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Wenn jemand auf den Mond zeigt, guckt der Dumme auf den Finger, soll eine buddhistische Weisheit lauten; vielleicht ist sie auch nur von Bruce Lee. Das Erschütternde am Bananenmann jedenfalls ist ja nicht, dass er die Frucht (leider eben nicht die der Erkenntnis) gegessen hat. Auch nicht die obszöne Zurschaustellung seines auf fragwürdige Weise erworbenen Reichtums, der seinen Stil um einige Größenordnungen zu übersteigen scheint. Ebensowenig die Empörung der Klasse der Bananenverkäufer und ihrer Sympathisanten, die die Ungerechtigkeit der vermeintlichen Preissteigerung beklagen. Besorgniserregend ist das anscheinend erfolgreiche Burying, das damit einhergeht, da kaum einem der schnappatmenden Medien auffällt, dass der in den USA der Geldwäsche Verdächtige fast zeitgleich die fünffache Summe in die Kryptowährung des orangen Mannes investiert hat, der demnächst wieder der mächtigste Mann der Welt sein wird, wie Jörn Brien bei t3n berichtet. Also bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen. Jedenfalls nicht den Mond, lediglich den Finger.
Mit diesem fruchtlosen Thema sowie der Bankrotterklärung eines Teils der (Berliner) Kunstszene im Zusammenhang mit der Nan Goldin-Ausstellung und dem finanziellen Kahlschlag der dortigen Kulturpolitik sind nicht nur die deutschsprachigen Medien so beschäftigt, dass die reinen Kunstmarktthemen etwas kurz kommen. Zum anscheinend nur als Grüßonkel installierten Berliner Kultursenator Joe Chialo, dessen Ressort man herumschubsen kann, sagen Christine Lemke-Matwey in der Zeit und sein Amtsvorgänger Klaus Lederer im Instagram-Video eigentlich alles, was es zu sagen gibt. Zum Schluss sei jedoch noch Christiane Peltz zitiert, die im Tagesspiegel das ganze Elend der Berliner Kulturpolitik ausbreitet: „Schon jetzt ist klar: Gerade die Bildungsprogramme und niedrigschwellige Angebote werden einer notgedrungenen Kommerzialisierung der Kultur als Erstes zum Opfer fallen.“
Die Nachlese der New Yorker Auktionswoche von Barbara Kutscher im Handelsblatt fällt gemischt aus: „Trotz einiger Spitzenpreise und hin und wieder auch ausgedehnter Verteilungskämpfe machten die New Yorker Auktionen der vergangenen Woche doch deutlich, dass sich der seit fast zwei Jahren schrumpfende Markt immer noch in einer Erholungsphase befindet. Die allein an vier Abenden bei Christie’s, Phillips und Sotheby’s für 211 Kunstwerke eingespielten 1,3 Milliarden Dollar brutto lagen um 42 Prozent unter den Ergebnissen des vergangenen Novembers, aber nur um drei Prozent unter den Frühjahrseinnahmen. Das Londoner Marktforschungsunternehmen Art Tactic sieht einen Silberstreif am Horizont. Es gebe Anzeichen dafür, dass sich der Ton am Markt ändert. 35 Prozent der Lose übertrafen ihre mittleren Schätzungen und es fielen eine ganze Reihe von Künstlerrekorden.“ Eine genaue Analyse nimmt Karen K. Ho für Artnews vor: „Dieses Mal gab es einige große Gewinner und einige überraschende Enttäuschungen, selbst bei den Blue-Chip-Namen. Das mag auf einen Markt zurückzuführen sein, den man als granular bezeichnen könnte: einen Markt, der von der Qualität der einzelnen Werke abhängt, die auf den Markt kommen. 'Der Kunstmarkt ist kein Monolith', sagte die Kunstberaterin Megan Fox Kelly nach der Verkaufswoche gegenüber ARTnews. 'Ich denke, es ist oft genauer, den Markt auf der Ebene des einzelnen Werks zu analysieren.'“
Mehr Licht als Schatten boten Nina Schedlmayer im Handelsblatt zufolge auch die Auktionen im Wiener Dorotheum.
Mit Isabel Apiarius-Hanstein vom Kölner Kunsthaus Lempertz habe ich für Monopol gesprochen.
Millionenzuschläge bei Grisebach in Berlin und Lempertz in Köln meldet Ursula Scheer in der FAZ.
Galerien könnten angesichts nachlassender Kauflust Eintritt verlangen, schlägt Annika von Taube bei Monopol (Paywall) vor: „Dass die Betrachtung von zu Verkaufszwecken präsentierter Kunst nichts kosten darf, muss jedenfalls hinterfragt werden, seit Galerienrundgänge zum beliebten Freizeitvergnügen geworden sind, bei dem für Kind und Kegel zwar ein möglichst hoher Entertainmentfaktor gewünscht, dieser allerdings kaum mit Kunstkauf belohnt wird. Kunstmessen verlangen genau aus diesem Grund an den Publikumstagen seit jeher Eintritt. Eine (der Einfachheit halber nur auf sporadische Nachfrage vorzuzeigende) Jahreskarte für Galeriebesuche wäre durchaus zu vermitteln, am besten durch konzertierten Aufschlag einer entsprechenden Galerienkoalition.“ Nein.
Den aktuellen chinesischen Markt versucht Leo Xu, ehemaliger Direktor von David Zwirner Hongkong, bei Artnet zu erklären: „Es gibt auch eine Abkehr von jungen Künstlern, die den Markt in den letzten Jahren dominiert haben. Viele dieser Werke haben eine exotische Qualität oder sind eng mit persönlichen, intimen Erzählungen verbunden, aber es fehlt ihnen oft an kritischer Reflexion über die heutige Gesellschaft und die Menschheit. Es fühlt sich ähnlich an wie bei Trendthemen in den sozialen Medien. Dies ist ein globales Problem, aber es hat in Asien ein enormes Ausmaß an Konsum angenommen, das wiederum die westlichen Märkte erfasst hat. Meiner Erfahrung nach ist der westliche Kunstmarkt in verschiedene Ebenen unterteilt, wobei Sammler unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichem Hintergrund ihre eigenen Vorlieben haben. Im Gegensatz dazu ist der asiatische Markt relativ neu und wird ständig überarbeitet und neu aufgebaut. Viele Käufer wechseln häufig zwischen den Kategorien – von Antiquitäten zu zeitgenössischer chinesischer Kunst, dann zu westlichen Blue-Chip-Künstlern und schließlich zu jungen westlichen Künstlern, die zu niedrigeren Preisen zu haben sind und schnellere Renditen versprechen.“
Die Absage der für November geplanten Tochter der India Art Fair Neu Dehli in Mumbai meldet Kabir Jhala im Art Newspaper.
Der seit zwei Jahren zum Hauser & Wirth-Imperium gehörende Londoner Groucho Club sei von der Polizei geschlossen worden, meldet Kabir Jhala im Art Newspaper: „Der Stadtrat von Westminster teilte am Dienstag in einer Erklärung mit, dass dem Groucho Club auf Antrag der Metropolitan Police die Lizenz für 28 Tage entzogen worden sei. 'Diese Entscheidung folgt Berichten, dass in dem Lokal ein schweres Verbrechen stattgefunden haben könnte, das mit einem Verstoß gegen die Lizenzbedingungen des Lokals zusammenhängt', so ein Sprecher des Stadtrats in einer Erklärung. Die Art des Verbrechens wurde nicht bekannt gegeben.“
In Mexiko-Stadt scheinen die Wege für Galerien doch nicht mit Gold gepflastert zu sein, ist einem Bericht von Maricarmen Barrios für Artnews zu entnehmen: „In diesem Jahr haben drei mittelgroße US-Galerien innerhalb von nur drei Monaten ihre Außenstellen in Mexiko-Stadt geschlossen: Morán Morán (Los Angeles), Deli (ehemals in New York ansässig und nun dauerhaft geschlossen) und Commonwealth and Council (Los Angeles). Keine von ihnen war länger als drei Jahre im Land.“
Die Gefährdung und Bewahrung des materiellen Kulturbes angesichts multipler Krisen war Thema einer Fachtagung , über die dpa berichtet: „Doch die Brisanz des Themas sei noch nicht wirklich angekommen, sagte [Hessens Kultiurminister Timon] Gremmels. Zumal es gelte, all diese Aufgaben in einer Zeit knapper werdender finanzieller Ressourcen zu bewältigen. Dazu sei es auch notwendig, Prioritäten zu setzen. Es werde schmerzhafte und harte Diskussionen darum geben, wo auch Sammlungen aufgelöst werden müssten. 'Aber diese Diskussionen muss man aus der Stärke heraus führen. Und man muss sie mit Konzepten und mit einer klaren Haltung führen.' 'Wir müssen aufhören zu träumen', sagte auch die Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, Ulrike Lorenz. 'Priorisieren heißt auch Depriorisieren.' Auch im Kulturbereich könne man nicht mehr nur auf Wachstum setzen. Für diese Transformation brauche es tragfähige Zukunftsstrategien und eine souveräne Kulturpolitik.“
Das Kunsthaus Göttingen muss wahrscheinlich nach nur vier Jahren Insolvenz anmelden, meldet Monopol: „Die Ratspolitik der Stadt Göttingen hatte entschieden, dass eine Zahlung von 200.000 Euro zur Überbrückung eines Liquiditätsengpasses nicht genehmigt werden kann. Oberbürgermeisterin Petra Broistedt, die zugleich Vorsitzende des Aufsichtsrats der Kunsthaus Göttingen gGmbH ist, betont, der Schritt sei bitter, bedeute aber nicht zwangsläufig das Aus für das Kunsthaus“.