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Kobels Kunstwoche

Messe-Duo in Köln: Art Cologne und Cologne Fine Art; Foto Stefan Kobel
Messe-Duo in Köln: Art Cologne und Cologne Fine Art; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 47 2021

Achtung, Schwurbler! Das Portal Kunstaspekte ist unter die sogenannten Maßnahmengegner gegangen und verweigert Institutionen, die bei ihren Ausstellungen und Veranstaltungen die 2G-Regelung praktizieren, die Aufnahme in ihren Kalender. In einer Email an ein Ausstellungshaus heißt es: "Ausstellungen, die der 1G oder 2G-Regelung unterworfen werden, können nicht veröffentlicht werden. Lt. Umfragen werden durch eine 2G-Regelung max. 45% der Kunstinteressenten angesprochen.“ Künstler, Kuratoren, Museen, Kunstvereine etc. können zwischen 96 und 360 Euro (netto) kostende Jahreszugänge zum Eingabeformular von kunstaspekte buchen oder kündigen. Man darf gespannt sein, was die selbsternannten Zensoren machen, wenn 2G oder gar 2G+ flächendeckend gilt.

Messen sind Verkaufsveranstaltungen, daran erinnert Swantje Karich in ihrem Messebericht von der Art Cologne in der WeLT: „Die Besucher wollen konsumieren, und die Galerien haben sich angepasst: Eine Flut von marktgängiger abstrakter Malerei hat diese Messe unterspült. Es gibt kaum Skulptur [...], an einer Hand abzählen kann man nicht-abstrakte Fotografie [...], so gut wie keine Videos [...] sind zu sehen. Ab und an tauchen mal irgendwo NFT auf, aber nie so, dass man eine Empfehlung aussprechen würde.“ Ihr Fazit lautet daher: „Diese Spuren gesellschaftlicher Bedingungen, ja künstlerischer Reaktion auf Veränderungen, muss man auf dieser Art Cologne akribisch suchen. Große Entdeckungen sind kaum zu finden. Den Verkaufszahlen hat das sicherlich nicht geschadet.“

In einem guten Sinne regional, sei die Kölner Messe, findet Georg Imdahl in der FAZ: „Eine 'Rheinlandmesse' nennt ein Galerist die laufende Art Cologne und meint das nicht despektierlich, obwohl der Kölner Kunstmarkt diesmal (oder auch schon länger) sogar auf manch gestandenen rheinischen Teilnehmer verzichten muss. Insgesamt stellt eine reduzierte Zahl von 150 Ausstellern die hiesige Nachfrage wohl angemessen dar – sie alle kommen für ihre Standmieten übrigens in den Genuss von Bundesmitteln, Stichwort 'Neustart Kultur'. Auch im Zuge einer gewissen Regionalisierung von Teilnehmerfeld und Käuferklientel wird offenbar verkauft, sogar in höheren Preisregionen“.

Für Parnass auf Besuch aus Wien, konnten sich Silvie Aigner und Paula Watzl nur teilweise für die Art Cologne erwärmen: „Im Gegensatz zur Turiner Artissima Anfang November nützt die Kölner Messe die Möglichkeiten der digitalen Vermittlung kaum bis gar nicht. Ebenso präsentieren viele Galerien traditionelle Messestände – oft übervoll bringen sie nahezu ihr ganzes Portfolio mit. Darunter vorrangig Malerei in allen Formaten und mit teils sehr günstigen Einstiegspreisen. Man hat den Eindruck auf Biegen und Brechen sollen hier die Defizite des Corona-Jahres 2020 aufgefangen werden – durchaus verständlich.“

Auf ihrem Messerundgang auf der Art Cologne macht Catrin Lorch in der Süddeutschen Zeitung eine Kluft zwischen Kunstmarkt und Kunstszene aus: „Kein Zufall, dass es Gemälde sind, die jetzt Konjunktur haben, Leinwand boomt, wenn der Kunstmarkt von Reichen dominiert wird. Und Leinwand ist in wirtschaftlich schweren Zeiten die sichere Nummer, wenn Galerien Standgebühren, Hotelkosten und Werbung schnell wieder einspielen müssen. Selten haben sich Kunstmarkt einerseits und Kuratoren und Ausstellungsmacher andererseits so weit voneinander entfernt wie in diesem Moment.“

Einen wesentlich anderen Eindruck von derselben Veranstaltung vermittelt Christiane Fricke im Handelsblatt: „Der Gang über die Messe ist kurzweilig, auch wenn die Malerei wie üblich die Hauptrolle spielt. Es gibt jede Menge Objekte und Skulpturen zu entdecken – in kleineren wie in größeren Dimensionen – auch preislich […] Spannend wird der Rundgang, weil es dazwischen eben auch das Kleinformatige auf Papier, vereinzelt Fotografie und Videoinstallationen zu entdecken gibt.“

Hoffnung für die lange kränkelnde Cologne Fine Art sieht Susanne Schreiber im Handelsblatt: „Die substanziell verstärkte Abteilung Design verzichtet auf Oldtimer und versammelt internationale Aussteller mit attraktivem Programm. Die Cofa-Mischung von Bildern, Skulpturen mit Uhren, Lampen und Möbeln von der Antike bis heute ist gelungen. Nicht alle, aber eine Reihe von kuratierten Cofa-Ständen genügen höchsten Ansprüchen. Allen voran 'The Showroom' – die Abteilung, in der alle Aussteller Kunst unter 5000 Euro beisteuern. So packend und hochwertig sah dieser Schwerpunkt noch nie aus.“

Beide Messen habe ich für den Tagesspiegel und Artmagazine besucht.

Bescheidener muss die parallel abgehaltene Abu Dhabi Art Tessa Solomons Bericht für Artnews zufolge verlaufen sein: „Bei der Eröffnung der Abu Dhabi Art am 17. November, der ersten Präsenzmesse seit 2019, war das Bild eher gedämpft. Internationale Besucher waren rar, und mehrere erfahrene Aussteller berichteten, dass die Besucherzahl im Vergleich zu den Vorjahren gering war. Ein Galerist schätzte, dass weniger als die Hälfte des üblichen Publikums erschienen war. […] Trotz der [Reise]-Einschränkungen war klar, dass sich Aussteller und Käufer über das Wiedersehen freuten. Auf der gesamten Messe wurden Grüße ausgetauscht und Hände geschüttelt, und an der VIP-Preview am Dienstag nahmen Mitglieder des emiratischen Königshauses teil, die mehrere Werke reservierten. Verglichen mit dem frühen Ansturm auf Messen wie Art Basel oder Frieze geht es auf der Abu Dhabi Art eher gemächlich zu. Regionale Sammler neigen eher dazu, am ersten Tag Werke in Erwägung zu ziehen und erst in den letzten Stunden der Messe zurückzukehren, um ihre Käufe zu bestätigen.“

Die erste Ausgabe der Art SG in Singapur wird erneut um ein Jahr in den Januar 2023 verschoben, ist einer Pressemitteilung zu entnehmen.

Die New Yorker Herbstsaison resümiert Ursula Scheer in der FAZ vom 20. November: „Bei den New Yorker Abendauktionen von Sotheby’s, Christie’s und Phillips fiel ein Rekord nach dem anderen, und es wurde schon am Mittwochabend, Tage vor dem Ende des zweiwöchigen Versteigerungsreigens, die Zwei-Milliarden-Schwelle bei den Gesamteinnahmen der Häuser überschritten. Entschieden dazu beigetragen haben zwei Privatsammlungen: Christie’s hatte die Kollektion des 2020 im Alter von 99 Jahren gestorbenen Ölmagnaten Edwin Lochridge Cox mit Impressionisten und Postimpressionisten im Angebot; Sotheby’s konnte mit den zeitgenössischen Kunstwerken auftrumpfen, die das Ehepaar Macklowe zusammengetragen hatte, bevor dessen Scheidungskrieg die Zwangsversteigerung provozierte.“

Die beeindruckende November-Bilanz von Sotheby's analysiert Christiane Fricke im Handelsblatt: „1,25 Milliarden Dollar Umsatz meldet der amerikanische Versteigerer, so viel wie noch nie in seiner Geschichte. Zweierlei hat sich bezahlt gemacht: der pandemiebedingte Ausbau live gestreamter Auktionen, die dem Unternehmen neue Kunden bzw. Onlinebieter aus aller Welt bescherte; außerdem neu konzipierte Auktionsformate für viel versprechende jüngste Kunst, 'die Meister von morgen' laut Sotheby’s, und die zeitgenössische Kunst.“

Für Artnews hat Angelica Villa ausführliche Berichte von den Auktionen bei Sotheby's für Moderne und Zeitgenössische Kunst, sowie bei Phillips verfasst.

Einen niedrigschwelligen Leitfaden für Menschen, die in Kunst investieren wollen, hat Susanne Schreiber für das Handelsblatt erstellt: „Doch wer selbst in Kunst investieren will, bekommt es mit einer Szene zu tun, die Einsteigern bisweilen hermetisch geschlossen vorkommt. Eisern halten sich Galeristen und Händler an die branchenübliche Diskretion. Preise sind zwar in Auktionen transparent, im Handel aber nur zum Teil. Käufer- und Verkäufernamen werden nur dann kommuniziert, wenn es dem Marketing dient. Marktteilnehmer verständigen sich über Codes. Die schließen Neulinge meist aus.“

Der Art Basel-Solidaritätsfonds, aus dem Aussteller bedingungslos einen Teil ihrer Standgebühren zurückerhalten konnten, sei nur von etwa einem Drittel der Galerien in Anspruch genommen worden, melden übereinstimmend Kate Brown bei Artnet und Maximilíano Durón bei Artnews. Beide folgen dabei der Interpretation der Messeleitung, dass dies ein großartiges Zeichen des Gemeinsinns und der Hilfsbereitschaft der Galeristen untereinander sei. Anscheinend haben beide während der Messe nicht mit Ausstellern gesprochen, die bereits damals vertraulich erklärt hatten, auf keinen Fall einen Antrag auf Rückerstattung stellen zu wollen - egal, wie die Messe verlaufe - aus Angst, dass ihnen das als Schwäche ausgelegt werden könnte.

Eine eigenwillige Top 100-Liste, die ihr Entstehen im Umfeld des spezifisch Berliner Szenediskurses nicht verleugnen kann, hat Monopol zusammengestellt: „Die Monopol Top 100 ist keine ewige Bestenliste, und sie spiegelt auch nicht die Kunstmarkt-Charts. Es geht um Einfluss und Sichtbarkeit in diesem konkreten Jahr. Die Perspektive ist dabei notwendigerweise begrenzt: Wir blicken von Deutschland aus auf die internationale Kunstwelt. Die Liste, die Sie auf den folgenden Seiten sehen, ist also in vieler Hinsicht subjektiv. Verstehen Sie sie nicht zuletzt als einen Beitrag zur niemals endenden Debatte, was gute Kunst ist und was sie bewirken soll.“ Auf Platz Eins ist Donna Haraway. Im Tagesspiegel aus Berlin zeigt Nicola Kuhn Verständnis: „Unter den Gelisteten befinden sich bemerkenswert viele Berliner:innen, was nicht erstaunt, sitzt 'Monopol' doch vor Ort. Die Redaktion macht gar keinen Hehl daraus, dass ihre Liste höchst subjektiv ist.“ Ob sie auch so verständnisvoll wäre, säße die Redaktion des Magazins in Olpe, mit einer entsprechenden Sauerland-Lastigkeit?

Humor oder Zynismus bewies Inigo Philbrick bei seinem Schuldeingeständnis im New Yorker Betrugsprozess gegen ihn, wie dem Bericht von Alex Greenberger für Artnews zu entnehmen ist: „'Warum haben Sie das getan?' fragte Richter Sidney H. Stein Philbrick, worauf dieser antwortete: 'Das Geld, Euer Ehren.' Auf Nachfrage fügte Philbrick hinzu: 'Ich habe versucht, ein Geschäft zu finanzieren, und dafür brauchte ich Geld.'“

KAWS verklage drei Online-Marktplätze, weil sie Fälschungen seiner Werke verkauften, melden Sarah Douglas und Alex Greenberger bei Artnews. Einer der Shops ist extrem gut gemacht und bietet sehr günstige Objekte von berühmten Namen wie Banksy, Condo Kusama oder Murakami an. Nur die „Balloon Animal Collectibles“ werden nicht unter „Koons“ angeboten – für 129 US-Dollar inklusive Gratis-Versand nach Deutschland.

Zum 70. Geburtstag gratuliert Rose-Maria Gropp dem Galeristen, Auktionator, DJ und Selbstdarsteller Simon de Pury in der FAZ: „De Pury hat sich immer klar zur engen Liaison von Kunst und Mode, Stil und Glamour bekannt. Nie hat er einen Hehl daraus gemacht, dass Geld, also sehr viel Geld, dabei der Motor ist, und auch nicht daraus, dass er großen Spaß an diesem ganzen Zirkus hat. Und keiner kann das mit so viel Charme vertreten wie er, darin hat er Popstarqualität erreicht.“

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung