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Unmittelbar nach der Premiere von Paris+ par Art Basel geht auch der zweite Initiator des Coups, der das Ende der Fiac bedeutet hat, von Bord. Marc Spiegler verlässt die Art Basel, sein Nachfolger wird Noah Horowitz, wie aus einer Pressemeldung (PDF) hervorgeht. In einer ersten Meldung beziffert Kate Brown bei Artnet James Murdochs Anteil an der MCH Group AG irrtümlich auf 49 Prozent, was sie später in 38 Prozent korrigiert. Der Fehler zieht sich durch die Berichterstattung, etwa bei Maximiliano Durón für Artnews. Ursula Scheer macht in der FAZ zusätzlich Horowitz zum Nachfolger Spieglers als CEO der Art Basel, dabei handelt es sich um einen neugeschaffenen Posten, den es vorher gar nicht gab. Eine einordnende Nachricht gibt es von mir im Handelsblatt. Einen Kommentar zur Ära Spiegler habe ich für Monopol verfasst.
Bernard Arnault (LVMH) und Larry Gagosian verhandelten über den Verkauf der Galerie an den Luxuskonzern, rumort es seit kurzem. Alex Greenberger fasst das Blätterrauschen und das prompte Dementi für Artnews zusammen. Am Samstag behauptet dann allerdings Kenny Schachter auf Twitter, der Verkauf sei vollzogen worden worden. Vor diesem Hintegrund liest man den Abgang Marc Spieglers bei der Art Basel vielleicht auch noch einmal ganz anders...
So etwas hat der deutsche Auktionsmarkt noch nicht gesehen: 20 bis 30 Millionen Euro solle in Selbstportrait Max Beckmanns in der kommenden Auktion von Villa Grisebach in Berlin bringen. Zu Recht, glaubt Christian Herchenröder im Handelsblatt: „Dass dieses kapitale Werk direkt aus dem Besitz der Beckmann-Familie kam, machte es besonders begehrenswert. So war der damals kolportierte hohe Preis von 5 Millionen D-Mark durchaus verständlich. Das Gemälde wurde von einem Bremer Wirtschafts-Anwalt erworben, der in seinen letzten Jahren in der Schweiz lebte und 2006 verstarb. […] Eine Preiserwartung von 20 bis 30 Millionen Euro ist angesichts der 22,5 Millionen Dollar, die das „Selbstbildnis mit Trompete“ bereits im Jahr 2001 in New York erzielte, legitim.“
Den Recherchen von Ursula Scheer für die FAZ vom 29. Oktober zufolge würde Beckmann damit mit drei Werken unter den deutschen Auktions-Top 5 rangieren: „Bisher liegt der Rekord bei 9,5 Millionen Euro, erreicht im vergangenen Jahr bei Nagel in Stuttgart von der feuervergoldeten Bronze einer Gottheit, die der chinesische Kaiser Chenghua 1473 von einer Konkubine erhalten hatte. Die Skulptur schob ein Werk des Künstlers vom Spitzenplatz, der nun wieder nach oben drängt. Beckmanns 'Die Ägypterin' von 1942 wurde 2018 bei Grisebach für 4,7 Millionen Euro vermittelt. Das fünftteuerste Kunstwerk des deutschen Auktionswesens 2021 war gleichfalls ein Beckmann: 'Badende mit grüner Kabine und Schiffern mit roten Hosen' von 1934 sicherte sich – wieder bei Grisebach – das Kunstmuseum Den Haag für 1,9 Millionen Euro.“
Gar eine mögliche Trendwende im weltweiten Auktionswesen sieht Dieter Schnaas von der Wirtschaftswoche: „Ketterer und Grisebach profitieren damit von einer Entwicklung, die allgemeinen Welthandelstrends zuwiderläuft: Während der Austausch von Computerchips und Seltenen Erden, Pipelinegas und Medizingütern wieder buchstäblich an (politische) Grenzen stößt, 'verflacht' die Digitalisierung den Kunstmarkt zusehends. [...] Die flache, digitalisierte Kunstwelt ist aber längst nicht alles, was Ketterer und Grisebach in die Hände spielt. Vielleicht noch wichtiger ist, dass beide Häuser ihre Trümpfe als Mittelständler gekonnt ausspielen, sich als exklusive Boutiquen positionieren, um den Großkaufhäusern Marktanteile abzujagen: Man punktet mit exklusiver Beratung und einem maßgeschneiderten Marketing, stellt sein Angebot ins Rampenlicht aufwändiger Hochglanzkataloge und dekoriert die Toplose mit Essays und Dossiers, Randgeschichten und Zeitdokumenten [...] Und offenbar wollen einige wichtige Einlieferer ihre Waren nicht mehr auf den Wühltischen bei den Tiffanys und Harrods der Branche (also Christie’s und Sotheby’s) verkaufen, sondern als herausgestelltes Prunkstück in einem deutschen Kunst-Feinkost-Geschäft.“
Die Versteigerung der Sammlung der Al Thanis sei nicht nur erfolgreich gewesen, sondern biete darüber hinaus Einblicke in den Markt, urteilt Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt: „Der internationale Antiquitätenhandel atmete auf, als die mehrtägige Auktion von Mobiliar und Kunsthandwerk aus dem Pariser 'Hôtel Lambert' gut verlief. Sotheby’s Paris versteigerte vom 11. bis 17. Oktober 1.134 Lose im Saal und online für insgesamt 76,6 Millionen Euro. […] Hamad Al Thani hat spartenübergreifend angekauft. Er galt fünfzehn Jahre lang weltweit als der größte und finanziell potenteste Sammler. Er erwarb europäisches Kunsthandwerk, Juwelen, Möbel von der Renaissance bis zum 18. Jahrhundert, Stammeskunst und Antike Kunstwerke bei fast allen großen Kunsthandlungen und auf Messen. Sotheby’s Auktion wirft viele Fragen auf: erstens nach den heutigen Käufern, zweitens, ob Hamad Al Thani weiterhin Kunst aus dem 17. und 18. Jahrhundert sammeln wird. Denn dieses Marktsegment war zuletzt auf Grund des Geschmackswandels nur im Spitzenbereich verkäuflich.“
Die wie immer sehr spät veröffentlichten Zahlen des Wiener Dorotheums analysiert Nina Schedlmayer im Handelsblatt: „Die Umsätze werden stets erst im Herbst des Folgejahres öffentlich, wenn Unternehmen ihre Bilanzen offenlegen müssen. Wie der 'Standard' berichtete, konnte sich das Dorotheum 2021 über Umsätze von 93,78 Millionen Euro freuen, bei einem Gewinn von 15,75 Millionen Euro. Unter Punkt 2 der online einsehbaren Bilanz sind die Erlöse aufgeschlüsselt: 48,53 Millionen fielen unter 'Kommissionsgeschäft', also die Auktionen, 16,55 Millionen Euro unter 'Pfandkredite' und 23,62 Millionen unter 'Handelswaren', also den Direktverkauf.“
Ein sonniges Gemüt braucht, wer sich mit den zahlreichen gesetzlichen Bestimmungen den Kunsthandel betreffend auseinandersetzen muss. Zacharias Mawick, Justiziar beim Kölner Kunsthaus Lempertz, hat sich eine Reihe neuer Gesetze für die WELTKUNST (Paywall) angesehen: „Obwohl bei Lektüre des Gesetzestexts eine gewisse Unsicherheit im Gebrauch kunsthistorischer Begriffe auffällt sowie die Willkürlichkeit der Wert- und Altersgrenzen evident ist, so werden doch klare Regelungen getroffen, mit denen sich a priori arbeiten lässt. Im Rahmen der Anwendung taucht jedoch dann eine Kette von Problemen auf. Um prüfen zu können, ob die Ausfuhr überhaupt reguliert war, müssen ausländische und oft fremdsprachige Normen herangezogen werden – zum Beispiel chinesische, iranische oder äthiopische. Die Kommission hat bereits deutlich gemacht, dass sie hier keine Hilfestellung in Form von Übersetzungen oder erläuternden Informationen leisten wird.“
Dank der Finanzspritze eines Vermögensverwalters sei Carpenter's Workshop zu ersten Mega-Galerie für Design aufgestiegen, stellt Sophia Herring im Art Newspaper fest: „Mit Außenstellen in Paris (einschließlich einer riesigen Forschungseinrichtung in der Nähe des Flughafens Roissy), New York, Los Angeles und, im nächsten Frühjahr, einer ausgedehnten Räumlichkeit in der Ladbroke Hall in London hat die Galerie alle ihre Konkurrenten im Kunst- und Designsektor überholt und ist praktisch zu einer Mega-Galerie geworden. Ein Investment der französischen Private-Equity-Firma Montefiore im Jahr 2020 - angeblich in Höhe von mehreren Millionen Dollar - hat nicht nur die Expansion erleichtert, sondern auch einen bedeutenden Vertrauensbeweis durch größeren Geldgeber dargestellt.“
Wer einen Überblick über das aktuelle Schaffen an den deutschen Kunstakademie gewinnen wolle, solle sich die jährliche Ausstellung eines Hamburger Sammlerpaars in Hamburg anschauen, empfiehlt Frank Kurzhals im Handelsblatt: „Wie kommt das Ehepaar Holle zu seiner Auswahl? Sie schreiben, berichtet Christian Holle, jedes Jahr die insgesamt 36 Malerei-Professuren an deutschen Hochschulen an und bitten um Hinweise auf Talente. Dann beginnt für Beide die eigentliche Arbeit. Christian und Margarita Holle wählen aus den Vorschlägen aus und nehmen an den Atelierrundgängen der großen Hochschulen selber teil. Immer auf Pirsch nach Herausragendem. Und sie fragen auch diejenigen, die schon mal im ‚Salon‘ ihre Arbeiten ausgestellt haben. Das bedeutete für dieses Jahr, gut 600 künstlerische Positionen zu prüfen, um dann zu entscheiden, wer in die aktuelle Ausstellung kommt.“
Russland schaffe in großem Umfang Kulturgüter aus den besetzten ukrainischen Gebieten, berichtet Konstantin Akinsha im Art Newspaper: "Als der russische Präsident Wladimir Putin am 19. Oktober das Kriegsrecht in den annektierten ukrainischen Gebieten verhängte, 'legalisierte' er ausdrücklich auch die Plünderung des kulturellen Erbes des Landes im Namen der 'Erhaltung'. Nach Angaben der ukrainischen Presse sind die Russen derzeit dabei, Artefakte aus den Museen in Cherson, der am 2. März eroberten Stadt in der Südukraine, zu entfernen, aber der heimliche Abtransport der wertvollsten Museumsobjekte hatte bereits im Mai begonnen, als die russische Armee mit einem möglichen ukrainischen Gegenangriff konfrontiert wurde."