, die sich diesen Übergriffen zu entziehen suchen. Preise sind das, was jemand zu zahlen bereit ist, unabhängig davon, wie hoch oder niedrig irgendwelche Experten den Wert bemessen. Renditen ergeben sich aus der Differenz zwischen Ankauf und Verkauf: Wenn es jemandem glückt, mit einem Produkt an einem Tag 50 Millionen Dollar zu machen, hat er eben Glück gehabt. Märkte per se sind weder moralisch noch unmoralisch. Gerade deshalb muss man sie zuweilen regulieren." Gut, dass das endlich einmal jemand öffentlich ausspricht, möchte man meinen. Was der Autor hier als seine These anbietet, ist jedoch eine Binsenwahrheit, keine seiner Ideen neu und sein Text nicht originell, sondern Kunstmarkt für Dummies. Was auch in Ordnung wäre, wenn es davon nicht schon genug gäbe und so wenig Substanzielles.

Helge Achenbach möchte wieder als Kunstberater arbeiten, weiß Gerhard Altenhofen in BILD. Etwas mehr zum Thema breitet Christian Ewers in seiner Homestory aus der WG von Günter Wallraff und Achenbach im Stern aus: "Es gibt da neben dem Künstlerhof in Kaarst noch ein anderes Projekt. Eines, das ihn befreien könnte von seinen Schulden, so hofft Achenbach. Eine große Nummer, die ihn zurück in die Kunstwelt katapultiert. Diese Sache treibt Achenbach mächtig um. 'Günter, ich glaube, die Mallorca-Geschichte könnte was werden', sagt er. 'Das wäre der Hammer, wenn das klappt.' 'Ich hoffe, dass es scheitert', antwortet Wallraff. Was genau die Mallorca-Geschichte sein soll, lässt sich schwer sagen, Achenbach erzählt sie jedes Mal ein wenig anders. In groben Zügen geht sie so: Ein 92 Jahre alter saudischer Prinz besitzt auf Mallorca eine Finca mit 24 Suiten und 300 Hektar Land. Der Prinz liegt im Sterben und will seine Finca verkaufen. Investoren aus Hongkong sind interessiert. Sie möchten einen Skulpturenpark in den Garten bauen, 50 Millionen Dollar Budget, nun suchen sie jemanden, der das Projekt kuratiert." Klingt ja total seriös diesmal.

Von einer neuen Entlassungswelle bei Artsy berichtet Margaret Carrigan im Art Newspaper. Demnach müssen erneut 20 Mitarbeiter gehen, etwa zehn Prozent des Personals. Die Maßnahme betreffe auch drei Stellen in der Redaktion.

Opa erzählt vom Krieg (tatsächlich): Zum 30. Jahrestag feiert sich Artnet selbst mit einem mehrteiligen Interview, das der Gründer Hans Neuendorf seinem Chefredakteur Andrew M. Goldstein gegeben hat.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung