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Schlägt der Kunstmarktplatz London den gleichen Weg ein wie Hongkong? Als Drehscheibe für für die Assetklasse Kunst funktioniert die britische Hauptstadt immer noch hervorragend, die Avantgarde wird jedoch woanders verhandelt. Diesen Eindruck vermittelt die Zusammenschau von Auktions- und Messeberichten der Frieze-Woche.
Den Trend, der die Frieze in den vergangenen Jahren kennzeichnet, bestätigt Patricia Grzonka bei Monopol: „Aber wer gedacht hätte, dass die Messestände der rund 120 Aussteller der diesjährigen Frieze London oder der Frieze Masters im Regent's Park vielleicht ein Moment der Verunsicherung wegen der weltweiten aktuellen Krisen zeigen würden, sieht sich getäuscht. Bunt, schrill und oft plakativ ist das Motto der Stunde, Neo-Pop-Art und tot geglaubter abstrakter Expressionismus sind aus der Versenkung zurück.“
Auch Gina Thomas ist in der FAZ leicht befremdet von dem Spektakel: „Auf der Frieze-Messe für zeitgenössi[s]che Kunst tummelten sich bei der Vorschau Mitglieder des Klubs der oberen Zehntausend und sogenannte VIPs wie eine wartende Frau, die bekannte, nicht zu wissen, wofür sie anstehe, vielleicht für eine Vorstellung oder ein Glas Champagner. Zwischen effekthascherischen Installationen, wie den eher in eine Meisterschaft für Riesengemüse passenden Lederkürbissen von Anthea Hamilton am Stand von Thomas Dane, drängten sich monumentale, frisch aus dem Atelier kommende Leinwände junger Künstler auf. Sie wirkten, als sei ein Kommando ausgegangen, dass in diesem Jahr die Malerei der letzte Schrei sei. Umso besser, wenn die Künstler weiblich und die Themen postkolonial sind.“
Vor allem auf die Umsätze blickt Stephanie Dieckvoss für das Handelsblatt: „Frieze Masters macht Rückschritte, vor allem was das Spektrum der Galerien betrifft. […] Fans von Design schauen sich gerne auf der separaten PAD in der Innenstadt um, wo eine starke Kaufatmosphäre vorherrscht. Auf der eigentlichen Frieze jedoch merkt man, warum die Messe wichtig ist. Hier sieht man, was die Museen schon heute kaufen wollen, um am Puls der Zeit zu sein. Und worum sich Sammler aus der ganzen Welt schlagen. Denn die sind in London vertreten – aus Asien, den USA, aber auch aus Europa.“
Die Londoner Auktionsergebnisse fasst ebenfalls Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt zusammen.
Die Auktionshäuser reagierten auf die Marktverschiebung Richtung Paris, beobachtet Bettina Wohlfarth in der FAZ vom 15. Oktober: „Dass nun auch Werke von Künstlern wie Francis Bacon, Andy Warhol oder Joan Mitchell in Paris versteigert werden und nicht in London oder New York, setzt Zeichen. Es sind zwar keine Hauptwerke mit höchsten Taxen, doch die Stadt an der Seine steigt unübersehbar im Kunstmarkt-Ranking auf. Zur ersten Ausgabe der Messe Paris+ par Art Basel haben die internationalen Auktionshäuser ein ehrgeiziges Programm zusammengestellt.“
Eine rhetorische Frage von Scott Reyburn im Art Newspaper genügt eigentlich, um vorherzusagen, ob London oder Paris die Herzen der Kunstsammler gewinnen wird: „London und Paris sind beides großartige Städte mit außerordentlich reichen Kunstszenen. Aber ist Großbritannien nach dem Brexit mit seiner schrumpfenden Wirtschaft, die von einer rücksichtslos extraktiven Form des neoliberalen Kapitalismus angetrieben wird, der liberale Werte und die von ihnen geförderte Kreativität verachtet, die Art von Ort, die Menschen, denen Kunst am Herzen liegt, besuchen wollen?“
Schlechte Zeiten für Kunstmessen: Um 20 bis 50 Prozent hätten sich die Produktionskosten erhöht, hat Kabir Jhala für das Art Newspaper recherchiert. Die Preise dürften sich wohl kaum an die Aussteller weiterreichen lassen.
Zwei Paukenschläge in Wien. Den Abgang des Direktors der Spark Art Fair meldet Olga Kronsteiner im Standard : „Gesichert ist, dass Renger van den Heuvel nicht länger als Geschäftsführer der Spark fungiert. Er wechselt in den Aufsichtsrat der Messe, tritt jedoch seine Anteile an der Gesellschaft ab. Über die Gründe für seinen Rückzug hält man sich offiziell bedeckt. Auffassungsunterschiede dürften jedoch überhandgenommen haben.“
Nach nur einem Jahr beendet Johann König unerwartet sein Gastspiel in Wien, meldet Katharina Rustler im Standard: „Überraschend dabei ist, dass nun von einem temporären 'Pop-up' gesprochen wird. Obwohl bis dato nie von einer zeitlichen Begrenzung die Rede war. Der Mediensprecher der Galerie entgegnet: 'König Wien war ein Pop-up-Projekt für ein Jahr.' Ähnliche Spaces habe es bereits in Tokio und in Monaco gegeben, der nächste sei in Mexiko geplant. Der Vertrag mit Galerieleiterin Katharina Abpurg war angeblich von Anfang an auf diesen Zeitraum beschränkt. Bei der Eröffnung vor einem Jahr wurde hingegen ein Programm mit jeweils vier Ausstellungen jährlich angepriesen.“ Nicole Scheyerer verweist in der FAZ auf den durchwachsenen Erfolg des Projekts: „Johann König schließt vorzeitig seine Wiener Dependance. Ein Jahr lang bespielte der Berliner Galerist einen Saal im Kleinen Haus der Kunst, einem zentral gelegenen Art-déco-Gebäude mit Restaurant. Ursprünglich war das Engagement an diesem Standort vis-à-vis der Secession für drei Jahre angekündigt worden. „Wien ist besser als Berlin“, lobte König noch 2021 die Heimatstadt seiner Mutter. Die lokale Szene reagierte indes schaumgebremst auf das Gastspiel. Vor allem Königs Partnerschaft mit dem Szenegastronomen Martin Ho stieß vielen unangenehm auf. Der Intimus von Ex-Kanzler Sebastian Kurz war wiederholt wegen illegaler Partys und Drogenverdachts in den Medien. “ Einige (unbeantwortete) Fragen hat Nina Schedlmayer im Handelsblatt: „Hatte sich der Standort als unattraktiv erwiesen? Oder bricht man deswegen die Zelte ab, weil Anfang 2022 der Umsatzsteuersatz für Kunst in Österreich von 5 Prozent wieder auf die 13 Prozent der Vor-Pandemiezeit angehoben wurde, wie manche mutmaßen? Letztlich muss eine Galerie, Kunstvermittlung hin oder her, eben doch Geld verdienen. Johann König selbst wollte mit dem 'Handelsblatt' darüber nicht sprechen. Er springt schon wieder weiter: Als nächstes eröffnet er einen Raum in Mexiko. So zumindest die Absichtserklärung.“
Museen sind in den USA in vieler Hinsicht eher Unternehmen als unseren staatlichen Institutionen. Entsprechend wird doch oft auch gehandelt, Gewerkschaften sind man nur ungern im eigenen Haus. Das Philadelphia Museum of Art zeigte in letzter Zeit die eher unschönen Seiten des Unternehmertums. Das renommierte Haus zahle seinem Top-Management rund 50 Prozent mehr als vergleichbare andere Häuser, während die Angestellten rund 30 Prozent weniger erhielten, so die Gewerkschaft. Bei einem Jahresbudget von 60 Millionen Dollar und einem Stiftungsvermögen von 600 Millionen Dollar war die Leitung nicht gewillt, den Forderungen mit einem Jahresvolumen von 300.000 Dollar nachzukommen. Ein 19-tägiger Streik war die Folge, über dessen Hintergründe Elaine Velie bei Hyperallergic informiert. Ich war anlässlich der Henri Matisse-Ausstellung für Artmagazine in Philadelphia.
Die Uffizien verklagen Jean Paul Gaultier, weil sein Unternehmen Sandro Botticellis „Geburt der Venus“ ohne Genehmigung auf Textilien gedruckt hat. In der Süddeutschen Zeitung umreißen Oliver Meiler und Tanja Rest den Fall.