Optionale Cookies erlauben?
Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.
Vom Swinging London und dem neuen Layout der Frieze ist Silke Hohmann von Monopol angetan: „Alle großen Namen nebeneinander zu platzieren, und zwar hinten, ist mutig, aber stimmig. Kann man doch gewiss sein, dass ohnehin jeder zu White Cube, zu Sadie Coles, Gagosian oder Ropac finden wird. Die Blue-Chip-Dealer wie David Zwirner oder Jay Jopling warteten nach der VIP-Eröffnung am Mittwochmorgen um elf dann auch fast eine halbe Stunde auf die Welle der Sammlerinnen und Sammler, unter ihnen internationale Größen wie Maja Hoffmann, Dakis Joannou und Patrizia Sandretto Re Rebaudengo, die entweder in den schmalen Verbindungsgängen zwischen den Zelten feststeckten, oder erst später in den weiter hinten liegenden Teil der Messe vordrangen. Vielleicht, weil sie sich bei "Focus" von der jungen Kunstszene fesseln ließen.“
Ein positives Fazit zieht Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt: „Überwiegend halten die Galerien am Konzept des Kunstobjekts fest. Das birgt weniger Risiko. Vor allem gibt es viel 'Handgemachtes', Geschichtsreflexion, Verarbeitung von individuellen und kollektiven Erinnerungen – ein Spiegel unserer Zeit. Die Messe hat sich gesundgeschrumpft und kehrt zu ihren Idealen, neue zeitgenössische Positionen bekannt zu machen, zurück. In der globalen Mischung gibt es viel Spannendes zu entdecken.“
Einen facettenreichen Übersichtsartikel zur Frieze-Woche haben Daniel Cassady und George Nelson für Artnews verfasst: „Ein Kunstberater, der anonym bleiben möchte, sagte gegenüber ARTnews, dass sich die diesjährige Messe für Werke im unteren bis mittleren Preissegment als positiv erweist, was auf die neu gestaltete Aufmachung zurückzuführen ist. [...] Die Verkäufe auf der Frieze haben die Erwartungen am ersten Tag vielleicht übertroffen, trotz der anhaltenden Schwarzmalerei über den Kunstmarkt, aber Sotheby's Abendverkauf zeitgenössischer Kunst an diesem Abend konnte nicht mit dieser Welle mithalten.“
Zwar sei sei der erste Tag der Frieze durchaus geschäftig gewesen, doch gebe es auch Schattenseiten, bemerkt Scott Reyburn in der New York Times: „Der Besucherandrang am Preview-Tag der Frieze London, einer Messe für zeitgenössische Kunst, war deutlich weniger hektisch als in den Vorjahren. 'Frieze ist eine solide Kunstmesse, aber Art Basel Paris hat eindeutig die Nase vorn', sagte Wendy Cromwell, eine in New York ansässige Kunstberaterin, die diesen Monat beide Messen besucht. Matthew Marks, David Kordansky, Casey Kaplan und Marianne Boesky, in den USA ansässige Händler, die regelmäßig auf der Frieze London ausstellten, waren in diesem Jahr bemerkenswerte Abwesende und entschieden sich stattdessen für eine Ausstellung in Paris.“
Von den gebotenen Inhalten ist Gina Thomas in der FAZ vom 12. Oktober nicht vollständig überzeugt: „Bei der Erneuerung folgt die Frieze der Strategie von Supermärkten, die Produkte umsortieren, damit Käufer auf der Suche nach ihren Lieblingsartikeln den Blick auch in andere Regale werfen. Im umgemodelten Eingangsareal stößt der Besucher zunächst auf zwei Solo-Präsentationen betont politischen Inhalts – das stärker kuratierte, jüngere oder übersehene Talente in den Blick nehmende Programm der Frieze setzt auf solche Beiträge. […] Dass diese Aussagen den prominentesten Platz am Eingang einnehmen und an vielen Ständen in klischeehaft antikolonialistischen, identitätspolitischen und feministischen Werken Widerhall finden, sagt einiges über die Schwerpunkte aus, die Frieze auch mit der ermüdend zeitgeistlichen Hervorhebung von Künstlerinnen von gestern und heute setzen will.“
Der Bericht von George Nelson von den Nebenschauplätzen der Frieze könnte genau so auch in der BUNTE erscheinen statt bei Artnews: „Für mehr Menschen als man denkt, ist Kunst auf der Frieze London zweitrangig – wie auf jeder großen Kunstmesse. Jeder, der angesagt ist oder sein möchte, kommt an den VIP-Tagen, um Kunst zu sehen und gesehen zu werden, bevor er abends bei Galeriedinners, Partys und After-Partys mitmischt. Die Szene zieht, wie die Art Basel Miami Beach im Dezember, auch eine ganze Reihe von Prominenten an. Bill Murray, Mickey Rourke, FKA Twigs, Benedict Cumberbatch und Tom Ford waren nur einige der bekannten Namen, die die Gänge der Messe zierten.“
Der wenig instruktive Beitrag von Heidi Bürklin zu beiden Frieze-Messen für die WeLT sei hier erwähnt, da er (noch?) frei zugänglich und nicht hinter der Paywall ist.
Kaum ein Journalist macht sich noch die Mühe, auch die Satellitenmessen zu besuchen. Daher an dieser Stelle nur eine „Best Booth“-Liste der 1-54 von Emi Eleode bei Artnews.
Das Kratzen an den unteren Schätzpreissummen scheint man in London schon als Erfolg zu verbuchen, legt die Überschrift des Nachberichts von Anne Reimers in der FAZ nahe: „Ein Hauch von Optimismus weht durch die Auktionssäle“. Dabei tut sie den Auktionshäusern noch den Gefallen, das Aufgeld aus den Ergebnissen nicht herauszurechnen, obwohl es in den kommunizierten Schätzpreissummen nicht enthalten ist. Auch Stephanie Dieckvoss gibt im Handelsblatt Entwarnung, nachdem sie im Detail auf die Schwäche der einzelnen Versteigerungen hingewiesen hat: „Aus den Auktionen kann man verschiedene Schlüsse ziehen. Der Hype um die ganz Jungen ist komplett weg; das heißt, dass auch die Preisspekulationen um sie hoffentlich langfristig vorbei sind. Das tut vor allem den Künstlern und Galerien gut. Gute Preise erzielen Verkäufe vor allem im mittleren Segment mit etablierten Namen, sei es aus der Moderne oder der zeitgenössischen Kunst. Solide, nach unten revidierte Schätzungen helfen, Kunst zu verkaufen, Künstlerrekorde aber kommen nur noch selten vor. Auf der anderen Seite können liquide Käufer für moderate Preise gute Kunst kaufen. Allerdings muss man genau hinschauen, was man will. Die Zeiten, in denen man den Auktionswochen trauen konnte, sind vorbei. Die Angebote der Häuser unterscheiden sich zunehmend. Die Londoner Auktionen haben den Markt beruhigt. Man kann nur hoffen, dass es so weitergeht.“ Colin Gleadell weist hingegen bei Artnet (Paywall) auf das offensichtliche Downsizing hin: „Der Druck, im Juni große Auktionen in London zu veranstalten (den Christie's weitgehend umgangen hat), war zweifellos ein Faktor für das schwächere Ergebnis [von Sotheby's], ebenso wie die Konkurrenz um das Angebot (und die Aufmerksamkeit der Sammler) durch Marktveranstaltungen in Paris, Hongkong und New York. Die begrenzte Anzahl der Garantien könnte ein Zeichen dafür sein, dass Sotheby's die Zügel anzieht. Es gab nur sechs Garantien mit einer niedrigen Schätzung von insgesamt 13,6 Millionen Pfund (17,7 Millionen Dollar) - ein Drittel des Auktionswerts, verglichen mit fast drei Vierteln bei Christie's am Mittwoch.“
Eine Beuys-Auktion in Paris ist Teil eines größeren Trends, folgt man Bettina Wohlfarth in der FAZ: „Dass am 17. Oktober ein außergewöhnliches Ensemble des deutschen Aktionskünstlers bei Sotheby’s in Paris unter den Hammer kommt, bestätigt das wachsende Prestige der Stadt an der Seine als europäische Kunstkapitale. Die 27 Arbeiten aus der Sammlung von Jörg Schellmann hätten auch eine Woche früher in London, parallel zur derzeit dort stattfindenden Frieze-Messe, auktioniert werden können. Sotheby’s hat sich stattdessen mit dem Sammler dafür entschieden, sie zur Messe Art Basel Paris anzubieten. Dann werden Vertreter der großen europäischen, amerikanischen und asiatischen Museumsinstitutionen in der französischen Hauptstadt erwartet. Gerade sie sollen laut Sotheby’s mit der Auktion angesprochen werden.“
Nur gedämpfte Hoffnung hegt Boris Pofalla für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in der WeLT: „Die Sprache der Reformer ist souverän und bürokratiegestählt. Doch eins ist klar: Die Ertüchtigung der SPK hängt von wichtigen zwei Faktoren ab, die weder Hermann Parzinger noch seine Nachfolgerin Marion Ackermann kontrollieren können. Das dringend notwendige Geld muss der Bundestag erst noch beschließen. Und die 2000 Angestellten im öffentlichen Dienst, die das Riesenschiff am Laufen halten, sie muss man mitnehmen auf der Reise in die schöne neue Welt. Gegen ihren Willen passiert nichts, da ist die Mitbestimmung vor, auch keine Etablierung von 'Werkzeugen der Prozessbeschleunigung' oder die gewünschte 'verbesserte Serviceorientierung'. Die Reform der SPK ist nicht zuletzt auch eine ihrer Betriebskultur, und die kann nicht verordnet werden. Kein Befreiungsschlag also, ein Prozess.“
In die endlos scheinende Diskussion um eine gangbare Regelung zum Umgang mit Raubkunst ist Bewegung gekommen. Christiane Fricke fasst im Handelsblatt zusammen: „Am 9. Oktober 2024 haben sich Bund, Länder und Kommunen in einem sogenannten Verwaltungsabkommen auf die Einrichtung einer Schiedsgerichtsbarkeit für NS-Raubkunst verständigt. Die neue 'Schiedsgericht NS-Raubkunst' genannte Konstruktion soll – anders als ihre Vorgängerin, die 'Beratende Kommission' – einseitig, also auch von nur einer Partei angerufen werden und rechtsverbindliche Entscheidungen treffen. Damit erhalten Erben beraubter jüdischer Sammler erstmals in Deutschland einen echten Rechtsanspruch auf Kulturgut in öffentlichem Besitz, das ihnen verfolgungsbedingt abhandenkam. […] Der Schiedsspruch, mit dem ein Verfahren endet, kommt denn auch einem staatlichen Gerichtsurteil gleich. Allerdings schließt er ein weiteres Verfahren, etwa vor staatlichen Gerichten, aus. Nur wenn schwerste Fehler gemacht wurden, kann der Schiedsspruch durch das zuständige Oberlandesgericht auf Antrag überprüft werden.“
Das Kunsthaus Zürich beheimatet nicht nur die fragwürdige Sammlung Bührle, sondern auch das Gegenteil. Ein Nachruf von Thomas Ribi auf den jüdischen Sammler Werner Merzbacher in der NZZ: „Als Kind entkam er den Nazis, er überlebte in der Schweiz und hat dem Kunsthaus das beliebteste Kunstwerk der Sammlung geschenkt: Werner Merzbacher ist 96-jährig gestorben.“