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Ganz oben angekommen sieht Bettina Wolfarth die Pariser Fiac in der FAZ vom 20. Oktober: "Wenn das Konzept einer Messe stimmig ist, sollte es so bleiben. Zur 45. Ausgabe gibt es nur minimale Veränderungen; Ihren Platz im Dreiergespann der einflussreichsten Messen für zeitgenössische Kunst und Nachkriegsmoderne kann die Fiac neben der Art Basel und der Londoner Frieze behaupten."
Einen Trend zur Zwei-Künstler-Koje versucht Gareth Harris für das Art Newspaper auf der Fiac auszumachen. Immerhin elf der 195 teilnehmenden Galerien hätten sich für diese Präsentationsform entschieden. Daraus einen Trend zu lesen, scheint gewagt.Die zitierten Galeristen argumentieren inhaltlich. Risikominimierung dürfte jedoch auch eine Rolle spielen. Während die Accrochage im Aufmerksamkeitswettbewerb des Messegewimmels keine Pluspunkte sammelt, setzt die Solopräsentation alles auf eine Karte. Zwei Positionen erlauben hingegen eine gewisse inhaltliche Vertiefung, sprechen potentiell aber mehr Sammler an.
Olga Grimm-Weissert stolpert in ihrem Messebericht für das Handelsblatt vom 19. Oktober über Details im öffentlichen Raum: "Das hinterlistige Künstlerduo Elmgreen & Dragset, das gerne provokant Möbel oder Badinstallationen zu Skulpturen umformt, enttäuscht schlichtweg. Wo Juweliere, Luxusboutiquen und Finanzunternehmen den Duft von Reichtum verbreiten und vom anliegenden Justizministerium scharf überwacht werden, stolpert man über rotbraune Bronzeobjekte. Einen Moment lang denkt man an Hundekot; die Bronzen entpuppen sich jedoch als biedere Seesterne, bekanntlich Geschöpfe ohne Gehirn. Die Schweizer Privatbank Mirabaud dient als Mäzen für die Herstellung dieser hirnlosen Schöpfung, ein Luxushotel hat sie bereits im Vorfeld angekauft. Der Galerist Emmanuel Perrotin zeigt gerade in Paris neue Arbeiten des Duos und reibt sich die Hände."
Währenddessen bemühen sich die Münchener Herbstmessen um ein regionales Publikum, jedoch gleichwohl um internationales Niveau, wie Brita Sachs für die FAZ vom 20. Oktober berichtet: "Die Highlights-Messe hat es nicht leicht, seit sie in der Terminzange ist zwischen der Londoner Frieze Masters und der New Yorker Ausgabe von Tefaf. Nicht wenige Händler, die zum weltläufigen Flair früherer Ausgaben beigetragen hatten, lassen eher eine kleine feine Boutiquemesse aus als die großen Renommierschauen."
Ihre Münchener Kollegin Dorothea Baumer ist da in der Süddeutschen Zeitung zuversichtlich: "Sie war schon fast auf eine Schwundstufe abgemagert, hat aber in diesem Jahr neuen Glanz gewonnen: mit dem Rückkehrer Röbbig, der Münchner Weltfirma für frühe Porzellane; mit dem neugewonnenen Spezialisten für Goldschmiedewerke und Kunstkammerstücke, Dario Ghio aus Monte Carlo; und mit dem erst zum zweiten Mal teilnehmenden Senger aus Bamberg. So lässt sich dann auch eher verschmerzen, dass die Münchner Firmen Böhler, Kunstkammer Laue, und Daxer & Marschall, die in den nächsten Tagen auf der Tefaf in New York zu Gast sind, für die Messe verloren sind."
Die älteste Kunst- und Antiquitätenmesse Münchens sieht Susanne Schreiber im Handelsblatt vom 19. Oktober auf einem guten Weg: "Wie schon bei der Übersiedlung vom Nockherberg in den Postpalast zu beobachten, steigt der Anspruch an Präsentation und Qualität abermals. Mit den Sammelgebieten Asiatika, Möbel, Silber, Schmuck, Jugendstil, Volkskunst, mit Teppichen, Alter Kunst und Klassischer Moderne ist das Spektrum so breit wie in keiner der anderen beiden zeitgleich stattfindenden Kunstmessen. Anspruchsvollerer Standbau macht den Rundgang durch 66 Stände weitgehend zum Vergnügen für Entdecker."
Wie sich die Kunst Zürich als Gegenmodell zur übermächtigen Nachbarin Art Basel zu behaupten versucht, erkundet Hubertus Adam für die NZZ: "Das weiss auch Messeleiterin Evelyne Fenner, die die 'KunstZürich' 1994 aus der Taufe gehoben hat. Aber geringere Grösse kann auch Vorteile bringen. Während die Art Basel mit ihrem schier nicht zu bewältigenden Ausstellungsmarathon die weniger messeerfahrenen Besucher ratlos zurücklässt und die professionellen Messegänger stresst, bleibt das Angebot in den ABB-Hallen in Zürich Oerlikon überschaubar. Zudem zeigt sich die 'Kunst Zürich' weniger elitär, weniger hochpreisig, weniger international, auch weniger exquisit, was in der Vergangenheit immer wieder Anlass zu Kritik gegeben hat. Dabei steht letztlich ausser Frage, dass es neben den internationalen Hotspots des Markts für zeitgenössische Kunst auch Messen von eher regionaler oder lokaler Strahlkraft braucht. Denn das Publikum besteht nicht allein aus finanzkräftigen Jetsettern. So versteht Fenner ihre Messe vor allem als Einladung an die Zürcher Bevölkerung."
Das Für und Wider von Kunstpreisdatenbanken erörtert Nina Schedlmayer in der ZEIT vom 18. Oktober: "Für Käufer und Interessierte bieten Datenbanken wie Artprice oder Artnet mehr Zahlenmaterial: Sie listen Auktionsergebnisse auf. Die Gebühren für eine Auskunft können ziemlich teuer werden. [...] Gerade bei Gegenwartskunst jüngeren Datums spiegeln Hammerpreise und Schätzwerte von Auktionshäusern zudem nur sehr bedingt wider, welche Summen Käufer in Galerien für Werke eines bestimmten Künstlers ausgeben müssen. Bei deren Einschätzung sollten sie sich nicht zu sehr auf Auktions-Datenbanken verlassen." Dass die aus solchen Datenbanken generierten Statistiken mit Vorsicht zu genießen sind, versuche ich in derselben Ausgabe der ZEIT zu zeigen: "Würde man statt des Durchschnitts den Median ermitteln, ergäbe sich ein realistischerer Wert für Kunstwerke in der EU. Die Extreme aus London fielen so kaum ins Gewicht. Was aber die Statistik nicht vermag, wird künftig wohl der Brexit übernehmen."
Wenn Marktkünstler sich als Diven gerieren: Jeff Koons beherrscht die Kunst der Umsatzmaximierung wie kaum einer seiner Kollegen und bedient eine Klientel, die ihr Geld mit Geld gemacht hat, das sie wiederum in Kunst investiert. Doch anscheinend weigert sich Koons (oder sein Galerist Larry Gagosian), sich an die in Finanzkreisen üblichen Regeln zu halten und lässt die Herrschaften warten. Der Streit ist schon seit längerem anhängig. Jetzt habe Gagosian einen der klagenden Käufer beschieden, man könne einen Perfektionisten nicht drängen, berichtet Eileen Kinsella bei Artnet. Damit befindet sich der Künstler in guter Gesellschaft: Schon Leonardo und Tizian ließen ihre Auftraggeber mitunter jahrelang auf Bestellte und bezahlte Kunstwerke jahrelang warten.
Warum sich ausgerechnet der Kunstmarkt für Verbrecher so interessant sei, fragt etwas reißerisch die FAZ vom 21. Oktober, um im so angekündigten Interview mit dem Kunstdetektiv Arthur Brand darauf Antwort zu geben. Stattdessen behauptet dieser: "Zunehmend machen sich Terrororganisationen wie der sogenannte Islamische Staat die Mechanismen dieses Marktes zunutze. Sie bringen zum Beispiel wertvolle Antiquitäten aus Syrien über die Türkei nach Deutschland. Das sind teilweise die gleichen Wege, über die der Drogenhandel abläuft. Die Antiquitäten landen über einen Mittelsmann in einem Auktionshaus. Als Herkunftsangabe denkt man sich Folgendes aus: aus dem Besitz einer alten belgischen Familie oder etwas in der Art. Dann findet eine fingierte Auktion statt: Ein Bekannter des Mittelsmannes - sagen wir ein amerikanischer Kunsthändler - kauft die Antiquitäten. Alle, auch das Auktionshaus, wissen Bescheid. Der Amerikaner verkauft die Kunst dann als einwandfreie Ware an seine Kunden weiter und teilt sich das Geld mit den Mitwissern. So wird zu Unrecht erworbene Kunst gewissermaßen reingewaschen." Außerdem erfahren wir, dass der Experte das ZDF bei einer Krimiserie beraten hat, in der es um illegalen Kunsthandel geht und die just am Erscheinungstag des Interviews angelaufen ist.
"Einen kleinen Knall" bescheinigt Henrik Hanstein im Interview mit Jörg Häntzschel für die Süddeutsche Zeitung vom 17. Oktober Sammlern, die sich für Objekte wie den Schrumpfkopf interessieren, den sein Kunsthaus Lempertz anbietet. Das findet Rose-Maria Gropp in der FAZ vom 20. Oktober "nicht wirklich sensibel seinen Kunden gegenüber". Sie gesteht dem Auktionator jedoch zu: "Kühl kalkulierend recht hat er natürlich, wenn er generell die koloniale Herkunft, wo sie für Objekte in einer solchen Versteigerung belegt ist, als Nachweis der Authentizität betrachtet. Und noch mehr recht hat Hanstein, wenn er, wohl ohne postkolonialen Zynismus, am Ende vorschlägt, es solle doch 'etwas wie das Pariser Musée du Quai Branly in Afrika' gebaut und aus Europa bestückt werden."
Teile der Sammlung von Bernhard Schultz, Gesicht und Herz der Berliner Villa Grisebach werden zugunsten eines Exilmuseums versteigert. Eine Zusammenfassung unter Weglassung der unschönen Details rund um den möglichen Standort liefert dpa, nachzulesen unter anderem in Monopol.
Einen Blick ins Ruinen-Lager der AXA Art bietet kurzer Film von Reuters, zu sehen unter anderem bei der Süddeutschen Zeitung.