Optionale Cookies erlauben?
Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Die Messe Schweiz zieht die Reißleine und trennt sich von ihrem Geschäft mit regionalen Kunstmessen. Eine erste Meldung dazu von mir im Artmagazine und ein Kommentar bei Monopol. Margaret Cameron fasst die Situation für das Art Newspaper zusammen. Den Blick auf den Gesamtkonzern richtet Dieter Bachmann in der NZZ.
Zwei arabische Prinzen hätten den Preis von Leonardos Salvator Mundi aus Versehen in die Höhe getrieben und anschließend Bild gegen Luxusyacht getauscht, berichtet Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt vom 2. November. Der obszöne Umgang mit Reichtum werfe auch ein Schlaglicht auf Abhängigkeiten nicht nur in der Kunstszene: "Die Menschenrechtsdebatte bringt durchaus auch die Kunstwelt in die Bredouille, die seit Jahren am Tropf der arabischen Welt hängt. Kürzlich reagierten das Metropolitan Museum of Art und das Brooklyn Museum: Man werde auf Gelder 'von Gruppen, die der saudischen Regierung nahestehen', verzichten, die in eine Ausstellung und ein Seminar geflossen wären. Diese vordergründig ethische Haltung entlarvt die Scheinheiligkeit des Kulturbetriebs. Denn es sind nicht in erster Linie solch kleine Projektgelder, von denen die Kunstbranche seit Jahren prächtig lebt. Sondern vor allem die Milliarden, die arabische Käufer in den Galerien und Auktionshäusern lassen und mit denen sie dazu beitragen, dass sich die Preisspirale auf dem weltweiten Markt für spektakuläre Trophäenkunst immer schneller dreht." Für andere Branchen gilt Ähnliches.
Dass das Sammeln von Kunst auch mit einem Verantwortungsgefühl sowohl für die Kunst wie für das Gemeinwesen einhergehen kann, beschreibt Minh An Szabo de Bucs in ihrem Portrait der Sammlerin Monique Burger für die NZZ: "Warum dann leistet sie sich nicht ihr eigenes Museum? Tatsächlich hat sie sich diese Frage seit 2004 gestellt und während einer aufwendigen Recherchereise durch Europa viele andere Sammler in ähnlicher Situation nach ihren Erfahrungen dazu befragt. Die meisten rieten ihr zu einem Privatmuseum, um sich ihre kuratorische Freiheit zu bewahren. Nur Max Hollein, der damalige Schirn- und Städel-Direktor in Frankfurt, merkte an, dass sie ein solches Museum für fünf Generationen im Voraus planen müsse. Diese Vorstellung schreckte sie so sehr ab, dass sie den Traum vom eigenen Museum aufgab. 'Ich möchte im Jetzt leben, Künstler unterstützen und nicht ein Museum bauen, nur um es am Laufen zu halten.'"
Wie das so ist mit der Gentrifizierung, dem Artwashing und dem Ernst des Geschäftslebens erklärt Nate Freeman bei Artsy anhand einer Langzeitbeobachtung der Galerienszene in Brooklyn.
Die Galerie Crone hat nach einigen Jahren ausschließlich in Wien wieder Ausstellungsräume in Berlin eröffnet. Marcus Woeller hat für DIE WELT vom 4. November mit Galerist Markus Peichl unter anderem über die Marktsituation gesprochen: "Im vertraulichen System des Primärmarkts mit der Kunst, wo man sich selten mit Verträgen absichert, kann ein Wechsel der Cashcow schnell Existenzen gefährden. Meist überleben nur die Galerien mit einem sicheren Standbein im Sekundärmarkt. Crone konnte den Abgang daher verschmerzen. Doch es wäre vermessen zu behaupten, dass der Betrieb nicht durcheinandergewirbelt worden wäre. Zum Guten habe sich die Veränderung gewendet, sagt Markus Peichl und erzählt, woran der Kunstmarkt eigentlich krankt: An den Privatverkäufen der Auktionshäuser; der Inflation der Messen; dem Höchstpreismarkt für Milliardäre; dem grauen Markt der Kunstberater; der alternden Sammlerschaft."
Nicht nur Galerien, auch Kunstmessen selbst finden sich im Middle Market Squeeze. Mit Ilaria Bonacossa von der Artissima in Turin habe ich für Artmagazine über ihre Positionierung ihrer Veranstaltung gesprochen, die sie selbst als "Kleinste unter den Großen oder Größte unter den Kleinen" beschreibt. Wohlwollend beschreibt Kerstin Stremmel in der NZZ die Messe und die Ausstellungen in der Stadt.
Den Niedergang der Biennale des Antiquaires schreibt Eileen Kinsella in ihrem Messebericht bei Artnet nicht zuletzt dem Erfolg der Tefaf New York zu, da auch der Markt für Alte Kunst unter Druck sei. In Paris dürften jedoch vor allem hausgemachte Probleme schuld an der Misere sein.
Eine ganze Kunstmarktseite Auktionsberichte bietet die FAZ, unter anderem schreibt Katharina Rudolph über die Versteigerung der Sammlung Bernd Schultz.
Wie deutsche Auktionshäuser arbeiten und welche Services sie ihren Kunden bieten, beschreibt Christiane Meixner in der ZEIT.
Den Kunsthändler, Sammler und Mäzen Bernd Schultz würdigt Susanne Schreiber im Handelsblatt vom 2. November unter anderem mit den Worten seines nie um solche verlegenen Mitstreiters Peter Raue: "'Bernd Schultz wird zu Recht in Berlin der 'Regierende Bürger' genannt, weil sein Einfluss stark, sein Mut grenzenlos und seine Durchsetzungskraft atemberaubend ist', sagt Peter Raue dem Handelsblatt. Der Berliner Rechtsanwalt für Kunst und Urheberrecht ist seit Jahrzehnten einer von Schultz' Mitstreitern. Raue benennt, was den agilen Kunsthändler treibt: 'Er zeigt, was es heißt, sich verantwortlich in einer Bürgergesellschaft zu bewegen: Verantwortung zu übernehmen, den Erfolg zurückzugeben an die Gemeinschaft, in der und für die er lebt.'"
Emile Zola als Fotograf stellt Dorothea Baumer in der Süddeutschen Zeitung vom 3. November vor. Der Münchener Galerist Daniel Blau zeigt einige Arbeiten auf der Paris Photo: "Die Fotografien selbst allerdings werden hier zum ersten Mal überhaupt einer größeren Öffentlichkeit präsentiert. Daniel Blau hat, wie er in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erläutert, jüngst Teile des Nachlasses erworben, mitunter in einem heftigen Bieterwettbewerb mit dem französischen Staat."
Wie abseits des großen Medienauftritts und der Symbolpolitik ein angemessener Umgang mit dem kolonialen Erbe gestaltet werden kann, erkundet Gerhard Mack für die NZZ in Zürich: "Das Rietberg-Museum und verwandte Häuser sind da inzwischen zu Schaufenstern kleiner Völker geworden. 'Wir stellen Kulturen und Religionen vor, die sonst von unserer westlichen Kunst an den Rand gedrängt werden. Wir bieten eine Nische, in der wir uns etwa um ein kleines Volk in Liberia kümmern, Kataloge machen und forschen. Und das Wissen zurückgeben. Hier sehe ich unsere Aufgabe.' Viele aussereuropäische Länder verstehen das auch als Werbung für die eigene Kultur und wollen, dass das Museum Objekte von ihnen hat. Aus solchen Ansätzen könnte ein Dialog gelingen." Hoffentlich hat jemand beim Humboldt-Forum ein NZZ-Abo.