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Kobels Kunstwoche

Gutes Geschäft: Warhol-Drop von MSCHF; Screenshot
Gutes Geschäft: Warhol-Drop von MSCHF; Screenshot
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 44 2021

Art Basel gehackt! In einer Email informiert die Messe über ein Sicherheitsleck, durch das Angreifer möglicherweise Kundendaten herausgetragen haben. Der Angriff ist zwar kein ausgesprochener Kompetenzbeweis der Schweizer, aber wenigstens gehen sie damit einigermaßen offen um.

Die Art Basel verstärkt ihre Aktivitäten in Asien, meldet Lisa Movius im Art Newspaper: „Die Art Basel hat angekündigt, dass sie ab der nächsten Ausgabe im Januar (15. bis 23. Januar) mit der regionalen Messe S.E.A. Focus in Singapur zusammenarbeiten wird. Wie bei der Partnerschaft mit der Art Week Tokyo im nächsten Monat (4. bis 7. November) wird die Rolle der Art Basel darin bestehen, ihnen zu helfen und 'die Hand zu halten', so Adeline Ooi, Direktorin der Art Basel für Asien. 'Es sind ihre Veranstaltungen, aber wir können unsere Erfahrungen teilen, sie anleiten und beraten'. Ooi betont, dass die neuen Kooperationen in keiner Weise das Engagement der Art Basel für die Art Basel in Hongkong schwächen. 'Nein, wir ziehen nicht um. Es gibt keine Art Basel Singapur' oder Seoul oder Shenzhen in Planung.“

Spätestens mit der Bekanntgabe eines Frieze-Ablegers in Seoul ist die süd-koreanische Hauptstadt Seoul ins Rampenlicht gerückt. Die Entwicklung dort beschreibt Reena Devi im Art Newspaper: „Es gibt unweigerlich Bedenken, dass sich die Ausbreitung internationaler Galerien negativ auf die lokale Galerieszene auswirkt. Der in Hongkong ansässige Kunsthändler Pascal de Sarthe, der seit den 1980er Jahren häufig nach Südkorea reist, sagt: 'Die meisten Galerien, die in verschiedenen Ländern Filialen eröffnen, sind nicht auf die lokale zeitgenössische Kunstszene aus. Vielmehr geht es ihnen darum, ihre eigenen Künstler zu fördern und Zugang zu neuen lokalen Käufern zu bekommen'. [Gladstone-Direktor Heejin] Park ist jedoch der Meinung, dass die internationale Zuwanderung von Vorteil ist, denn 'die lokalen Galerien müssen aufwachen und lernen, mit dem richtigen Leben zurechtzukommen und den Marktwandel zu überleben'.“

Der traditionsreiche Kunstkompass von Linde Rohr-Bongard ist bei Capital erschienen. Überraschungen gibt es wenige. Den Olymp führt sitzt wie vor Joseph Beuys vor, im Beuys-Jahr weniger verwunderlich denn je. „Auch in diesem Jahr führt seit nunmehr 18 Jahren der Kölner Meistermaler Gerhard Richter unangefochten das internationale Ranking an. Mit einem nicht einholbaren Vorsprung von 35 500 Ruhmespunkten gegenüber dem weltweit umworbenen, amerikanischen Bildhauer, Installations- und Performancekünstler Bruce Nauman. Die Nachfrage nach Richters facettenreichem Werk, das sich jeder Etikettierung entzieht, reißt nicht ab. Auch die weiteren Top10-Positionen im aktuellen Kunstkompass 2021 sind unverändert. Ein Beweis mehr für die Stabilität des Kunstkompasses. Lediglich dem deutschen Farbmagier und Beuys-Schüler Imi Knoebel gelang es mit der verstärkten Nachfrage für seine experimentelle Malerei im internationalen Ausstellungskarussell, seine Position auf den zehnten Platz zu verbessern.“ Imi Knoebel. Auf Platz Zehn. Weltweit. Von den Top Ten stammen übrigens acht aus dem deutschsprachigen Raum oder leben dort. Bei den Stars von morgen führt Yayoi Kusama. Vielleicht wäre es an der Zeit, die Methodik, die Gewichtung oder zumindest die Auswahl der berücksichtigten Institutionen zu überdenken.

Beeple macht jetzt auch Kunst. Eine 3D-Computeranimation (mit NFT) in einem sich drehenden Glaskasten soll ihn wohl endgültig in den Kunst-Olymp heben. Shanti Escalante-De Mattei zitiert den Künstler bei Artnews: „In einer Erklärung sagte Wikelmann, er freue sich über die Gelegenheit, das Potenzial von Werken, die digitale und physische Materialien kombinieren, voll auszuloten. 'Während ein traditionelles Kunstwerk eher einer endlichen Aussage gleicht, eingefroren in dem Moment, in dem es fertiggestellt wurde', fügte er hinzu, 'gleicht dieses Kunstwerk durch seine einzigartige Fähigkeit, aktualisiert zu werden, eher einer fortlaufenden Konversation'.“ Wenn sich schon jemand gefunden hat, der für Beeples berühmtes JPG knapp 70 Millionen Dollar gezahlt hat, sollte es für Christie's nicht allzu schwer sein, für „Human One“ die erwarteten 15 Millionen zu erzielen.

Man nehme eine relative preiswerte (20.000 Dollar) Zeichnung von Andy Warhol, fertige davon 999 Kopien, mische die Zeichnung darunter und „droppe“ den ganzen Stapel zu je 250 Dollar das Blatt. Die angebliche Systemkritik nimmt Till Briegleb dem hinter dem Marketing-Stunt steckenden Kunstkollektiv in der Süddeutschen Zeitung jedoch nicht ab: „Denn 1000 mal 250 sind 250 000 Dollar, die MSCHF mit dem Verkauf einnimmt. Was für ein Gewinn für die angeblich kapitalismuskritische Kapitalismus-Volte, mit der MSCHF 'die Kette des Vertrauens' endgültig zerschmettern will, auf der die Gewinne mit 'Originalen' im Kunstmarkt basieren. Denn, so MSCHFs Chief creative officer, Lukas Bentel, gegenüber CNN: 'Für die Mehrheit der vermögenden Privatpersonen, die Kunst sammeln, geht es nicht um den ästhetischen Wert, sondern nur um den Investitionswert.' Aber hat MSCHF so die Kunst als Spekulationsobjekt abgeschafft? Da darf man doch gehörige Zweifel haben.“

Mit Eike Schmidt, dem Direktor des Uffizien in Florenz, habe ich für das Handelsblatt darüber gesprochen, welche Möglichkeiten NFTs für Museen eröffnen können und wo ihre Grenzen liegen.

Es gebe eine einfache Begründung dafür, dass Sotheby's die Kunstwerke des MGM Casinos in Las Vegas trotz des finanziellen Risikos und des erhöhten Aufwandes eben dort versteigert habe, vermutet Art Market Monitor: „Trotz des damit verbundenen Risikos hat Sotheby's bekommen, wofür es bezahlt hat. Oder vielleicht hat der Verkauf für das bezahlt, was Sotheby's bekommen hat. Es ist kein Geheimnis, dass es das langfristige Ziel von Sotheby's ist, seine Marke über die Kunstwelt hinaus zu einem breiteren Luxuseinzelhändler zu machen. Der Verkauf in Las Vegas trägt ebenso wie die Marke Sotheby's International Realty dazu bei, den Namen Sotheby's in den Köpfen der luxusbegeisterten Verbraucher zu verankern.“

Erbstreitigkeiten zwischen der texanischen Witwe und den drei Kindern aus erster Ehe des Principe Nicolò Boncompagni Ludovisi seien der Grund für die Versteigerung der Villa Ludovisi in Rom, berichtet Radio Colonna - inklusive der einzigen Fresken von Caravaggio. Der Schätzpreis belaufe sich auf 471 Millionen Euro, das Mindestgebot sei auf 353 Millionen Euro festgesetzt. Interessenten haben noch etwas Zeit für Verhandlungen mit ihrer Bank – die Auktion findet am 19. Januar statt. Für das Immobilien-Magazin Dirt und Artnews rundet Laura Euler das Stargebot auf 550 Millionen Dollar auf.

Auf das Inkrafttreten verschärfter Geldwäscheregeln für den Kunstmarkt in den USA Anfang Dezember weist Kate Marino bei Axios hin.

Dem Auktionator Bernd Schultz gratuliert in der FAZ vom 30. Oktober deren London-Korrespondentin Gina Thomas zum runden Geburtstag: „Es ist charakteristisch für seine Kombination aus Widerspruchsgeist und Tatkraft, dass sein Ehrgeiz, ein deutsches Auktionshaus von Weltrang zu gründen, durch eine englische Zeitungsanzeige angestachelt wurde, in der zu lesen war: 'Das größte deutsche Auktionshaus steht in London'. Die mit vier Kunsthändlern ins Leben gerufene Villa Grisebach etablierte sich unter seiner dynamischen Leitung schnell als eine führende Adresse insbesondere für die deutsche Moderne und trug des Weiteren zum Erwachen des deutschen Auktionswesens aus der Selbstgenügsamkeit bei.“

„Dass dies gelungen ist,“ bestätigt Christian Herchenröder im Handelsblatt, „zeigen über 230 Auktionen, die zwei Mal jährlich Sammler in aller Welt erreichen. Auch nach dem Rückzug des Doyen aus dem aktiven Berufsleben hält er als Gesellschafter 89 Prozent am Unternehmen, das sich globalen Markttendenzen folgend immer stärker für Werke der 1920er-Jahre und der Gegenwartskunst engagiert. Der Staatsbürger Bernd Schultz war 1990 einer der stärksten Unterstützer einer Kampagne, die den Bundestag von Bonn nach Berlin holte. Dass er der CDU nahe steht, zeigte sich immer wieder bei Besuchen des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker bei den Vorbesichtigungen der Auktionen. Als Förderer der Berliner Sing-Akademie und der James Simon Gesellschaft bekräftigte der Kunsthändler sein bürgerschaftliches Engagement.“


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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung