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Der Leichnam der Fiac ist noch nicht kalt, da ist Chris Dercon auch schon wieder weg. Laut einer Pressemitteilung wird er neuer Direktor der Fondation Cartier. Gerade noch hatte er als Präsident Réunion des musées nationaux – Grand Palais Ende letzten Jahres durch eine sehr kurzfristige Neuausschreibung des Grand Palais der Art Basel ermöglicht, das traditionell von der Fiac genutzte Zeitfenster für die neue Messe Paris+ par Art Basel zu übernehmen. Auf die anstehende Pensionsgrenze Dercons bei den staatlichen Museen weist Roxana Azimi in Le Monde hin (Paywall).
Aus der Strategie hinter Paris+ macht deren Direktor Clément Delépine im Gespräch mit Bettina Wohlfarth für die FAZ vom 8. Oktober keinen Hehl: „Paris+ ist ja keine neue Messe, was die Daten und den Ort angeht. Ich befürchte keine Konkurrenz zwischen Paris und Basel, der Kontext ist auch nicht derselbe. In Basel lebt eine ganze Stadt eine Woche lang für diese Messe. In Paris gibt es mehr Zerstreuung, die touristische Infrastruktur ist eine andere. Oktober in Paris oder Juni in Basel – das ist nicht die gleiche Atmosphäre. Außerdem sind die Projekte nicht vergleichbar: Art Basel in Basel hat zweifellos einen Platz in der Kunstgeschichte. Die Konkurrenz zwischen Paris und London, zwischen Paris+ und Frieze, liegt dagegen auf der Hand.“
Wie das Pfeifen im Wald nimmt sich die Zuversicht von Melanie Gerlis in der Financial Times aus, die im Vorfeld der Frieze London argumentiert, warum das niedrige Pfund gut sei für internationale Sammler: „Aber natürlich hat die Schwäche der britischen Währung auch Vorteile für den internationalen Kunsthandel. 'Wir werben zwar nicht offen damit, aber ein niedriges Pfund ist gut für unsere internationalen Besucher', sagt [Messe-Direktorin Eva] Langret. Auch bei den Hauptauktionen in der nächsten Woche werden Bieter aus dem Ausland gegenüber Briten im Vorteil sein, und auch die Taxifahrten und Mahlzeiten für die Sammler werden billiger sein.“ Realistisch betrachtet, wird Aussicht auf ein preiswertes Abendessen allerdings kaum jemanden auf die Insel locken.
Einen Blick in die Auktionskataloge der Frieze Week wirft Anne Reimers für die FAZ. Bei den New Yorker Herbstauktionen will Sotheby's mit der Sammlung von David Solinger punkten, dem ersten Präsidenten des Whitney Museums, der nicht der Gründerfamilie entstammte. Barbara Kutscher charakterisiert im Handelsblatt Sammler und Sammlung. Mehar als 50 Millionen US-Dollar erwarte das Unternehmen für ein Gemälde von Piet Mondrian, meldet Tessa Solomon bei Artnews. Ein Marien-Tondio von Sandro Botticelli aus der Sammlung des Microsoft-Mitbegründers Paul Allen soll für Christie's 40 Millionen US-Dollar einspielen, hat Angelica Villa für Artnews erfahren.
Während in der westlichen Welt die Vergreisung der Sammlerschaft droht und kaum junge Leute nachkommen, seien in Hongkong Millenials auf dem Vormarsch, hat Krystal Chia von Bloomberg beobachtet: "Bei den Frühjahrsauktionen von Christie's in Hongkong wurden 56 Weltrekorde in allen Kunst- und Luxuskategorien aufgestellt, wobei die Zahl der Käufer aus der Generation der Millennials um mehr als ein Drittel anstieg. Bei Sotheby's ist ein Drittel der Käufer in Asien 40 Jahre und jünger, verglichen mit einem Viertel weltweit. In Hongkong ist bei zeitgenössischen Auktionen [...] ein Drittel der Bieter unter 30 Jahre alt. [...] Ein großer Anreiz für Kunstinvestoren in Hongkong ist die Steuerregelung, die bedeutet, dass es im Gegensatz zum chinesischen Festland keine Zölle, Mehrwertsteuern oder Erbschaftssteuern auf Kunstwerke gibt. Es ist außergewöhnlich. Wir beobachten, dass sich immer jüngere Leute beteiligen", sagte Alex Branczik, Leiter der Abteilung für zeitgenössische Kunst bei Sotheby's in Asien. Die Logik sollte vorschreiben, dass geschlossene Grenzen eine Herausforderung für den Kunstmarkt sein sollten, aber in Wirklichkeit haben viele Menschen zu Hause Zeit gefunden, um online zu recherchieren und sich Dinge anzusehen, die sie kaufen können - das eigene Zuhause hat für sie Priorität."
Das Warschauer Gallery Weekend hat Jana J. Bach für Monopol besucht: „Die Galerienszene Warschaus habe sich deutlich professionalisiert, erklärt Joanna Witek-Lipka, die Leiterin des diesjährigen Gallery Weekends. Auch halte die gute Stimmung als Trend auf dem polnischen Markt für zeitgenössische Kunst tendenziell an. Gleichwohl gerieten öffentliche Institutionen vermehrt unter regierungsgeführtes Management. Für freie Orte des künstlerischen Schaffens zu sorgen, sehe sie auch als Aufgabe der Galerien an.“
Wer Gegenstand einer Folge von „Last Week Tonight“ mit John Oliver ist, muss sich warm anziehen. Letzte Woche war der Kunstmarkt dran, genauer der Handel mit Antiken. Die auftretenden Händler und Museumsleute machen dabei gar keine gute Figur. Eine gute halbe Stunde Haarsträubendes humorvoll aufbereitet.
In einer neuen Kolumne für das Art Newspaper wollen Scott Reyburn und Anny Shaw ab jetzt nachhaken, ob und wie sich die Kunstwelt an der Reduktion von CO2-Emissionen beteiligt. Zum Start haben sie die großen Auktionshäuser befragt.
Christie's und das Modelabel High Snobiety haben sich eine feine Geschmacklosigkeit geleistet, berichtet Jasmine Liu bei Hyperallergic: „Eine neue Zusammenarbeit zwischen Christie's und Highsnobiety zieht online Kritik auf sich, weil sie die Arbeit von Ausstellungstechnikern ästhetisiert, während einige Arbeiter behaupten, Christie's profitiere von ihrer niedrigen Bezahlung. Die gemeinsam von dem Auktionshaus und der Mode- und Lifestyle-Marke herausgegebenen Artikel umfassten Crew-Sweatshirts, T-Shirts und Tragetaschen mit der Aufschrift 'art handler' in Großbuchstaben und dicker Schrift - zu Preisen von 125 $, 65 $ bzw. 50 $ -, die inzwischen von der Website des Unternehmens entfernt wurden. Ein Highsnobiety-Artikel, der die Linie ankündigte und inzwischen wieder entfernt wurde, trompetete von einer neuen 'Ära, in der die Grenzen zwischen Streetwear und Luxus offiziell verschwimmen'.“
Seine Top 200 Collectrors stellt Artnews vor. Wie immer stammt über die Hälfte von ihnen aus den USA. Knapp 20 Prozent sidn aus Europa, von denen wiederum knapp die Hälfte in Großbritannien beheimatet ist. Aus Deutschland sind sieben Namen dabei, neu ist der Hamburger Mato Perić.
Einen Nachruf auf das überraschend eingestellte britische Kunstmagazin Elephant veröffentlicht dessen ehemalige Redakteurin Charlotte Jansen im Art Newspaper: „Das Ende von Elephant ist die bekannte Geschichte eines einst unabhängigen Kunstmagazins, dessen Kreativität und Ehrgeiz vom Konzerndenken verbrannt wurde. Das Ende von Elephant ist ein weiterer Schlag für die britische Kunstverlagsszene, in der nur wenige autonome Stimmen gedeihen können.“ Bei der Lektüre entsteht der Eindruck, die kaufmännische Leiterin des Eigentümers sei nicht ganz unbeteiligt am Niedergang des Magazins. Qualifiziert für ihren Job hatte sie sch wohl durch ihre vorherige Tätigkeit als Chefredakteurin für Horse & Hound – das hat ja auch Tiere im Titel.