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Wissenschaftlich erwiesen: Nur wer schon früh in seiner Karriere in den Galerien und Museen des Inner Circles (Gagosian, Guggenheim etc.) ausstellt, macht als Künstler Karriere. Kelly Crow stellt im Wall Street Journal eine entsprechende Studie des Netzwerkforschers Albert-László Barabási von der Northeastern University in Boston vor. Wie bei allem Big Data-Gesammel unterscheidet sich die Studie von an Erkenntnisgewinn orientierter Wissenschaft unter anderem dadurch, dass sie Daten auswertet, die bereits an anderer Stelle erhoben wurden. Interessant hätte es werden können, wenn der Bestätigung der jahrhundertealten Spruchweisheit, derzufolge der Teufel immer auf den größten Haufen macht, durch Feldforschung nachgegangen worden wäre. Dazu hätte man etwa den sozialen Hintergrund der erfolgreichen Künstler untersuchen können, die schon zu Beginn ihrer Karriere in den entscheidenden Galerien und Institutionen ausgestellt haben. Ist in der Kunst eine Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär möglich, oder ist der Kunstbetrieb auch auf Produktionsseite an der Spitze ein Spielfeld der Angehörigen des einen Prozents?
Über eine Milliarde Dollar dürfen es schon sein, die Christie's im Lauf seiner New Yorker Auktionswoche umsetzen umsetzen möchte. Sotheby's ist etwas bescheidener. Anne Reimers hat sich das Angebot für die FAZ angesehen: "Unter ihnen befindet sich auch das teuerste Los der gesamten Woche: 'Chop Suey' aus dem Jahr 1929, das wichtigste Gemälde von Edward Hopper, das sich noch in privater Hand befindet; die Erwartung liegt bei siebzig bis hundert Millionen Dollar.[...] 'Chop Suey' ist durch eine Garantie abgesichert, wie auch weitere Ebsworth-Schwergewichte. Zu denen gehören Willem de Koonings 'Woman as Landscape' (Taxe 60/80 Millionen Dollar), die 'Composition with Red Strokes' von Jackson Pollock (50/70 Millionen)". Bei den Zeitgenossen warte dann noch ein Swimming Pool-Gemälde von David Hockney auf Gebote jenseits der 80 Millionen Dollar auf Gebote.
Die Power 100 von Art Review ist jedes Jahr ein großer Spaß oder ein großes Ärgernis, je nach Sichtweise. Wie bei den meisten Rankings ist sein Zustandekommen vollkommen undurchsichtig. Manchmal hat der Rang etwas mit Geld zu tun, manchmal mit dem Job. Einige Menschen tauchen plötzlich ganz oben auf, um dann wieder zu verschwinden. Einer der Shooting Stars ist dieses Jahr Kerry James Marshall, der von 68 auf Platz Nummer 2 steigt, als hätte man vorher irgendetwas übersehen - oder liegt es doch nur an dem Auktionsrekord von über 21 Millionen Dollar? Marcus Woeller stößt sich in DIE WELT bei der aktuellen Liste noch an einem weiteren Neuzugang: "Dass es #MeToo, als höchster Neueinsteiger auf Nummer 3, ebenfalls auf die Liste geschafft hat, ist verständlich. Auch im Kunstbetrieb mussten schließlich viele Männer ihre hohen Posten verlassen. Doch wenn nun auch Nichtpersonen Einlass finden, vermisst man die wirklich einflussreichen Phänomene im Kunstwesen: Auf welche Plätze kämen wohl Geltungssucht, Steuerhinterziehung oder Geldwäsche?"
Gleich zwei hochkarätige Kunstmessen - West Bund Art & Design und Art021 - finden jedes Jahr Anfang November in Schanghai statt. Eva Karcher wundert sich im Tagesspiegel vom 10. November, warum einige der Großgalerien an beiden teilnehmen: "Doch abgesehen von der doppelten Investition ist der Kraftakt der Händler extrem und am Ende kaum sinnvoll, zumal die Sammler, darunter Uli Sigg, Budi Tek oder Désiré Feuerle, jeweils dieselben sind." Eine mögliche Auflösung des vermeintlichen Rätsels könnte in der Logik der chinesischen Neureichen-Kultur liegen. Die Einheimischen erwarteten die doppelte Teilnahme einfach als Zeichen dafür, dass die Galeristen sich die Ausgabe leisten könnten und daher vertrauenswürdig seien, so eine Galeristin, die dieses Spiel von Anfang an mitspielt.
Die Macher von Art021, die ein größeres Gewicht auf einheimische Galerien legt als West Bund Art & Design, haben dabei Großes vor, wie Nate Freeman bei Artsy berichtet. Eine Million Chinesen wollten sie zu Kunstsammlern machen.
Die an einer missglückten Fusion mit der darbenden Biennale des Antiquaires untergegangene Edelmesse Paris Tableau hat mit der Fine Arts Paris eine Nachfolgerin, die sich in diesen Jahr entgegen ihrem Namen der Skulptur gewidmet hat. Bernhard Schulz hat die Messe für den Tagesspiegel vom 10. November besucht, "die nun ins unterirdische Carrousel du Louvre gezogen ist, der Shopping-Zone im Anschluss an das Foyer des Museums. Von Ausstattung und Atmosphäre ist das eine überraschend gute Wahl. Man flaniert durch zwei parallele Straßen und betritt keine offenen Kojen, sondern regelrechte Geschäftsräume der 43 teilnehmenden Galerien."
Derweil setzt die Tefaf neue Maßstäbe bei der Jurierung, indem sie den Kunsthandel von der Beurteilung von Kollegen ausschließt, wie ich im Handelsblatt berichte.
Es ist schon bedenklich, wenn es eine Kunstmesse nach ihrer ersten Ausgabe als Erfolg vermeldet, dass es eine Fortsetzung geben werde. Das ist das Mindeste, was die Aussteller erwarten. Laut einer dpa-Meldung, unter anderem bei Monopol, lässt die Discovery Art Fair in Frankfurt genau das verlautbaren.
Den Markt für zeitgenössische afrikanische Kunst beleuchtet Simone Sondermann in der ZEIT vom 8. November und lässt dabei den unter anderem den südafrikanischen Galeristen Baylon Sandri zu Wort kommen: "Wie erklärt er sich das steigende Interesse an der Kunst des Kontinents? Durch den globalisierten Kunstmarkt seien die afrikanischen Künstler sichtbar geworden, lautet eine seiner Antworten. Auch das Internet spiele eine wichtige Rolle, es ermögliche den Künstlern, auf sich aufmerksam zu machen. Museen wie das Zeitz MOCAA sieht er mehr als Ausdruck denn als Motor der Entwicklung afrikanischer Kunst. Die SMAC Gallery ist in diesem Jahr auf elf Messen vertreten, die Pariser AKAA ist keine von ihnen, dafür die junge Art X Lagos in Nigeria, die ebenfalls Anfang November stattfindet. Dass europäische Kunstmessen nun das Label Afrika vermarkten, empfindet er als problematisch. Ziel sei es, afrikanische Positionen gleichberechtigt neben europäischen oder amerikanischen zu präsentieren, statt sie in eine Sonderrolle zu drängen."
Yves Bouvier schlägt zurück. Nachdem sich der ehemalige Freeport-König und Kunsthändler bisher bestenfalls in gewundenen Stellungnahmen zum gerichtlichen Dauerstreit mit seinem ehemaligen Kunden und Freund Dmitri Rybolovlev geäußert hat, spricht er jetzt im Interview mit Olga Grimm-Weissert für das Handelsblatt Klartext: "Ich hoffte, Dmitri Rybolowlew und seine Anwältin nicht ernst nehmen zu müssen. Aber er kommt aus dem Ural. Seiner Mentalität entsprechend geht er wahrscheinlich davon aus, dass man die meisten Leute, auch die Presse, kaufen kann. Dementsprechend kam Frau Bersheda [Rybolovlevs Anwältin] im Herbst 2014 auf das Gespräch zurück und ließ mir per Boten ein versiegeltes Kuvert überbringen. Das Kuvert enthielt eine Liste mit Namen - ich begriff erst später, dass es sich um die Richter des Genfer Gerichtshofs handelte - außerdem die genauen Aktenzeichen, die nur den Betroffenen bekannt sind." Gar vom Endkampf Bouviers gegen die monegassische Justiz spricht Sylvain Besson in Les Temps aus der Schweiz.
Wie schwierig bis unmöglich die Restitution von Nazi-Raubkunst mitunter ist, zeigt der aktuelle Fall eines Gemäldes von Edgar Degas aus dem ehemaligen Besitz des Pariser Kunsthändlers Paul Rosenberg, den Jamie Doward im Guardian und Paul Menden in der Süddeutschen Zeitung vom 10. November beschreiben.
Wie man mit vergleichsweise geringem finanziellem Einsatz, aber mit Mut zum eigenen Geschmack, eine schöne Sammlung zusammenkaufen kann, zeigt Annegret Erhard in ihrer Vorschau der Kölner Auktionen bei Lempertz und Van Ham in DIE WELT auf: "Falls man nicht ausschließlich als ausgefuchster, zielgerichteter Sammler agiert oder als Händler mit strengem Blick auf die Marge, falls man Kunst nicht als schieres Investitionsgut betrachtet, könnte man sich in den nächsten Wochen in Köln eine großartige Penthouseausstattung zusammensteigern. Ein bisschen teuer, ein bisschen besonders, dabei ungeniert den von Kennerschaft, Formgefühl und ästhetischen Leitlinien gespeisten eigenen Vorlieben folgend. Heraus käme ein beeindruckendes Ambiente, wie es der Kunsthändler Axel Vervoordt schon seit Jahren auf den großen Kunstmessen, etwa der Tefaf in Maastricht, vormacht. Jedes Stück ein Conversation Piece, alles zusammen ein puristisch arrangierter Ritt durch die Geschichte der Kunst und des erlesenen Kunsthandwerks."
Die Verurteilung von Jeff Koons, seiner Produktionsfirma und dem Centre Pompidou zur Zahlung von insgesamt 146.000 Euro in einem Prozess wegen Plagiarismus meldet APA, unter anderem nachzulesen im Standard.
Die Architektur- und Kunstkritikerin Iris Meder ist im Alter von 53 Jahren gestorben. Werner Rodlauer würdigt sie im Artmagazine.