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Das Kunstmarkt-Monopoly geht weiter: Nach gut acht Jahren will sich der Event- und Unterhaltungskonzern Endeauvour von der Frieze trennen, ebenso wie von zwei Tennisturnieren. In einer Pressemitteilung heißt es dazu: „'Das Portfolio von Endeavor umfasst ikonische, globale und unverzichtbare Veranstaltungen aus den Bereichen Sport, Unterhaltung und Kunst', sagte Mark Shapiro, Präsident und Chief Operating Officer von Endeavor. 'Als Teil von Endeavor sind Frieze und die Miami und Madrid Open Turniere jeweils erheblich gewachsen, von Frieze, das erfolgreiche Messen in Los Angeles und Seoul ins Leben gerufen hat, bis hin zu den Miami und Madrid Opens, die Jahr für Jahr Besucher- und Sponsorenrekorde aufstellen. Wir sind stolz auf diesen Fortschritt und zuversichtlich, dass diese einzigartigen Vermögenswerte für den Erfolg in der Zukunft gut positioniert sind.'“ Zum Hintergrund schreibt Maximilíano Durón bei Artnews: „Die Nachricht kommt, nachdem Silver Lake, eine Private-Equity-Firma mit Sitz in Menlo Park, Kalifornien, angekündigt hat, Endeavor nach drei Jahren an der New Yorker Börse zu übernehmen. Der Wert des Geschäfts wurde auf 13 Milliarden US-Dollar festgelegt, wobei Silver Lake sich bereit erklärte, 27,50 US-Dollar pro Aktie zu zahlen, was einem Aufschlag von 55 Prozent auf den Börsenkurs im Oktober 2023 entspricht. Zum Zeitpunkt des Geschäfts kontrollierte Silver Lake bereits rund 71 Prozent der Stimmrechte von Endeavor“.
Einen positiven Eindruck von der Kunstmesse Contemporary Istanbul in ihrer 19. Ausgabe hat Arun Khakar von Medienpartner Artsy: „Und es ist vielleicht diese Verbindung von lokal und international, die das zeitgenössische Istanbul in sein zweites [sic!] Jahrzehnt führen wird, in dem sowohl die Galerien der Stadt als auch ihre globale Perspektive sie fest in ihr nächstes Kapitel führen werden. In der Tat schlägt Güreli einen zuversichtlichen Ton an. 'Das ist unser Grand Palais', scherzt er.“ Auch Gabriella Angeleti vom Art Newspaper ist angetan: „Abgesehen vom Fokus auf Spanien und Lateinamerika profitieren mehrere lokale Galerien vom Ende der Biennale von Venedig (bis zum 24. November), wie die in Istanbul ansässige Galerie BüroSarıgedik, die eine Auswahl von Gemälden von Gülsün Karamustafa zeigt, die in diesem Jahr die Türkei auf der Biennale vertritt.“ Dem Messeigentümer gehört auch die türkische Ausgabe des Art Newspaper. Ich war für Monopol und Artmagazine in Istanbul.
Die seiner Meinung nach nur vermeintliche Konkurrenz zwischen den Kunstzentren London und Paris verschleiere den Blick auf das eigentliche Problem, erklärt Christie's-CEO Guillaume Cerutti im Art Newspaper: „In Wahrheit geht es nicht um die Rivalität zwischen London und Paris, sondern um den Niedergang aller europäischen Zentren angesichts der amerikanischen Dominanz und des Aufstiegs Asiens. In den letzten zehn Jahren entfielen 40 % bis 45 % des Kunstmarktes auf die USA, während China von 5 % im Jahr 2004 auf 20 % in den letzten zehn Jahren gestiegen ist. Seit 2019 ist der gemeinsame Anteil der Auktionsverkäufe in London und Paris von 24 % auf 21 % der weltweiten Verkäufe gesunken. Bei Christie's machen Auktionen für impressionistische, moderne und zeitgenössische Kunst in London und Paris nur noch etwa 25 % des weltweiten Jahresumsatzes aus, verglichen mit 35 % bis 40 % vor zehn Jahren."
Die mit hohen Erwartungen verbundenen Pariser Herbstauktionen seien gefloppt, stellt Bettina Wohlfarth in der FAZ fest: „Tatsächlich ist das Auktionshaus von François Pinault bei den hochkarätigen Herbstauktionen, die Mitte Oktober parallel zur Messe Art Basel Paris abgehalten wurden, mit dem größten Angebot unter den wichtigen Versteigerern aufgewartet und hat den höchsten Umsatz eingespielt. Insgesamt 82,2 Millionen Euro kamen bei Saal- und Onlineversteigerungen insgesamt zusammen. Im Spitzenjahr 2023 belief sich das Gesamtergebnis noch auf 126,7 Millionen. […] Wenig Erfolg hatte bei Sotheby’s die Auktion mit Werken von Joseph Beuys aus der Sammlung Jörg Schellmanns. Von 27 Losen fanden zehn keine Käufer, darunter Hauptwerke“.
Der neue Report von Art Basel und UBS „Survey of Global Collecting 2024“ ist gerade erschienen. Ursula Scheer von der FAZ zufolge sind die jungen Sammler aktuell demnach weniger ausgabefreudig: „Diese Jungen zeigen allerdings auch neue Zurückhaltung beim Kauf. Nicht mehr Millennials, sondern Angehörige der Generation X gaben 2023 und 2024 im Durchschnitt am meisten für Kunst aus. Dass Werke von Künstlerinnen immer beliebter werden, könnte mit dem generationell „horizontalen“ Vermögenstransfer beim Tod von Ehemännern auf ihre Frauen zu tun haben, entspricht aber auch dem allgemeinen Trend hin zu bisher womöglich unterbewerteten Kunstschaffenden.“ Bei Artnews für Daniel Cassady dazu aus: „Laut McAndrews bedeutet die Verschiebung der Ausgaben, die zu einer Zeit stattfindet, in der die Zahl der Milliardäre tatsächlich steigt (laut Forbes gibt es 141 Milliardäre mehr als im Vorjahr), jedoch nicht, dass die Menschen weniger Kunst kaufen. Sie kaufen nur weniger teure Kunst. Das bedeutet, dass trotz des wachsenden Vermögens der Milliardäre einige vermögende Privatpersonen beginnen, den Anteil ihres persönlichen Vermögens, den sie für Kunst ausgeben, zu kürzen. Dieser Anteil erreichte 2022 mit 24 Prozent seinen Höhepunkt, fiel aber 2024 auf 15 Prozent.“
In den Niederlanden haben staatliches und bürgerschaftliches Engagement ein frühes Gemälde von van Gogh für die Heimat bewahrt, schreibt Kerstin Schweighöfer in der FAZ: „Jacqueline Grandjean, Direktorin des Noordbrabants Museum, bot bei der Auktion für ihr Haus mit, wurde aber schon nach eineinhalb Minuten überboten. Nach dem Zuschlag nahm sie mit dem neuen Eigentümer des Gemäldes Kontakt auf. Sie versuchte, ihn davon zu überzeugen, wie wichtig es für ihr Museum und die Menschen in Nordbrabant sei“. Statt des Auktionspreises von 6,3 Millionen Euro kam dadurch die jetzt geforderte Summe von 8,6 Millionen Euro zusammen: „'In unserer Provinz leben 2,6 Millionen Menschen', sagte die Direktorin Grandjean. 'Wenn jeder einen Euro spendet, sind wir aus dem Schneider.' Manche Besucher legten an der Kasse daraufhin demonstrativ einen Euro auf den Tresen. In dem Museumssaal, in dem das Bild zu sehen ist, wurde eine Pay-Säule für Schenkungen per Kartenzahlung aufgestellt. Obendrein organisierte das Museum ein 'Gordina-Wochenende' und eine Heuwagenfahrt durch Brabanter Dörfer.“ Ob so etwas wohl auch in Deutschland funktionieren würde? Oder ist bei uns der Staat für alles zuständig?
Wie Museen in Zeiten leerer Kassen und hoher Preise Neuerwerbungen bewerkstelligen, erkundet Ted Loos ausführlich in der New York Times: „Einige Museen erwägen, die Kosten für ein Kunstwerk mit anderen Museen zu teilen und es gemeinsam zu besitzen. Dies ist Teil einer wachsenden Diskussion darüber, ob das alleinige Eigentum wirklich das Endziel sein muss.“
Mit zwei Urteilen zum einheitlichen Urheberschutz in der EU und zur Panoramafreiheit beschäftigt sich die Legal Tribune Online. Zu letzterem erläutertt dpa: „Von urheberrechtlich geschützten Werken sind Fotos von öffentlichen Orten aus erlaubt, wenn beim Fotografieren keine Hilfsmittel verwendet wurden, die einen anderen Eindruck entstehen lassen als Fotos aus dem allgemein zugänglichen öffentlichen Straßen- und Landschaftsraum, erklärte Jonas Kahl, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht. Bleibt es bei diesem Eindruck, müsse man Urheber vor einer Veröffentlichung nicht fragen. 'Durch eine Drohne hingegen entstehen Aufnahmen, die einen vollständig anderen Blickwinkel liefern können als der für die Allgemeinheit wahrnehmbare Straßen- und Landschaftsraum.'“ Auf eine Leiter steigen oder die Kamera in die Luft werfen dürfte demnach auch zu unzulässigen Aufnahmen führen. Das Urheberrecht ist offensichtlich kaputt.
Mit einem veränderten Bewusstsein blicken Museen weltweit seit einiger Zeit auf ihren ökologischen Fußabdruck, weiß Alina Tugend ebenfalls in der New York Times: „Diese Zahlen wurden zum 'heiligen Gral', sagte sie, und wenn Museen Gegenstände von anderen Museen ausleihen wollten, mussten sie sich in der Regel mit diesen Klimakontrollen rund um die Uhr einverstanden erklären. Aber all das wird jetzt in Frage gestellt und viele andere Museen in Europa und den Vereinigten Staaten sowie ihre Versicherer überprüfen das Thema erneut. Die Bizot Group, eine Organisation der Direktoren der größten Museen der Welt, hat im vergangenen Jahr neue grüne Richtlinien herausgegeben, in denen darauf hingewiesen wird, dass 'Museumssammlungen unter viel breiteren klimatischen Bedingungen als traditionell angenommen außergewöhnlich gut überleben'.“
Während die westliche Kunstszene Russland nach seinem Einmarsch in der Ukraine weitgehend boykottiert, sähe eine Reihe von Italienern kein Problem in einer Zusammenarbeit, berichtet George Nelson bei Artnews: „In einem kürzlich über WhatsApp geführten Gespräch mit ARTnews wies [Francesco] Bonami, der seit 14 Jahren mit V-A-C zusammenarbeitet, die Idee zurück, dass [Leonid] Mikhelsons Verbindungen zum russischen Militär den Kurator von der Arbeit für GES-2 ausschließen sollten. 'Tut mir leid, aber die Ethik des Kuratierens ist ein schwachsinniges Konzept, dem ich mich nicht hingebe', sagte Bonami. 'Ich könnte eine Liste meiner Kollegen schreiben, die mit, gelinde gesagt, ethisch fragwürdigen Menschen zusammenarbeiten – aber darum geht es nicht ... Sanktionen sind wirtschaftlicher, nicht kultureller Natur. Die Kultur zu sanktionieren ist ein Wirtschaftsverbrechen, das die Seelen der Menschen tötet.'“ Bonami war von 1995 bis 2017 Direktor der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo in Turin. Sein ebenfalls Turiner Kollege Francesco Manacorda könnte dazu eine andere Meinung haben. Er war unmittelbar nach dem Einmarsch von seinem Posten als Direktor der V-A-C zurückgetreten und leitet jetzt das Castello di Rivoli.
Um Kunstretter in der Ukraine dreht sich ein sechsteiliger Podcast von Elena Gorgis im Deutschlandfunk: „Die Kunstretter sind Menschen, die in entscheidenden Momenten über sich hinauswachsen. Dieser Podcast erzählt ihre Geschichte und geht der Frage nach, warum Kunst im Krieg gegen die Ukraine zum Ziel wird. Und wie man versucht, sie zu retten.“
Dem Land Bayern wirft Tobias Timm in der ZEIT (Paywall) vor, trotz eindeutiger Empfehlungen, Werke aus dem ehemaligen Besitz von Alfred Flechtheim nicht zu restituieren. Perfiderweise nutze das Land die bundesweite Neuregelung mit der Einrichtung voon Schiedsgerichten dazu, die Angelegenheit noch weiter auf die lange Bank zu schieben: „das Land Bayern hat nichts an die Erben des jüdischen Galeristen zurückgegeben. Es hat noch nicht einmal zugelassen, dass die drei Fälle von der für Raubkunst zuständigen Beratenden Kommission beurteilt werden. Obwohl die deutschen Museen spätestens seit 1998 durch die Washingtoner Erklärung zu Aufklärung und zu Restitutionen in Sachen Naziraubkunst verpflichtet sind. Auf eine Anfrage der ZEIT zu den drei Fällen verweist eine Sprecherin der Pinakotheken an das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Das Staatsministerium ignoriert die Fragen zu den Rückgabeempfehlungen der Generaldirektoren aus dem Sommer 2023. Markus Blume lässt ausrichten, dass die Restitutionsersuchen der Erben Alfred Flechtheims erst einer künftigen Schiedsgerichtsbarkeit vorgelegt werden sollen, sobald diese im kommenden Jahr eingerichtet sei.“
Auch Österreich bekleckert sich im Umgang mit unrechtmäßig in öffentlichen Besitz gelangtem Kulturgut mit kolonialem Kontext nicht gerade mit Ruhm, geht aus einerm Artikel von Olga Kronsteiner für den Standard hervor: „Vor der Nationalratswahl fand der Themenkomplex einzig im Wahlprogramm der Grünen Erwähnung. Auf Nachfrage im BMKÖS bestätigt man das Vorliegen eines Entwurfs seit März, der 'sowohl auf fachlicher als auch auf politischer Ebene mit dem Koalitionspartner diskutiert' worden sei, jedoch nicht dessen Zustimmung gefunden habe. Ende Juni habe die ÖVP mitgeteilt, dass man keine Chance mehr sehe, das Gesetz noch vor der Wahl zu beschließen.“
Yves Bouvier, ehemaliger König der Zollfreilager, schulde der Schweiz 712 Millionen Franken an Steuern, meldet Fedele Mendicino in der Tribune de Geneve. Im Art Newspaper nehmen Kabir Jhala und Vincent Noce die Geschichte auf: „Bouviers Berufung beim Schweizer Bundesgericht, dieses Urteil aufzuheben, wurde im August abgelehnt. Er wurde außerdem dazu verurteilt, die Kosten des Gerichtsverfahrens zu tragen. [...] Ausschlaggebend für die jüngste Entscheidung des Gerichts ist die Tatsache, dass Bouvier, obwohl er Steuern zahlte und seinen Wohnsitz in Singapur angab, wohin er 2009 gezogen war, den Großteil der meisten Jahre während des oben genannten Zeitraums in der Schweiz verbrachte. Das Urteil stellt fest, dass der Großteil von Bouviers geschäftlichen und persönlichen Beziehungen in Genf verblieben ist. So verbrachte er beispielsweise 2009 23 Tage in Singapur im Vergleich zu 229 Tagen in Genf.“