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Kobels Kunstwoche

Noch immer belächelt: KAWS, Foto Stefan Kobbel
Noch immer belächelt: KAWS, Foto Stefan Kobbel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 46 2019

Berichte, die mit "Kunst ist gefragt wie nie zuvor" beginnen, sind immer mit Vorsicht zu genießen. Das gilt auch für Alexander Schmitts fast halbstündiges Feature im Hessischen Rundfunk, das unter anderem mit der Behauptung einer Professur für Kunstökonomie an der Columbia University in New York von Magnus Resch überrascht.

In einer ebenso pointierten wie geduldigen Replik geht der Sammler Christian Kaspar Schwarm auf die letzte Woche in der ZEIT von Stefan Heidenreich und Magnus Resch aufgestellten populistischen Forderungen zur Demokratisierung der Kunst ein: "In der Bildung wie in der Kunst muss die Lösung darin liegen, mehr und mehr Menschen für die lohnende Herausforderung zu begeistern, sich auch mit anspruchsvolleren Inhalten auseinanderzusetzen. Aktive, persönliche Beschäftigung mit Kunst darf dabei nicht - wie von Resch und Heidenreich getan - auf reines Konsumverhalten heruntergebrochen werden. Sie gleicht vielmehr dem Erlernen eines Instruments: Die Freude entsteht beim Spielen. Und es ist doch das Neue, das Unbekannte, das noch Ungelernte, das uns Menschen wachsen lässt. Das ist es, was wir all jenen erzählen müssen, die noch gar nicht ahnen, was gute Kunst mit ihrem Seelenleben anstellen kann. Ich fürchte, Stefan Heidenreich und Magnus Resch zählen dazu."

Banksy, KAWS und andere Street Art-Künstler hätten ihren Aufstieg Instagram und einem neuen Typ Sammler zu verdanken, analysiert Scott Reyburn im Art Newspaper. Diese seien mehr Konsumenten als Sammler und müssten vom traditionellen Kunstmarkt durchaus ernst genommen werden.

Gereift, aber nicht sonderlich dynamisch, sei die Paris Photo, urteilt Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt: "Der Rundgang ist abwechslungsreich, optisch angenehm und ästhetisch gefällig; man könnte auch sagen: kommerziell vielversprechend zusammengestellt. Selten trifft man auf aggressive, schreiende Fotografien, was im Verhältnis zu früheren Ausgaben einen bedeutenden Fortschritt darstellt. Die Gänge sind enger als bei der "Fiac"-Messe für zeitgenössische Kunst. So konnten die Organisatoren die Anzahl der Aussteller auf 213 erhöhen. Trotzdem gelang es ihnen, die thematischen Sektoren sichtbar zu machen. Im Gegensatz zur Fiac, die schon bei der Eröffnung mit sehr guten Verkäufen punktete, geht es bei dieser Ausgabe der Paris Photo etwas ruhiger zu. Der von der Bank JP Morgan organisierte Abend für rund 1.200 Gäste brachte nur wenige Ankäufe. Man hörte sogar vonseiten einiger Galeristen, dass Fotografie in den letzten Jahren nicht mehr auf die gleiche Begeisterung stößt wie noch vor fünf Jahren. Eine Erklärung könnte sein, dass nicht immer sehr klar getrennt wird zwischen Originalabzügen, die noch vom Künstler selbst verantwortet wurden, und späteren Editionen; das ist insbesondere auf Fotoauktionen, aber nicht nur dort, zu beobachten."

Eine in Teilen sehr eigene Version der Geschichte der deutschen Kunstmessenlandschaft breitet Michael Kohler in der Süddeutschen Zeitung aus, indem er behauptet, die Art Cologne wäre "zuletzt so nah an das Gallery Weekend heran[gerückt], dass es zwischen den wichtigsten Aushängeschildern des deutschen Kunsthandels richtiggehend knirschte" oder Art Cologne und Art Berlin-Chef Daniel Hug versuchte "die Art Berlin in das erfolgreiche, aber kurzlebige Art Forum zu verwandeln". Die Art Cologne hat seit ihrem Umzug ins Frühjahr 2007 einen von den Osterferien in NRW abhängigen variablen Termin, während das 2005 gegründete Gallery Weekend im Jahr 2012 als Reaktion auf die Gründung der Frieze New York dauerhaft um eine Woche vorgezogen wurde, was bisweilen zur Kollision mit der Kölner Messe führt. Das Art Forum Berlin existierte immerhin von 1996 bis 2010 und wäre wohl kaum eingestellt worden, wenn es so erfolgreich gewesen wäre. Kohlers Fazit ist allerdings fast zutreffend: "Selbstredend kann man in drei deutschen Kunstmessen auch ein Zeichen der Stärke sehen. Aber so fühlt sich die Lage zwischen Düsseldorf, Berlin und Köln derzeit nicht an. Im internationalen Vergleich sind diese Handelsstandorte nicht so attraktiv, dass sie mit Basel, London oder New York konkurrieren könnten, ein Wechselspiel zwischen Art Cologne und Gallery Weekend käme dem Idealfall wohl sehr nah. Wobei der traditionelle Herbsttermin der Kölner Messe derzeit von Frieze und Fiac Paris prominent besetzt ist." Allerdings fand die Art Cologne traditionell um Allerheiligen statt, die 2003 gestartete Frieze läuft immer in der ersten Oktoberwoche. Vier Wochen sind im aktuellen Messezirkus eine Ewigkeit. Übrigens gibt es noch eine Kunstmesse: die Art Karlsruhe. Deren zeitgenössisches Segment mag unterklassig sein, bei Klassischer Moderne und Nachkriegskunst ist sie durchaus eine Größe im deutschen Markt.

Die Entdeckung der eigenen Moderne habe auf der Art X Lagos, Afrikas wichtigster Kunstmesse, ein Forum gefunden, berichtet Rebecca Anne Proctor bei Artnet.

Politisch engagierte Kunst von farbigen Frauen ist die aktuelle Marktrakete, hat Alina Cohen für Artsy herausgefunden - mit Renditen bis zu 3.000 Prozent.

Schmutziges Geld und der Kunstmarkt ist immer wieder eine beliebte Schlagwortkombination. Aktuell hängt Riah Pryor ihren Bericht über eine Studie von Transparancy International für das Art Newspaper daran auf. Ein Blick auf die Zahlen entlarvt allerdings den Alarmismus: in 31 von 421 Fällen verdächtiger Zahlungen geht es um Kunst, Antiquitäten oder Auktionen. Mit einem Volumen von anderthalb Millionen Pfund dürfte dieser Sektor zwischen den ansonsten in dem Bericht verhandelten Immobilien, Jachten und Privat-Jet wohl doch eher zu den kleineren Posten gehören.

Freude an der Aufzählung beweist Anne Reimers mit ihrer Vorschau auf die New Yorker Auktionen Impressionismus, Moderne und Zeitgenossen für die FAZ. Auf die Versteigerungen Alter Kunst in Köln blicken Jonathan Kress (Lempertz) und Felicitas Rhan (Van Ham) in der Druckausgabe vom 9. November voraus.

Ausführlich und ausgewogen schauen Petra Ahne und Ingeborg Ruthe in der Berliner Zeitung auf den Streit um die Fahrbereitschaft zurück, der dazu geführt hat, dass Teile der Sammlung Haubrok jetzt in Nürnberg und nicht in Berlin zu sehen sind: "Das ist vielleicht der größte Schaden, der entstanden ist: dass nur Unverständnis bleibt, dass ein eigentlich richtiger Impuls nur noch als Verweigerungshaltung wahrgenommen wird - und dass zu unversöhnlichen Fronten wurde, was eigentlich gar nicht so weit auseinander liegt. Vor allem bleibt das Gefühl, dass eine Chance vertan wurde. Und zwar nicht in erster Linie die auf einen weiteren Kunstort in einer an Kunstorten nicht armen Stadt. Sondern die, eine der größten Herausforderungen, denen Berlin sich gegenübersieht, an einem konkreten Ort vielleicht wegweisend anzugehen: die Frage, wie die Räume, aus denen die Stadt besteht, die sie ausmachen, für möglichst viele Menschen zugänglich und bezahlbar bleiben. Wie man einem Mechanismus etwas entgegensetzen kann, den der Soziologe Richard Florida vor knapp 20 Jahren als "Gentrifizierung" beschrieben hat - ein Wort, das inzwischen jeder kennt, der in Berlin schon einmal eine Wohnung gesucht hat."

Nachwuchssammler Mitte 20 in Asien gründen Museen. In Serie. Gleichermaßen beeindruckende wie beängstigende Geschichte von Benjamin Sutton bei Artsy.

Einen "nachhaltigeren öffentlichen Kunstbetrieb" fordern Museumsleiter und Künstler in einem Offenen Brief, der bei Monopol nachzulesen ist.

Kilian Jay von Seldeneck, Schwiegersohn von Henrik Hanstein (Kunsthaus Lempertz), versucht, Luxusimmobilen (112qm, Startgebot 1,395 Mio. Euro) in einen berlinspezifischen Kunstkontext (Porzellan Kakadu Startpreis 100 Euro) einzubetten und per Auktion an den Mann zu bringen. 

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung