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Der nie um steile Thesen verlegene Chef von Artprice Thierry Ehrmann glaube zu wissen, was es mit dem Leonardo-Verkauf auf sich hat, berichtet Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt vom 24. November: "[...] in einer Artprice-Mitteilung gab Ehrmann zu verstehen, zwei Investmentfonds hätten den 'Salvator Mundi' von Leonardo da Vinci gemeinsam mit bedeutenden internationalen Museen gekauft. Unter Anführung eines 'Market Makers' hätten sie den Auktionspreis von 450,3 Millionen Dollar (381 Millionen Euro) bewilligt. Ehrmann behauptet, er habe selbst die statistisch-theoretische Basis geschaffen, die es dem 'Market Maker' ermöglichte, die Investmentfonds und die Museen rasch zu vereinen, um das Gemälde zu erwerben." Angeblich solle sich die Investition sogar lohnen: "Entscheidend dafür ist die Rechnung, wie lange es dauern kann, bis das Kapital, das für den Museumsbau und den Aufbau der Sammlung investiert wurde, rentabel wird." Der Mann muss es wissen, schließlich beherrscht er seit Jahrzehnten das Internet.
Ob das Wort eines Wirtschaftsredakteurs wohl genügend Gewicht hat, um der Kunstszene endlich das Starren auf den Superreichenspielplatz abzugewöhnen? Textchef Dieter Schnaas versucht es zumindest in der Wirtschaftswoche vom 24. November: "Wer es ernst meint mit der Kunst und ihrem unschätzbaren Wert, muss den Preisolymp daher meiden: Hier zirkulieren nicht Enthusiasmus und Respekt, sondern Kalkül und Potentatenlust. Sosehr der Kunst-Finanzmarkt mit seinen beiden Distributionszentralen Sotheby's und Christie's in kultureller Hinsicht auf der Ausbeutung des Populären basiert, so sehr folgt er in finanzieller Hinsicht den Interessen einer Elite."
Nicht so gut soll das Foto des unrestaurierten Weltenretters bei Christie's und den Einlieferern angekommen sein, das Thomas Campbell, der ehemalige Chef des Metropolitan Museum in New York auf Instagram gepostet hat, berichtet Anna Brady im Art Newspaper.
Als Anhängsel für Collectibles der Oldtimer-Messe Retro Classic handelt Christiane Fricke für das Handelsblatt vom 24. November die COFA in Köln ab, die traditionelle Messe für Kunst und Antiquitäten: "Wer Lust auf mehr Design hat, wechselt zur Cologne Fine Art in die Halle 11.2. Hier breiten 88 Händler ein über weite Strecken stimmiges, an die zeitgenössischen Geschmäcker angepasstes Angebot aus, in dem die Einrichtungskunst der letzten 100 Jahre schöne Akzente setzt."
Den Gerüchten über ein baldiges Aus der Veranstaltung möchten wohl weder Thomas Kliemann von der Kölnischen Rundschau noch die Messeleitung selbst den Wind aus den Segeln nehmen: "Ansonsten hält die Messe Geschenkideen in Hülle und Fülle bereit, vom edlen Spazierstock bei Basedau (Hamburg) über Juwelen von Chanel bei Traute Konrad bis zu kompletten Wohnideen, wie sie das Berliner Kiez Kabinett anbietet, das zum Mobiliar auch noch die passenden Accessoires und Kunstwerke vorhält. Wie es mit der COFA und dem Kölner Kunstmessenkalender weitergeht, dazu gab es vor der Presse nur eine sibyllinische Antwort: 'Weitere Pläne sind nicht verkündbar.'"
Ein bisschen zu hoch hängt Georg Imdahl die COFA, wenn er in der FAZ urteilt: "In der dichten europäischen Messe-Agenda behauptet sich die Cofa mit diesmal neunzig Galerien aus neun Ländern gegenüber Konkurrenten wie der Brussels Fine Art Fair, dem Parcours des Mondes in Paris, der Asian Art Fair in London und den "Cultures", ebenfalls in Brüssel ausgerichtet." Gerade die beiden erstgenannten Veranstaltungen spielen deutlich in einer anderen Liga (wobei BRAFA schon seit einiger Zeit für Brussels Art Fair steht, die Veranstaltung in Paris keine klassische Messe ist und in London keine Veranstaltung namens Asian Art Fair existiert).
Nicht nur Kunst wird von findigen Beratern als alternatives Investment vermarktet, auch Musikinstrumente. Peter Dittmar räumt in der ZEIT vom 23. November mit dem Irrglauben auf, Stradivaris wären ein besonders lohnendes Renditeobjekt: "Zwar behaupten einige Investmentgesellschaften, mit Musikinstrumenten zehn Prozent jährlich zu erzielen. Experten wie die Ökonomin Kathryn Graddy schätzen aber, dass die Verzinsung in der Regel kaum höher liegt als bei 3,3 Prozent. Außerdem würden bei vielen Berechnungen nur die geglückten Verkäufe bewertet, nicht jedoch die beträchtlichen Rückgänge. So fanden allein zwischen 1980 und 2013 bei 75 Versteigerungen 40 der Stradivari-Geigen keinen Käufer." Wobei über drei Prozent eine recht ordentliche Rendite bedeuten. Man muss halt nur aufs richtige Pferd setzen. Genau das aber dürfte bei einem so kleinen wie intransparenten Nischenmarkt für Laien gar nicht so einfach sein.
Eine lebendige Kunstszene hat mehr davon, wenn Sammler junge Kunst kaufen, statt Etabliertes anzuhäufen. Billiger ist es ohnehin. Einen Trend zu mehr mäzenatischem Engagement hat Frank Kurzhals für das Handelsblatt vom 24. November in Hamburger Unternehmenssammlungen ausgemacht, die sich im Rahmen der Initiative add art einmal im Jahr der Öffentlichkeit präsentieren: "Immer mehr Teilnehmer gehen dabei den langfristig günstigeren Weg und zeigen Nachwuchskünstler. Wer möchte nicht als Förderer eines 'rising star' gelten und dereinst gelobt werden, schon früh den richtigen Riecher gehabt zu haben. Von diesmal 20 teilnehmenden Unternehmen haben sich neun entschieden, Nachwuchskünstlern der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften ein Podium zu geben. Dadurch werden dieses Jahr insgesamt 21 Künstlerinnen und Künstler mit einem Werkankauf oder einem Honorar unterstützt."
Welche Kunstwerke sie bedauern, nicht gekauft zu haben, verraten 200 Sammler Maximilíano Durón und Alex Greenberger für Artnews.
Eine Liebeserklärung an Florian Illies ist Peter Richters Vorstellung des Kundenmagazins des Berliner Auktionshauses Villa Grisebach in der Süddeutschen Zeitung vom 25. November, in der er schreibt "mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren für die Abonnenten ist das Journal von Grisebach bereits jetzt eines der großen deutschen Kunstmagazine, und auch wer am Ende gar nicht mitbietet, kann daraus seinen Gewinn ziehen."
Zum Schluss noch ein Rätsel: Von welchem Land ist die Rede? "Kunstzeitschriften fahren eher mit Szenenklatsch auf denn mit seriöser Kunstkritik. Freie Kritiker sind auf mehrere Verdienstmöglichkeiten zur Existenzsicherung angewiesen, da sie dramatisch unterbezahlt sind." Uta Reindl schreibt das in der NZZ über die Kunstszene auf Kuba.