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Jetzt wird es ungemütlich für die MCH Group AG, Muttergesellschaft der Art Basel: Die Finanzaufsichtsbehörde hat einen Einspruch der Messegesellschaft abgelehnt. Demnach müsse nun James Murdoch ein öffentliches Übernahmeangebot machen, geht aus einer Pressemitteilung der MCH hervor. Das dürfte das Engagement des Investors jedoch deutlich teurer machen als ursprünglich geplant, wenn er denn dabei bleibt.
In Deutschland könnten trotz verschärfter Corona-Beschränkungen Messen stattfinden, was auch für die Art Cologne gelte, fasst Monopol eine Mitteilung des Ausstellungs- und Messe-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (Auma) zusammen: "Bei keiner Messe seit dem Neustart im September habe es Beanstandungen zum Gesundheitsschutz gegeben, argumentierte der Verband. Zudem hätten Bund und Länder auch keine Einschränkungen für Einkaufszentren und Warenhäuser beschlossen. Dort seien die Abläufe mit denen in Messehallen vergleichbar."
Zur Blamage geriet die von Christie's durchgeführte Online-Auktion, mit der La Biennale Paris (früher Biennale des Antiquairs) ihre ausgefallene Messe kompensieren wollte, wie Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt fast schon genüsslich ausführt: "Die Verkaufsrate liegt bei mageren 22 Prozent. Angeblich soll die Gesamtschätzung 7 bis 10 Millionen Euro betragen haben. Während sich das Aufgeld für die Käufer wie üblich auf 30 Prozent bezifferte, war der finanzielle Schaden für die leer ausgehenden Händler gering, da sie keine Gebühren zu bezahlen hatten. Der Image-Schaden jedoch ist beträchtlich. Das extrem dürftige Ergebnis resultiert aus dem eklektischen, qualitativ unterschiedlichen Angebot. Visuell bot sich das Bild einer zweitklassigen Provinzmesse, wobei das Prinzip dieser Auktion von vornherein fragwürdig war. Man ist sich nämlich nicht sicher, ob es die Käufer schätzen, Händlerware zu ersteigern."
In ihrer Vorschau auf die europäischen Abendauktionen bei Christie's und Sotheby's betont Anne Reimers in der FAZ die Stärkung des Standorts Paris: "Dass der Standort Paris vom Brexit profitieren würde, deutete sich gleich nach dem Austrittsreferendum von 2016 an. Ein starkes Signal setzen nun Christie's und Sotheby's in der kommenden Woche. Beide Unternehmen haben ihren Londoner Abendauktionen eine Abendveranstaltung in Paris vorangestellt - von Paris wird gleich zum Auktionssaal in London herübergeschaltet. London bleiben zwar weiterhin die teuersten Lose und größeren Umsatzerwartungen vorbehalten, doch ohne die physische Präsenz der 'Frieze'- und der 'Frieze Masters'-Messe erscheint der historische Anspruch der britischen Hauptstadt, der wichtigste Standort für den internationalen Kunstmarkt in Europa zu sein, in diesem Herbst zusätzlich geschwächt."
Das Royal Opera House in London macht seine Ahnengalerie zu Geld: Das Portrait des ehemaligen Chefs Sir David Webster von David Hockney aus dem Jahr 1971 soll jetzt mit einer Schätzung von 11 Millionen Pfund versteigert werden, ist Angelica Villa vom Art Market Monitor aufgefallen. Die zweite Ausverkaufsrunde des Brooklyn Museums meldet sie ebenfalls im Art Market Monitor.
Ehemalige Kuratoriumsmitglieder, Stifter und andere Unterstützer des Baltimore Museum of Art hätten den Staatsanwalt und den Innenminister von Maryland aufgefordert, den geplanten Verkauf dreier Gemälde von Andy Warhol, Brice Marden und Clifford Still zu stoppen, meldet Nancy Kenney im Art Newspaper.
Mit einer Verzögerung von knapp einem Jahr soll im Frühjahr Cromwell Place https://cromwellplace.com/ in London eröffnen, ein neues Modell für ein Galerienhaus, in dem Galeristen und Kunsthändler für Ausstellungsräume, Viewing Rooms, Büros oder Lagerraum mieten können. Stephanie Dieckvoss stellt das ambitionierte Projekt im Handelsblatt vor: "Die hohen Investitionskosten sollen vor allem internationale Galerien ansprechen, die eine Adresse in London haben wollen. Allerdings wird sich zeigen wie erfolgreich das Marketing des Hauses ist und ob sich die erhofften Besucher einstellen. Auch wird sich zeigen, inwieweit das Interesse der Inhaber, ein profitorientiertes Galeriehausmodell aufzubauen, aufgehen wird. Laut dem leitenden Direktor Breston Benson soll es in Städte wie New York, Paris und Berlin exportiert werden. Ob das funktioniert, wird letztlich nicht nur von der allgemeinen Wirtschaftslage, sondern auch von der Akzeptanz der Kunstwelt abhängen. Wenn langfristig die Qualität nicht stimmt, wird auch die Luxusfassade wenig helfen. Und in jedem Fall wird es kein Ort sein, an dem man junge Kunst entdecken kann. Dafür sind Ausstellungskosten zu hoch." Über die Zulassung als Mieter soll laut Prospekt (PDF) ein Komitee entscheiden, das sich aus turnusmäßig Mietern zusammensetzt. Den Vorsitz hat die Journalistin Georgina Adam, die mögliche Interessenkonflikte mit ihren publizistischen Aktivitäten wohl mit sich selbst ausmachen muss.
Andere Galerien bespielten hingegen Corona-bedingt leerstehende Ladenlokale, berichtet Anny Shaw im Art Newspaper.
Über die historischen Gründe für die schwache Lobby des Kunsthandels bei der Politik, Strategien während und nach Corona und die neue Kollegialität im Umgang von Galeristen untereinander und mit der Politik spricht der Berliner Galerist Thomas Schulte ausführlich mit Daniel Völzke in Monopol: "Jetzt, da wir alle nicht mehr reisen konnten, haben viele von uns wichtige Gespräche geführt. Aber es fing früher an, bei mir mit einem Schlüsselerlebnis vor etwa einem Jahr, als ich zur Diskussion mit André Schmitz eingeladen war. Der ehemalige Berliner Kulturstaatssekretär hatte sich auf einen gemütlichen Abend eingestellt und sah sich dann extremen Attacken von mir ausgesetzt: Galerien werden ignoriert, kriegen kein Geld für Messen und präsentieren dabei die Stadt Berlin auf eigene Kosten in der Welt. Mit 40 Galerien stellen wir Berliner auf der Art Basel das zweitgrößte Kontingent. Mir ist dann aber am nächsten Tag aufgefallen, dass ich ihm so viel an den Kopf geschleudert habe, aber was kam eigentlich von ihm zurück? Ich dachte: du bist überhaupt nicht repräsentiert gewesen! Im Mai haben wir dann die Kulturstaatsministerin gefragt, ob wir von unserer Seite in dieser besonderen Zeit etwas tun können. Zusammengefasst lautete ihre Antwort: 'Macht euch wieder dialogfähig.' Auf einmal waren Gespräche möglich, die schon lange anstanden."
Der Kunstmarkt hat mit dem Instagram-Account cancelartgalleries seinen eignen Internetpranger, mit dem sich Marcius Woeller in der WeLT beschäftigt: "Es ist gut, dass eine prominente Galeristin in die Offensive geht, sich öffentlich verteidigt. Die Personen, die sich verletzt fühlen, kann man leider nicht befragen. Sie bleiben in der Anonymität. Das ist die Gefahr von Profilen wie "cancelartgalleries". Sie liegt nicht in der freien Meinungsäußerung, sondern in der Verschiebung der Balance in Richtung der Anklage. Diskreditierung kann nicht die Antwort auf das Gefühl sein, diskriminiert zu werden. Die moralisierende Projektion persönlicher Befindlichkeiten in den sozialen Medien kommt einem Machtmissbrauch gleich, der ja gerade kritisiert wird. Arbeits- und strafrechtliche Belange sollten vor einem legitimierten Gericht verhandelt werden, und nicht auf Instagram. Denn dass die Welt ausgerechnet von den Parallelwelten im Internet besser gemacht würde, dafür gibt es kein Anzeichen."
Anderer Meinung ist dagegen Aimee Dawson, die im Art Newspaper anlässlich des zehnten Geburtstags der Plattform feiert: "Bei den Veränderungen, die Instagram auf dem Kunstmarkt bewirkt, geht es jedoch nicht nur um Geld. Ein Anstieg des Aktivismus auf der Plattform kann durch anonyme Konten wie @cancelartgalleries und @herdsceneand beobachtet werden, die Vorfälle von Rassismus und Sexismus veröffentlichen, in der Hoffnung, problematisches Verhalten innerhalb der Branche aufzuzeigen und auszumerzen. Das ist eine Disruption, die wir alle unterstützen können." Diese Behauptung ist übrigens ein perfider rhetorischer Kniff, der alle ins Abseits stellt, die sich nicht mit der Autorin auf die Seite der gerechten Sache schlagen wollen.
Die Ausstellung mit fälschlicherweise Künstlern der russischen Avantgarde zugeschriebenen Werken aus dem Bestand des Kölner Ludwig-Museums stelle dem Kunsthandel ein verheerendes Zeugnis aus, urteilt Christiane Fricke im Handelsblatt: "Kunsthändler klagen über einen verseuchten Markt, auf dem sich keine angemessenen Preise mehr erzielen lassen. Dass es so weit kommen musste, daran tragen die Marktteilnehmer eine Mitschuld. Warum lassen sie nicht die Finger von fragwürdigen Werken? Was tragen sie zur Aufklärung bei? Wie verhindern sie den Handel mit suspekten Werken? Warum verbünden sie sich nicht mit Museen und Sammlern zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung? Hat der Handel sich nicht den Ast mitabgesägt, auf dem er sitzt?"
Der 50. Kunstkompass von Linde Rohr-Bongard bei Capital ist da: "Capital feiert zum 50. Mal die größten Künstler der Gegenwart. Aufsteigerin im diesjährigen Kunstkompass ist Katharina Grosse. Ungeschlagen an der Spitze bleibt Gerhard Richter - und das schon seit 17 Jahren in Folge." Auf den Plätzen Eins bis Drei im "Olymp" wie üblich: Warhol, Beuys, Polke. Trotzdem herzlichen Glückwunsch!
Hans-Kristian Hoejsgaard, bis vor kurzem Interims-CEO der MCH Group, wird neuer Chef des Auktionshauses Bonhams, meldet Angelica Villa im Art Market Monitor. Christian Mensch sieht in der Baseler bz einen möglichen Interessenkonflikt: "Was einerseits eine Auszeichnung für seine Expertise ist, könnte sich andererseits zum Interessenskonflikt auswachsen. Schliesslich ist naheliegend, dass Hoejsgaard die Nachfolge von Ueli Vischer als Verwaltungsratspräsident der MCH Group antreten könnte."