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Nochmal Banane. In einem ungewöhnlich umfangreichen Bericht erzählt sogar bei CNN Oscar Holland vom Verkauf der Arbeit Maurizio Catellans bei Sotheby's in New York für 6,24 Millionen Dollar. Bezahlen werde der chinesische Sammler Justin Sun mit seinem Spielgeld aus der Kryptowährungsbranche. Er habe angegeben, die Banane essen zu wollen. Vielleicht findet sich für das Gewebeklebeband auch noch eine passende Verwendung. Das Ergebnis löst genau die Beißreflexe aus, die zu erwarten waren. Das ohnehin mit zahlreichen Zeigefingern ausgestattete Hyperallergic lässt Hakim Bishara schäumen: „Das ist falsch. Es ist mehr als falsch. Es ist obszön und unmoralisch. Es ist die hässlichste Zurschaustellung von Exzessen, die ich seit Langem gesehen habe.“ Mit etwas mehr Abstand betrachtet Daniel Völzke den Stunt bei Monopol: „Es ist heute noch beeindruckend, wie Cattelan mit geringstem Aufwand diesen riesigen Effekt geschaffen hat. Er benutzte dabei einen Trick: Er ließ die Medien und das Publikum glauben, er mache sich damit über den Kunstmarkt lustig, über Leute, die 120.000 Dollar oder gar 6,2 Millionen für eine Banane ausgegeben. Dabei geht der Witz auf Kosten derer, die genau diese Verachtung für die angeblich so verrückte Gegenwartskunst zur Schau tragen und daraus Artikel und Posts stricken: Sie machten schließlich die ganze Arbeit und verhalfen Cattelan zu diesem Coup.“ Wobei auch er nicht erwähnt, dass der materiell größte Gewinner der Einlieferer ist. Auf der aktuellen Monopol Top 100 (Paywall) nimmt Cattelan Rang 46 ein. Justin Sun war übrigens der Unterbieter bei dem berühmten Beeple-Rekord, der sich über seine Niederlage mit einem Picasso hinweggetröstet hatte.
Die ganze Auktionswoche in New York fasst Barbara Kutscher im Handelsblatt zusammen: „Vorsichtig waren die Häuser aber mit einem reduzierten Volumen ins Rennen gegangen. Insgesamt nahm das Duopol in den fünf Abendversteigerungen von Montag bis Mittwoch über 908 Millionen Dollar brutto ein. Vor allem marktfrische Werke aus Nachlässen ließen sich auf einem wählerischen Markt, der nur das Besondere goutiert, gut absetzen. Höhepunkt der Woche und wahrscheinlich des ganzen Jahres war der Wettkampf um René Magrittes Bild „L’Empire des Lumières“, das sicher zu den bekanntesten Motiven des belgischen Surrealisten zählt. Siebzehnmal hatte er es über sechzehn Jahre variiert, wir kennen es heute aber auch von Postern oder Einkaufstaschen. […] Nach zehn Minuten konnte Rotter seinem Kunden gratulieren. Er hatte bei 121,2 Millionen Dollar brutto den neuen Künstlerrekord gesetzt.“ Ein versöhnliches Ende verkündet Anne Reimers in der FAZ: „Zum Abschluss der Auktionswoche, beim '21st Century Evening Sale' von Christie’s schien die Zurückhaltung der Sammler wie weggeblasen. Gleich drei Kunstwerke mit Bananen – von Jonas Wood, Nicolas Party und Urs Fischer – gab es hier zu ergattern. Der Umsatz stieg auf 105,6 Millionen Dollar, angeführt von einem 1982 entstandenen Porträt auf Papier von Jean-Michel Basquiat. 'Untitled' (20/30 Millionen) stellte mit einem Hammerpreis von 19,5 Millionen einen Rekord für den Maler in diesem Medium auf. Zwei Lose waren zurückgezogen worden, die restlichen 42 wurden verkauft, 17 waren garantiert. Es konnten acht neue Rekorde gemeldet werden.“ Analytisch blickt Katya Kazakina bei Artnet (eventuell Paywall) auf die Auktionswoche: „Insgesamt wurden bisher 1,2 Mrd. $ erzielt, was knapp über dem unteren Ende der Vorverkaufsspanne der Woche liegt. In dieser Summe sind die Käuferprämien enthalten, während die Schätzungen dies nicht tun. Und sie spiegelt auch nicht die ganze Dramatik und den Zauber der Auktion wider, die hinter den Kulissen stattgefunden haben, um diese relativ positive Bilanz zu erzielen. Reserven wurden in der 11. Stunde gesenkt, unwiderrufliche Gebote innerhalb von Minuten nach dem Verkauf ausgehandelt, einige Lose zurückgezogen und andere wieder geöffnet, nachdem sie nicht verkauft werden konnten. Den Häusern gebührt Anerkennung dafür, dass sie das geschafft haben.“
Bei so viel Boulevard ist die für den deutschen Kunstmarkt viel bedeutendere Nachricht der Woche fast untergegangen: Die Senkung der Mehrwertsteuer auf Kunst hat mit dem Jahressteuergesetz den Bundesrat passiert. Marcus Woeller erklärt in der WeLT: „Dass die Senkung in Deutschland mit dem Jahreswechsel wirksam wird, verbucht die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien Claudia Roth auch als ihren Erfolg. […] Mit dem Gesetz werde das Vorhaben umgesetzt, freie Kulturorte wie Galerien zu unterstützen. So war es im Koalitionsvertrag der mittlerweile gescheiterten Ampel-Regierung vereinbart und im Sommer 2024 dann auch endlich im Bundeskabinett beschlossen worden. Das war in diesem Punkt jedenfalls noch konsensfähig“. Und prompt bietet sich die Art Karlsruhe an als „Erste Kunstmesse mit 7%-MwSt.“ Ist das ein gelungener Marketing-Coup oder albern?
Zu den Hintergründen der Hauptversammlungsabsage von Artnet schreibe ich im Handelsblatt. Marion Maneker schreibt bei Puck (Paywall) zu den Querelen um das Unternehmen: „Dennoch bleibt der Aktienkurs auf einem Neunmonatshoch, was keine guten Nachrichten für die Neuendorfs sind, die zuvor passive Investoren angeworben hatten, um die Aktien des Unternehmens zu niedrigen Preisen zu kaufen und mit ihrem zu stimmen. Wenn sich die Aktie nach den düsteren Finanzzahlen nicht bewegt, bedeutet dies, dass die Aktionäre bleiben. Sie haben das Unternehmen nicht aufgegeben, aber sie haben die Neuendorfs vielleicht aufgegeben.“
Auf der Abu Dhabi Art scheint Kunst eine Nebenrolle gespielt zuhaben, lässt sich aus Melissa Gronlunds Bericht für das Art Newspaper schließen: „Zeitgenössische Kunsthändler berichteten von gemischten Ergebnissen, mit zahlreichen Werken in der Reserve, aber weniger bestätigten Verkäufen. Das Team des Guggenheim Abu Dhabi, das kurz vor der vollständigen Eröffnung steht, war auf der Messe unterwegs und betonte, dass die Akquisitionen noch andauern und auch nach der Eröffnung des Museums im nächsten Jahr fortgesetzt werden. [...] Wie üblich in der eng verbundenen Kunstwelt des Nahen Ostens überschlugen sich die Gerüchte – diesmal ging es um die so gut wie sichere Übernahme der Abu Dhabi Art durch die Art Basel. Obwohl die Art Newspaper die in der Presse genannte Zahl von 20 Millionen US-Dollar nicht bestätigen konnte – eine Summe, die eine Quelle mit Kenntnis der Führung der VAE als 'Peanuts' für Abu Dhabi bezeichnete –, waren MCH-Mitarbeiter anwesend und alle erwarteten, dass die Nachricht jeden Moment bekannt gegeben werden würde.“
Zu den wenigen internationalen Journalisten, die zur ersten Ausgabe der FAB Paris im Grand Palais angereist sind, gehört Lee Sharrock von Forbes: „Die FAB Paris findet im Erdgeschoss des Grand Palais statt und ist weniger hektisch als die Art Basel Paris oder die Paris Photo, sodass die Besucher sich Zeit nehmen können, um kreative Spitzenleistungen in einer Vielzahl von Kunstformen zu erleben, von der Antike bis zu Altarbildern, vom Barock bis zum Minimalismus. Auch die Nachkriegs- und Gegenwartskunst ist mit meinen Highlights vertreten, darunter Otto Fried bei Brame & Lorenceau, Vasarely bei Galerie Hurtebize und „Picabia, Miro, Picasso“ bei Galerie Helene Bailly.“ In Paris war ich für den Tagesspiegel. Auf ähnlich geringes Medieninteresse stößt die Luxembourg Art Week , die ich für Monopol besucht habe.
Steigende Mieten und sinkende Einnahmen hätten in den Kunstzentren der Welt einen neuen Trend befördert, erklärt By Kin Woo in der New York Times: „Mittlerweile verfolgen jedoch immer mehr Galeristen und Kuratoren wie [Rajan] Biljani den entgegengesetzten Ansatz und stellen genau dort aus, wo das Alltagsleben dominiert: in den eigenen vier Wänden. Im Finanzviertel von Manhattan verkauft der 41-jährige Händler Michael Bargo seltene Möbel aus seiner Zweizimmerwohnung. In Frogtown, einem Stadtteil von Los Angeles, hat der Sammler Jonathan Pessin (54) seine Wohnung in einen wahren Basar für Vintage-Designobjekte verwandelt. Und in der Lower East Side von New York betreibt der ehemalige Profi-Skater und heutige Künstler und Galerist Tony Cox (49) den Club Rhubarb – eine winzige, bewusst schwer auffindbare Galerie für zeitgenössische Kunst – von seiner Wohnung im sechsten Stock aus. Für diese Idee gibt es bereits ein Vorbild: Die Pariser Antiquitätenhändlerin Florence Lopez, 65, beispielsweise nutzt ihr Pariser Zuhause – ein ehemaliges Bildhaueratelier im 6. Arrondissement – seit 1995 als Ausstellungsraum für Kunden wie Charlotte Gainsbourg. Aber jetzt, ob getrieben von explodierenden Mieten, einem kollektiven Drang zu experimentieren oder dem Wunsch, eine aktive Beteiligung an der Kunst zu fördern, setzt sich das Konzept durch.“
Der Leipziger/Berliner Galerist Judy Lybke von Eigen + Art erzählt im Gespräch mit Jan Kage bei Monopol über den Werdegang der Galerie, des Kunstmarkts und der Berliner Szene: „1990 gab es kaum Straßenbeleuchtung in der Auguststraße. Wenn die Sonne unterging, blieb es dunkel. Das änderte sich. Plötzlich wurden Veranstaltungen gemacht, und es gab Karten zu kaufen. Man konnte plötzlich mit Geld etwas anfangen. Also wurde es ein wichtiges Handlungs-Accessoire. Eines, das man hatte oder nicht. So begann auch eine Zeit, wo man überlegte, wenn man essen ging: Was hat der andere verdient, kann der mitkommen oder nicht? Es ging also die Differenzierung untereinander los. Vorher hat man einfach eine Galerie gemacht. Oder man ist aufgewacht und wurde Journalistin oder Radiosprecher. Man konnte sich jeden Morgen überlegen, was man wird, und dann hat man das behauptet. Man teilte das jemandem mit, sich selbst und anderen, und dann war man das. Irgendwann ging das nicht mehr. Ab dann hatten auch wir als Galerie Professionalisierungsnöte und mussten das auch machen.“
Auf die jüngere Galeristengeneration schaut Marcus Woeller in der WeLT: „Robert Grunenberg, der gerade 39 Jahre alt geworden ist, geht offen mit in seiner Branche meist bewusst nicht gestellten Fragen um. Etwa der, wie sich Junggaleristen eigentlich finanzieren. Ohne ein gutes Polster ist jene Etablierung am Markt, die nicht nur den Künstlern ein Auskommen ermöglicht, eine Herausforderung. Er habe ein privates Darlehen aufgenommen, um sein Unternehmen zu gründen: 300.000 Euro. War der Glaube an den Erfolg größer als die Furcht vor dem Risiko? 'Einen so großen Kredit aufzunehmen, war rückblickend schon ziemlich verrückt', sagt er im Gespräch. Zumal er noch nicht wissen konnte, dass im zweiten Jahr dann Corona kommen sollte. Aber er habe ab der ersten Ausstellung gut verkauft.“
Als dritte Institution hat der Berliner Galerist Alexander Schröder (Galerie Neu) jetzt die Hamburger Kunsthalle mit einer Schenkung bedacht, berichtet Johannes Wendland im Handelsblatt: „Alexander Schröder sammelt Kunstwerke, die irritieren: Wer ist der Schöpfer des Kunstwerks? Wer ist der Besitzer? Wie ist das Verhältnis zwischen Künstler und Sammler? Und weil Schröder diese Fragen nicht als bloße Kopfgeburten begreift, macht er selbst Ernst. Immer wieder trennt er sich von seinem Besitz und beschenkt öffentliche Kunstmuseen mit beachtlichen Teilen seiner Sammlung. Nach dem Mumok in Wien und dem Museum Ludwig in Köln hat jetzt die Hamburger Kunsthalle davon profitiert – 63 Werke von 25 Künstlerinnen und Künstlern hat Schröder ihr vermacht.“