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International, aber konservativ hat Stephanie Dieckvoss die Frieze London und die Frieze Masters für das Handelsblatt erlebt: „Zu Gute kommt dem Standort London, dass sich hier Sammler aus ganz unterschiedlichen Ecken der Welt konzentrieren. Amerikaner sind erstaunlich viele vertreten. […] Auf der Frieze Masters geht es wohl leider wie immer ruhiger und langsamer zu; und man muss sich fragen, ob das Konzept einer großen Zweitmesse noch aufgeht. Die Stände mit Alter Kunst und Kunstgewerbe muss man fast suchen. Endlos erscheint die Flut der Blue-Chips von Künstlern aus der ganzen Welt.“
Ihre Frieze-Erfahrung bringt Gina Thomas in der FAZ auf den Punkt: „Die Energie, berichteten Händler, die auch auf der Art Basel gewesen sind, schwinge höher als dort; die Stimmung sei zuversichtlich, das Geschäft bei Werken bis zu einer halben Million Dollar laufe zügig. Das bisher übliche Gedränge hingegen wird durch die von der Organisation ergriffene Corona-Maßnahme eingeschränkt, den Eintritt zeitlich festzulegen. Die Eintrittspreise von bis zu 205 Pfund für beide Messen dürften ebenfalls ins Gewicht fallen.“
Bild gewordene Fahrstuhlmusik scheint Jonathan Jones vom Guardian vom Messebesuch vor allem im Gedächtnis geblieben zu sein: „Die Kunstwelt hat sich während der Pandemie mit sich selbst beschäftigt. Und sie hat festgestellt, dass Kunst mehr sein muss als nur Spaß und Lärm und Ruhm und Geld ... sie muss nachhaltig sein. Aber wie findet ein Kulturkreis, der jahrzehntelang die Oberflächlichkeit zelebriert hat, plötzlich sein inneres Licht? Auf den ersten Blick ist die Frieze vor Schock wie betäubt. Das erste, was einen begrüßt, ist eine beruhigende Installation abstrakter Gemälde in bonbonfarbenen Tönen, pulsierendem Orange, Lila, Limone. Diese Ruhepakete der Künstlerin Jennifer Guidi aus Los Angeles verbreiten gute Laune. Gagosian hat seine Hauptfläche auf der Frieze für diese positiv denkende Kunst zur Verfügung gestellt. Sie gibt den Ton an. Willkommen im Hotel Frieze, einem so schönen Ort.“
Vor welchen Herausforderungen die Frieze – und nicht nur sie – steht, fasst Scott Reyburn in der New York Times zusammen: „Doch sowohl die Art Basel als auch die Frieze London haben gezeigt, dass internationale Sammler ihre Langstreckenflüge reduziert haben und verstärkt online einkaufen. Wenn dies ein Vorgeschmack auf die Zukunft der Kunstwelt ist, dann müssen die Messen viel mehr bieten als nur eine Menge Händlerstände, um ein internationales Publikum persönlich anzulocken. 'Die Frieze ist immer noch eine sehr wichtige Messe', sagte Li Suqiao, ein in Peking ansässiger Sammler, der für eine Woche in London war. 'Man sieht verschiedene Arten von Kunst in vielen verschiedenen Medien, nicht nur Werke der großen Namen. Außerdem gibt es die Tate Modern und all die anderen Museen und Galerien sowie drei Auktionshäuser', fügt Li hinzu. 'Das einzige Problem ist, dass das chinesische Essen so schlecht ist'."
Frieze und 1-54 habe ich für den Tagesspiegel und Artmagazine besucht.
Reed schrumpft seine beiden Prestigemessen Fiac und Paris Photo, meldet Werner Remm bei Artmagazine: "Von den rund 600 Mitarbeiter:innen der beiden Messen sollen mit Jahresende 235 gekündigt werden. Ungeklärt ist vorerst, ob eine der beiden Leiterinnen der Messen, Jennifer Flay für die FIAC und Florence Bourgeois für die Paris Photo, ebenfalls ihres Postens enthoben werden soll."
Die Londoner Auktionen der Frieze Week mit ihren großen und kleinen Rekorden resümiert Angelica Villa für Artnews.Ob die exorbitanten Preise, die auf Londons Auktionen gerade vor allem aus Asien für sehr junge Künstler bezahlt wurden, auf Dauer Bestand haben werden, fragt Daniel Cassidy im Art Newspaper: „'Es gab eine Zeit, in der kunstkritischer Wert und Investitionswert untrennbar miteinander verbunden waren', sagte die Kunstberaterin Lisa Schiff gegenüber The Art Newspaper, 'das ist heute nicht mehr der Fall. Der Kunstmarkt wird immer mehr zu einer Fan-Ökonomie. Wenn man solche Preise für Künstler sieht, die noch ganz am Anfang stehen, ist das Werk mehr als alles andere eine handelbare Ware. Die Gebote richten sich danach, wer gerade im Trend ist. Man muss die Gespräche auf Discord oder Reddit verfolgen und dann spekulieren. Bei den Abendverkäufen, die einst die begehrtesten und am besten kuratierten Verkäufe waren, geht es heute eher darum, was sich am teuersten verkaufen lässt.'“
Den aufsehenerregendsten Zuschlag konnte wieder einmal Banksy verbuchen, wie in einer dpa-Meldung, unter anderem in der FAZ, nachzulesen ist :“Letztlich fällt der Hammer bei 16 Millionen Pfund (18,89 Millionen Euro), den Gesamtpreis inklusive Gebühren gibt Sotheby's mit 18,5 Millionen Pfund an – damit bringt das Bild so viel bei einer Auktion ein wie noch kein anderes Werk des Künstlers. Doch wie ist das zu erklären? Schließlich verfestigt sich der Gedanke, der Kunstmarkt eskaliere immer weiter – damit hätte der Brite Banksy, dessen wahre Identität noch immer unbekannt ist, das Gegenteil von dem ausgelöst, was er anscheinend bezweckt hatte. Der Schredder war nämlich als Kritik am Kunstmarkt gedacht, wie der laut Sotheby’s 1974 geborene Street-Art-Künstler kurz nach der Aktion auf seinem Instagram-Account darstellte. Doch stattdessen trug er zum Hype bei, benannte das Werk sogar um. 'Love is in the Bin', heißt das teilweise zerstörte Bild nun offiziell. Die Liebe ist im Eimer.“
So langsam sollte Kunstwelt die Herausforderung NFT vielleicht doch annehmen. Dem aktuellen Artprice-Report (komplett als PDF hier) zufolge finden sich unter den nach 1980 geborenen umsatzstärksten Künstlern (der von Artprice beobachteten Auktionshäuser) drei Vertreter (zwei Menschen und eine Firma) dieser Sparte: Beeple, Larva Labs und Mad Dog Jones. Auch überraschend: Zu den Top 100 aller zeitgenössischen Künstler steuert China mit 31 mehr bei als die USA mit 29.
Zwölf Kunsthandelsverbände, darunter der Kunsthändlerverband Deutschland e.V. (KD) geloben in einem Offenen Brief, aus dem Tom Seymour im Art Newspaper ausführlich zitiert, ein geschlossenes Vorgehen gegen den illegalen Handel mit Artefakten aus Afghanistan: "Der Kunsthandel muss alles in seiner Macht Stehende tun, um zu verhindern, dass illegale Kulturgüter aus Afghanistan auf den Markt gelangen. Zu diesem Zweck werden wir als Handelsverbände unsere Mitglieder und andere auf die damit verbundenen erhöhten Risiken aufmerksam machen. Wir werden die Strafverfolgungsbehörden weiterhin dabei unterstützen, Nachrichten über gestohlene und gehandelte Güter zu veröffentlichen, um zu verhindern, dass sie auf den Markt gelangen.“
Die neuesten Ideen europäischer Gesetzgeber listet Zacharias Mawick bei Weltkunst (kostenlose Anmeldung) auf: „Angesichts des grenzüberschreitenden Charakters des Kunsthandels und der steigenden Attraktivität Brüssels als Kunststandort nach dem Brexit werden Eigentumsfragen in Zukunft gelegentlich auch in Deutschland auf Grundlage dieser neuen Regeln beantwortet werden müssen.“
Christian Rosa, als Vertreter von Zombie Formalism oder Crapstraction vor einigen Jahren noch Liebling der Art Flipper, soll Gemälde von Raymond Pettibon gefälscht und damit einen mindestens sechsstelligen Betrag ergaunert haben, berichtet Ed Shanahan in der New York Times: „Herr Rosa, der laut Anklageschrift auch als Christian Rosa Weinberger bekannt ist, 'hat durch seine Fälschungen Käufer um Hunderttausende von Dollar betrogen und das Erbe eines New Yorker Künstlers aufs Spiel gesetzt', so Damian Williams, der US-Staatsanwalt in Manhattan, in einer Erklärung. Rosa, 43, lebte in Kalifornien, floh aber im Februar aus den Vereinigten Staaten und ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft weiterhin auf freiem Fuß. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis, wenn er im Hauptanklagepunkt verurteilt wird.“ Hintergründe aus Wien zu der Geschichte hat Olga Kronsteiner für den Standard recherchiert: „Der einst in der Wiener Szene auch für Pöbeleien und Exzesse bekannte Bad Boy setzte sich ab. Laut den Ermittlern habe er seine Liegenschaft in Kalifornien zwischenzeitlich verkauft und versucht, den Erlös ins Ausland zu transferieren. STANDARD-Informationen zufolge dürfte er sich in Europa befinden. Zuletzt soll er im Umfeld des Salone del Mobile im September in Mailand gesichtet worden sein.“
Amy Cappellazzo und Adam Chin, die 2016 ihre Beratungsfirma Art Agency, Partners, für 85 Millionen Dollar an Sotheby's verkauft hatten, gründen jetzt zusammen mit Yuki Terase nach ihrem Ausscheiden bei dem Auktionshaus Art Intelligence Global, „ein Kunstberatungsunternehmen, das darauf abzielt, den westlichen Kunstmarkt fest im Griff zu behalten und gleichzeitig vom scheinbar endlosen Marktwachstum in Asien zu profitieren“, meldet Daniel Cassidy im Art Newspaper.