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Kobels Kunstwoche

Kunstmesse auf Ägyptisch: Collateral Event zur Art d'Egypte; Foto Stefan Kobel
Kunstmesse auf Ägyptisch: Collateral Event zur Art d'Egypte; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 44 2019

Der Skandal um den Berliner Galeristen XXX wird immer bunter. Und immer wieder werden die Gerhard Richter-Experten Hubertus Butin und Dietmar Elger befragt, die wahrscheinlich noch nie so viele Interviews gegeben haben.

Christiane Meixner versucht für den Tagesspiegel, die Affäre um einen doppelten Richter zu erhellen: "Dietmar Elger, der Leiter des Archivs, kennt nicht nur das Original aus dem Jahr 1989. Er hat das Werk mit dem Titel 'Abstraktes Bild (705-2)' selbst vor fünf Jahren in einer Galerie hängen sehen: in der Ausstellung 'Abstract Illusion' bei XXX in der Charlottenburger XXXstraße. Im Frühjahr 2015 nahm die Galerie es dann mit auf die Kölner Kunstmesse Art Cologne und verkaufte es dort an einen bis heute unbekannten Sammler."

Dass beide Richter-Gemälde - das gefälschte wie das echte - über die Galerie gelaufen sein sollen, macht Erklärungsversuche wirklich schwierig.

Jörg Häntzschel beschäftigt sich in der Süddeutschen Zeitung mit der Frage, wie jemand auf die Idee kommt, ausgerechnet ein "Abstraktes Bild" zu fälschen: "Deshalb galt es 'bisher als unmöglich, ein abstraktes, mit der Rakel hergestelltes Bild nach einem bestehenden Vorbild nachzuahmen', so Butin. Statt die Rakel zu benützen hat der Fälscher den Rakel-Effekt mit dem Pinsel imitiert - und das, so Elger, recht überzeugend."

Über die Herkunft der Fälschung stellt Rose-Maria Gropp in der FAZ Mutmaßungen an: "Angesichts seiner Aktivitäten in Asien mag man auf die Idee kommen, dass die Richter-Fälschung in China hergestellt worden sein könnte. Schon vor gut zehn Jahren wurde die südchinesische Malerkolonie Dafen bekannt, die den Weltmarkt mit Kopien praktisch jeglicher Couleur bedient, angeblich auch nachgemachten Richter-Werken."

In der WELT geht Swantje Karich noch ein wenig über den bisher bekannten Ermittlungsstand hinaus: "Was wissen wir: Sein Umfeld beschreibt seine Galeriearbeit und den Umgang mit Mitarbeitern als durchaus schonungslos. Niemand will ausschließen, dass dort nicht auch mal Schwarzgeld über den Tisch ging. Man darf sich schon fragen, warum manche Kunsthändler immer wieder die Politik für sich einnehmen. XXX habe eine Gabe, Menschen für sich einzunehmen, zu verkaufen. Das kommt einem irgendwie bekannt vor: Wolfgang Beltracchi, Helge Achenbach ..."

Zum Anlass für eine Generalabrechnung mit Kunstmarkt nimmt Andreas Kopietz den Fall in der Berliner Zeitung: "Zudem wird gegen den Galeristen wegen Urkundenfälschung ermittelt, weil er den Käufer mit gefälschten E-Mails aus London getäuscht haben soll. Das ist der jüngste Fall großer und kleiner mutmaßlicher und erwiesener Betrügereien im Kunstbetrieb - welcher so bunt wie undurchsichtig ist. Ganoven nutzen die Ahnungslosigkeit ihrer Kunden. Im Januar beschlagnahmte die Polizei in einem Auktionshaus in Pankow drei Aquarelle, die angeblich von Adolf Hitler gemalt wurden." Von da geht es über die "Hitler-Pferde" und Beltracchi bis hin zu Künstlern, die trotz Vertrags an ihrer Galerie vorbei direkt an Sammler verkaufen. Wie sich Klein Erna halt die Kunstwelt so vorstellt.

Dabei dürften im aktuellen Fall gerade die von der Galerie vertretenen Künstler zu den größten Leidtragenden gehören. Denn unter Umständen gehen nicht nur ihre ausstehenden Anteile an Verkaufserlösen, sondern auch von der Galerie verwahrte Kunstwerke in die Insolvenzmasse ein.

Die Erfolgsgeschichte von Goldrausch, einer Berliner Initiative zur Professionalisierung von Künstlerinnern, erzählt Kito Nedo in der Süddeutschen Zeitung: "Gegründet wurde Goldrausch 1989 aus dem Geist der Institutionskritik und im Zuge der Bewegung zur ökonomischen Selbstermächtigung von Frauen. Dieser kritischen Tradition ist das unabhängige berufliche Weiterbildungsprojekt für Bildende Künstlerinnen bis heute verpflichtet. Dazu gehört etwa auch, dass der Erfolgsbegriff nicht nur auf den Markt bezogen wird. 'Erfolg hat viele Gesichter' sagt die Projektkoordinatorin Kira Dell, die die 'Hydra'-Ausstellung kokuratiert hat. Deshalb wird auf die Vermittlung von Standardrezepten verzichtet. Die Betonung liegt hingegen auf dem Austausch untereinander und der Etablierung von Netzwerken, die nachhaltig tragen."

Der im Louvre in der Leonardo-Ausstellung nicht zu sehende Salvator Mundi ist für Bettina Wolfarth in der FAZ vom 26. Oktober Ausgangspunkt zu einigen Überlegungen über den da Vinci-Markt: "Noch an keinem anderen, durch eine Auktion gegangenen Kunstwerk ist die intime Verschränkung von Expertenwesen, Markt und Museum so dramatisch deutlich geworden. Diese Allianz entscheidet, wo die eindeutigen Belege für eine Zuschreibung fehlen, nicht bloß über die Zugehörigkeit zu einem Œuvre. Sie entscheidet über ein paar hundert Millionen Dollar."

Die in der letzten Woche hier erwähnte bizarre Erdogan-Fanpost des Contemporary Istanbul-Eigentümers Ali Güreli könnte nach Einschätzung von Ingo Arend in der Süddeutschen Zeitung einen Schaden angerichtet haben, der weit über die Messe hinaus reicht: "Die CI mag klein und qualitativ durchwachsen sein. Angesichts des zunehmenden Drucks auf Kunst und Kultur in der Türkei ist sie in den letzten Jahren dennoch zu einer der wenigen Plattformen für freie Geister und modernen Lebensstil geworden. Der aktuelle Eklat hat grundsätzliche Bedeutung. Am Beispiel eines selbsterklärten Kunstfreundes zeigt er, dass die Beschäftigung mit Kunst womöglich doch nicht zwingend pazifiziert."

Die Art Taipei mag nicht gleiche Außenwirkung haben wie die neue Taipei Dangdei, die zum Kunstmessenkonglomerat um Sandy Angus (u.a. Art Düsseldorf) gehört. Doch das Ausbleiben der Festlandchinesen aufgrund politischer Restriktionen, von dem Lisa Movius im Art Newspaper berichtet, dürfte nicht nur sie betreffen.

Den Wandel des Markts für Porzellan beschreibt Sabine Spindler im Handelsblatt anhand der hundertjährigen Geschichte des Porzellanhandels Langeloh aus Weinheim, der seit drei Generationen von Frauen geführt wird.

Die so akribische wie spannende Aufarbeitung der deutsch-russischen Beutekunstgeschichte durch eine neue Studie stellt Kerstin Holm in der FAZ vor: "Diese Lücke wird nun am Beispiel der Zarenschlösser bei Leningrad sowie der nordwestrussischen Städte Novgorod und Pskov durch eine von der Kulturstiftung der Länder und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz herausgegebenen Studie geschlossen, die nicht nur die Dramen von Okkupation, Plünderung, Evakuierung an bisher unbekanntem Material rekonstruiert, sondern auch wichtige Akteure auf beiden Seiten anhand von persönlichen Aufzeichnungen und Briefen vorstellt."

Nicht nur in Europa droht mit der neuen EU-Geldwäscherichtlinie Ungemach für den Kunsthandel. In den USA habe mit HR 2514 gerade eine neue anti-money laundering bill (AML) die erste parlamentarische Hürde genommen, berichten Wallace Ludel und Margaret Carrigan im Art Newspaper . Das Gesetz ist gleichzeitig weniger umfassend und noch hanebüchener als die das europäische Regelwerk, denn es solle lediglich den Antiquitätenhandel mit Objekten betreffen, die über 100 Jahre alt sind. Das betreffe gerade einmal ein Prozent des Marktvolumens in den den USA, so der Artikel.

Glatt um das Vierfache hat eine Auktion bei Sotheby's in Paris mit Arbeiten des Designer-Paars Claude und François-Xavier Lalanne die Schätzpreissumme überschritten und umgerechnet 101 Millionen US-Dollar erlöst, berichtet Christy Kuesel bei Artsy.

Die Marktkarriere von Za Wou-Ki zeichnet Christy Kuesel bei Artsy nach. Den aktuellen Boom erklärt sie mit der kürzlich erfolgten Gerichtsentscheidung zur Nachlassregelung.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung