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Kobels Kunstwoche

Bauhaus auf der Cologne Fine Art & Design; Foto Stefan Kobel
Bauhaus auf der Cologne Fine Art & Design; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 48 2019

Nicht nur Flughäfen, auch Kunstskandale können die Chinesen besser als die Deutschen, so der erste Eindruck. Um über 350 Werke im Wert von über 300 Millionen Euro der Künstler Anselm Kiefer, Markus Lüpertz und Renate Graf gehe es in einem Streit zwischen einer Sammlerin und einer Firma, die diese Werke auf eine mehrjährige Ausstellungstournee durch China schicken sollte, um sie anschließend zurückzugeben, was sie jedoch verweigere, wie zuerst das chinesische Magazin Randian berichtet. Die Sammlerin stammt aus Taiwan, der Chef der Firma ist Festlandchinese. Gespielt wird über Bande, und hier kommt Deutschland dann doch ins Spiel: Bei der Firma handelt es sich um die Hamburger Bell Art GmbH, die MAP Collection soll ebenfalls in Deutschland beheimatet sein. Laut Handelsregister ist die Bell Art jedoch schon im März erloschen. Ein Insolvenzverfahren wurde mangels Masse abgelehnt. Ein Großteil der Werke scheint sich in Hongkong zu befinden und zum Verkauf zu stehen, haben Christoph Giesen und Kai Strittmatter für die Süddeutsche Zeitung recherchiert. Zu den größten Ungereimtheiten der verworrenen Geschichte gehört der Umstand, dass es keine Verträge zu geben scheint - und das bei einem Geschäft im dreistelligen Millionenbereich zwischen einer Inselchinesin und einem Festlandchinesen.

Der Cologne Fine Art & Design bescheinigt Georg Imdahl in der FAZ Zukunftsfähigkeit: "Mag die Cofad auch nicht in sämtlichen Segmenten, darunter Kunst seit der Moderne, höchsten Ansprüchen gerecht werden, sie arbeitet daran und hat offenbar auch eine Zukunft."

Ganz angetan von der Cofad ist auch Christiane Fricke im Handelsblatt: "Gut für die Orientierung: Die Stände mit älterer Kunst und Kunstgewerbe liegen alle in räumlicher Nähe zueinander. Lieblos in der dunklen Randzone platziert ist hier auch der Young Collector's Room mit ausgewählten Objekten unter 5.000 Euro, ein Querschnitt mehr oder weniger durch alle Sparten. Besser bedient ist jedoch, wer aufmerksam die Messe sondiert. Erstaunlich groß ist nämlich das Angebot an schönen Dingen und Werken zu sehr überschaubaren Preisen."

Ebenfalls voraus schaut Michael Kohler für die Süddeutsche Zeitung in seinem Messebericht aus Köln: "Sofern ihm der Erfolg Recht gibt, plant Hug, in den nächsten Jahren wieder mehr Händler alter Möbel und alter Kunst nach Köln zu holen. Heute ist das Übergewicht des modernen Kunsthandels noch unübersehbar. Als Bindeglied zwischen beiden Welten hat Hug das Design auserkoren und demonstrativ in den Messenamen aufgenommen. Seine Losung 'Was früher Antiquitäten waren, ist heute Design' macht gerade auf einer Messe Sinn, auf der die Grenzen zwischen angewandter und freier Kunst tendenziell verwischen".

Ich war für Artmagazine auf der Cofad.

Während Hauser & Wirth seine nächste Ausstellung in Hongkong angesichts der Proteste abgesagt habe, habe die Art Basel bisher noch keine Absagen von Ausstellern hinehmen müssen und halte an ihren Plänen zur Ausrichtung der dortigen Messe im März nächsten Jahres fest, berichtet Barbara Pollack bei Artnews.

Auch und gerade ein Museum, das in den nächsten zehn Jahren Investitionen im Umnfag von einer Milliarde US-Dollar plant, muss sich mit der Frage beschäftigen, ob und von wem es Geld annimmt. Wie das Metropolitan Museum in New York dabei vorgeht, erläutert dessen Direktor Max Hollein im Gespräch mit Peter Brors für das Handelsblatt: "Es geht einerseits darum, von wem man unterstützt wird und werden will, und andererseits darum, was man alles machen kann und muss. Ganz allgemein sehe ich es als großen Vorteil des amerikanischen Museumsprinzips, dass die Unterstützung für unsere umfassenden Aktivitäten und unsere internationale Präsenz aus vielen verschiedenen Quellen kommt. Es ist ein ganzes Konzert an Förderern, das man als Institution und insbesondere auch als Direktor 'dirigieren' muss. Wenn man sich dann gegen einen Förderer entscheidet, aus welchen Gründen auch immer, fällt das viel weniger ins Gewicht, als wenn man etwa als Museum in Europa einen Konflikt mit der öffentlichen Hand über Inhalte hat. Wir sind keine politische Institution, aber die Werte des Museums sind für uns von besonderer Bedeutung, und umso wichtiger ist es, eine umfassende Basis an Unterstützern aus den verschiedensten Bereichen zu haben."

Mit ihrer nur allzu bereitwilligen Anbiederung ans Kapital habe sich die Kunst in eine Abhängigkeit gebracht, aus der sie sich jetzt nur schwer befreien könne, analysiert Jörg Heiser in einem lesens- und hörenswerten Essay für den Deutschlandfunk: "Wie soll es überhaupt Kunst geben, wenn nicht auch dank derer, die in einer Art modernem Ablasshandel ihre schmutzigen Geschäfte mit sauberer, ehrenvoller Patronage in der Kunst kompensieren? Ist doch gut, wenn sie nicht nur Schlechtes mit ihrem Vermögen anstellen! Ein Problem mit dieser affirmativen Argumentationsweise ist, dass sie oft gerade von jenen kommt, die besonders vehement ihre Abscheu über Donald Trump zum Ausdruck bringen - so als hätte das eine mit dem anderen gar nichts zu tun! Aber das hat es."

Nur drei Sätze aus Kolja Reicherts nachgereichtem Kommentar in der FAS vom 24. November zu der Polemik von Stefan Heidenreich und Magnus Resch vom Ende letzten Monats sollten eigentlich das Maximum an Aufmerksamkeit sein, das ihnen gebührt: "Das Perfide am 'Zeit'-Essay war, dass er nicht nur pauschal die Lebensleistungen von Künstlern entwertete. Sondern auch die ganze Geschichte von Demokratisierungsversuchen in der Kunst ausblendete. Wie durchlässig das Kunstfeld ist, zeigt sich schon darin, wie leicht ein Unternehmer, der sich nie inhaltlich über Kunst geäußert hat, es mit populistischen Thesen kapern kann." Ansonsten gilt das Wort von Karl Valentin, das er schon vor der Zeit für den Umgang mit Trollen fand: "Des ignoriern ma net amoi!"

Der Skandal um angeblich von Heinz Mack gefälschte und rückdatierte Kunstwerke geht in die nächste Runde. Für den Kölner Stadt-Anzeiger fasst Michael Kohler den Stand der Dinge zusámmen: "Jetzt sagen mehrere prominente Kunstexperten, Mack habe einige beim Brand beschädigte Werke eigenhändig und ohne Wissen oder Zustimmung der Schöpfer restauriert und als Originale in den Kunsthandel gebracht. Auf Anfrage dieser Zeitung lässt Heinz Mack die erhobenen Behauptungen durch seinen Anwalt zurückweisen. Zwar habe es im Hause Macks tatsächlich einen Brand gegeben, bei dem 'einige Werke von befreundeten Künstlern in Mitleidenschaft gezogen und beschädigt' worden seien. Doch seien diese Beschädigungen nur 'leicht' gewesen."

Nachgerade ein Schweigekartell vermutet Carsten Probst im Gespräch mit Sigrid Brinkmann für den Deutschlandfunk: "Doch ein kleiner Kreis weiß schon länger, dass Mack nach seinem Atelier-Brand versucht hat, seine private Sammlung zu verkaufen, weil er Geld brauchte. 'Ein noch kleinerer Kreis wusste, dass diese Werke teilweise oder vollständig bei diesem Brand beschädigt worden waren, er sie darauf selbst ausgebessert hat, sozusagen repariert hat, um sie noch verkaufen zu können', sagt der Kunstkritiker Carsten Probst. Damit sei Mack aber schon damals auf die Nase gefallen."

Inzwischen hat der Künstler selbst zu den Vorwürfen in einem schriftlichen Interview mit dpa, nachzulesen unter anderem bei Monopol, Stellung bezogen: "Nach einem Vorfall auf der Kunstmesse Fiac setzte er mich massiv unter Druck. Die Tatsache, dass ich ihn informiert hatte, war mit einem Mal nichtig. Achenbach hatte seine Kunden offenbar nicht über die Restaurierungen informiert. Er war schon seinerzeit ein erfolgreicher und sehr gut vernetzter Kunsthändler. Ich sah damals keinen anderen Ausweg, als Achenbachs Forderungen zu entsprechen und zahlte wie gefordert den vollen Kaufpreis von 800 000 Mark zurück. Als "Entschädigung" behielt er die übrigen sieben Arbeiten, darunter eine bedeutende Bronze von Hans Arp. Ich persönlich habe mir nichts vorzuwerfen, aber wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann dass ich die Restaurierungsarbeiten nicht auf den Werken vermerkt habe. Das bedaure ich heute zutiefst. Das war einfach gedankenlos und naiv."

Den Verkauf eines Gemäldes von Edouard Manet aus der ehemaligen Sammlung Gurlitt durch die Stiftung Kunstmuseum Bern sieht Mauice Philip Remy als Beginn des Ausverkaufs der Sammlung. In einem langen öffentlichen Facebook-Beitrag prangert er das Verhalten der Stiftung an: "Grundsätzlich hatten sich kurz nach dem Tod von Cornelius Gurlitt am 6. Mai 2014 enge Verwandte von ihm wie sein Schwager, sein Cousin und dessen Sohn öffentlich dafür ausgesprochen, dass die Sammlung nach Bern gehen müsse, weil nur hier der Wunsch des Erblassers gewährleistet sei, dass die Sammlung zusammengehalten würde. Mit dem Verkauf eines der drei impressionistischen Meisterwerke ist jetzt genau das Gegenteil eingetreten. Die Sammlung Hildebrand Gurlitts wird in alle Welt zerstreut. Wurden den Angehörigen damals falsche Versprechen gemacht?" Den Medien wirft er dabei mangelnde Kritik vor.

Auch Monopol hat eine Liste der wichtigsten 100 Künstler erstellt. Angeführt wird sie von Hans Haacke.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung