Optionale Cookies erlauben?
Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.
Same same but different sei die Paris Photo, urteilt Bernhard Schulz im Tagesspiegel: „Alles ist anders. Die Grundsanierung des angestammten Grand Palais hat ein Ausweichquartier notwendig gemacht, das am Ende des Marsfeldes als 'Grand Palais Ephémère' entstanden ist. Dass beim Messebesuch Maske getragen werden muss, versteht sich mittlerweile von selbst, und die Kontrolle des digitalen Impfausweises ist Routine. Und doch ist alles gleich. Die Messe Paris Photo, die nach der Corona-Zwangspause zum 24. Mal stattfindet und das ganz real, ist so überlaufen wie zuvor, die Messestände sind im gleichen Baukastensystem errichtet wie im Grand Palais. Für die neue Messedirektorin Florence Bourgeois ein gelungener Einstand.“
Ob die Messe nicht nur als Spektakel, sondern auch als Verkaufsausstellung funktioniert, fragt sich Freddy Langer in der FAZ: „Den Einfluss des hoffnungslos überfüllten Hauses auf das Geschäft beschreiben Galeristen unterschiedlich, insgesamt herrscht eine positiv verhaltene Stimmung. Dass manche Kojen schon am zweiten Tag ein verändertes Angebot präsentierten, hatte deshalb weniger mit Ausverkäufen zu tun als mit der Absicht, das Käuferinteresse zu erkunden. Das in der Mehrzahl junge Publikum scheint schwer einschätzbar. Unübersehbar ist die Erleichterung nach Zeiten der Lockdowns. Man müsste sich nicht wundern, wenn viele Besucher die Messe eher als Kunst- denn als Kaufhalle betrachteten, in der wie nirgendwo sonst auf der Welt die Bandbreite der Fotografie aufgeblättert wird.“
Durch eng getaktete Klein- und Kleinstveranstaltungen scheint sich Wien im Modus der permanenten Kunstmesse zu befinden, stellt Werner Rodlauer im Artmagazine fest: „Die kleine, regionale Kunstmesse [Art at the Park] hat in der Pandemie deutlich an Attraktivität sowohl für das Publikum, als auch die Galerien und Kunsthandlungen gewonnen. Vieles wird mittlerweile online verkauft, aber offenbar lohnt es sich, größere Messeauftritte mit der Teilnahme an kleinen, aber an interessanten Orten stattfindenden Veranstaltungen zu kombinieren.“ Anlass für noch eine Messe dürfte aber wohl die Vienna Art Week sein, von der Katharina Rustler im Standard und die Kleine Zeitung berichten.
In Luxemburg hat mit der Luxemburg Art Week übrigens auch eine Kunstmesse stattgefunden, die ich für Artmagazine besucht habe.
Der Auftakt der Auktionssaison in New York von Christie's hat Judd Tully vom Art Newspaper überzeugt: „Wer hat gesagt, der Impressionismus sei tot? Die gepriesene impressionistische Kunstsammlung des texanischen Ölmagnaten und Philanthropen Edwin Lochridge Cox, der im vergangenen November im Alter von 99 Jahren in Dallas verstarb, erzielte gestern Abend bei Christie's in New York den stolzen Preis von 332 Millionen Dollar. Das Gesamtergebnis (mit Aufgeld) der 23 Positionen umfassenden Auktion übertraf mit 267,6 Mio. $ (ohne Aufgeld) die Erwartungen von 178,6 Mio. $ im Vorfeld der Auktion, und auch der Zuschlag fiel mit 286 Mio. $ überzeugend aus. Sechzehn Lose waren durch finanzielle Garantien von Dritten oder aus dem eigenen Haus abgesichert. Vier Künstlerrekorde wurden aufgestellt.“
Einen sehr stabilen Markt sieht Angelica Villa bei Artnews: „Finanzielle Deals hinter den Kulissen mögen das Ergebnis einer Reihe von Werken in dieser Auktion abgesichert haben, aber das tat der Energie der Auktion keinen Abbruch. Die Gebote verteilten sich gut auf New York, London und Hongkong sowie auf die Bieter im Saal.“
Einen Test des Marktes allgemein und von Rekordmarken erwartet Anne Reimers in der FAZ von den New Yorker Abendauktionen bei Sotheby's und Phillips: „Mit oberen Taxen von bis zu 90 Millionen Dollar scheint die Einhundert-Millionen-Dollar-Marke wieder in Reichweite. 'Debt, death, divorce' – Schulden, Tod oder Scheidung – sind die sprichwörtlich bekannten Gründe dafür, dass große Kunstsammlungen verkauft werden. In diesem Fall ist es die öffentlich ausgetragene Scheidungsschlacht von Linda und Harry Macklowe, die Blue-Chip-Werke des 20. und 21. Jahrhunderts auf den Markt spült. Macklowe machte sein Vermögen in Immobilien, Linda trug die Kunstsammlung zusammen. Die Scheidung wurde 2016 eingereicht; da die Berater beider Parteien sich aber nicht auf den Wert der Sammlung einigen konnten, befahl der New York State Supreme Court 2018 den Verkauf der wertvollsten Werke, um deren maximalen Marktwert zu ermitteln. Die Pandemie verzögerte dann die Umsetzung.“
Das Highlight-Gewitter erklärt Barbara Kutscher im Handelsblatt: „Dieser erste Auktionszyklus nach der Covidpause lässt auch wieder Marktteilnehmer in den Sälen zu, allerdings in stark begrenzter Zahl. Die üblichen Klagen über die schwierige Akquise traten in dieser Saison in den Hintergrund. Wie Bonnie Brennan, President of Christie’s Americas, erklärte, trat die während der Covidkrise gewaltig gestiegene Nachfrage Einlieferungen los. Und die treffen auf einen bisher ungesehenen Nachholbedarf und die Kauflust von Neueinsteigern in den Markt. Christie’s Auktion '21st Century' heizte am Dienstagabend die Stimmung an. Hier wurden vor allem jüngst produzierte, gern ultra-contemporary' genannte Werke angeboten. Sämtliche 40 Lose fanden zu 219,3 Millionen Dollar brutto am oberen Ende der Erwartungen Abnehmer, zehn Rekorde fielen.“
Die 28,9 Millionen Dollar, die Christie's für Beeples fernsteuerbare Computeranimation in einer telefonzellenähnlichen Vitrine „Human One“ bezahlt wurden, sind Christian Schaernack in der NZZ eine gesonderte Betrachtung wert: „Die Preise für NFT werden derweil von einer neuen Generation von Sammler-Investoren getrieben, die nicht selten selbst aus den Blockchain-basierten Branchen stammen. So gab sich kurz nach der Auktion der in Zug ansässige Unternehmer Ryan Zurrer als Käufer zu erkennen.“
Wie viel ist Expertenrat wohl heute noch wert? Der Salvator Mundi, mit einem Verkaufspreis von 450 Millionen US-Dollar das teuerste Bild aller Zeiten wird in einem aktuellen Katalog des Prado von Kunsthistorikern nicht als vollständig eigenhändiges Gemälde Leonardo da Vincis anerkannt, meldet Martin Bailey im Art Newspaper. Kann da jetzt irgendwer irgendwen vor irgendeinem Gericht auf Schadenersatz wegen Wertminderung verklagen?
Mit AnsAzura stellt Christiane Fricke im Handelsblatt eine neue Auktionsplattform für Kunst Osteuropas und darüber hinaus vor: „Premiere feiert die Plattform am 2. Dezember mit einer Auswahl von Nachkriegskunst aus Zentral- und Osteuropa, die per Livestream versteigert werden soll. Am 9. Dezember folgt eine Session mit dem zweiten Schwerpunkt von AnsAzura, moderner und zeitgenössischer Kunst aus dem Mittleren Osten und Nordafrika. Betreut wird dieses Segment unter anderem auch von der langjährigen Christie’s-Expertin und derzeitigen Regionaldirektorin der Art Dubai, Hala Khayat.“
Die vor einem Jahr angekündigte App KIku des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT zur Erkennung illegalen Kulturguts geht jetzt in die Erprobungsphase. Susanne Schreiber berichtet im Handelsblatt von Zweifeln an der Sinnhaftigkeit: „'Das Ganze ist reine Geldverschwendung', sagt aber Vincent Geerling. Der Vorsitzende der International Association of Dealers in Ancient Art weiß, dass die KiKu-App 'eine Fälschung nicht von einem authentischen Werk unterschieden kann, und sie kann auch nicht illegale von legal gehandelten Objekten unterscheiden.' […] Doch eine Kleine Anfrage im Bundestag im Mai zeigte, dass in den fünf Jahre seit Inkrafttreten des Kulturgutschutzgesetzes 'die Bundesregierung keine Erkenntnisse hat' über Strafverfahren wegen Terrorfinanzierung durch Kulturgüter.“ Aber dafür gibt es ja jetzt die App, vielleicht mit Blockchain oder so. KI hat das Ding schon im Namen, dann muss es ja funktionieren. Am besten holt man sich noch Rat vom Verkehrs- und vom Gesundheitsminister – die kennen sich mit Apps bekanntlich aus.
Der Vatikan hat sich eine Urheberrechtsklage von einer Street Art-Künstlerin eingefangen, hat Eva Dzepina für die WELTKUNST erfahren: "Audienz oder Geld? Die römische Street-Art-Künstlerin Alessia Babrow hat sich entschieden. Sie lehnte eine Audienz beim Papst ab. Stattdessen verklagt sie den Vatikan. Ihr Urheberrecht ist ihr wichtiger als die Nähe zum Stellvertreter Gottes auf Erden. Der Konflikt entbrannte um eine Briefmarke des Vatikans, die ein Paste-up der Künstlerin abbildet."