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Der Streit um Subventionen für die Luftfahrtindustrie hat Auswirkungen auf den Kunstmarkt. Ab 18. Oktober werden auf aus Großbritannien und Deutschland in die USA importierte Graphiken und Fotografien, die jünger als 20 Jahre sind, Strafzölle in Hohe von 25 Prozent fällig, meldet Claire Selvin bei Artnews.
DiePariser Kunstszene sieht Sophie Hastings als Brexit-Gewinnerin in ihrem Bericht für den britischen Guardian. Die These hat etwas für sich, leidet jedoch darunter, dass ihre Fürsprecher allesamt aus dem Umfeld der Fiac stammen, sei es deren Direktorin oder britische Galeristen und Künstler, die dort ausstellen. Die Messe eröffnet diese Woche.
Neuzugänge in Paris hat Bettina Wohlfarth für die FAZ vom 13. Oktober zusammengetragen. „Die Unsicherheit, die der Austritt Großbritanniens aus der EU mit sich bringt – wie werden Kunstwerke künftig zirkulieren können, und welcher Steuersatz gilt –, treibt große Galerien über den Ärmelkanal, um sich ein Standbein innerhalb der EU zu sichern. Und keine andere europäische Stadt hat, neben bedeutenden Sammlern, ein mit Paris vergleichbares Angebot an Museen, Kunstinstitutionen und Galerien. Der deutsch-amerikanische Galerist David Zwirner eröffnet zur Fiac-Woche seine neue Pariser Zweigstelle im Marais-Viertel (F.A.Z vom 20. Juli). Nun sind weitere Meldungen, auch Gerüchte zu hören. Jay Joplings für London und die einst 'Young British Artists' emblematische Galerie White Cube hat eine Ausstellungsfläche in der Rue Matignon gefunden, in direkter Nachbarschaft zur schon anwesenden Mega-Galerie von Gagosian, zu Christie’s und zu Sotheby’s; die Dependance soll in den nächsten Monaten eröffnen.“
Auch Daniel Völzke fragt in Monopol: „Ist Paris das neue London?“
Unter anderem dieses Thema spricht auch Henrik Hanstein vom Kunsthaus Lempertz in einem von Marcus Woeller mit ihm für die WELT geführten Interview an: „Paris wird sicherlich profitieren. Frankreich hat vor einigen Jahren die Mehrwertsteuer von 6,5 auf 5,5 Prozent reduziert, um gegenüber Großbritannien wettbewerbsfähiger zu werden. Auch Brüssel hat besondere Standortvorteile. Es ist zentral gelegen für Großbritannien, für Deutschland, für halb Europa. Belgien hat eine einheitliche Einfuhrumsatzsteuer von nur sechs Prozent. Wenn sie zum Beispiel eine bedeutende Antiquitätensammlung aus den USA nach Europa holen, dann ist ja klar, wohin sie sie importieren. Nicht in Deutschland jedenfalls, wo 19 Prozent Umsatzsteuer fällig wären. Diese Steuerunterschiede sind auch ein Grund, warum die Tefaf, die wichtigste Messe der Welt für alte Kunst, nicht etwa in Köln ist, sondern in Maastricht in den Niederlanden, wo vor etlichen Jahren die Mehrwertsteuer für die Messe von 19 auf sechs Prozent reduziert wurde.“ Das sehr ausführliche Gespräch mit dem Präsidenten der European Federation of Auctioneers dreht sich um die rechtlichen Rahmenbedingungen des Kunsthandels in Europa und speziell in Deutschland. Wie nicht anders zu erwarten, kommt besonders der deutsche Gesetzgeber dabei nicht gut weg.
Die Münchener Messe Kunst & Antiquitäten sehe sich selbst mit ihrem Umzug in das prestigeträchtige Haus der Kunst zwar im Aufwind, doch dürfe sie sich in einem sich rapide ändernden Marktumfeld nicht ausruhen, warnt Sabine Spindler im Handelsblatt: „Einigen der 55 Aussteller erschien der neue Ort, der bis 2023 zugesichert ist, schon vorweg als Tempel der Erlösung von Stagnation und schwieriger Antiquitäten-Marktlage. In Wahrheit verändern die Kräfte des Marktes und der gewandelte Geschmack auch diese gediegene Kojen-Messe-Architektur. Denn der Ruf dieser Messe zerreibt sich an dem Widerspruch zwischen einem anspruchsvollen Segment und einem Angebot der Beliebigkeit.“
Von den Londoner Auktionsergebnissen, die keine eindeutigen Rückschlüsse auf den Zustand des Markts erlaubten, schlägt Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt den Bogen nach Hongkong: „Das fehlende Vertrauen in den Markt, das die englische Marktanalysefirma ArtTactics vor den Auktionen durch Umfragen zu entdecken meinte, konnte man vielleicht am Gesamtvolumen, aber nicht an Einzelergebnissen festmachen. Das Sammlerinteresse ist da, trotz der Brexit-Sorgen. Und noch kann man Kunst einfach transportieren. Dreht sich London im Oktober doch sehr um sich selbst, hilft es vielleicht, nach Osten zu schauen. In Hong Kong, einer Stadt, deren Bewohner seit Monaten für demokratische Rechte auf die Straße gehen, verzeichneten die Auktionen Rekordpreise und erstaunliche Umsatzzahlen. Allein die Auktionen für Moderne und zeitgenössische Kunst spielten bei Sotheby’s umgerechnet 105 Millionen US-Dollar ein, bei einem Gesamtergebnis von 426 Millionen Dollar oder 350 Millionen Pfund in allen Bereichen in einer einzigen Woche.“
Gagosian geht unter die Schmuckhändler. In seinen Shops werden jetzt Gemmen nach Motiven von Cindy Sherman und Catherine Opie zu Preisen zwischen 10.000 und 35.000 Dollar in limitierten Ausgaben angeboten, meldet Annie Armstrong bei Artnews. Hersteller sei ein Steinschneider aus dem süditalienischen Torre del Greco, einem traditionellen Zentrum dieser Handwerkskunst. Es wäre doch gelacht, wenn sich im neapolitanischen Umland nicht findige Kopisten fänden, die bei der exorbitanten Marge auf dumme Gedanken kommen.
Den Unmut von Künstlern und Aktivisten habe sich die Istanbul-Biennale durch eine als bigott empfundene Sponsoren-Auswahl zugezogen, berichtet Ingo Arend in der taz: „Für eine Biennale, die sich mit Ökologie beschäftigt, liest sich die Sponsorenliste durchaus ungewöhnlich. Zu ihnen gehören der Getränkekonzern Efes, der zu der Anadolu-Gruppe gehört, die gegen den erbitterten Widerstand der Bewohner an der Schwarzmeerküstenstadt Gerze ein Kohlekraftwerk bauen wollte, der Brennstoffkonzern Opet, die Stahl- und Kohlefirma İçdaş Energy, die an den Dardanellen ein Windkraftwerk plant, das Energieunternehmen Aygaz, der Autokonzern Ford und die Flughafenfirma TAV.“
Aber auch Künstler sollten über ihre moralischen Standards nachdenken: Wenn mit Vonovia einer der umstrittensten DAX-Konzerne den einen Kunstpreis zum zynisch wirkenden Thema „Zuhause“ ausschreibt (Dropbox), bewerben sich 340 Künstler.